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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sah gerade U-Boot Doku, warum sagen U-Boot Fahrer Fluuuuten? Bewandtnis?


demklon
2018-12-22, 13:00:30
Bevor ein Boot abtauchte, meinte ein Kerl immer "Fluuuuuten".

Warum solch ein langgedehntes U?

Damit die Kommunikation ohne sich zu sehen besser verstanden wird, habe ich mir gedacht?


Hää?

alkorithmus
2018-12-22, 13:11:01
Beim Langziehen der Wörter geht es vor allem um Verständlichkeit, aber auch die Tradition spielt eine Rolle.
Stell dir mal vor, ein Offizier oder Unteroffizier (Maat, Obermaat, Bootsmann-Ränge) muss bei stürmischem Wetter auf hoher See den Mannschaftern neue Anweisungen weitergeben. Ein kurzer Ruf geht da meistens unter. Deswegen wird durch das Langziehen der Befehle sichergestellt, dass der Befehl verstanden wird.

Heutzutage kann man dies natürlich durch die moderne Technik größtenteils regeln, aber dennoch wird dies weiter beibehalten. Da spielt vor allem auch die Tradition eine wichtige Rolle.

Zu guter letzt gibt es aber auch noch einen anderen Grund, der vor allem beim Antreten und ähnlichen Ereignissen sehr sinnvoll ist. Beispielsweise lautet der Befehl an die angetretenen Soldaten
"Die Augeeeeeeeeen links!", wenn die Soldaten ihren Kopf schlagartig zum gerade eintreffendem Offizier richten sollen. Dabei wird durch das langgezogene Wort signalisiert, was der Soldat gleich machen muss, während das Kommando "Links!" das Ausführen dieses Befehls anordnet.
So sind die Soldaten zum Ausführen des Befehls vorbereitet.Gute Frage.de User | Gefunden via Startpage

Florida Man
2018-12-22, 13:12:05
Ankündigungskommandos werden nicht nur bei der MArine, sondern z.B. auch bei der Feuerwehr laaaaang-gezogen. Das soll auf der einen Seite Zeit für Orientierung und Aufmerksamkeit geben, auf der anderen Seite aber auch allgemein die Verständlichkeit steigern. Wir verstehen Wörter schlechter, je kürzer sie ausgesprochen werden.

PatkIllA
2018-12-22, 13:15:39
Ankündigungskommandos werden nicht nur bei der MArine, sondern z.B. auch bei der Feuerwehr laaaaang-gezogen. Das soll auf der einen Seite Zeit für Orientierung und Aufmerksamkeit geben, auf der anderen Seite aber auch allgemein die Verständlichkeit steigern. Wir verstehen Wörter schlechter, je kürzer sie ausgesprochen werden.
Im Flugfunk gibt es dafür die Sprechgruppen. Da werden etliche Dinge relativ schnell hintereinandergesagt. Bestimmte Dinge müssen dafür wiederholt werden.

demklon
2018-12-22, 13:28:42
Tradition, habe ich mir auch gedacht.

Flugfunk, warum machen sie es nicht, mit langziehen, ist doch schneler, als wider holen.

Stormtrooper
2018-12-22, 13:37:28
Flugfunk, warum machen sie es nicht, mit langziehen, ist doch schneler, als wider holen.

Damit der Fluglotse weiß, das er es richtig verstanden hat.

Florida Man
2018-12-22, 13:37:54
Weil im Flugfunk 1:1 kommuniziert wird und nicht 1:n wie bei der Marine, Feuerwehr etc. Im Flugfunk muss die Gegenstelle wiederholen, um Missverständisse aufzuklären.

PatkIllA
2018-12-22, 13:41:35
Weil im Flugfunk 1:1 kommuniziert wird und nicht 1:n wie bei der Marine, Feuerwehr etc. Im Flugfunk muss die Gegenstelle wiederholen, um Missverständisse aufzuklären.
Ist das denn wirklich so, dass das durchs halbe (ganze) Boot gerufen wird? Jeder hat doch schon mal stille Post gespielt. Oder kommt man da wenigen einzelnen festgelegten Wörtern aus?

Florida Man
2018-12-22, 13:56:12
Ich bin noch nie auf einem U-Boot gefahren. Aber wenn im Einsatz z.B. ein Gruppenführer der ganzen Gruppe einen Einsatzbefehl gibt, dann spricht der sehr artikuliert und verhältnismäßig langsam. Wichtige Ansagen werden auch langsam gesprochen, z.b. "Gefaaaahr! Geeefaaahr!" oder "Mayyyyydayyyy". Bekomme ich alleine einen Befehl von meinem Gruppenführer, dann spricht er normal, z.B. "Hintereingang über Hof, rechte Seite mit Notfallkoffer zur Menschenrettung vor", dann wiederhole ich einfach: Hintereingang Hof, rechts, Notfallkoffer, Menschrettung" und zisch ab.

demklon
2018-12-22, 14:13:27
alle Erwartungen haben sich mehr oder weniger erfüllt. Cool. :)


mörsi

Korfox
2018-12-22, 14:21:00
Ich bin noch nie auf einem U-Boot gefahren. Aber wenn im Einsatz z.B. ein Gruppenführer der ganzen Gruppe einen Einsatzbefehl gibt, dann spricht der sehr artikuliert und verhältnismäßig langsam. Wichtige Ansagen werden auch langsam gesprochen, z.b. "Gefaaaahr! Geeefaaahr!" oder "Mayyyyydayyyy". Bekomme ich alleine einen Befehl von meinem Gruppenführer, dann spricht er normal, z.B. "Hintereingang über Hof, rechte Seite mit Notfallkoffer zur Menschenrettung vor", dann wiederhole ich einfach: Hintereingang Hof, rechts, Notfallkoffer, Menschrettung" und zisch ab.

Wobei gerade Gruppenrufe auch nochmal von jeder Gegenstelle quittiert werden müssen (zumindest laut BOS Funkdisziplin).

sun-man
2018-12-23, 09:10:59
Zumindest bei uns (Tender, Schnellboot und kur Uboot) musste am "Ackerschnacker" auch alles wiederholt werden bei "Feuer im Schiff" oder dergleichen. Es gab diese "Telefone" mit dicken Headset und riesiger Sprechmuschel (korrekter Name entfallen) und in diesen Meldekreis waren alle Stationen einklinkt. "Wassereinbruch, Backbord, achtern" musste genau so wiederholt werden, und das laut denn neben Ihm stand jemand der ggfs alles weitere einleitete.

Warum man die Befehle stellenweise so zog hat mich damals nicht interessiert. Aber sowas wie "Die Auggeeeeennnnnnnn......" stellte gerade neue Schulterglatzen vor Probleme. Sie wussten zwar das sie irgendwas machen sollten, aber bis zur Aussprache nicht rechts oder links. Endete oft kurios, auch betrunken :D. Aber ich finde, aus heutiger Sicht, die Frage und auch die Erklärungen seitens Fogi interessant und brauchbar.

Anders beim marschieren bzw üben "Reeeeeeccccchhhhhttttsssssssssss........um", da wusste jeder was kommt. Ich hab vor der Umschulung noch ein bisschen Rekruten in Eckernförde geärgert ;).

demklon
2018-12-23, 11:13:22
Tu pöser junge Tu

Herr Doktor Klöbner
2018-12-23, 11:23:01
Zum ersten mal gesehen bzw gehört habe ich das mit dem "Fluuuuuten" in einer Doku zu einem Brennstoffzellen U-Boot. Witzigerweise haben im Interview die Soldaten alle die selbe Inspiration angegeben warum sie zur Marine sind:

Der Film das Boot. Soviel zum Thema Antikriegsfilm.

Joe
2018-12-23, 11:42:46
Das Boot ist MMN kein Antikriegsfilm sondern schlicht ein Kriegsfilm, der durch seine Authentizität für sich selbst spricht. Es ist übrigens auch der einzige U-Boot Film, der bei U-Boot Fahrern kein Gelächter auslöst.

Generell ist das Militär sehr stark geprägt von Tradition und Brauchtum. Das sämtliche Abläufe immer gleich und genau geregelt sind ist überlebensnotwendig.
Bei der Seefahrt ist es prinzipiell genau so.

Da sollte es wohl kaum verwunderlich sein, dass es bei der Kriegsmarine extrem ausgeprägt ist.

Die Beste Tradition bei den U-Boot Fahrern ist aber das "Einlaufbier" nach Ende eine Fahrt...
Peilung Achtung!.... A NUULLLLLLLL ;D;D;D;D

demklon
2018-12-23, 11:50:04
Ich war mal in München, in den Studios in dem Modell, und ich mag kein Uboot Fahrer sein.

Würde total die Krätze bekommen.

Uboot ist extrem Eng, würde klaustophobische Abwandlungen bekommen.


Gruß

klon

sun-man
2018-12-23, 11:53:45
Du sowieso ;)

Aber, die Vorgänger der aktuellen Boote, waren auch ziemlich klein. Das was die Boote gemein haben ist das man doch sehr sehr eng zusammen lebt. Auf dem Schnellboot gabs auch mal 3 Tage nur Zähne putzen und Hände waschen. Es waren halt nur ~50 Kubik Wasser an Bord und das muss auch schnell mal gespart werden. Mein Zeit war gut, aber auch geprägt von viel Hafenroutine (Langeweile) und heute hätte ich dazu auch keine Lust mehr. Stundenlange Anlegeübungen, Feuerübungen (fast täglich) und so weiter. Essen für Uffze/Manschaften im Mittelgang auf dem Boden da es keine Messe gab usw usw

taddy
2018-12-23, 15:23:31
Ankündigungskommandos werden nicht nur bei der MArine, sondern z.B. auch bei der Feuerwehr laaaaang-gezogen. Das soll auf der einen Seite Zeit für Orientierung und Aufmerksamkeit geben, auf der anderen Seite aber auch allgemein die Verständlichkeit steigern. Wir verstehen Wörter schlechter, je kürzer sie ausgesprochen werden.


Interessant, bei uns nicht, auch noch nie im BF / FF Umfeld mitbekommen, ist das in SH überall so?

derpinguin
2018-12-23, 15:46:54
Interessant, bei uns nicht, auch noch nie im BF / FF Umfeld mitbekommen, ist das in SH überall so?
Sollte eigentlich generell so sein. Wenn das bei euch so nicht gehandhabt wird, dann ist das lokale Praxis, korrekterweise zieht man das Ankündigungskommando, entsprechend der Begründung von Pana.

Florida Man
2018-12-23, 16:03:23
Interessant, bei uns nicht, auch noch nie im BF / FF Umfeld mitbekommen, ist das in SH überall so?Keine Ahnung, kenne andere Wehren nicht so gut, aber z.B. beim Amtsfeuerwehrfest wird schon "Feuerwehr Aaaaachtung.... Augeeen geraaadeeeauuuus" etc. gerufen. Und dann ist natürlich jeder Zug-, Gruppen- und Truppführer anders. Aber im allgemeinen werden Aufträge schon sehr klar und deutlich kommuniziert. Wir sind aber auch recht groß und haben für eine freiwillige Wehr auch viele Einsätze (ca. 160 pro Jahr).