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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nikon D7500 nach viereinhalb Monaten


aths
2019-04-24, 16:35:20
Das hier ist ein bewusst subjektives Posting. Die genannten Fakten stimmen natürlich, dessen Bewertung ist Geschmacksfrage.

Bei diverser Kritik im Detail finde ich die D7500 total geil. Mich stört die Platzierung einiger Knöpfe (Autofokus-Button, Fn1-Taste), manchmal reagiert der Näherungssensor zum Display-Abschalten zu empfindlich.

Dem größeren Modell D500 neidete ich anfangs einige Features, aber wann ist der Mensch schon zufrieden? Die D7500 erweist sich im intensiven Einsatz immer wieder als durchdacht.

Autofokus

Der rationale Kaufgrund. Die D7500 ist nicht das Spitzenmodell der DX-Klasse, aber lässt es trotzdem krachen. Schneller und genauer Fokus, auch bei wenig Licht mit geringer Fehlerquote. Bewegende Objekte werden besser im Fokus gehalten als bei der D5600, die schon gut ist. Nicht jedes Bild ist der perfekte Treffer, aber die seltenen Aussetzer machen mir bewusst, wie sehr die D7500 verwöhnt.

Ich bin Autofokus-Fetischist. Endlich eine Kamera, die meine Bedürfnisse erfüllt.

Handhabung

Der wahre Kaufgrund. Kurz nachdem ich eine D7500 geliehen hatte, wusste ich schon, so eine würde ich kaufen. Trotz der Detailkritik, so finde ich das i-Menü zu dürftig, das macht die D5600 besser. Das Rückdisplay zeigt auch weniger Informationen an als die D5600. Schon bisschen komisch. Das Gerät macht trotzdem so viel Spaß, dass ich es sehr gerne einsetze. Das meiste klappt. Ich arbeite einfach.

Die Konfiguration bietet hochdetaillierte Optionen, bis auf wenige Hakeleien entspricht das Gerät einem Traum. Der Sucher ist hell und klar. Das Auslösen macht ein souveränes, zufriedenstellendes Geräusch. Die Haptik ist solide. Buttons wirken hochwertig mit ordentlichem Druckpunkt. Anfangs irritierte mich der Auslöser, weil er die halbgedrückte Stufe nicht so taktil anzeigt wie gewohnt. Will man Bilder in schneller Folge machen, ist es aber genau richtig, keinen deutlichen Druckpunkt überwinden zu müssen.

Das Schulterdisplay zeigt leider nicht den Autofokusmodus an, ansonsten freue ich mich, nur das Wesentliche zu sehen. Arbeitsabläufe – wie das Fach zur SD-Karte zu öffnen – machen Spaß, weil sich das Gehäuse gut anfühlt. Es fehlt zwar der letzte Schritt zur Premium-Qualität, dafür ist das Gehäuse für seine Größe und Leistung noch recht leicht. Die D7500 will man einfach verwenden.

Bildqualität

Raws sind fantastisch. Mögen Vollformatkameras auch besser sein, die D7500 erfüllt bereits meine Wünsche. Farbinformationen gibt es auch noch in sehr hellen Stellen im Bild. Man hat erstaunlich wenig Rauschen in dunklen Bereichen. Manchmal ein paar versprengte Hotpixel, sonst ein angenehmes, analog wirkendes Rauschsignal. Endlich kann ich einfach Fotos machen, mit irren Iso-Reserven im Hellen und Dunklen.

Bei der Jpeg-Ausgabe sehe ich einige Aspekte bei anderen Herstellern besser umgesetzt. Dafür sind Weißabgleich und auch Belichtungsmessung bei der Nikon extrem robust. Die Farben der Jpegs wirken neutral. Mit dem Auto-Profil gibt es eine automatisch angepasste Tonwertkurve, welche Helligkeitskontraste sinnvoll einstellt. Eine gute Sache, da feste Profile oft für Landschaften zu weich und für Portraits zu hart sind. Nicht mal die D500 hat das. Hauttöne aber bleiben die Nikon-Achillesferse. Jpeg-Portraits sind möglich, es sind dann eben kein Hochglanzfotos, sondern journalistische Abbildungen.

Mit dem Gerät bekommt man mühelos akkurate Bilder und besondere Erwähnung verdient der Neutral-Modus. Wenn man einfach nur ein möglichst objektives Bild aufnehmen will. Das kann man zur Dokumentation unbearbeitet lassen, oder am Computer den eigenen Vorstellungen anpassen.

Der optional aktivierbare 1,3x-Crop erschien mir unsinnig, weil sich die Serienbildgeschwindigkeit trotz verringerter Bildauflösung nicht erhöht. Aber beim Crop ist das verbleibende Bildfeld horizontal komplett mit Fokuspunkten abgedeckt. Und man kann Speicherplatz sparen, wenn man am PC ohnehin croppen will. Objektive haben 30% mehr Tele, was den Einsatz von Festbrennweiten flexibler macht. Man hat mit Crop noch ordentliche 12 Megapixel. Mit voller DX-Abdeckung sind es gut 20 Megapixel. Meine anfängliche Befürchtung, im Vergleich zu üblichen 24-Megapixel-Sensoren beim Bildzuschnitt Spielraum zu verlieren, hat sich gedreht: Trotz der geringeren Pixelzahl bekomme ich hochwertige Resultate mit weniger Anstrengungen als ich es von APS-C-24-Megapixel-Sensoren gewohnt bin.

Einsatzfreude

Nicht alles wurde optimal umgesetzt, andere Apparate, ob von anderen Marken oder sogar aus dem gleichen Hause, haben gewisse Vorteile. Aber an keiner Stelle ist die D7500 wirklich ärgerlich, stattdessen durch und durch ausgereift. Features bis zum Abwinken. Zuschaltbare Horizontwinkel-Anzeige. Im Liveview kann man ein automatisches Fokus-Feintuning durchführen lassen. Blitzsynchronisation bei voller Leistung bis 1/250, mit verringerter Reichweite bis 1/320. Unterstützung von Kurzzeitsynchronisation wenn man ein entsprechendes Blitzgerät hätte.

Weder ist das Gerät überfrachtet, noch werde ich bald an seine Grenzen stoßen. Das ist eine Spiegelreflex für den langen Einsatz.

Das Gerät für Bracket-Aufnahmen mit Selbstauslöser einzurichten hat etwas gedauert. Dafür kann ich ziemlich genau meine Wunschvorstellungen umsetzen. Das Kippdisplay ist am Stativ ein Genuss. Die alternative Methode zur Schulterdisplaybeleuchtung (via Menü statt Anschalt-Hebel) ergibt am Stativ Sinn, und die Settings kann man als User-Profil speichern. Überall ist zu merken, dass die Bedienung durchdacht wurde. Die Kamera bietet die richtige Balance zwischen Automatisierung und der Notwendigkeit zum manuellen Eingriff um übermäßig komplexe Konfigurationen zu vermeiden.

Wenn man kleinere Belichtungs-Schrittweiten einstellt, kann man auf Wunsch bis zu neun Bilder ins Bracket packen. Das entspricht auch der Maximalzahl für Selbstauslösung. Die Konfiguration erlaubt auch, Brackets in nur einer Richtung aufzunehmen. Wüsste nicht dass ich das in naher Zukunft brauche, könnte aber für bestimmte Situationen hilfreich sein, um unnötige Aufnahmen zu vermeiden. Den Startpunkt legt man dann einfach über die Belichtungskorrektur fest.

Man kann in der Bildwiedergabe den genutzten Fokuspunkt anzeigen. Hier zeigen sich kleine Verbesserungsmöglichkeiten: Die Fokuspunkt-Anzeige lässt sich nur übers große Menü ein- oder ausschalten. Unterschiedliche Vollbild-Modi richten das Bild leider unterschiedlich aus. Und im Wiedergabe-Konfigurationsmenü ist ein Eintrag ungünstig auf der zweiten Seite gelandet. Solche Details fallen auf, weil ansonsten vieles glatt läuft.

Fotos in einer schummrig-dunklen Bar. Keine Zeit, in Ruhe gute Fokuspunkte zu suchen, man muss schnell agieren. Es kommt dann vor, dass der Autofokus verfehlt und man auf Live-View umschwenken muss. Den Weißabgleich korrigiere ich später am PC, die "Auto"-Einstellung der Kamera gibt aber einen brauchbaren Startpunkt und bleibt ziemlich konsistent. Die Bilder sind iso-seitig nicht optimal, aber noch nutzbar. Hier sieht man den Grund, dass es bei heutiger Sensortechnik noch Vollformat-Kameras gibt. Ein kompletter Heilsbringer wären die für diese Situation aber auch nicht, weil das Schärfefeld dann nochmals flacher wird (und Abblenden dann wieder zulasten des Iso-Werts geht.)

Leistungs-Reserven

Die Freude nimmt kein Ende: Auf einem Ausflug bekam ich spontan Lust, Vögel im Flug zu fotografieren. Das Autofokussystem hat einige Modi, (D9, D21) die eine akzeptable Trefferrate bringen. Oder Group-AF, ein Modus welcher einfach das Feld auf fünf Punkte vergrößert und manuelles Zielen erleichtert. Gibt es mit Ausnahme der D500 sonst nur bei FX-Kameras. Die D7500 reagiert schnell und wenn ich viele Bilder in Folge mache, in der Hoffnung auf einen Bringer, kann ich abdrücken ohne in der Praxis an die Grenzen des Puffers zu gelangen. Die gute Sensorleistung erlaubt auch in der Dämmerung noch kurze Verschlusszeiten, um Bewegungen einzufrieren. Will ich Enten fotografieren, kann ich auf Live-View umstellen und mit dem kippbaren Bildschirm aus der Hocke arbeiten.

Noch bin ich nicht an die Grenzen der D7500 gestoßen, aber es gibt ja nicht umsonst größere Modelle, die ihren Sinn haben. Spitzen-Ausstattung überlässt die 7500 sowieso den größeren Geräten. Kompaktheit überlässt sie wiederum kleineren Modellen, meine D5600 behalte ich jedenfalls. Trotzdem, Dinge wie Sucherbild, Fokusabdeckung, Arbeitsgeschwindigkeit, Anzahl der Bedienknöpfe und sogar das Druck-Gefühl bei den Knöpfen, die Philosophie hinter den Einstellungen, das macht fortwährend Spaß. Die 7500 wurde nicht als Gerät gute Reviews entwickelt, jedenfalls merkt man die wahren Vorteile nicht in ein oder zwei Wochen. Die Kamera erscheint mir für Fotografen konstruiert, die mit ihrem Apparat arbeiten möchten.

Eindruck nach gut vier Monaten

Gefühlt habe ich die Kamera schon länger. Wahrscheinlich weil sie ungefähr dem entspricht, das ich schon lange haben wollte, sie als Idee im Kopf also schon länger da war. Bei dem Kaufpreis von 1159 Euro (allerdings abzüglich 200 Euro Cash-Back) sind einige Abstriche leider hinzunehmen, so ist die Displayauflösung grenzwertig und die Kipphalterung wirkt etwas dünn. Und der Kippwinkel nach unten ist begrenzt. Es ist kein High-End, aber bereits auf einem Niveau das oberhalb dessen liegt was ich als Fotoapparat für Normalverbraucher kenne.

Mit der Zeit zeigt sich ein Nachteil: Ein nasentechnisch ungünstiges Layout der Kamera-Rückseite. Das Hautfett kriecht unter die Displayschutzfolie. Inzwischen halte ich das Gerät etwas versetzt.

Bei einem Konzert das ich fotografiert habe, ohne entsprechende Erfahrung, lernte ich dann endlich die Grenzen kennen. Dachte ich erst, bis ich die Bilder noch mal neu in Lightroom vorgenommen hatte. Natürlich sind einige Parts überbelichtet, aber was sich im Raw noch rausholen ließ, hat so manches Foto gerettet. Gefühlt habe ich eine halbe Belichtungsstufe mehr Spielraum als bei den anderen Cropformat-Geräten die ich kenne. Bei dunklen Bildstellen ist das Iso-Rauschen zwar sichtbar, aber Texturen und Details zerfasern nicht so wie ich das von der Sensorgröße kenne. Und trotz schlechter sowie ständig wechselnder Lichtverhältnisse hatte der Autofokus kaum Fehltreffer, der Fokus-Ausschuss war viel geringer als erwartet.

Sofern kein besonderer Einsatz ansteht, greife ich trotzdem immer wieder zu einer meiner anderen Geräte, die sind nicht so klobig und auch nicht so schwer. Die 7500 hat meine anderen Kameras bisher nicht überflüssig gemacht. Aber klar ist auch: Es ist das Gerät, das ich schon lange wollte.

Rooter
2019-04-24, 21:55:50
Sofern kein besonderer Einsatz ansteht, greife ich trotzdem immer wieder zu einer meiner anderen Geräte, die sind nicht so klobig und auch nicht so schwer. Die 7500 hat meine anderen Kameras bisher nicht überflüssig gemacht. Aber klar ist auch: Es ist das Gerät, das ich schon lange wollte.Welche sind das?

MfG
Rooter

FlashBFE
2019-04-30, 16:37:48
Es verfehlt zwar etwas das Thema, aber schön zu sehen, dass außer mir noch jemand APS-C-Kameras für absolut ausreichend hält, auch wenn gerade bei diesem Nikon-Modell kein nennenswerter Größenvorteil zu KB mehr dabei herausspringt.

Denn wenn ich mich im Sony-Universum umgucke, dann sieht man fast nur noch Neuigkeiten über KB-Kameras und -Objektive. APS-C findet fast nicht mehr statt und muss schon von hochrangigen Sony-Tieren als noch-lebendig erklärt werden. Dabei brauche ich durchaus noch Verbesserungen zu meiner a6300, denn 24MPix sind mir im Gegensatz zu dir mittlerweile zu wenig und UHD-Videos würde ich gerne in mehr als 25fps und mit HLG aufzeichnen können. Aber die a6400 ist keine Verbesserung in dieser Hinsicht.

Als früher die Spiegellos-Welle losging mit µ4/3 und E-mount, da war es genau umgekehrt: KB-Kameras blieben jahrelang ohne Auffrischung im Programm, während sie technisch von APS-C-Kameras in schnellen Produktzyklen abgehängt wurden.

Woran liegt das? Spielt der Größen- und Gewichtsvorteil gerade der Objektive keine Rolle mehr? Oder fressen die Smartphoneknipsen nach der Kompaktklasse nun das nächste Kamerasegment von unten auf, sodass am Ende nur noch Smartphones gegen Ausrüstungsrucksäcke schleppende Foto-Nerds übrig bleiben?

aths
2019-05-15, 15:31:23
Welche sind das?

MfG
Rooter
Die anderen Kameras sind Nikon D5600 und Fujifilm X100F. Beide sind spürbar leichter, jedenfalls merke ich das am Hals und am Handgelenk schnell.

Das etwas professionellere Gefühl mit der D7500 macht Spaß und bei Abend-Veranstaltungen in Innenräumen bringt auch der Autofokus was (weniger Ausschussrate als mit D5600). Auf Radtouren nehme ich deshalb oft die 5600. Bei Veranstaltungen wo die 7500 die Hauptkamera ist, nehme ich die 5600 manchmal als Zweitbody mit um mir Objektivwechsel zu ersparen. Wenn es besonders gut werden soll, setze ich natürlich die 7500 ein. Gerade mit dem 50 mm 1,4-er Objektiv bekomme ich Bilder die kaum noch so aussehen als seien die mit einer Crop-Kamera gemacht.

aths
2019-05-15, 15:37:21
Es verfehlt zwar etwas das Thema, aber schön zu sehen, dass außer mir noch jemand APS-C-Kameras für absolut ausreichend hält, auch wenn gerade bei diesem Nikon-Modell kein nennenswerter Größenvorteil zu KB mehr dabei herausspringt.

Denn wenn ich mich im Sony-Universum umgucke, dann sieht man fast nur noch Neuigkeiten über KB-Kameras und -Objektive. APS-C findet fast nicht mehr statt und muss schon von hochrangigen Sony-Tieren als noch-lebendig erklärt werden. Dabei brauche ich durchaus noch Verbesserungen zu meiner a6300, denn 24MPix sind mir im Gegensatz zu dir mittlerweile zu wenig und UHD-Videos würde ich gerne in mehr als 25fps und mit HLG aufzeichnen können. Aber die a6400 ist keine Verbesserung in dieser Hinsicht.

Als früher die Spiegellos-Welle losging mit µ4/3 und E-mount, da war es genau umgekehrt: KB-Kameras blieben jahrelang ohne Auffrischung im Programm, während sie technisch von APS-C-Kameras in schnellen Produktzyklen abgehängt wurden.

Woran liegt das? Spielt der Größen- und Gewichtsvorteil gerade der Objektive keine Rolle mehr? Oder fressen die Smartphoneknipsen nach der Kompaktklasse nun das nächste Kamerasegment von unten auf, sodass am Ende nur noch Smartphones gegen Ausrüstungsrucksäcke schleppende Foto-Nerds übrig bleiben?
Ich denke, dass KB-Kameras bevorzugt werden liegt an einem verfehlten Marketing. Fujifilm hat (außer der GFX) nur APS-C-Geräte und entwickelt entsprechend gute Objektive für den Crop-Sensor. Bei Nikon, Sony und anderen sind Crop-Objektive nur ein Nebengedanke mit einem geringen Angebot an hochwertigen Optionen. Das 16-80 von Nikon für APS-C ist schon geil, viele andere DX-Objektive aber eher billig gebaut. Die hoffen vielleicht dass man sich das eine oder andere große Objektiv leistet und später auch den Body austauscht.

Sensorauflösung: Auch gute Objektive können die Pixeldichte bei 24 Megapixeln in APS-C-Größe kaum auflösen. Noch höher aufgelöste Sensoren bringen entsprechend wenig Gewinn an echten Details.