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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wieso sagt "man" eigentlich so oft "man"?


Daredevil
2018-09-07, 17:20:01
Moin! :)

Ich bin aktuell auf einer Sache dran, um das Verständnis von sich selber ein wenig näher zu betrachten.

Ein großer Fokus liegt bei mir aktuell darauf, das Wort "man" aus dem Wortschatz zu streichen bzw. zu beobachten. Warum?

Mit dem Wort "man" verstecke ich mich ziemlich oft hinter Aussagen, wo ich keine klare Aussage treffen möchte. Indem Ich nicht direkt das Wort "Ich" oder "Du" benutze, sondern Abstand nehme mit dem "man", verlieren manche Aussagen meiner Meinung nach an großen Wert, weil die Persönlichkeitsebene nicht mittransportiert wird.

Ich möchte auch nicht großartig um den heißen Brei reden, sondern möchte mal ein paar Beispiele nennen:

Die Freundin fragt mich, ob wir heute zum Italiener gehen können.
Differenzierte Form: Kann man machen.
Ich Form: Ja, möchte ich.

Der Arbeitgeber fragt mich, ob xyz Prozess im Unternehmen gut funktioniert.
Differenzierte Form: Man kann immer etwas tun zur Optimierung
Ich Form: "Ja, weil xxx" bzw. "Nein, weil xxx"

Frage an einen Passanten in einer fremden Stadt:
Differenzierte Form: Wo kann man hier denn was trinken gehen?
Ich Form: Wo kann ich hier denn was trinken gehen?

Aussage zum Thema vegane Ernährung:
Differenzierte Form: Geschmacklich muss man auf alle Fälle auch Kompromisse eingehen.
Ich Form: Ich müsste auf alle Fälle geschmacklich Kompromisse eingehen

Aussage zu aktuellen Themen:
Differenzierte Form: Man geht auf die Straße und sieht nur nur noch Ausländer.
Ich Form: Ich gehe auf die Straße und ich sehe nur noch Ausländer.

Der Kollege fragt, ob er so vor die Tür gehen kann mit seinen Klamotten
Differenzierte Form: So kann man auf jeden Fall vor die Tür gehen
Ich Form: Ich finde schon, Ich würde so vor die Tür gehen, Ich finde, so kannst du vor die Tür gehen

Versteht ihr in etwas, was ich damit meine, das "ich" mich hinter dem "man" gerne verstecke und so irgendwie auch Informationen verbreite, die nicht ganz explizit sind?

Schreibt doch mal eure Erfahrungen zum "man" rein und beobachtet mal, wie oft ihr von "man" sprecht, obwohl ihr Euch oder wen anderen meint.
Ich frage mich vor allem, wann in meinem Leben dieses "man" Einzug gefunden hat.

Ich ist ja durchaus ein Wort, welches man nicht so oft benutzt. ( Natürlich ist es ein Wort, welches ICH nicht so oft benutze. Das schließt euch nicht ein, nur weil ich "man" sage :D )

Mfg DD

nalye
2018-09-07, 17:52:06
Weil es ein fester und generalisierender Bestandteil (https://de.wikipedia.org/wiki/Generalisierendes_Personalpronomen) der deutschen Sprache ist... Das Gleiche gilt fuer ein Expletiv ("Es regnet gerade").

schreiber
2018-09-07, 18:22:34
Ist auch manchmal ein Symptom für mangelndes Selbstbewusstsein, Minderwertigkeitsgefühle oder gar Depressionen.
Gehts einem Psychisch gut, ist man ganz schnell bei den spezielleren Personalpronomen. ^^

IchoTolot
2018-09-07, 18:25:27
Weil es normal im deustchen ist. Im englisachen ist man eben beim "You" bei allem und jedem. Ganz andere Sprache.

Cubitus
2018-09-07, 18:31:26
viele Leute sagen auch hey und zwar mehrfach pro Satz.. :freak:

Daredevil
2018-09-07, 18:52:31
Weil es ein fester und generalisierender Bestandteil (https://de.wikipedia.org/wiki/Generalisierendes_Personalpronomen) der deutschen Sprache ist... Das Gleiche gilt fuer ein Expletiv ("Es regnet gerade").
Ja klar, das leuchtet mir schon ein. :D
Trotzdem ist es interessant, dass ich sowas vorher nie an mir beobachtet habe.
schreiber ist da schon auf dem richtigen Weg, weswegen ich das vermutlich relativ oft nutze.

Ist auch manchmal ein Symptom für mangelndes Selbstbewusstsein, Minderwertigkeitsgefühle oder gar Depressionen.
Gehts einem Psychisch gut, ist man ganz schnell bei den spezielleren Personalpronomen. ^^
Da triffst du auch genau ins schwarze bei mir, zumindest was aktuell Depressionen und Selbstbewusstsein angeht. :)

Das ICH oder die direkte andere DU oder WIR ist benutze ich selten, gerade das ICH als Selbstbild und mit viel Vertrauen in mich selbst.
Ich merke schon an mir, dass wenn ich das ICH öfter gezielt einsetze und nicht nur von jemanden in dritter Person spreche, dass dort mehr Substanz hinter steckt.

Gerade im Bezug auf Konflikte und wichtige Aussagen schütze ich mich halt mit der dritten Person.

Cola Light kann man schon doof finden.
Viele finden Cola Light doof.
Cola Light ist doof.
Ich finde Cola Light doof.

Letzteres erfordert für mich deutlich mehr Überwindung, weil ich mit dem ICH eben meine direkte Meinung und meinen Standpunkt präsentiere und ich mich nicht vor "Man", "viele" flüchte oder einfach allgemein eine Aussage treffe.

nalye
2018-09-07, 18:56:23
Weil es normal im deustchen ist. Im englisachen ist man eben beim "You" bei allem und jedem. Ganz andere Sprache.

One.

One can only imagine...

EL_Mariachi
2018-09-07, 19:03:07
Man sagt immer dann man, wenn es darum geht zu verallgemeinern...

Beispiel:

Man kann als Veganer ja überhaupt nichts mehr essen.

Das ist gleichzeitig auch ein "gutes" Argument um am eigenen Verhalten nichts zu ändern... und z.B. vegane Ernährung gar nicht erst in Betracht zu ziehen.

Argumente gegen kognitive Dissonanzen sind gefühlt auch stärker, wenn sie Allgemein formuliert sind...


.

Unyu
2018-09-07, 19:10:05
Ich bin's es geht um mich!

Wer nicht ganz so ich bezogen ist, wählt auch mal das Wörtchen "man".

GSXR-1000
2018-09-07, 19:41:31
Das schöne ist: gerade unsere deutsche Sprache, mit all ihren semantischen und grammatikalischen Feinheiten erlaubt es sehr genau und differenziert die Information in einem Satz mitzugeben, die man mitgeben möchte, und die Information die man nicht mitgeben möchte auszusparen.
Dazu bedarf es solchen Nuancierungen. Und ich bin froh, das die deutsche Sprache diese Möglichkeiten bietet, die das Englische zum Beispiel so nicht bietet. Du wirst feststellen, das die Leute die unsere Sprache wirklich beherrschen, diese auch so präzise einsetzen, wie unser Sprache eben sein kann. Und die verwenden "man" oder ein entsprechendes Personalpronomen eben nicht zufällig, wahllos oder unüberlegt, sondern, weil es genau das ausdrückt, was sie sagen wollen.
Das deutschen Muttersprachlern allerdings nunmehr schon die Genauigkeit der eigenen Sprache verwundert, ist allerdings schon erstaunlich und stimmt mich besorgt. Obwohl mich das auf der anderen Seite nicht verwundert.

Daredevil
2018-09-07, 19:55:53
Ich möchte auch absolut nicht unsere deutsche Sprache verändern, ich mache mir aktuell nur Gedanken um dieses Wort und es hat mich erstaunt, dass ich mich gerne mal mehr hinter diesem verstecke, als nötig ist.
Das ganze passiert nur im Rahmen meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung und ich habe mich halt gefragt, ob das jemand anderen auch schon aufgefallen ist.

Das Wort "aber" ist ja auch etwas, was man durchaus in Frage stellen kann für sich, um mal mehr hinter seinen Aussagen zu stehen und konkreter zu werden in Leben.

Interessant ist es natürlich auch im psychologischen Sinne zum beobachten der Mitmenschen, wie oft man das Wort vor findet. Ist nur eine reine interessante Beobachtung für mich, kein Sprachen hating. :D

Aber stimmt, ja. Im englischen gibt es diese Nuancen tatsächlich nicht. Da klingt das ganze automatisch direkt konkreter und direkter.

GSXR-1000
2018-09-09, 17:17:15
Das Wort "aber" ist ja auch etwas, was man durchaus in Frage stellen kann für sich, um mal mehr hinter seinen Aussagen zu stehen und konkreter zu werden in Leben.

Interessant ist es natürlich auch im psychologischen Sinne zum beobachten der Mitmenschen, wie oft man das Wort vor findet. Ist nur eine reine interessante Beobachtung für mich, kein Sprachen hating. :D

Aber stimmt, ja. Im englischen gibt es diese Nuancen tatsächlich nicht. Da klingt das ganze automatisch direkt konkreter und direkter.
Und da bist du stark an der Lösung dran. Du musst abschätzen können, wie sehr dein Gegenüber die deutsche Sprache beherrscht und sich deren Nuancen bewusst ist. Dann hat es tatsächlich Relevanz, welche Formulierung er (auch unbewusst) wählt. Ist er sich der Unterschiede jedoch gar nicht bewusst, solltest du den Formulierungen auch keine weitere Relevanz zumessen, denn dann gibt es keine.

aufkrawall
2018-09-09, 18:09:18
One.

Das ist nur etwas förmlicher als "you".

Showers
2018-09-09, 18:14:29
Thou.

Bösewicht
2018-09-09, 19:25:17
Ich, aber, man, wahrscheinlich, Theoretisch sind Worte dich ich früher sehr viel mehr verwendet habe und heute versuche sie weniger oft zu benutzen aber manchmal muss das schon mal sein.

Irgendwo habe ich gelesen das Männer zu viel man nutzen weil sie Männer seien... am besten Ignorieren sonst ist das Wort man noch in der nächsten Me 2 Sexismus Debatte:biggrin:

EL_Mariachi
2018-09-10, 10:16:34
Das Wort "aber" ist ja auch etwas, was man durchaus in Frage stellen kann für sich, um mal mehr hinter seinen Aussagen zu stehen und konkreter zu werden in Leben.

Interessant ist es natürlich auch im psychologischen Sinne zum beobachten der Mitmenschen, wie oft man das Wort vor findet. Ist nur eine reine interessante Beobachtung für mich, kein Sprachen hating. :D


"Aber" hat sich zu meinem persönliches Unwort in so gut wie jeder Diskussion um egal über welches Thema entwickelt...

Beispiel:

- Ja ich bin ja auch gegen Todesstrafe aber...
- Ja ich hab auch nix gegen Ausländer aber...
- Ja ich bin doch auch ein Tierfreund aber...
- Ja aber...

*würg*

Inzwischen weiß ich... wenn Diskussionen schon so anfangen, dann lieber ganz schnell das Thema wechseln oder einfach gehen :freak:

.

PHuV
2018-09-10, 15:52:21
Mir gehts eher so mit "halt". Ich beobachte das seit mehreren Jahren bei Vorträgen, daß gewisse Kollegen das Wort dauernd benutzen. Ich versteh halt nicht, warum.

Poekel
2018-09-10, 16:20:52
es hat mich erstaunt, dass ich mich gerne mal mehr hinter diesem verstecke, als nötig ist.
Verstecken finde ich bei deinen Beispielen jetzt gar nicht. Die ersten drei Beispiele evt. schon (gerade das 1. "Kann man machen", was i. d. R. ja eigentlich eher "Mir egal" als "Ich möchte das" das entspricht, nur dass man dem Gegenüber damit weniger vor den Kopf stößt).

Bei den übrigen Beispielen hingegen, wird doch das "man" eine Allgemeingültigkeit impliziert, die das "ich" nicht hätte. Durch die Verwendung von "man" deutest du an, dass andere, auch das Gegenüber, mit dem du dich unterhältst deine Erfahrung teilen, während die Verwendung von "ich" eben keine Allgemeingültigkeit suggeriert.