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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist das Freundschaft


Modmaker
2019-02-03, 18:17:25
Nabend Allerseits,

ich bin mir momentan unsicher, ob ich mit einem langjährigen Freund überhaupt eine richtige Freundschaft führe oder ob dies als solche gar nicht bezeichnet werden kann.

Kennengelernt haben wir uns vor vielen Jahren und bis zum heutigen Tage haben wir regelmäßig Kontakt, d.h. mindestens 1-2x die Woche, wobei wir uns schätzungsweise alle 3 Wochen zum Essengehen, Feiern oder einer Aktivität treffen.

Ich weiß mich nicht genau was mich stört... er gehört zu der Sorte Mensch die sehr selbsbewusst ist und sein Ding macht. Erfolgreich bei Frauen und steht gerne im Mittelpunkt, erzählt viel und gibt gerne die Richtung vor, wie etwas zu laufen hat. Eine ehrliche Meinung bekommt man auch immer, er denkt an meinen Geburtstag, lädt einen zum Essen ein, usw. und fragt wie es einem geht.

Also viele Eigenschaften die durchweg attraktiv und freundschaftlich was wert sind, dennoch stört mich einiges:

Er gibt gerne die Richtung vor und wenn etwas nicht so läuft wie er es sich vorstellt, kann das schonmal in heftige Diskussionen ausarten. Er entscheidet gerne und gibt dabei nicht wirklich Rücksicht auf seine Mitmenschen. Letztens waren wir mit einer Gruppe zusammen Radfahren und anstatt sich den langsameren anzuschließen fährt er den Großteil der Strecke lieber alleine, weil es ihm offensichtlich zu langsam ist. Man "läuft" ihm praktisch hinterher, da es nach seiner Nase läuft. Letztens hat er z.B. mich zum Essen eingeladen und hat gefragt was wir abends essen wollen. Alles top, 5 Min bevor ich da bin ruft er durch und sagt, dass er es nicht geschafft hat einzukaufen, wir gehen dafür essen.. D.h. im ersten Moment wurde man zwar gefragt, aber im Nachhinen war es egal, weil er es nicht geschafft hat und dann gesagt hat, dass wir essengehen.

Ein anderes Mal waren wir eigentlich zu zweit verabredet und er hat dann einfach noch ein paar Leute mehr eingeladen. Dies hat er als Sprachnachricht dann kurz im Nebensatz formuliert, als wenn es das normalste der Welt wäre. Also informiert hat er ja, aber auch wieder selbst entschieden. Dann waren wir letztens Feiern und er hat einfach gesagt, dass wir zu der und der Gruppe gehen. ist ja auch in Ordnung neue Leute kennenzulernen, aber auch hier wurde wieder gesagt wie es gemacht wird. Gefühlt baut er sich die Welt so, wie es ihm gefällt. Er bezieht einen mit ein, aber vom Gefühl ist es nicht so.

Man merkt einfach, dass er auf vieles scheißt und sein Ding durchzieht. Auf der einen Seite erstrebsam, aber ich merke häufig, dass mich das ziemlich ankotzt. Geredet habe ich mit ihm darüber noch nicht darüber, denn ich bin überzeugt, dass das eine menschliche Einstellung von ihm ist, mit dem man leben muss oder nicht. Aber so langsam frage ich mich, ob es das noch wert ist, denn in vielen Dingen verstehe ich Freundschaft als was anderes. Nämlich Rücksicht und Verständnis auf vielen Ebenen.

Ich will ihn nicht als schlechten Menschen darstehen lassen, denn er hat immer ein offenes Ohr und bezeichnet mich auch als einen seiner besten Freunde. Ich habe mit wenigen Menschen so viel Spaß wie mit ihm, da er einer der witzigsten Menschen ist, die ich kenne. Aber seine Art nervt mich manchmal ungemein.

Wenn ich das lese, hört sich das einfach wahnsinnig kleinlich an von mir. Stelle ich mich einfach nur an, oder wie würdet ihr die Situation von außen bewerten? Kennt oder habt ihr ähnliche Situationen?

Würde einfach gerne mal eine zweite Meinung zu dem Thema hören...

Deathcrush
2019-02-03, 18:53:04
Kenne das (leider) nur zu gut. Habe selbst so einen "Freund" im engeren Kreis. Entweder du kannst es akzeptieren und damit leben oder aber du entfernst dich von ihm. Ich habe letzteres gemacht. Im Kern ist er kein schlechter Mensch, wenn es aber um seine Belange geht, stehen diese immer im Vordergrund, ohne Rücksicht auf Verluste, selbst innerhalb seiner eigenen Familie. Besserung nicht in Sicht. Überlege dir also gut ob du damit leben kannst oder aber nicht. Ich konnte es nicht und habe mich zurück gezogen. Gelegentlich sieht man sich noch zu einem Bier auf ner Party und schnackt ein wenig., das war es dann aber auch schon. Freundschaft ist keine Einbahnstraße.

x-force
2019-02-03, 18:54:42
rede mit ihm, sag wie du dich damit fühlst und daß du ein wenig mehr verbindlichkeit und gemeinsame abstimmung schätzen würdest

es wird sicher nicht sofort klappen, aber wenn er verständnis aufbringen kann und du ihn dann wieder freundlich erinnerst, kann das auch klappen.

Piccolo
2019-02-03, 19:22:03
Ich denke dabei eher Realistisch (mit meiner Meinung) wenn ich mal aus eigener Erfahrung spreche. Es bringt nix ! Du kannst reden aber da wird sich nichts ändern.

A) Er zu eingefahren ist
B) Ihr euch dazu auch nicht so regelmäßig trefft. Auf die 1-2 in der Woche...

Wie du schon sagtest zieht er sein ding durch (immer). Das heisst für mich das der ein oder andere Freund/freundin usw. das ebenfalls so sehen. Im besten fall haben schon diese Freunde was dazu gesagt. Nee,ich glaube nicht das sich was ändern wird.

Falls aber doch, lass uns das mal wissen. Interessiert mich wie er das aufgenommen hat.

Monger
2019-02-03, 19:44:42
Dass man langjährige Freunde manchmal auch zum kotzen findet, halte ich für ziemlich normal. Wir werden alle mit dem Alter eher kantiger und schrulliger. Aber man ist ja oft genug gerade deshalb befreundet, weil man sich deutlich unterscheidet.

Lowkey
2019-02-03, 20:01:20
Ich kenne da schon zwei Leute, die würden sich über jemanden freuen, der Entscheidungen trifft. Das Gegenteil ist auch anstrengend: "Sag wo es langgeht!" "Du gehst vor und ich folge". "Ja Chef" "Sofort Chef".

Rooter
2019-02-03, 20:05:42
Ein anderes Mal waren wir eigentlich zu zweit verabredet und er hat dann einfach noch ein paar Leute mehr eingeladen. Dies hat er als Sprachnachricht dann kurz im Nebensatz formuliert, als wenn es das normalste der Welt wäre.Und wie hast du darauf geantwortet?

MfG
Rooter

PatkIllA
2019-02-03, 20:18:57
Ich kenne da schon zwei Leute, die würden sich über jemanden freuen, der Entscheidungen trifft. Das Gegenteil ist auch anstrengend: "Sag wo es langgeht!" "Du gehst vor und ich folge". "Ja Chef" "Sofort Chef".Es ist auch voll nervig, wenn man alles demokratisch ausdisktieren will oder wenn man beim Sport in ganz unterschiedlichen Leistungsklassen ist.
Und wie hast du darauf geantwortet?Und wie war die Situation? Ob man sich zum persönliche Probleme besprechen trifft oder man ungezwungen gesagt hat man kommt mal vorbei macht da schon einen Unterschied.

Irgendwie ist noch alles drin. Von er ist ein arroganten Arschlosch bis du bist ein Langweiler der nichts gebacken bekommt.
Du musst auch auf ner Party nicht an ihm kleben. Übernimmst du denn auch mal die Initiative?

Plutos
2019-02-03, 20:50:21
Klingt für mich eher so, als würde dich vor allem stören, dass du ein "Mitläufer" bist.
Wenn ihr feiern geht, dann kannst du doch auch zu "deiner" Gruppe gehen und musst ihm nicht zu "seiner" Gruppe hinterherdackeln? Wenn er dich zum Essen einlädt, dann kannst du im Wirtshaus doch auch essen, was du willst, oder hat er auch noch für dich bestellt? Eine ganze Gruppe von Radfahrern wird doch wohl ihr eigenes Tempo wählen können, auch wenn einer alleine vornewegfährt, na dann soll er halt?

Ich verstehe nicht, was das alles mit fehlender Rücksicht und Verständnis seinerseits zu tun haben soll? Klingt ehrlich gesagt für mich eher nach "Special Snowflake fühlt sich angegriffen, weil sie sich nicht durchsetzen kann". Bist du zufällig Frauenbeauftragte, hast einen Doppelnamen oder so ähnlich? ;)
Also ja, ich find's in der Tat kleinlich, wie du schon selbst festgestellt hast. Ich nehme an, du bist gleichzeitig jemand, der nicht "nein" sagen kann?

Gast
2019-02-04, 18:51:57
Diagnose: gestörter Narzissmus ;)

Roadrunner3000
2019-02-05, 08:54:02
Ich verstehe nicht, was das alles mit fehlender Rücksicht und Verständnis seinerseits zu tun haben soll? Klingt ehrlich gesagt für mich eher nach "Special Snowflake fühlt sich angegriffen, weil sie sich nicht durchsetzen kann".

Danke!
Wie kann man jemandem so etwas vorhalten?
"Gefühlt baut er sich die Welt so, wie es ihm gefällt. Er bezieht einen mit ein, aber vom Gefühl ist es nicht so."
Na ist doch prima. Da weiß jemand, was er will. Und er lässt einen teilhaben, wenn man möchte.
Was, wenn er das nicht mehr tut? Wie kommst du darauf, dass er dann rücksichtsvoller wäre und mehr Verständnis zeigen würde?
Verständnis für was? Dass du den Mund nicht aufkriegst, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen?
Sei doch froh, dass dir das einer abnimmt, wenn du da Defizite hast.
Auch darfst du dabei nicht übersehen, dass er dich bei seinen Entscheidungen so oft mit einbezieht. Mindestens 1-2x die Woche + Party ab und an und das auf diese Dauer ist schon stark.

Also ja, du stellst dich hier "einfach nur an".
Iss ein Snickers. ;)

Argo Zero
2019-02-05, 09:20:03
Leute... redet miteinander. Ich bin da manchmal echt fassungslos wie einfach die das Leben ist und wie kompliziert es dann gemacht wird :D

„Ey ist ja schön dass du gleich einen Plan B hast aber das nächste mal frag mich vorher“.

Woher soll er riechen, dass du sonst was dagegen haben könntest?
Beim ersten Mal wenn’s mir nicht passt würde ich schon mein Maul aufmachen.

mercutio
2019-02-05, 10:56:50
@Argo Zero: +1

Genau.

@ts: Dein Freund klingt egoistisch, so wie du es darstellst. Er scheint auch gerne auf 2 Hochzeiten zu tanzen.
Aber: Wenn du nicht sagst, dass es dich stört, wenn geplante Termine abgeändert werden, woher soll dein Freund es dann wissen.
Bedenke: Männer lesen nicht zwischen den Zeilen. Niemals.
Du musst immer ganz klar sagen, was Sache ist - so ähnlich wie mit einem Kind. Dann klappen auch Männerfreundschaften. Denke nicht, dass er merken müsste, wenn dich was stört, denn zu 80-90% können Männer das nicht. [Anm. des Autors: Weiß ich aus eigener Erfahrung, weil meine Frau mich gerne darauf hinweist.]
Statt zu Hause essen vs. essen gehen hättest du doch auch Pizza bestellen vorschlagen können, weil du lieber in seiner Bude abhängen wolltest. Aber hättest du halt sagen müssen... Stattdessen bist du mitgegangen (obwohl du nicht wolltest?).

So sehe ich das. Aber deswegen gleich die Freundschaft in Frage stellen? Das sehe ich hier noch nicht. Erstmal REDEN und sagen, was einen stört, wenn's einen stört (also gleich zu dem Zeitpunkt, denn alte Geschichten aufkochen bringt nur Streit). Nur dann weiß Mann was Sache ist.

Und wenn es dich stört, dass er (immer?) Termine macht, dann plane doch auch mal was.
Könnte ja auch sein, dass es ihn stört, dass von dir keine Vorschläge kommen (das unterstelle ich jetzt einfach mal, no offense).
Zu einer Freundschaft gehören ja immer 2 Seiten.

Lowkey
2019-02-05, 11:03:13
Reden ist keine dauerhafte Lösung.

Person A und Person B haben auf der Arbeit ein Problem. Person B mag Person A nicht. Irgendwann REDEN sie miteinander und verstehen sich. Nach einer Woche sind beide Personen wieder unverändert Person A und Person B und ecken aneinander an.

Probieren sollte man es dennoch.

Ash-Zayr
2019-02-05, 11:56:32
Es gibt Leader, und es gibt Follower....der eine will aus seiner Rolle nicht raus, der andere kann es nicht....

Gast
2019-02-05, 16:54:46
Es gibt Leader, und es gibt Follower....der eine will aus seiner Rolle nicht raus, der andere kann es nicht....
was macht so einen "Leader" aus?

x-force
2019-02-05, 17:07:35
der leader unterscheidet sich aber vom egomanen dadurch, daß er sich auch um das wohl anderer kümmert ;)

PatkIllA
2019-02-05, 20:14:29
der leader unterscheidet sich aber vom egomanen dadurch, daß er sich auch um das wohl anderer kümmert ;)Vielleicht denkt er ja, dass er dem TS einen Gefallen tut, wenn er ihn mit neuen Leuten bekannt macht. So richtig zum Nachteil handeln oder hintergehen tut er ja auch nicht.

Ash-Zayr
2019-02-06, 07:40:44
was macht so einen "Leader" aus?

Der Leader ist selbstbewusst, strahlt Selbstsicherheit aus, ist zielstrebig...zeichnet sich schon im Kindes- und Jugendalter ab, welcher "Typus" man ist....zumindest habe ich es stark erlebt im damaligen Kindes-Freundeskreis. Eine Horde Kinder, viele ohne Initiative und Ideen, aber einer ist dann da, der sagt an, der hat Ideen und Vorstellungen....gibt es keinen weiteren Leader, gibt es auch keinen Konflikt, und alle machen brav mit, dackeln hinterher....sie merken ja noch gar nicht, dass sie "geführt" werden, dass sie im Grunde schon eine Stufe heruntergesetzt werden, bzw. das selbst tun. Und es ist ja auch bequem, sich einfach anzuschließen......
Die Qualitäten nimmt das Kind über die Schule-Phase mit ins Erwachsenenleben...die Leader, die ich als Kind erlebt habe, sind "erfolgreiche" Erwachsene geworden, im Beruf, in der Frauenwelt, im Leben, mit sich selbst....
Als Kind war mein bester Freund ein Leader....ich war damals eher still, introvertiert.....tja, war ich der Follower....später, so beim Heranwachsen hatte ich neue Umfelder, neue Freunde taten sich auf....und plötzlich fiel ich mehr und mehr in die Rolle des Leaders, weil mein dann bester Freund so war wie ich als Kind....ich konnte und sollte alles vorgeben....

Ist natürlich stark pauschalisiert....aber es gibt am Ende dann Männer, wie der TS beschreibt, die haben sich die Leaderqualitäten, die sie sicher schon als Kind hatten, bewahrt...und eben die anderen, die "Weiss nicht", die "na gut" Typen....die haben es dann schwer im Beruf, mit Frauen bzw. in Beziehungen...da braucht ein Follower-Typ schon eine ultra-Followerin als Parterin, ansonsten wird es heikel....was hassen Frauen mehr als unsichere Männer ohne Initiative, Selbstbewusstsein und einer gewissen Richtungsangabe....in welches REstaurant wollen wir heute gehen, welchen Film, was machen wir jetzt, können wir mal reden, wie wollen wir jetzt ficken..."weißt nicht, sag Du, na gut"...arggh..Albtraum.

Insofern muss der TS vielleicht erkennen, dass der Freund nichts für ihn ist, denn nicht mit dem stimmt was nicht, sondern der Freund konfrontiert den TS durch sein Verhalten immer wieder mit dessen eigenen Defiziten, und innerlich ist es ein Kampf mit Neid beim TS, nicht auch so zu sein....

ash

Schnäppchenjäger
2019-02-06, 10:49:14
Der Leader ist selbstbewusst, strahlt Selbstsicherheit aus, ist zielstrebig...zeichnet sich schon im Kindes- und Jugendalter ab, welcher "Typus" man ist....zumindest habe ich es stark erlebt im damaligen Kindes-Freundeskreis. Eine Horde Kinder, viele ohne Initiative und Ideen, aber einer ist dann da, der sagt an, der hat Ideen und Vorstellungen....gibt es keinen weiteren Leader, gibt es auch keinen Konflikt, und alle machen brav mit, dackeln hinterher....sie merken ja noch gar nicht, dass sie "geführt" werden, dass sie im Grunde schon eine Stufe heruntergesetzt werden, bzw. das selbst tun. Und es ist ja auch bequem, sich einfach anzuschließen......
Die Qualitäten nimmt das Kind über die Schule-Phase mit ins Erwachsenenleben...die Leader, die ich als Kind erlebt habe, sind "erfolgreiche" Erwachsene geworden, im Beruf, in der Frauenwelt, im Leben, mit sich selbst....
Als Kind war mein bester Freund ein Leader....ich war damals eher still, introvertiert.....tja, war ich der Follower....später, so beim Heranwachsen hatte ich neue Umfelder, neue Freunde taten sich auf....und plötzlich fiel ich mehr und mehr in die Rolle des Leaders, weil mein dann bester Freund so war wie ich als Kind....ich konnte und sollte alles vorgeben....

Ist natürlich stark pauschalisiert....aber es gibt am Ende dann Männer, wie der TS beschreibt, die haben sich die Leaderqualitäten, die sie sicher schon als Kind hatten, bewahrt...und eben die anderen, die "Weiss nicht", die "na gut" Typen....die haben es dann schwer im Beruf, mit Frauen bzw. in Beziehungen...da braucht ein Follower-Typ schon eine ultra-Followerin als Parterin, ansonsten wird es heikel....was hassen Frauen mehr als unsichere Männer ohne Initiative, Selbstbewusstsein und einer gewissen Richtungsangabe....in welches REstaurant wollen wir heute gehen, welchen Film, was machen wir jetzt, können wir mal reden, wie wollen wir jetzt ficken..."weißt nicht, sag Du, na gut"...arggh..Albtraum.

Insofern muss der TS vielleicht erkennen, dass der Freund nichts für ihn ist, denn nicht mit dem stimmt was nicht, sondern der Freund konfrontiert den TS durch sein Verhalten immer wieder mit dessen eigenen Defiziten, und innerlich ist es ein Kampf mit Neid beim TS, nicht auch so zu sein....

ashSelten so einen Käse gelesen. Viele Menschen ändern sich so stark im Verlauf ihres Lebens, man erkennt die gar nicht mehr wieder. Mein entfernter Cousin, der als Kind immer hochrot angelaufen ist und niemals auch nur ein Wort rausbekommen hat ist heute einer der sozialsten, um änglichsten Leute, die man je getroffen hat. 180°-Kehrtwende und nein, ich rede nicht von geringfügigen Änderungen.
Außerdem sind Menschen weder Leader noch Follower, sie sind meist irgendwo zwischendrin.
Ich glaube auch nicht, so klingt es jedenfalls, dass der Freund des TS das absichtlich macht, er ist nun mal so drauf und behandelt ihn ja trotzdem noch wie einen Freund, lädt ihn immer ein, etc.
Er ist halt jemand, der sich nicht großartig Gedanken um die vom TS angesprochenen Problematiken macht. Dass du dem TS Neid vorwirfst finde ich auch obstrus.
Viel schlimmer sind doch Freunde, die einen im Stich lassen oder man erst nach einiger Zeit merkt, dass es nicht mal welche sind! :rolleyes:

Ich finde es ist viel einfacher mit dem Verhalten von Leuten klarzukommen wenn ich weiß, dass die Person generell so drauf ist, anstatt nur mir oder bestimmten Leuten gegenüber so zu sein.

Roadrunner3000
2019-02-06, 15:48:49
der leader unterscheidet sich aber vom egomanen dadurch, daß er sich auch um das wohl anderer kümmert ;)

Er könnte "den anderen" auch einfach zu Hause versauern lassen. Ihn seltener treffen wie 2x die Woche, weniger oft ein offenes Ohr haben, ihn nicht mehr zum Essen einladen, seinen Geburtstag vergessen...
Denn es wirkt nicht so, als ob dem Freund sonst langweilig wäre.
Auch die vom TE beschriebene Situation beim Radfahren hat mit Egomanie reichlich wenig zu tun.
Er ist extrovertiert (um mal vom Leader/Follower wegzukommen) und weiß was er will. Aber sich in das Seelenleben des introvertierteren Freundes hineinversetzen, dafür sieht er keinen Anlass. Und macht sich dementsprechend da auch gar keinen Kopp drüber. Der TE schreibt zwar schon von heftigeren Diskussionen, wenn mal etwas nicht nach seinem Gusto läuft. Aber da kennen wir den Hintergrund nicht. Ich lass mich zB auch schwer bequatschen, wenn ich mir bei einer Sache sicher bin oder eine wohlüberlegte Entscheidung getroffen habe.

x-force
2019-02-06, 16:26:05
ob er leader oder egomane ist, lässt sich für uns erst rausfinden, nachdem modmaker das gespräch gesucht hat und er zeit hatte darüber zu reflektieren.

Mosher
2019-02-07, 13:53:27
Nabend Allerseits,

ich bin mir momentan unsicher, ob ich mit einem langjährigen Freund überhaupt eine richtige Freundschaft führe oder ob dies als solche gar nicht bezeichnet werden kann.

Kennengelernt haben wir uns vor vielen Jahren und bis zum heutigen Tage haben wir regelmäßig Kontakt, d.h. mindestens 1-2x die Woche, wobei wir uns schätzungsweise alle 3 Wochen zum Essengehen, Feiern oder einer Aktivität treffen.

Ich weiß mich nicht genau was mich stört... er gehört zu der Sorte Mensch die sehr selbsbewusst ist und sein Ding macht. Erfolgreich bei Frauen und steht gerne im Mittelpunkt, erzählt viel und gibt gerne die Richtung vor, wie etwas zu laufen hat. Eine ehrliche Meinung bekommt man auch immer, er denkt an meinen Geburtstag, lädt einen zum Essen ein, usw. und fragt wie es einem geht.

Also viele Eigenschaften die durchweg attraktiv und freundschaftlich was wert sind, dennoch stört mich einiges:

Er gibt gerne die Richtung vor und wenn etwas nicht so läuft wie er es sich vorstellt, kann das schonmal in heftige Diskussionen ausarten. Er entscheidet gerne und gibt dabei nicht wirklich Rücksicht auf seine Mitmenschen. Letztens waren wir mit einer Gruppe zusammen Radfahren und anstatt sich den langsameren anzuschließen fährt er den Großteil der Strecke lieber alleine, weil es ihm offensichtlich zu langsam ist. Man "läuft" ihm praktisch hinterher, da es nach seiner Nase läuft. Letztens hat er z.B. mich zum Essen eingeladen und hat gefragt was wir abends essen wollen. Alles top, 5 Min bevor ich da bin ruft er durch und sagt, dass er es nicht geschafft hat einzukaufen, wir gehen dafür essen.. D.h. im ersten Moment wurde man zwar gefragt, aber im Nachhinen war es egal, weil er es nicht geschafft hat und dann gesagt hat, dass wir essengehen.

Ein anderes Mal waren wir eigentlich zu zweit verabredet und er hat dann einfach noch ein paar Leute mehr eingeladen. Dies hat er als Sprachnachricht dann kurz im Nebensatz formuliert, als wenn es das normalste der Welt wäre. Also informiert hat er ja, aber auch wieder selbst entschieden. Dann waren wir letztens Feiern und er hat einfach gesagt, dass wir zu der und der Gruppe gehen. ist ja auch in Ordnung neue Leute kennenzulernen, aber auch hier wurde wieder gesagt wie es gemacht wird. Gefühlt baut er sich die Welt so, wie es ihm gefällt. Er bezieht einen mit ein, aber vom Gefühl ist es nicht so.

Man merkt einfach, dass er auf vieles scheißt und sein Ding durchzieht. Auf der einen Seite erstrebsam, aber ich merke häufig, dass mich das ziemlich ankotzt. Geredet habe ich mit ihm darüber noch nicht darüber, denn ich bin überzeugt, dass das eine menschliche Einstellung von ihm ist, mit dem man leben muss oder nicht. Aber so langsam frage ich mich, ob es das noch wert ist, denn in vielen Dingen verstehe ich Freundschaft als was anderes. Nämlich Rücksicht und Verständnis auf vielen Ebenen.

Ich will ihn nicht als schlechten Menschen darstehen lassen, denn er hat immer ein offenes Ohr und bezeichnet mich auch als einen seiner besten Freunde. Ich habe mit wenigen Menschen so viel Spaß wie mit ihm, da er einer der witzigsten Menschen ist, die ich kenne. Aber seine Art nervt mich manchmal ungemein.

Wenn ich das lese, hört sich das einfach wahnsinnig kleinlich an von mir. Stelle ich mich einfach nur an, oder wie würdet ihr die Situation von außen bewerten? Kennt oder habt ihr ähnliche Situationen?

Würde einfach gerne mal eine zweite Meinung zu dem Thema hören...
Du bist dir dessen vielleicht nicht bewusst, aber du profitierst genauso von seiner Freundschaft, wie er von dir. Und die "Fehltritte", die er sich in deinen Augen erlaubt, sind ebenso begleitet von gelegentlichen Opfern, die du evtl. auch nicht wahrnimmst.
Die typische "Symbiose" in solchen Konstellationen besteht darin, dass du ihm mehr oder "zuarbeitest" und ein "treuer Diener" bist, woraus du, wenn du ehrlich bist, bestimmt auch öfter mal Selbstwert schöpfst, und er im Gegenzeug die starke Rolle nach außen hat und den Zug am laufen hält.
zB wie ein Teamleader, der sieht wie es hier und da kriselt und dann einfach Initiative ergreift und einfach irgendwas entscheidet, bevor man sich durch kleinliche Konflikte in lähmende Passivität manövriert.

Du musst da vielleicht auch unterscheiden zwischen böswilliger Absicht und "so ist er nun mal". Also dir bewusst die Frage stellen, was davon zutrifft und dann mit der Antwort zufrieden sein.


---
Es kann passieren, dass man in solchen Konstellationen aus sich herauswächst, und aus dem Schatten treten will. Evtl. liegst du diesbezüglich in den ersten Zuckungen. Ich habe das selbst schon erlebt, dass man dann auch einfach genau das tun sollte: Aus dem Schatten treten. Es könnte passieren, dass du genau dann merkst, dass dein Freund dich genau so gebraucht hat, als "treuen Diener" im Hintergrund (nicht negativ gemeint) und mit einem mal nervös reagieren wird und die Welt nicht mehr versteht, oder dass es auch gar nicht so sehr mitbekommt und man sich einfach still und heimlich und langsam entfernt, oder oder oder..

KANN alles passieren, nichts davon muss.



Ehrliich gesagt kenne ich vieles von dem was du sagst. Ich hatte auch oft "stärkere" Freunde, zu denen ich aufsehen konnte, sozusagen Vaterfiguren. Küchenpsychologiemäßig liegt das sicher daran, dass ich selbst nur eher schlechte männliche Rollenvorbilder hatte.

Mit dem letzten "Leader"-Kumpel gab es dann tatsächlich einen Bruch, als ich mich selbst weiterentwickelt hatte und bereit war, aus dem Schatten zu treten. Es ist danach auch nie wieder so geworden wie vorher, obwohl wir vorher fast wie Brüder waren. Wenn wir zu zweit waren, gab es keinerlei "Machtgefälle", nach außen hin war aber trotzdem immer klar, wer der "Macher" ist und wer der "Mitmacher". Mir ist dann aber trotzdem schon auch bewusst geworden, dass man sich gegenseitig braucht, um seine Rolle zu erfüllen.

Imho gibt es in solchen engen Beziehungen nicht genug Platz für zwei der selben Sorte. In eher lockereren Cliquen spielt das vielleicht auch keine so große Rolle, weshalb hier die Meinungen und Erfahrungen sicher auch weit auseinandergehen.