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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Drucker und Linux


Gast
2018-06-06, 10:11:25
Bei einem Bekannten steht ein Druckerkauf an (vermutlich Multifunktionsgerät).
Gibt es etwas, auf das man aus Linux-Sicht besonders achten sollte wegen Kompatibilität?
Verzicht auf proprietäre Treiber wäre schön.

Ganon
2018-06-06, 10:36:51
Proprietäre Treiber für Drucker sind in der Regel so ein Windows-Only Ding. macOS und Linux setzen auf CUPS welches eine plattformunabhängige Beschreibungssprache für den Drucker hat über die PPD Dateien.

Ich hab in den letzten Jahren bisher kein Drucker gefunden, wo der Hersteller keine PPD Datei auf deren Webseite angeboten hat, hab aber natürlich auch nicht bei allen nachgesehen.

Also tl;dr:
Nachschauen ob der Hersteller für den Drucker eine PPD Datei anbietet und überhaupt von Linux Support spricht.

konkretor
2018-06-06, 12:03:48
Nutze ne HP Kiste unter Linux mit den HP Treibern

https://developers.hp.com/hp-linux-imaging-and-printing


Nur das Scannen ist nicht so gut wie unter Windoof
https://developers.hp.com/hp-linux-imaging-and-printing

lumines
2018-06-06, 12:16:17
Definitiv HP. Die Geräte und Patronen sind vielleicht etwas teurer, aber ich hatte mit den Treibern noch nie Probleme. Alles sehr angenehm. Die Treiber werden auch von allen Distributionen direkt mitausgeliefert.

Gast
2018-06-06, 13:00:31
Also tl;dr:
Nachschauen ob der Hersteller für den Drucker eine PPD Datei anbietet und überhaupt von Linux Support spricht.
Momentan ist noch ein Brother MFC5460CN im Einsatz.

Zumindest für diesen Drucker sieht es nicht gut aus:

http://support.brother.com/g/s/id/linux/en/instruction_prn1.html?c=us_ot&lang=en&redirect=on


Wobei ich gerade dieses hier gefunden habe: https://wiki.ubuntuusers.de/Baustelle/Brother_MFC/Brother_MFC_5460CN_Feisty_Install.sh/

vanquish
2018-06-06, 13:28:16
Grundsätzlich macht es sich bezahlt, sich einen Drucker auszusuchen, der im Firmenumfeld großflächig zum Einsatz kommt. Ich habe hier u. a. noch immer einen HP-4050N, der seinerzeit Ende der 90er in fast jedem Büro herumstand. Der läuft und bekommt noch immer Treiber Updates über den HP Universal Print Treiber (unter Windows). Bei den billigeren Geräten ärgert man sich später evtl. wenn es keine Toner, Treiber oder Ersatzteile mehr gibt. Aber dafür kann man öfters etwas neues erwerben. :D

Generell kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass HP und Brother relativ problemlos unter Linux laufen. Allerdings besitze ich keine Consumer-/Multifunktions-Produkte dieser Hersteller. Canon war früher sehr schlecht supportet. Wie das heute aussieht kann ich nicht sagen. Kyocera kommt in mittelständischen Unternehmen sehr oft zum Einsatz und liefert soweit ich weiss zu allen Druckern die PPD Files als Download.

HP hat den Vorteil, dass es mit HPLIP ein Tool gibt, das direkt vom Hersteller gepflegt wird und für so gut wie jede Distribution verfügbar ist. Ich meine mich zu erinnern gelesen zu haben, dass es sogar unter MacOS läuft.
Bei den Brother Geräten wird zu jedem Gerät ein RPM Paket angeboten. Unter anderen Distributionen evtl. ein Problem falls man nicht weiß wie man damit umgeht oder sich niemand gefunden hat der einem die Arbeit schon abgenommen hat.
Die PPD Dateien in CUPS einzubinden bzw. den Drucker anschließend zu konfigurieren, kann (muss nicht) nervenaufreibend sein. Insbesondere wenn man nicht weiß wie der Drucker angesprochen wird (socket, ipp(s), http(s)) und/oder CUPS die Einstellungen des Druckers nicht oder nicht alles abrufen kann/will. Bei über USB angeschlossenen Multifunktionsgeräten sollte man sich auch noch Gedanken über die integrierte Scanner-Schnittstelle machen. Nicht alles wird von Sane unterstützt. Beim Wlan (falls gewünscht) kann es auch nicht schaden die unterstützten Standards mit dem eigenen Wlan-Konfiguration abzugleichen.

jellyfish
2018-06-07, 01:39:13
Habe seit neuestem einen Brother DCP-J4120DW. Software ist zwar vorhanden, aber im Prinzip nur proprietär. Soweit funktioniert er sehr gut, fürs Drucken musste ich bei meiner Distribution leider länger herumfrickeln, damit die Einstellungen greifen, scannen ist dafür überhaupt kein Problem (mittels proprietärem SANE Driver). Die Integration in CUPS scheint nicht ganz so toll gelungen zu sein.

Aber was mich schon stört: Die Android App (Brother iPrint) möchte nur über einen Server drucken. Für mich ein No-Go. Scannen wiederum geht direkt und ohne Server direkt aufs Smartphone.

lumines
2018-06-07, 12:35:29
Habe seit neuestem einen Brother DCP-J4120DW. Software ist zwar vorhanden, aber im Prinzip nur proprietär. Soweit funktioniert er sehr gut, fürs Drucken musste ich bei meiner Distribution leider länger herumfrickeln, damit die Einstellungen greifen, scannen ist dafür überhaupt kein Problem (mittels proprietärem SANE Driver). Die Integration in CUPS scheint nicht ganz so toll gelungen zu sein.

War mir ehrlich gesagt auch neu, dass Brother besonders gut unter Linux funktioniert. Die freien Treiber von HP sind da schwierig zu schlagen.

jellyfish
2018-06-07, 12:45:29
War mir ehrlich gesagt auch neu, dass Brother besonders gut unter Linux funktioniert. Die freien Treiber von HP sind da schwierig zu schlagen.

Ich wollte damit nicht sagen, dass sie schlecht funktionieren; Das Problem ist nur die korrekte Installation in meinem Fall, und da ist HP sicherlich generell besser. Leider auch teurer in der Anschaffung und im Betrieb. Man könnte das Potential des Druckers softwaremäßig sicherlich noch besser ausreizen, indem man ihn zum Beispiel mit dem iprint-kompatiblen Standarddruckertreiber zum Laufen bringt und somit gar keinen Treiber braucht.

Immerhin bietet der Drucker ein eigenes Webinterface und Serverkomponenten, über die man ihn gut nutzen könnte. Die notwendige Internetverbindung beim Drucken über die Android App stört mich ehrlich gesagt mehr. Wozu brauch ich das, wenn der Drucker das sowieso erledigen könnte? Verschenktes Potential.

vanquish
2018-06-07, 21:18:48
Im Grunde enthalten die RPM/DEB-Pakete von Brother auch nicht mehr als die PPD Files und ggf. config/script Files. HP ist hier komfortabler. Und wie bereits geschrieben, ein PPD File ist nett, es bedeutet aber nicht, dass man unter Linux alle Möglichkeiten des Geräts auch ausnutzen kann und alles problemlos läuft. CUPS kann leider nicht jedes proprietäre Feature unterstützen, das die Hersteller in ihre Windows Apps einbauen. Leider stagniert die Liebe der HW-Hersteller ggü. Linux imo seit ein paar Jahren wieder etwas.

Rooter
2018-06-09, 21:21:26
Bin bei dem Thema kein Experte aber da CUPS auf Postscript basiert sollte ein Drucker der das beherrscht theoretisch keine Probleme machen, oder!?
https://geizhals.de/?cat=multi&xf=388_PostScript+3

MfG
Rooter

iuno
2018-07-04, 14:19:28
Ich haenge mich mal dran, da ich mich wirklich nicht mit der Druckerei auskenne. Wie verhaelt es sich denn mit driverless Printing? Warum ist es heutzutage ueberhaupt immer noch notwendig, irgendwas geraetespezifisches zu installieren? Ich meine, man koenne z.B. AirPrint Drucker in CUPS einbinden, ohne was installieren zu muessen, gibts dafuer denn keinen allgemeinen Standard?
Der Drucker braucht doch nur zu sagen, was er kann und was nicht (Duplex, Seitengroesse/-raender, usw.)? Das ist ja glaube ich auch das, was in PPDs drin steht. Warum kann man das nicht ueber ein Protokoll aushandeln, ohne fuer jeden Drucker "Software" zu installieren? Und warum machen manche Drucker damit ueberhaupt noch Probleme?

lumines
2018-07-04, 14:51:57
AirPrint ist AFAIK auch einfach nur IPP.

Tja, das mit den Druckern ist eben so eine Sache. Jeder Hersteller will sich natürlich von den anderen mit irgendwelchen Features abheben. Mit diesen simplen Protokollen kommt man an solche erweiterten Funktionen aber nicht dran.

Die ganzen Funktionen interessieren mich auch nicht die Bohne. Bei Desktop-Betriebssystemen benutze ich einfach die jeweiligen Treiber und für andere Betriebssysteme wie Chrome OS oder Android drucke ich per IPP. Theoretisch könnte ich auch alles per IPP machen.

Es könnte alles ganz einfach sein, aber damit verdient man ja kein Geld. Drucken könnte schon seit Jahrzehnten ein gelöstes Problem sein, aber dafür hat sich der Markt nicht entschieden. Wenn es keine Probleme mehr gibt, dann gibt es natürlich auch keine Innovationen mehr, die man verkaufen kann.

iuno
2018-07-04, 16:27:10
Habe gesehen, dass es CUPS auch fuer Android gibt. Mit IPP hat man also gute Chancen bei Apple, GNU/Linux und Android?
Leider kann man bei Geizhals nicht nach IPP Filtern, taucht auch sonst in Spezifikationen nicht wahnsinnig oft auf. Und jeder Hersteller hat wieder irgendeine eigene Technik fuer Netzwerkfaehigkeit, und wenn nur der Name eigen ist :rolleyes:.
Gibts sonst noch brauchbare Schlagworte an die man sich halten kann? Heisst AirPrint oder Google Cloud Print automatisch dass das Ding IPP kann und mit CUPS problemlos laeuft?

Benutzername
2018-07-06, 16:05:22
Bin bei dem Thema kein Experte aber da CUPS auf Postscript basiert sollte ein Drucker der das beherrscht theoretisch keine Probleme machen, oder!?
https://geizhals.de/?cat=multi&xf=388_PostScript+3

MfG
Rooter

Richtig. Postscript Drucker sind kein Problem. Im Netzwerk auch nicht (oder per Internet in Japan stehend). HP PCL Drucker geht eigentlich auch immer.


Was oft nicht geht sind billige Tintenpisser aus dem Supermarkt, die nur unter Windows laufen und auch da dann bei einer neuen Windowsversion keine neuen Treiber bekommen. Aber da ist das VErhältnis Kosten einer Patrone und Neuanschaffung auch oft eher ungünstig.

fezie
2018-07-06, 16:55:10
Was ist denn besser unter Linux: Postscript oder PCL?
Mein Laserdrucker kann beides, aber bisher hab ich immer PCL genutzt

vanquish
2018-07-09, 09:37:12
Besser ist relativ. PCL ist ein proprietärer von HP entwickelter quasi "Standard".
Postscript hingegen ist der "freie" Standard und der kleinste gemeinsame Nenner bei den Druckersprachen.
Postscript war/ist der große Konkurrent bei den Druckersprachen. Was heute wohl nur noch auf die Unix-Welt zutrifft.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Postscript beim Drucken IMMER VIEL langsamer ist als PCL. Ein weiterer Unterschied ist, dass sich Postscript Ausdrucke immer von PCL Ausdrucken unterscheiden. PCL Ausdrucke unterscheiden sich sogar von Drucker zu Drucker. Postscript Ausdrucke sollten sich, egal aus welchem Drucker, niemals unterscheiden. IMO (meine Meinung) sind Postscript Ausdrucke bei grafischen Objekten besser als PCL Ausdrucke. Was wohl an der höheren Druckgeschwindigkeit liegt.

EDIT: Habe noch einmal Wikipedia nachgelesen. War mir wegen Postscript nicht ganz sicher ob es ein Fork war/ist und ob es tatsächlich "frei" ist. Ursprünglich kam Postscript von Adobe. Woraus das heute bekannte PDF entstand. Es hat sich lt. Wikipedia so entwickelt, dass einfach jeder angefangen hat einen Postscript kompatiblen Interpreter für Drucker und Anwendungen zu schreiben. Der bekannteste dürfte wohl Ghostscript sein. Sogar Microsoft hat einen geschrieben und an Apple lizensiert. Wenn ich es richtig verstehe, stand diese Vektorbeschreibungssprache in Konkurrenz zu z. B. TrueType Fonts und Fonts im Allgemeinen. In Postscript waren Fonts verschlüsselt implementiert, die nat. lizensiert wurden. Im Grunde ist heutzutage alles von jedem lizensiert bzw. ausgetauscht und so alt, dass es jeder nutzen kann. Außer man benötigt die allerneusten Features des PDF-Formats, welches Adobe noch immer kontrolliert. Im Grunde ist beides "unfrei". Sogar Ghostscript, das nur die private Nutzung lizenzfrei erlaubt.

hurtigurti
2018-07-11, 21:57:49
ich bin mit brother zufrieden, drucken und scannen geht per usb und per lan. reicht mir :)

iuno
2018-07-30, 20:02:00
OK, ipp ist schon genau das was ich gesucht und gewollt hatte.
Wenn Drucker und Host entsprechend zeroconf (AirPrint hilft also noch zusaetzlich) eingestellt haben, findet CUPS den Drucker, fraegt ab was er so drauf hat und erstellt eine PPD. Man muss also nicht mal was manuell hinzufuegen, der Drucker ist dann einfach da und kann inkl. seiner Einstellmoeglichkeiten genutzt werden.
Ansonsten kann man bei jedem Drucker der ipp unterstuetzt mit den CUPS Tools "ippfind" und "driverless" eine PPD erstellen lassen und den Drucker manuell hinzufuegen.

Windows "unterstuetzt" ipp zwar, das automatische Abfragen der Funktionalitaet geht aber nicht. Stattdessen versucht es (7) von Windows Update eine aktuelle Geraeteliste mit Treibern zu holen, was eine Ewigkeit dauert und dann mit einer typisch bloeden Meldung fehlschlaegt. Da muss man also noch altmodisch einen Druckertreiber installieren, interessanterweise gibts hierfuer auf der Herstellerseite auch fuer Windows eine PPD. Funktioniert vielleicht bei W10 besser.

iOS funktioniert ebenfalls Problemlos mit AirPrint. Einzig Android ging hier nicht mit dem CUPS Print Service. Der hat den Drucker zwar gefunden, verliert dann aber bei der weiteren Aushandlung die Verbindung.

Zur Info: es ist ein Xerox geworden (6515). Der war gerade im Angebot fuer 250€. Ein vergleichbarer HP ist teurer und soll haeufig Probleme mit schiefem Vorlageneinzug haben. Originale Toner sind zwar schweineteuer, da gibt es aber auch billige Alternativen. Langzeiterfahrung gibt es logischerweise noch keine, Ersteindruck ist soweit aber ok. Gescannt wird ebenfalls Plattformunabhaengig direkt vom Geraet aus auf einen (oder verschiedene) Samba share(s), also auch OK.