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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Konsum - Was braucht man heutzutage "wirklich" - ökonomischer Fußabdruck?


Marshall
2018-03-02, 12:14:26
Hallo zusammen,

ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Konsum - was brauche ich wirklich und dabei bin ich auf ein Problem gestoßen:

Ich habe angefangen nach und nach meine Ausgaben kritisch zu hinterfragen und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass viele Ausgaben aus reinem Konsumverlangen geschehen. Z.b. reicht mir ein 50€ Lenovo vollkommen um mein Internetsurfen und Email etc.. abzudecken. Ich besitze auch sonst alles was ich brauche. Klamotten etc werden meist aus reiner oberflächlichen Konsumsucht gekauft das gleiche in anderen Bereichen. Viel wird weg geschmissen und andere kaufen sich genau das neu. Und so weiter.. ihr wisst wo drauf ich hinaus will..

Parallel habe ich mich gefragt wie viel ich eigentlich arbeiten muss, also wie viel Geld ich wirklich zum leben brauche. Es ist im Moment sehr wenig bei mir (unter 300€ Miete, Ernährung unter 80€ und restlicher Konsum 100€) ich bräuchte also theoretisch nur 500€ und bräuchte nur ein paar Stunden die Woche zu arbeiten um meinen Konsum zu finanzieren bzw. meinen Teil durch Arbeit zur Bereitstellung der von mir verbrauchten Güter und Dienstleistungen beizutragen.

Jetzt kommt mein "ökonomischer" bzw "finanzieller" Fußabdruck:
Unser System ist so aufgebaut, dass Staatsausgaben durch Steuern und Krankenkosten durch Krankenkassenbeiträge finanziert wird. Dieses System im sozial aufgebaut, wer weniger verdient weil er z.B. in einer Notlage ist oder keinen Job findet muss auch weniger Steuern oder Krankenkassenbeiträge zahlen.

Bei mir ist es aber so, dass ich mich bewusst für einen Lebensstil entscheide bei dem ich wenig Geld brauche, die Krankenversorgung und Staatsleistungen trotzdem im vollen Umfang nutze. Daher versuche ich gerade zu ermitteln wie Groß diese Kosten sind.

Hat jemand eine Ahnung? Und was sind eure Meinungen zum Thema Konsum und Notwendigkeiten? lebt hier jemand anderes mit möglichst wenig "Verbrauch"? Danke schon mal!

lumines
2018-03-02, 12:53:31
Da wir nicht mehr zu einem Leben mit ausschließlich "natürlichem" Konsum zurück können (und das nicht erst seit heute), stellt sich mir so eine Frage eigentlich nicht direkt.

Ich mein, wie lebt man denn ohne Konsum? Man hört auf sesshaft zu sein und ernährt sich nur noch von Beeren, Pflanzen und dem, was einem eben so über den Weg läuft. Keine Landwirtschaft. Keine Zivilisation. Keine Sprache. Keine Technologie abseits dessen, was jeder für sich erarbeitet. Das höchste der Gefühle ist da vielleicht der Knochen eines Tieres, den man irgendwo findet, anspitzt und damit dann weitere Tiere erlegt oder simple Werkzeuge baut.

Möglichst minimalistisch zu leben ist für mich daher auch nur ein Ausdruck von Konsum. Schau dir einmal an, wie Leute leben, die wirklich wenig haben. Kitsch, Konsum und Prunk sind da genau so verbreitet. Ist Minimalismus nicht nur der Kitsch des reichen Mannes, welcher einfach nur den Konsum mystifiziert und ihm seinen ausufernden Exzess nimmt? Minimalismus ist sicherer und ungefährlicher Konsum. Jedenfalls stellen wir uns das so vor.

Deshalb ergibt die Frage für mich auch keinen Sinn. Was man "wirklich" braucht, kann niemand klar sagen. Man kann nicht einfach alle Bedürfnisse auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbrechen. Und damit meine ich nicht, dass jeder da irgendwie andere, natürliche Bedürfnisse hat, die ihm irgendwie in die Wiege gelegt worden sind. Wir haben alle einfach nur unterschiedliche, komplett künstliche Träume von dem, was wir "wirklich" brauchen.

Der Vergleich ist zwar mittlerweile total abgedroschen, aber Coca Cola hat ja diverse Werbungen gemacht, die man fast wie eine Parodie an exakt der Suche dem "echten Ding" lesen kann. Der Witz ist, dass es das eben nicht mehr gibt. Cola ist wortwörtlich "the real thing". Konsum ist "the real thing". Abseits des Konsums gibt es nichts mehr. Wir haben nur noch Konsum mit verschiedenen Gesichtern.

GxtZpFl3pPM

Mr.Fency Pants
2018-03-02, 13:14:35
Das Thema wurde hier: https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=578147 auch schon diskutiert.

Ich denke, ganz vom Konsum kann sich niemand loseisen, es gibt imo aber unterschiedliche Varianten. Kauft man selten etwas, was man dann intensiv nutzt macht das mehr Sinn als Kaufen um des Kaufen Willens und das muss schon wieder das nächste Teil her und so weiter und so weiter.

Sich mit seinem eigenen Konsumverhalten zu beschäftigen und dies zu hinterfragen halte ich für sehr sinnvoll. Dann merkt man erst was man alles hat was man gar nicht braucht. Mit einer Liste kann man sich sehr gut Impulskäufe abgewöhnen, bis die irgendwann gar nicht mehr vorkommen. Sollte man ein Kaufverlangen bemerken, dann sollte man sich erst einmal fragen, ob man das Teil auch wirklich braucht, auf eine Liste schreiben und dann nach ein paar Tagen oder Wochen da nochmal reingucken. In den allermeisten Fällen hat sich damit der Kaufdrang schon erledigt.

Oder man setzt sich ein festes Budget (auch wenn man theoretisch mehr kaufen könnte.)

@lumines: ob es noch "das richtige Ding" gibt oder nicht und was das ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Dass das uns aber ausschließlich von Außen aufoktroyiert ist, glaube ich nicht. Man hat es selbst in der Hand, in wieweit man sich Werbung & Konsum aussetzt. Komplett auf 0 wirds wohl nicht gehen, aber jeder kann den Anteil selbst bestimmen. Wir sind sicherlich anfällig für die Tricks & Methoden, daher ist es wichtig, diese zu durchschauen und sich dagegen zu wehren, bzw. den ganzen Quatsch einfach nicht mitzumachen.

Ash-Zayr
2018-03-02, 13:15:21
Der Mensch hat die Bürde eines ausgeprägten Bewusstseins und Zeit/Ich-Empfindens....sein größter Feind daher: Langeweile!
Tiere fressen den ganzen Tag, paaren sich, liegen herum oder streifen umher. Der Mensch hingegen braucht Abwechslung, Zerstreuung und stets einen Fokus, sonst geht man ein.
Konsum ist für mich insofern nicht einfach nur die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern zum überwiegenden Teil entstanden um die Vermeidung von Langeweile herum...alle Aktivitäten und die meisten Errungenschaften des Menschen wie Musik, Kino, Literatur, dienen einzig und allein dem Zweck, der oben erwähnten natürlichen Bürde entgegenzuwirken.

Ergo: wenn der TS nur ein paar Stunden pro Woche arbeitet, sieht er sich umso mehr der Zeit ausgesetzt, unserem Feind, dem er dann umso mehr unter Einsatz von Konsumgütern entgegenwirken muss..noch mehr PC spiele, Filme, Bücher, uzw..
Auch dass der Mensch seit jeher affin zu Drogen in allen Formen ist, ist Resultat dessen..sie schalten das Zeit/Ich-Empfinden aus und die Notwendigkeit, einen Fokus zu haben.....bekifft kann man auch 4 Stunden in der Ecke liegen und ist glücklich...nüchtern ginge nicht mal 20 Minuten....Wartezimmer-Koller kennen wir alle...

ash

Marshall
2018-03-02, 13:32:57
Der Mensch hat die Bürde eines ausgeprägten Bewusstseins und Zeit/Ich-Empfindens....sein größter Feind daher: Langeweile!
Tiere fressen den ganzen Tag, paaren sich, liegen herum oder streifen umher. Der Mensch hingegen braucht Abwechslung, Zerstreuung und stets einen Fokus, sonst geht man ein.
Konsum ist für mich insofern nicht einfach nur die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern zum überwiegenden Teil entstanden um die Vermeidung von Langeweile herum...alle Aktivitäten und die meisten Errungenschaften des Menschen wie Musik, Kino, Literatur, dienen einzig und allein dem Zweck, der oben erwähnten natürlichen Bürde entgegenzuwirken.

Ergo: wenn der TS nur ein paar Stunden pro Woche arbeitet, sieht er sich umso mehr der Zeit ausgesetzt, unserem Feind, dem er dann umso mehr unter Einsatz von Konsumgütern entgegenwirken muss..noch mehr PC spiele, Filme, Bücher, uzw..
Auch dass der Mensch seit jeher affin zu Drogen in allen Formen ist, ist Resultat dessen..sie schalten das Zeit/Ich-Empfinden aus und die Notwendigkeit, einen Fokus zu haben.....bekifft kann man auch 4 Stunden in der Ecke liegen und ist glücklich...nüchtern ginge nicht mal 20 Minuten....Wartezimmer-Koller kennen wir alle...

ash
Hey, ein sehr interessanter Beitrag! Und genau da bin auch gerade am schauen, wieso ich nicht einfach nur "sein" kann. Also wieso reicht es nicht morgens aufzustehen, Frühstücken, mich zu bilden Radio hören, Gedanken und Ideen entwickeln Mittags sich um Nahrung kümmern, kochen (richtig) Nachmittags paar Stunden etwas machen was zur Wertschöpfung beiträgt und Abends mit Freunden etwas unternehmen... Und langsam schaffe ich es auch ohne Langeweile. Im Moment fühlt sich die freie Zeit aber tatsächlich so an, wie wenn man früher die Schule aus hatte und einfach nur rum gelaufen ist und was mit anderen gemacht hat ohne wirklichen Plan... also nicht negativ.

Und zur Beschäftigung: ich überdenke dort meine Beschäftigung im Sinne von Dinge tun die einen nicht "zudröhnen" und viele Ressourcen und Arbeit anderer verbrauchen.

maximum
2018-03-02, 13:37:40
Naja es ist ja nicht mit Wohnung+Essen getan. Einfach (fast) alles kostet zusätzlich Geld. Man will ja nicht nur zu Hause rumgammeln und die Decke anstarren...

Mr.Fency Pants
2018-03-02, 13:41:04
Hey, ein sehr interessanter Beitrag! Und genau da bin auch gerade am schauen, wieso ich nicht einfach nur "sein" kann. Also wieso reicht es nicht morgens aufzustehen, Frühstücken, mich zu bilden Radio hören, Gedanken und Ideen entwickeln Mittags sich um Nahrung kümmern, kochen (richtig) Nachmittags paar Stunden etwas machen was zur Wertschöpfung beiträgt und Abends mit Freunden etwas unternehmen... Und langsam schaffe ich es auch ohne Langeweile. Im Moment fühlt es sich aber tatsächlich so an, wie wenn man früher die Schule aus hatte und einfach nur rum gelaufen ist und was mit anderen gemacht hat... also nicht negativ.

Und zur Beschäftigung: ich überdenke dort meine Beschäftigung im Sinne von Dinge tun die einen nicht "zudröhnen" und viele Ressourcen und Arbeit anderer verbrauchen.

Imo braucht jeder auch Phasen von "No Mind", das bedeutet Zeiten in den man nicht denkt. Sowas kann man beim Meditieren erleben.

In solchen Momenten hat man das Gefühl einfach nur zu sein und nichts konsumieren oder denken zu müssen. Denken ist sicherlich eine super Sache, aber man muss das nicht den ganzen Tag tun. Gibt genug Anleitungen, Videos und Bücher zu dem Thema, ich kann nur jedem empfehlen, sich mal damit zu beschäftigen. Man wird ruhiger, fokussierter und kann am einfachsten mal mit bewusstem Atmen anfangen und gucken was sich tut. Insgesamt also mehr vom Haben zum Sein kommen.

Marshall
2018-03-02, 13:43:01
Da wir nicht mehr zu einem Leben mit ausschließlich "natürlichem" Konsum zurück können (und das nicht erst seit heute), stellt sich mir so eine Frage eigentlich nicht direkt.

Ich mein, wie lebt man denn ohne Konsum? Man hört auf sesshaft zu sein und ernährt sich nur noch von Beeren, Pflanzen und dem, was einem eben so über den Weg läuft. Keine Landwirtschaft. Keine Zivilisation. Keine Sprache. Keine Technologie abseits dessen, was jeder für sich erarbeitet. Das höchste der Gefühle ist da vielleicht der Knochen eines Tieres, den man irgendwo findet, anspitzt und damit dann weitere Tiere erlegt oder simple Werkzeuge baut.

Möglichst minimalistisch zu leben ist für mich daher auch nur ein Ausdruck von Konsum. Schau dir einmal an, wie Leute leben, die wirklich wenig haben. Kitsch, Konsum und Prunk sind da genau so verbreitet. Ist Minimalismus nicht nur der Kitsch des reichen Mannes, welcher einfach nur den Konsum mystifiziert und ihm seinen ausufernden Exzess nimmt? Minimalismus ist sicherer und ungefährlicher Konsum. Jedenfalls stellen wir uns das so vor.

Deshalb ergibt die Frage für mich auch keinen Sinn. Was man "wirklich" braucht, kann niemand klar sagen. Man kann nicht einfach alle Bedürfnisse auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbrechen. Und damit meine ich nicht, dass jeder da irgendwie andere, natürliche Bedürfnisse hat, die ihm irgendwie in die Wiege gelegt worden sind. Wir haben alle einfach nur unterschiedliche, komplett künstliche Träume von dem, was wir "wirklich" brauchen.

Der Vergleich ist zwar mittlerweile total abgedroschen, aber Coca Cola hat ja diverse Werbungen gemacht, die man fast wie eine Parodie an exakt der Suche dem "echten Ding" lesen kann. Der Witz ist, dass es das eben nicht mehr gibt. Cola ist wortwörtlich "the real thing". Konsum ist "the real thing". Abseits des Konsums gibt es nichts mehr. Wir haben nur noch Konsum mit verschiedenen Gesichtern.

http://youtu.be/GxtZpFl3pPM
Hey,
ja das Problem ist, dass Minimalismus und Konsumverzicht und nachhaltig leben ziemlich in Mode ist und viele einfach Stumpf diesen "Ideologien" folgen und dann auch häufig von der Werbung gezielt dann manipuliert um noch mehr oder weiter zu konsumieren nur halt "nachhaltige" Produkte. Es ändert sich gar nichts.
So weit wie du gedacht hast würde ich auch niemals gehen, dafür mag ich das Leben in der Stadt im warmen und hygienischen und mit anderen Menschen zu sehr. Mir geht es wie gesagt auch nicht um ein stumpfes "ich werde der Champion und komme mit viel weniger aus als du" als Beschäftigung ohne Sinn und Verstand.
Für mich steht eher im Vordergrund:

Ressourcen sind endlich, daher ist es besser weniger zu verbrauchen, dass sich diese regenerieren können.
Weniger "gezwungene" Arbeit ist besser.

Ich denke mal zumindest beim ersten wird mir jeder Zustimmen, beim zweiten wenn man bedenkt, dass hier nur die Arbeit die zur Produktion aller Güter und Dienstleistungen dient auch. Wenn weniger gearbeitet werden müsste könnten sich alle in der restlichen Zeit mit der Selbstentfaltung, Entwicklung von Ideen und der Lösung weltweiter Probleme beschäftigen.
Daher daher meine Motivation bewusst Dinge (Ressourcen und Arbeite) und Dienstleistungen (Arbeit) zu verbrauchen.

lumines
2018-03-02, 14:05:33
So weit wie du gedacht hast würde ich auch niemals gehen, dafür mag ich das Leben in der Stadt im warmen und hygienischen und mit anderen Menschen zu sehr. Mir geht es wie gesagt auch nicht um ein stumpfes "ich werde der Champion und komme mit viel weniger aus als du" als Beschäftigung ohne Sinn und Verstand.

Ich wollte damit auch nicht sagen, dass das irgendwie erstrebenswert sei. Eher das komplette Gegenteil. Niemand von uns kann oder sollte so leben. Genau deshalb macht es auch keinen Sinn über eine "natürliche" Lebensweise nachzudenken.

Ressourcen sind endlich, daher ist es besser weniger zu verbrauchen, dass sich diese regenerieren können.
Weniger "gezwungene" Arbeit ist besser.

Ja, aber wie ist das heute möglich? Meiner Meinung nach gar nicht. Alles spielt sich immer im gleichen Rahmen ab.

Wenn weniger gearbeitet werden müsste könnten sich alle in der restlichen Zeit mit der Selbstentfaltung, Entwicklung von Ideen und der Lösung weltweiter Probleme beschäftigen.
Daher daher meine Motivation bewusst Dinge (Ressourcen und Arbeite) und Dienstleistungen (Arbeit) zu verbrauchen.

Und genau das wird nicht passieren. Unsere Träume und Wünsche existieren nur innerhalb des Konsums.

Oder um es wie George Orwell zu sagen: “If a man cannot enjoy the return of spring, why should he be happy in a labour-saving Utopia?”

Marshall
2018-03-02, 14:12:05
Naja es ist ja nicht mit Wohnung+Essen getan. Einfach (fast) alles kostet zusätzlich Geld. Man will ja nicht nur zu Hause rumgammeln und die Decke anstarren...
Ja das stimmt leider, man ist es zumindest so gewohnt und nimmt es hin. Einfach mal raus gehen ne Runde spazieren, sich im Internet informieren, mit anderen über Ideen diskutieren.. es gibt halt schon viele Sachen die nichts (oder fast nichts) kosten. Aber ich bin da auch noch am suchen und bin für weitere Ideen offen :-)

Daredevil
2018-03-02, 14:32:23
Ich will mal behaupten, dass es selten Menschen gibt, die "gar nichts" machen.
Auch wenn ich jeden Tag 1-2 Stunden vor Youtube hänge, bilde ich mich in dem Sinne fort in den Themen, die ich selber für wichtig halte. Entweder Unterhaltung, Berichte über technologischer Fortschritt, Ernährungstipps oder einfach simple Unterhaltung.
Podcasts sind je nach Thema auch deutlich mehr als "nichts tun", sondern eröffnen manchen Menschen eben auch neue Denkansätze.

Mr.Fency Pants hat ja schon den ersten Thread verlinkt, da wurde ja schon viel gesprochen.

Ich bin ja letztes Jahr von meiner 720€ Warm Neubauwohnung in mein momentanes noch 160€ warm WG Zimmer gezogen und und habe mich von meiner leitenden Tätigkeit im Job getrennt und habe unheimlich viel Freizeit und nach einem ~halben Jahr kann ich als Resümee sagen, es ist unheimlich schwierig, diesen Schritt durchzuleben.

Drei Dinge, die man vorher vielleicht nicht so bedacht hat und die schwer zu handlen sind.

1. Du hast keinen Job und brauchst auch gerade keinen
Ich habe 24 Stunden Zeit am Tag, um alles zu tun, was ich möchte. Aber ich scheiterte daran am Anfang, mir einen Weg zu formen, was ich denn nun speziell machen will.
Lerne ich spanisch? Lerne ich C++? Gehe ich öfter Joggen? Baue ich mir ein Hochbett? Schlafe ich heute einfach mal durch? Streame ich 10 Stunden lang?
Was ich sagen will, du hast ALLE MÖGLICHKEITEN dieser Welt und ALLES steht dir offen und sowas kennst du nicht, sowas erdrückt dich im ersten Moment.
Die Verantwortung zu haben, dass man nun seinen Alltag selber planen muss und er nicht zu ~66% vorgegeben ist, ist eine große Aufgabe. Damit ist man am Anfang sehr überwältigt, das muss man lernen, das ist schwer.

2. Du hast keinen Job und fühlst dich minderwertig
Ich bin arm, ich bin aber auch kein Millionär, aber trotzdem fehlt mir etwas.
Früher in leitender Position habe ich mich auch privat deutlich selbstbewusster Verhalten als heute, weil.... ich eben von anderen gewürdigt wurde, die zu mir herauf geschaut haben, ich einfach ein fucking Rockstar war auf der Arbeit. Dieses Selbstbewusstsein hat sich durch das wegbleiben des Jobs seeeehr dezimiert am Anfang und ich habe von mir selbst das Bild gehabt, ich wäre einfach nur ein Assi, der den ganzen Tag nur Netflix schaut.
Aber eigentlich hat sich in meinem Leben nichts geändert, nur das ich nicht mehr arbeiten gehe. Ich hab genauso viel Geld wie früher, ich fahre das gleiche Auto wie früher, ich habe das gleiche Handy wie früher aber trotzdem fühlte ich mich minderwertiger als jemand, der einen Job hat, weil ich mir selber diese eine Aufgabe und die Zielführung entrissen habe, wofür ich früher gerne aufgestanden bin.
Und das ist ebenfalls eine Komponente, die sehr schwer zu handlen ist.
Du bist ein Mensch und du bist ebenfalls genauso Wertvoll, ob du einen Job besitzt, oder nicht.
Und das ist nur die Reaktion, die ich mir selber entgegen werfe. Andere Menschen reagieren natürlich ebenfalls kontrovers auf das Thema, weil man gleich in verschiedenen Schubladen landet, wo man eigentlich gar nicht hingehört.

3. Du kannst dir endlich einen geilen Job suchen
Man sagt ja so gerne "Such dir einen Job den du liebst und du musst nie wieder arbeiten gehen" und ja, das stimmt!
Aber welchen denn? Welcher ist für dich und dein Leben momentan so attraktiv, dass er dein Leben nicht einschränkt, sondern es bereichert?
Wenn mich jemand fragt, was ich denn nun als nächstes machen möchte, antworte ich immer mit einem "Ich würde gerne einen Job haben zu dem ich auch hingegen würde, obwohl ich dafür keine Bezahlung bekomme" und das ist eine sehr romantische, vielleicht auch naive Vorstellung von meinem nächsten Job, aber das beschreibt es ganz gut.
Für mich muss der Job kein Job sein, ich will nicht die Verpflichtung haben xyz zutun, sondern ich will es auch wollen. Es soll ein Teil meines Alltags sein.

Beispiel1: Ich arbeite als 15 Stunden Kraft bei xyz und muss zwei Tage in der Woche raus um Regale einzuräumen für 800€ <<< Boring

Beispiel2: Ich arbeite als 20 Stunden Kraft mit behinderten Menschen zusammen und helfe Ihnen dabei, ihren Alltag besser hinzu bekommen für 600€ <<< Super Sache!

Beispiel3: Ich hole mein Abi nach, weil ich Bock habe auf mehr Wissen und jobbe nebenbei an einer Tankstelle für 400€ <<< Mit dem Mittel zum Zweck, ebenfalls cool!

Wenn du keine Geldprobleme hast, schaust du bei der Suche der nächsten Tätigkeit nicht zuerst in den Geldbeutel, sondern in dein Herz.

Wenn ich mir in den letzten Jahren nicht aktiv Zeit genommen hätte für Dinge, die mich und mein Leben persönlich geprägt haben in den letzten Jahren ( Veganismus, Minimalismus, Psychotherapie und gezielte Grenzüberschreitungen ( Comfort Zone ) ), wäre ich heute nicht der freie, aber tatsächlich momentan leicht unglückliche Mensch, der ich heute bin.
Aber da arbeite ich aktiv dran und ich probiere mich aus, weil ich habe die Zeit. :)

Aber auch diese Erfahrung kann und konnte ich nur sammeln, weil ich davor 8 Jahre lang arbeitete und mich in eine Position gebracht habe, wo ich eben viel Geld ansparen konnte. Und bis auf das letzte Jahr war ich war ich ebenfalls sehr glücklich dort. Things Change.

maximum
2018-03-02, 14:33:18
Ja das stimmt leider, man ist es zumindest so gewohnt und nimmt es hin. Einfach mal raus gehen ne Runde spazieren, sich im Internet informieren, mit anderen über Ideen diskutieren.. es gibt halt schon viele Sachen die nichts (oder fast nichts) kosten. Aber ich bin da auch noch am suchen und bin für weitere Ideen offen :-)

Es gibt dann aber nur 2 Optionen:

a) Bekanntenkreis ist genauso drauf und man trifft sich höchstens zum Grillen/Spieleabend. Ausgehen, Reisen, Restaurant usw. fällt alles weg.
b) man spaziert und googelt allein vor sich hin.

Ich denke du verstehst, worauf ich hinauswill. Das ist ein bisschen die fehlende soziale Teilhabe, über die immer wieder im ALG2-Satz diskutiert wird.

Daredevil
2018-03-02, 14:49:59
Und mit euch hier zu schreiben ist keine soziale Interaktion?
Das mache ich nämlich gerade, während ich esse. :)

Das ist natürlich weniger, als würde ich mit euch am Tisch sitzen, aber auch deutlich mehr, als würde ich dabei eine Serie schauen. :D

Marshall
2018-03-02, 15:45:16
Ich will mal behaupten, dass es selten Menschen gibt, die "gar nichts" machen.
Auch wenn ich jeden Tag 1-2 Stunden vor Youtube hänge, bilde ich mich in dem Sinne fort in den Themen, die ich selber für wichtig halte. Entweder Unterhaltung, Berichte über technologischer Fortschritt, Ernährungstipps oder einfach simple Unterhaltung.
Podcasts sind je nach Thema auch deutlich mehr als "nichts tun", sondern eröffnen manchen Menschen eben auch neue Denkansätze.

Mr.Fency Pants hat ja schon den ersten Thread verlinkt, da wurde ja schon viel gesprochen.

Ich bin ja letztes Jahr von meiner 720€ Warm Neubauwohnung in mein momentanes noch 160€ w[..]
Ja, ich erlebe das auch im Moment so, dass ich nach und nach die Kontrolle über mein Leben erlange. Ich habe mich in den letzten Monaten mit vielen Dinge beschäftigt und habe inzwischen in vielen Bereichen meines Lebens aufgeräumt und mir bewusst gemacht was ich tue, wieso ich es tue und ob ich es auch weiterhin so tun will. Wir leben in einer sehr oberflächlichen Welt und viele Gewohnheiten halten einer rationalen Überprüfung nicht stand.

Das ging dann erst mal beim Materiellen los: Zimmer ausmisten, was brauche ich überhaupt von den Dingen? Und dann viel verkauft. Finanziell was gebe ich aus, wofür und ist das überhaupt nötig. (->dieser Thread)
Generell: Wie will ich leben und was sind die Werte und Ziele nach denen ich mein Leben gestalte.
Ernährung wie will ich mich ernähren? Wie ernähre ich mich überhaupt gut?
Beziehung: will ich eine Beziehung haben? Wenn ja wie soll diese aussehen?
Job: Wie viel Geld muss ich erarbeiten und was ist eine sinnvolle Tätigkeit die auch mit meinen anderen Werten übereinstimmt...

Das alles ist aber halt eine Sache die Zeit braucht. Ich habe allein letzte und diese Woche gebraucht um einen Ernährungs -plan und gewohnheiten auszuarbeiten mit den Bedingungen gesund, einfach, günstig, nachhaltig und diese anzuwenden. Da kommt es dann einfach vor dass man Mittags Das Essen plant, einkaufen geht, dann für sich und evtl. Freunde kocht in Ruhe isst und es ist 15:00. Also im Moment brauche ich mich um Langeweile wenig zu kümmern...mal sehen wie das ist, wenn ich alle Bereiche überprüft und angepasst habe..

schreiber
2018-03-02, 16:25:30
https://www.youtube.com/watch?v=7CPW7zzpsfg
Teil dieses Vortrags handelt von "unnötiger Arbeit", wo der Kern des Problems liegt. Gleich am Anfang.

Letztlich müssen Löhne rauf, und Dinge, die wir nicht wollen oder brauchen, müssen teuer gemacht werden mittels Steuern (Beispiel Zigaretten).

Ergo Sprit Schritt für Schritt teurer machen, um Erdöl nach und nach durch Alternativen zu ersetzen. Und mit den Steuereinnahmen soziale Unterschiede ausgleichen für Leute, die sich dank steigendem Spritpreis immer weniger Mobilität leisten können.

Ist halt zu simpel für unsere Volkswirte und Politiker, weshalb diese Lösung wohl nie kommen wird.

Simon Moon
2018-03-02, 16:56:20
Da wir nicht mehr zu einem Leben mit ausschließlich "natürlichem" Konsum zurück können (und das nicht erst seit heute), stellt sich mir so eine Frage eigentlich nicht direkt.

Was ist denn überhaupt "natürlicher" Konsum?

Im Prinzip sind wir so gesehen doch ab dem Punkt eine Konsumgesellschaft, in der der eine entscheidet ein Wild zu jagen und der andere Beeren pflückt und der jeweilige Ertrag danach ausgetauscht wird.

Dennoch verbraucht unser Konsum im Endeffekt Ressourcen - ob wir ein Produkt nun selber erzeugen oder dies von anderen übernommen wird. Dabei ist das System darunter mittlerweile so komplex, dass der Geldwert eines Produktes noch - wenn auch nicht annähernd genau - einer der beste Indikatoren für den Aufwand an Ressourcen ist.

Marshall
2018-03-02, 17:20:20
Dabei ist das System darunter mittlerweile so komplex, dass der Geldwert eines Produktes noch - wenn auch nicht annähernd genau - einer der beste Indikatoren für den Aufwand an Ressourcen ist.
Ja das stimmt. Nur müsste ein Produkt eigentlich so viel kosten, wie es in der Produktion, und auch im Recycling kostet, so dass alle Ressourcen wiedergewonnen werden. Also der komplette Lebenszyklus abgedeckt ist. Und natürlich noch die sonstigen externen Effekte wie Verschmutzung etc.. Aber das ist alles noch mal ein anderes Thema..

PatkIllA
2018-03-02, 18:19:04
Hallo zusammen,

ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Konsum - was brauche ich wirklich und dabei bin ich auf ein Problem gestoßen:

Ich habe angefangen nach und nach meine Ausgaben kritisch zu hinterfragen und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass viele Ausgaben aus reinem Konsumverlangen geschehen. Z.b. reicht mir ein 50€ Lenovo vollkommen um mein Internetsurfen und Email etc.. abzudecken. Ich besitze auch sonst alles was ich brauche. Klamotten etc werden meist aus reiner oberflächlichen Konsumsucht gekauft das gleiche in anderen Bereichen. Viel wird weg geschmissen und andere kaufen sich genau das neu. Und so weiter.. ihr wisst wo drauf ich hinaus will..

Parallel habe ich mich gefragt wie viel ich eigentlich arbeiten muss, also wie viel Geld ich wirklich zum leben brauche. Es ist im Moment sehr wenig bei mir (unter 300€ Miete, Ernährung unter 80€ und restlicher Konsum 100€) ich bräuchte also theoretisch nur 500€ und bräuchte nur ein paar Stunden die Woche zu arbeiten um meinen Konsum zu finanzieren bzw. meinen Teil durch Arbeit zur Bereitstellung der von mir verbrauchten Güter und Dienstleistungen beizutragen.
Wie geht denn bitte 80€ für Essen? Und für ein paar Dinge muss man auch Reserven haben für langlebegie Geräte, die auch mal ausgetauscht oder repariert werden müssen.
Ich habe letztes meine Stunden etwas reduziert und im Prinzip 50Tage frei im Jahr. Eigentlich wollte ich richtige 4 Tage Woche aber mein Chef hat mir für 4,5 netto deutlich mehr angeboten.
Jetzt kommt mein "ökonomischer" bzw "finanzieller" Fußabdruck:
Unser System ist so aufgebaut, dass Staatsausgaben durch Steuern und Krankenkosten durch Krankenkassenbeiträge finanziert wird. Dieses System im sozial aufgebaut, wer weniger verdient weil er z.B. in einer Notlage ist oder keinen Job findet muss auch weniger Steuern oder Krankenkassenbeiträge zahlen.

Bei mir ist es aber so, dass ich mich bewusst für einen Lebensstil entscheide bei dem ich wenig Geld brauche, die Krankenversorgung und Staatsleistungen trotzdem im vollen Umfang nutze. Daher versuche ich gerade zu ermitteln wie Groß diese Kosten sind. Ein paar Dinge wie Renten und Lohnfortzahlungen und Arbeitsloengeld sind an den vorherigen Beitrag gekoppelt.
2. Du hast keinen Job und fühlst dich minderwertig
Du bist ein Mensch und du bist ebenfalls genauso Wertvoll, ob du einen Job besitzt, oder nicht.
Wenn man sich auf Kosten anderer aushalten lässt obwohl man arbeiten könnte ist man schon ein Parasit.
Und wenn man nicht gerade im Lotto gewinnt oder das Erbe durchbrennt muss man halt arbeiten.

3. Du kannst dir endlich einen geilen Job suchen
Man sagt ja so gerne "Such dir einen Job den du liebst und du musst nie wieder arbeiten gehen" und ja, das stimmt!
Aber welchen denn? Welcher ist für dich und dein Leben momentan so attraktiv, dass er dein Leben nicht einschränkt, sondern es bereichert?
Rein praktisch gibt es sowas aber nicht. Selbst wenn du es schaffst als Reisevlogger durchzukommen gehören da auch jede Menge nervige Dinge tun. Im sozialen Bereich bist du an Dienstpläne gebunden und die Patienten kann man sich auch nicht aussuchen.

Trap
2018-03-02, 19:26:40
Wie geht denn bitte 80€ für Essen?
90 kg Kartoffeln und 30€ für Vodka? ;D

Bei mir ist es aber so, dass ich mich bewusst für einen Lebensstil entscheide bei dem ich wenig Geld brauche, die Krankenversorgung und Staatsleistungen trotzdem im vollen Umfang nutze. Daher versuche ich gerade zu ermitteln wie Groß diese Kosten sind.
Für den Staat gibt es die Aufstellung: https://www.bundeshaushalt-info.de/#/2017/soll/ausgaben/einzelplan.html
Im Moment geht das praktischerweise bei der Umrechnung ziemlich genau so auf, dass der Teil vor dem Tausendertrennzeichen den monatlichen Betrag pro Einwohner Deutschlands ergibt: Soziales 137€/Monat, Verteidigung 37€/Monat usw... - in Summe etwa 330€/Monat

Da fehlt dann noch das Bundesland und die Kommune, die haben natürlich auch eigene Ausgaben.

Gesundheitsausgaben beim Statistikamt https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Gesundheitsausgaben/Gesundheitsausgaben.html sind etwa 400€/Monat

Daredevil
2018-03-02, 20:09:49
Wenn man sich auf Kosten anderer aushalten lässt obwohl man arbeiten könnte ist man schon ein Parasit.
Und wenn man nicht gerade im Lotto gewinnt oder das Erbe durchbrennt muss man halt arbeiten.

Das komische ist ja, auch wenn jemand nicht arbeiten muss, weil man sich selbst versorgen kann, kommt trotzdem ein komisches Gefühl in anderen hoch.
Ein Kollege hat mal zu mir gesagt "Das kannst du doch nicht einfach so machen, du musst doch arbeiten gehen", des arbeitens wegen und nicht deswegen, dass man Geld dafür verdient.
"Man" muss anscheinend für manche arbeiten gehen, weil das Leben ansonsten komplett sinnbefreit ist. Ob man genug zum Leben hat oder einfach nur nach der "Ich tausche meine Lebenszeit gegen Geld durch arbeiten ein" Regel lebt, ist da völlig egal.



Rein praktisch gibt es sowas aber nicht. Selbst wenn du es schaffst als Reisevlogger durchzukommen gehören da auch jede Menge nervige Dinge tun. Im sozialen Bereich bist du an Dienstpläne gebunden und die Patienten kann man sich auch nicht aussuchen.
Warum nimmst du denn als Beispiel gleich diese <1% Menschen, die durch Insta Werbung ihre Kohle verdienen?
Ein Maler kann auch ein total erfülltes Leben haben trotz oder auch wegen seiner Arbeit, weil er das ganze liebt, dazu muss man keine Werbeikone sein und auch nicht andererseits ein Imperium von passiven Einkommen aufbauen.
Jeder Job kann für jeden Menschen genau das sein und wichtig ist nicht, was man an einzelnen Tagen für ein Gefühl hat, sondern wie es am Ende in einer Zeitperiode ist und dass kann man sich erarbeiten.
Wenn das Ziel ist, Kooperationen durch Werbepartner anzustreben durch soziale Plattformen, dann ist das Ziel maßgeblich und nicht der Weg dorthin.
( Eine Freundin verdient damit den ein oder anderen Euro, weil sie gerne reist und gerne Fotos macht. Also hat sie das halt verbunden. )

Ich persönlich habe auch mal intensiv einen Monat lang bei Twitch gestreamed und wollte mal sehen, wie das so ist und ob ich das jeden Tag machen könnte und für mich kam beim reinen zocken nur Langeweile auf am Ende. Das war halt nichts für mich.

Wenn du Eltern fragst, ob sie ihr frisch geborenes Kind lieben, werden sie immer mit einem ganz klaren Ja antworten.
Wenn sie aber in den kommenden Wochen keinen Schlaf mehr haben, das Kind einem die nerven raubt, es rumschreit ect., wird auch öfter mal ein Nein auf die Frage kommen... aber letzten Endes zählt nur das, was am Ende dabei raus kommt und das kann es wert sein.

PatkIllA
2018-03-02, 20:38:39
Das komische ist ja, auch wenn jemand nicht arbeiten muss, weil man sich selbst versorgen kann, kommt trotzdem ein komisches Gefühl in anderen hoch.
Ein Kollege hat mal zu mir gesagt "Das kannst du doch nicht einfach so machen, du musst doch arbeiten gehen", des arbeitens wegen und nicht deswegen, dass man Geld dafür verdient.
"Man" muss anscheinend für manche arbeiten gehen, weil das Leben ansonsten komplett sinnbefreit ist. Ob man genug zum Leben hat oder einfach nur nach der "Ich tausche meine Lebenszeit gegen Geld durch arbeiten ein" Regel lebt, ist da völlig egal.Wenn die Arbeit der einzige oder vorherrschende Sinn ist tun die mir fast schon leid.
Und Leute die eine coole Idee durchgezogen haben und sich mit wenigen Stunden aus dem Hamsterrad befreit haben, haben meinen verdammten Respekt dafür. Insbesondere wenn die Mehrheit das eher ablehnt.
Das hilft generell: Zen of zero fucks given
Warum nimmst du denn als Beispiel gleich diese <1% Menschen, die durch Insta Werbung ihre Kohle verdienen? Das leuchtet halt allen ein.

Ein Maler kann auch ein total erfülltes Leben haben trotz oder auch wegen seiner Arbeit, weil er das ganze liebt, dazu muss man keine Werbeikone sein und auch nicht andererseits ein Imperium von passiven Einkommen aufbauen.
Jeder Job kann für jeden Menschen genau das sein und wichtig ist nicht, was man an einzelnen Tagen für ein Gefühl hat, sondern wie es am Ende in einer Zeitperiode ist und dass kann man sich erarbeiten.Ein einfacher Anstreicher hat das wohl eher nicht. Mögen vielleicht aber Erfüllung? Oder der Kisteneinräumer im Supermarkt oder bei Amazon.

Daredevil
2018-03-02, 20:51:22
Gut, da gibt es ja auch Maler bzw. Anstreicher als Dienstleister und Maler als Künstler, der halt nicht nur vor Wohnungsübergaben kommt, sondern sich kreativ austobt. Es kommt halt drauf an, wie jeder für sich das gut findet und jeder hat ja im Grunde auch die Chance, alles zu erreichen, was er will. Man muss sich dafür halt ein wenig anstrengen.

Hier im Forum sind ja auch viele, die in der IT Branche nicht nur aufgrund des Geldes sehr zufrieden sind, sondern eben auch aufgrund der sozialen Bedingungen und den individuellen Freizeiten, die man sich erlauben kann wenn man das gut macht, worauf man Bock hat.
Mosher ( der sich ja auch im anderen Thread geäußert hat ), nehme ich das auch ab, dass er glücklich ist, obwohl er viel dafür tun muss.

Wo ich als frischer Filialleiter einen Tag vor Neueröffnung von Morgens 5 bis Abends 23 Uhr in der Bude stand und wusste, um 5 Uhr muss ich am nächsten Tag hier wieder auf der Matte stehen, hat sich nur mein Körper dagegen gewehrt. Mein Geist war die ganze Zeit auf "GEILGEILGEILGEIL, MEINE EIGENE FILIALE, GEILGEILGEIL!".

Anders wird es ja auch den Insta Mädels nicht gehen abseits von ihren fertigen perfekten Instagram Bildern. Weil von Bilder alleine kommen nun auch keine Kooperationen zustande. Da muss man halt am Anfang aktiv anschreiben, den ganzen Tag.

PatkIllA
2018-03-02, 21:01:17
Gut, da gibt es ja auch Maler bzw. Anstreicher als Dienstleister und Maler als Künstler, der halt nicht nur vor Wohnungsübergaben kommt, sondern sich kreativ austobt. Es kommt halt drauf an, wie jeder für sich das gut findet und jeder hat ja im Grunde auch die Chance, alles zu erreichen, was er will. Man muss sich dafür halt ein wenig anstrengen. Wohl eher Wunschdenken. Es gibt genug, die null reflektieren, nichts können oder durchhalten um etwas zu erreichen.
Dass ich nicht wie Einstein die Physik revolutioniere liegt glaube ich nicht nur daran, dass ich mich nicht wirklich anstrenge es zu versuchen. Selbst mit wirklich Talent und Resourcen hat man auch nur die Zeit in wenigen Dingen wirklich gut zu sein.

Hier im Forum sind ja auch viele, die in der IT Branche nicht nur aufgrund des Geldes sehr zufrieden sind, sondern eben auch aufgrund der sozialen Bedingungen und den individuellen Freizeiten, die man sich erlauben kann wenn man das gut macht, worauf man Bock hat.
Mosher ( der sich ja auch im anderen Thread geäußert hat ), nehme ich das auch ab, dass er glücklich ist, obwohl er viel dafür tun muss. Ich habe auch ziemlich viele Freiheiten, halte das Produkt für sinnvoll und muss dafür nicht mal so viel für tun und bin mir bewusst, dass der Job besser ist als 95% der Jobs. Als Lebenssinn oder -erfüllung würde ich es jetzt trotzdem nicht bezeichnen.

Anders wird es ja auch den Insta Mädels nicht gehen abseits von ihren fertigen perfekten Instagram Bildern. Weil von Bilder alleine kommen nun auch keine Kooperationen zustande. Da muss man halt am Anfang aktiv anschreiben, den ganzen Tag.Eben. Da ist halt auch ein Teil nicht angehmer Arbeit dabei und gerade Anfang wird es wahrscheinlich kaum gewürdigt.

Marshall
2018-03-03, 00:43:17
Wenn man sich auf Kosten anderer aushalten lässt obwohl man arbeiten könnte ist man schon ein Parasit.

Die Frage ist ja wie viel jeder arbeiten soll. Und auch wie stark muss ich an meine Grenzen gehen und diese evtl überschreiten?

Daher ja meine Herangehensweise: Schauen was verbrauche ich und welche Kosten verursache ich. Und da muss man natürlich die Rente mit einbeziehen.

Und wenn man das zusammen rechnet kommt doch einiges zusammen:
Krankenkosten: ca 300€, Staatshaushalt 330€+X, Rente wenn ich 1000€ für ca 20 Jahre (65-85) bzw. Rentenversicherung haben will auch noch mal einiges. Wobei man natürlich noch die gezahlten Steuern raus nehmen muss.

Wenn man das alles nicht erarbeitet obwohl man könnte kann man natürlich sagen, ja man lebt auf Kosten anderer. Wenn man aber alles kalkuliert und dann so viel arbeitet und nicht mehr kann einem keiner einen Vorwurf machen finde ich. Und wenn man das Geld anspart und dann (temporär) gar nicht mehr arbeitet auch gut.

Morale
2018-03-03, 00:56:05
Wenn man aber alles kalkuliert und dann so viel arbeitet und nicht mehr kann einem keiner einen Vorwurf machen finde ich.
Wenn man dann asketisch lebt ist ja alles gut.

Wäre mir zu doof ;)
Ich kaufe mir zwar auch nicht mehr alles wie mit Anfang 20, aber meine Hobbies usw pflege ich schon.

Unyu
2018-03-03, 07:16:37
Wenn man das richtig kalkuliert und auch richtig spart, ist das deine Aussage nicht richtig.

Es sei denn du meinst übertriebender Konsum und jährliche Lifestyle Inflation mache einen Glücklich. Bitte immer raus dem Geld und das neueste Apple Smartphone gekauft. Andere kaufen stattdessen lieber Apple Aktien. Hobbys pflegen heisst nicht, das man am Monatsende auf null oder gar mit Schulden raus kommt.

Ich behaupte aber, Jemand der heftig spart und im Alter nicht auf irgendwelche Minirenten angewiesen ist, der wird glücklicher sein. Schon alleine weil er vorher den maximalen Luxus der absoluten Freiheit geniesst. Für Viele wird das ein Schock, umittelbar nach dem letzten und damit höchsten Lohn die niedrige Rente zu bekommen. - Der Lebensstandard ist nicht mehr haltbar. Derjenige, der vorgesorgt hat, merkt gar nicht das er die Rente erreicht hat, weil er eh von seinem Depot lebt.

Daredevil
2018-03-03, 10:47:18
Wenn man dann asketisch lebt ist ja alles gut.

Wäre mir zu doof ;)
Ich kaufe mir zwar auch nicht mehr alles wie mit Anfang 20, aber meine Hobbies usw pflege ich schon.
Man kann ja auch extra Ausgaben in seine Rechnung mit eingeben, so ist das ja nicht. ;)
Wenn du persönlich aber xxx€ monatlich für deine Eisenbahn im Keller brauchst und das nicht mit einberechnest ( Hobby = Spaß = Wichtig! ), hast du einfach falsch gerechnet.
Zudem.... wird man sich vielleicht irgendwann die Frage stellen, wie man leichter und vor allem passiv an ein wenig Geld kommt und wenn man ein wenig kreativ ist, wird das dann auch klappen. Da sind ja schon 100-200€ Gold wert im Monat.

Marshall
2018-03-03, 12:56:52
Okay, ich merke schon die Diskussion geht in die Richtung:

Soll ich mein Maximum im Job geben (wie auch immer das genau aussieht im Bezug auf Gesundheit/Belastung) und möglichst viel arbeiten und verdienen?
Soll ich so viel arbeiten, dass ich meine (direkten und indirekten) Kosten (inklusive Rente) decke und die restliche Zeit zur persönlichen Weiterbildung/Wohlbefinden/Verwirklichung nutzen?

Ich bin wie gesagt eher der Meinung das 2. Modell ist sinnvoller. Auch im Bezug auf Gesundheit, Belastung, Wohlbefinden, Glück und Produktivität (nicht im materiellen gemessen) der ganzen Gesellschaft. Aber das muss jeder selbst entscheiden.

Mir geht es aber wie gesagt hier eigentlich nur darum diese Kosten (direkten und indirekten) bzw. "ökonomischer Fußabruck" zu beziffern damit ich dann meine Arbeitszeit anpassen kann und in meiner Freizeit an der Erarbeitung von neuen Ideen und Wohlbefinden nutzen kann. Wenn diese Zeit dann sogar auch mal Geld einbringt um so besser! Im Moment gehe ich aber mal von dem Fall aus dass Wohlbefinden, Selbstfindung, und Verwirklichung nicht im Beruf stattfindet (oder nur zum Teil).

Wie gesagt mein direkter Konsum ist wie oben geschrieben bei 500€.
Krankenkosten 225€ (https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheitssystem_Deutschlands#Krankheitskosten)-die gezahlten KKbeiträge durch AN+AG
Rente rechne ich mit 600€ -gezahlte Rentenbeiträge
Staatsausgaben:
Bund Deutschland: 330
Land NRW: 227
Kommune: ???
-gezahlten Steuern

~1700€ Bruttolohn

Mir ist natürlich klar, dass das nur geschätzte Werte sind und ich nicht meinen bisherigen Saldo der bisherigen Jahre einbezogen habe im Bezug auf Steuern, gezahlte Krankenkassenbeiträge und Renteneinzahlungen.

Marshall
2018-03-03, 13:33:59
90 kg Kartoffeln und 30€ für Vodka? ;D

:biggrin:
Also zum einen mache ich bei Foodsharing mit da fällt viel an was sonst weg geschmissen würde.
Und sonst: selbst kochen mehrere Portionen auf einmal, vegetarisch, Gemüse und Obst saisonal (ja auch Kartoffeln ^^ 5kg: 1,50€, Möhren 1kg: 0,60€, Zwiebeln paar Kilo 2€ etc..) dazu halt am besten Hülsenfrüchte Linsen etc... Eier und Milchprodukte in Maßen selten Fleisch und keine fertigen Produkte, Süßigkeiten etc.. immer essen mit nehmen (wobei das am schwersten ist finde ich wenn man auch auf der Arbeit in die Kantine gehen könnte). Morgens Haferflocken/Leinsamen/Rosinen und ich trinke weder Kaffee noch sonstige Getränke außer Leitungswasser ab und zu Bier. Das alles aber nicht aus "Askese" sondern weil ich mich eigentlich schon immer mehr oder weniger so ernährt habe.

Daredevil
2018-03-03, 13:38:50
Toogoodtogo ist eine tolle App, vielleicht ja auch bei dir Verfügbar! :)

Marshall
2018-03-03, 13:42:25
Toogoodtogo ist eine tolle App, vielleicht ja auch bei dir Verfügbar! :)
Kenne ich :) haben wir auch schon mal was geholt, ist aber eher wenig in der Nähe dabei. Foodsharing (https://foodsharing.de) ist hier aber ziemlich viel vertreten, macht aber auch viel Arbeit weil es halt ziemliche Massen sind die man weiter verteilen muss. Kann ich aber trotzdem jedem empfehlen.

PatkIllA
2018-03-03, 13:58:43
Soll ich mein Maximum im Job geben (wie auch immer das genau aussieht im Bezug auf Gesundheit/Belastung) und möglichst viel arbeiten und verdienen?
Soll ich so viel arbeiten, dass ich meine (direkten und indirekten) Kosten (inklusive Rente) decke und die restliche Zeit zur persönlichen Weiterbildung/Wohlbefinden/Verwirklichung nutzen?
Du solltest aber irgendwas gefragtes können. Erstens kommt man da mit weniger Stunden aus und man ist nicht so austauschbar. Da wäre man nämlich der erste, der seinen Job los ist und ist gezwungen so zu leben.

Marshall
2018-03-03, 14:04:24
Du solltest aber irgendwas gefragtes können. Erstens kommt man da mit weniger Stunden aus und man ist nicht so austauschbar. Da wäre man nämlich der erste, der seinen Job los ist und ist gezwungen so zu leben.
Das sind natürlich noch mal andere Fragen. So ist natürlich auch in unserem System nicht jeder AG bereit die Stunden zu reduzieren nach Gusto und dann evlt zusätzliche Arbeitskräfte einstellen zu müssen.

Meine Überlegungen sind auch eher im Moment theoretischer Natur und müssen an die persönliche Lebenssituation und den Arbeitsmarkt angepasst werden. Wobei ich diese Sachen z.T. auch schon umsetze oder als Zielsetzung sehe.

Simon Moon
2018-03-03, 15:41:41
Ja das stimmt. Nur müsste ein Produkt eigentlich so viel kosten, wie es in der Produktion, und auch im Recycling kostet, so dass alle Ressourcen wiedergewonnen werden. Also der komplette Lebenszyklus abgedeckt ist. Und natürlich noch die sonstigen externen Effekte wie Verschmutzung etc.. Aber das ist alles noch mal ein anderes Thema..

Naja, eingepreist "muss" nur werden, was schon geleistet wurde. Die Entsorgung kommt aber per Definition danach. Insofern liegt es daher auch am Käufer eines Produktes, die Kosten für die Entsorgung einzukalkulieren. Alles andere ist auch Blödsinn, aber der Konsument will natürlich gerne Verantwortung abschieben.

Ich mein, nehmen wir doch das Beispiel "Haus". Stell dir vor, du hast in den 70ern ein Haus gebaut und dort auch gleich die Abriss-Kosten mitbeglichen. Aber wer kann dir auf die Dauer von Jahrzehnten schon sagen, ob der Hersteller/Baufirma noch existiert, wenn du das Ding abreissen willst? Und wie realistisch wären die damaligen Zuschläge zur Entsorgung, in Anbetracht der Inflation die wir seit damals hatten? Und den Gegeneffekt, um wie viel effizienter können wir heute ein Haus abreissen, als in den 70ern? Wie hätte man das also dazumals kalkulieren sollen?

Dieses "müsste", was du vorbringst, ist kein müssen, sonern ein "sollen", damit sie deinem moralischen Empfinden entsprechen - aber eben kein natürlicher Zwang.

Marshall
2018-03-03, 16:05:11
Naja, eingepreist "muss" nur werden, was schon geleistet wurde. Die Entsorgung kommt aber per Definition danach. Insofern liegt es daher auch am Käufer eines Produktes, die Kosten für die Entsorgung einzukalkulieren. Alles andere ist auch Blödsinn, aber der Konsument will natürlich gerne Verantwortung abschieben.

Ich mein, nehmen wir doch das Beispiel "Haus". Stell dir vor, du hast in den 70ern ein Haus gebaut und dort auch gleich die Abriss-Kosten mitbeglichen. Aber wer kann dir auf die Dauer von Jahrzehnten schon sagen, ob der Hersteller/Baufirma noch existiert, wenn du das Ding abreissen willst? Und wie realistisch wären die damaligen Zuschläge zur Entsorgung, in Anbetracht der Inflation die wir seit damals hatten? Und den Gegeneffekt, um wie viel effizienter können wir heute ein Haus abreissen, als in den 70ern? Wie hätte man das also dazumals kalkulieren sollen?

Dieses "müsste", was du vorbringst, ist kein müssen, sonern ein "sollen", damit sie deinem moralischen Empfinden entsprechen - aber eben kein natürlicher Zwang.
Das Problem ist, dass die meisten Konsumenten nicht darüber nachdenken was am Ende des Lebenszyklus passiert da die Entsorgung meist kostenlos ist und von der Kommune getragen wird.
Der Konsument hat so gar keine Möglichkeit die tatsächlichen Kosten des Produktes während des ganzen Zyklus zu erkennen. Auch die externen Kosten und verbrauchten Ressourcen und Energie sind für den Konsumenten nicht zu erkennen. Daher muss der Hersteller diese Angaben machen und diese müssen dann auf die ein oder andere Art von Käufer (ob jetzt durch eine Preiserhöhung des Herstellers wenn dieser zahlt oder der Konsument nachher in Form einer Abgabe) getragen werden.

Es müsste also sichergestellt werden, dass der Konsument genauungefähr nach dem heutigen Stand weiß, was die Demontage/das Recycling des Produktes am Ende der Lebenszeit kostet. Da ist es einfacher, dass dies der Verkäufer direkt mit angibt. Aber klar es könnte dann auch einfach als Information angegeben werden und dann muss der Käufer wie du sagst zahlen-

So kommt es halt dazu, dass billige Produkte gekauft werden, die nicht richtig recycelbar sind und auch schnell Kaputt gehen, anstatt langlebige, reparierbare und gut recycelbare Produkte zu kaufen. Daher muss man finde ich auf jeden Fall die sonstigen Kosten mit einbeziehen, wenn die meisten Leute nur nach dem Preis gehen und die sonstigen Faktoren wie Nachhaltigkeit nicht berücksichtigen. Dann würden halt auch mal wieder langlebige, ressourceneffiziente Produkte gekauft werden

NiCoSt
2018-03-03, 16:42:19
Und was sind eure Meinungen zum Thema Konsum und Notwendigkeiten? lebt hier jemand anderes mit möglichst wenig "Verbrauch"? Danke schon mal!

Ja ich... wobei alles relativ ist. Der Überschuss wird halt langfristig verplant und damit auch irgendwann ausgegeben, halt nur nicht für einen momentan besseren Lebensstil.
Ich sehe immer wieder, dass die Leute anfangen, sobald sie Arbeiten, Geld für alles mögliche auszugeben, und natürlich darf es dann auch nicht Poco-domäne sein, sondern muss was "richtiges" sein, und schwupps lebt man auf Kante, weil man meint, das stehe einem ja jetzt zu. Über die Jahre driften die Leute in ein Denkschema ab, dass sie was besseres sein und keinen einfachen Lebensstandard verdient hätten usw...
Ich halte das oft für vollkommen vermessen. Vor allem wundern sich die Leute dann, wieso sie immer für größere Ausgaben einen Kredit brauchen, statt man die Kosten zu senken und etwas zu sparen und sich vor Augen zu führen, was wirklich angemessen ist. Hauptsache neueste Smartwatch und iPhone und drei Wochen Reise durch Nordamerika.

Ich habe es, seit ich arbeite, immer andersherum gemacht. Das heißt Einnahmen abzüglich dem, was ich sparen muss, um gewisse Ziele in der richtigen Zeit zu erreichen und Rücklagen für größere Ausgaben, ergibt das, was ich Ausgeben darf. Dafür halt entspanntes Leben, kein Druck immer alles ranschaffen zu müssen, die Möglichkeit mal längerfristig zu pausieren und wenn die Zeit reif ist, das Geld so auszugeben, dass die laufenden kosten gesenkt werden -> mehr Entspannung.

lumines
2018-03-03, 16:57:55
Was ist denn überhaupt "natürlicher" Konsum?

Im Prinzip sind wir so gesehen doch ab dem Punkt eine Konsumgesellschaft, in der der eine entscheidet ein Wild zu jagen und der andere Beeren pflückt und der jeweilige Ertrag danach ausgetauscht wird.

Dennoch verbraucht unser Konsum im Endeffekt Ressourcen - ob wir ein Produkt nun selber erzeugen oder dies von anderen übernommen wird. Dabei ist das System darunter mittlerweile so komplex, dass der Geldwert eines Produktes noch - wenn auch nicht annähernd genau - einer der beste Indikatoren für den Aufwand an Ressourcen ist.

Keine Ahnung, was heute überhaupt natürlicher Konsum sein sollte. Vielleicht gibt es so etwas einfach nicht mehr.

So kommt es halt dazu, dass billige Produkte gekauft werden, die nicht richtig recycelbar sind und auch schnell Kaputt gehen, anstatt langlebige, reparierbare und gut recycelbare Produkte zu kaufen. Daher muss man finde ich auf jeden Fall die sonstigen Kosten mit einbeziehen, wenn die meisten Leute nur nach dem Preis gehen und die sonstigen Faktoren wie Nachhaltigkeit nicht berücksichtigen. Dann würden halt auch mal wieder langlebige, ressourceneffiziente Produkte gekauft werden

Wo kann ich denn einen langlebigen Fernseher oder ein langlebiges Smartphone kaufen?

Solche Optionen gibt es doch gar nicht. Du kannst mit Geld um dich werfen, aber so etwas gibt der Markt nicht her, weil das ja eine absolute Disruption der eigenen Produktkategorie für die Hersteller wäre.

Stell dir vor, du könntest das Display, den Akku und vielleicht noch den Ladeport deines Smartphones gegen Standardkomponenten wechseln. Ganze Smartphonehersteller würden von der Bildfläche verschwinden, weil jeder sein Smartphones mindestens doppelt so lange wie bisher nutzen würde oder sogar noch länger. Der Markt würde insgesamt schrumpfen und es gäbe unter den Herstellern nur Verlierer. Genau so funktioniert das ja bei Fernsehern oder auch Notebooks.

Du kannst heute ein Smartphone für 1000€ kaufen und es wird genau so lange oder kurz halten wie ein Smartphone für 100€. Der Preis spielt dabei einfach schon lange keine Rolle mehr.

x-force
2018-03-03, 17:03:59
Wo kann ich denn einen langlebigen Fernseher oder ein langlebiges Smartphone kaufen?

Solche Optionen gibt es doch gar nicht. Du kannst mit Geld um dich werfen, aber so etwas gibt der Markt nicht her, weil das ja eine absolute Disruption der eigenen Produktkategorie für die Hersteller wäre.


ein monitor kann auch sehr lange halten. man kann auch monitor oder public displays als tv verwenden. spätestens wenn man im professionellen bereich bei eizo kauft.
grundsätzlich hält ein tv wesentlich länger, wenn du ihn nicht der direkten sonne aussetzt und unter umständen einen kleinen luftzug über die platine bringst.
das mache ich bei meinem av-receiver genauso.
so verhindert man, daß die billigsten elkos ihre zeit noch zusätzlich durch erhöhte temperatur verringern.

Morale
2018-03-03, 18:22:10
Wenn man das richtig kalkuliert und auch richtig spart, ist das deine Aussage nicht richtig.

Es sei denn du meinst übertriebender Konsum und jährliche Lifestyle Inflation mache einen Glücklich. Bitte immer raus dem Geld und das neueste Apple Smartphone gekauft. Andere kaufen stattdessen lieber Apple Aktien. Hobbys pflegen heisst nicht, das man am Monatsende auf null oder gar mit Schulden raus kommt.

Ich behaupte aber, Jemand der heftig spart und im Alter nicht auf irgendwelche Minirenten angewiesen ist, der wird glücklicher sein. Schon alleine weil er vorher den maximalen Luxus der absoluten Freiheit geniesst. Für Viele wird das ein Schock, umittelbar nach dem letzten und damit höchsten Lohn die niedrige Rente zu bekommen. - Der Lebensstandard ist nicht mehr haltbar. Derjenige, der vorgesorgt hat, merkt gar nicht das er die Rente erreicht hat, weil er eh von seinem Depot lebt.

Nun, der TE plant hier mit 500 Euro auszukommen. Wo er da was in Aktien und Co stecken kann...
Daher ist der Post irgendwie am Thema vorbei.
Es geht doch darum, so wenig wie möglich zu arbeiten.
Und nicht Einnahmen maximieren und Ausgaben minimieren um eine gute private Rente zu haben oder ggf. früh in Rente zu gehen.
Und klar heißt Hobbies pflegen nicht 0 oder minus. Schrieb ich wohl auch nicht.
Als Beispiel werden wir mit Anfang /Mitte 40 unsere 120qm Eigentumswohnung im Familienhaus abbezahlt haben. Ab da keine Miete mehr. Dazu Rente vom AG und dann noch was wir privat weglegen (derzeit wenig wegen 2000 Euro Kreditrate, die ja dann in 10-12 Jahren frei wird!).
Trotzdem gehen noch Hobbies oder kleine Urlaube.
Aber das ganze geht ja nicht mit 15h arbeiten die Woche.
Wobei ich ja finde wir haben es mit 35-40h sehr gut in Deutschland.
Arbeite ja selber extra 5h mehr als ich müsste. Die merk ich auch kaum.
Die ~700 netto mehr dagegen schon.

Wenn die ETW dann abgezahlt ist könnte ich mir uU vorstellen einen Tag zu reduzieren ( 3 Tage WE merkt man dann schon eher), wäre dann aber auch ein ganzer 1000er im Monat. Da mir mein Job idR Spaß macht wäre mir das zu viel Geld.

Wie gesagt mein direkter Konsum ist wie oben geschrieben bei 500€.
Krankenkosten 225€-die gezahlten KKbeiträge durch AN+AG
Rente rechne ich mit 600€ -gezahlte Rentenbeiträge
Staatsausgaben:
Bund Deutschland: 330
Land NRW: 227
Kommune: ???
-gezahlten Steuern

~1700€ Bruttolohn
1700 brutto sind ~1.210 netto.
Das heißt das reicht gerade so für deine 500 Euro und um halbwegs eine Rente aufzubauen, denn staatlich wird da nix bei rum kommen.
Schon wenn irgendwas im Haushalt kaputt gehen sollte oder man mal ein Auto benötigt oder oder oder wird das ganze Gebilde imo zerbrechen.