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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Betriebliche Altersvorsorge Fragen / Meinungen


Blase
2019-07-08, 12:44:25
Hallo in die Runde,

bei uns wird eine bAV eingeführt und ich wollte mal gerne eure Meinungen dazu hören.

Die Firma trägt pauschal 50 Euro pro Nase / Monat.

Der maximale Betrag liegt ja aktuell bei ca. bei 270 Euro / Monat. Könnte ich also z.B. 200 Euro dazulegen + 50 vom Chef macht in Summe 250 Euro pro Monat. Bei angenommenen 30 Jahren an Arbeit macht das also 90K in Summe.

Wenn ich das Prinzip ja richtig verstanden habe, werden mir diese 200 Euro noch vom Brutto abgezogen, also noch bevor ich steuern gezahlt habe. Mein zu versteuerndes Einkommen sinkt also um 200 Euro pro Monat. Entsprechend würde ich im Bedarfsfall weniger Krankengeld bekommen und weniger Arbeitslosengeld, ja? Weil ich entsprechend hier weniger einzahle. Und ich würde auch entsprechend weniger in die Rentenkasse einzahlen, was sich wiederum negativ auf die zu erwartende Rente auswirkt, richtig?

Andererseits gehen so 250 Euro pro Monat direkt in die Altersvorsorge, was mich ja effektiv - rein aufs Netto bezogen, kaum mehr als 100 Euro kostet (200 Euro Brutto => 100+ Euro Netto). Ich verliere also 100+ Euro netto, dafür wandern aber 250 Euro in den Topf der bAV.

Am Ende sind also 90K garantiert im bAV Topf, bei angenommenen 3 Prozent Verzinsung (mit den Summen wurde gerechnet) entsprechend mehr.

Diesen Betrag kann ich mir auszahlen lassen, worauf ich aber (20 Prozent?) Steuern zahlen müssten. Alternativ kann ich mir das auch als zusätzliche monatliche Rente auszahlen lassen, was je nach Betrachtung 300-400 Euro sind. Diese 300-400 Euro kämen aber auf meine Rente mit drauf - und zusammen würde das dann versteuert werden, richtig?

Da ich im Rentenalter aber eben keine Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung mehr zahle, ist der zu versteuernde Anteil ja deutlich geringer, als würde ich das Geld heute versteuern (dann inkl. Arbeitslosen- und Rentenversicherung). Zumal der Betrag in Summe (=> die zu versteuernde Rente) ja dann (leider) deutlich niedriger sein wird als das, was ich heut versteuern muss (mein Gehalt)...

In Summe also für Verhältnismäßig wenig Einsatz (=> 100+ Euro netto) heute doch ein ganz schönes Sümmchen am Ende als Zuschuss für die Rente...

Ferner würde diese Zusatzrente an meine Frau / Kinder gehen, sollte ich vorzeitig sterben.

Habe ich das so richtig verstanden?

Klingt doch nach einer guten Sache, oder?

Meinungen und Vorschläge erwünscht.

MfG Blase

/dev/NULL
2019-07-08, 15:07:05
https://www.finanztip.de/betriebliche-altersvorsorge/
https://www.finanztip.de/betriebliche-altersvorsorge/#c83009

War in der Vergangenheit immer wenig attraktiv.. es kommt auch darauf an:
Wenn Du jetzt vom Brutto sparst geht Dir das Gehalt für die "normale" Rente verloren, ist bei hohen Einkünften relevant.

Dazu sind 3% schon ne fantatstische Rendite die Du derzeit eher nicht bekommst (bei meinem AG sind es imho 1,25%?)
Dazu Gebühren des Vertrages, die auch Geld fressen.

Ich hab es bei mir nicht gemacht... nehme das AG Geld geschenkt und kaufe ETFs.. aber das hat für mich auch den Charme das ich es einigermaßen durchblicken kann..

Blase
2019-07-08, 16:11:51
Danke dir für die Links und Meinung.

Ich habe dort ein wenig gestöbert. Das Hauptproblem ist, wie so oft, dass ich selbst von der Materie zu wenig Ahnung habe.

Ich verliere also durch das weniger an zu versteuerndem Brutto Rentenpunkte, die sich wiederum negativ auf meine Rentenansprüche auswirken. Aber in welchem Umfang? Und wie steht das wiederum im Verhältnis zu den zu erwartenden "Mehreinnahmen" durch die bAV.

Fairer Weise wurde während der Vorführung auch mit 0 Prozent gerechnet, also überhaupt kein erwirtschafteter Gewinn angenommen. Aussage sinngemäß: Damit man genau weiß, womit man rechnen kann und wenn es am Ende "mehr" wird, ist da auch keiner böse drum.

Das Geld wir also so oder so einmal versteuert. Ohne bAV habe ich mehr brutto und das wird komplett versteuert, mit bAV kommt das dann in vielen Jahren auf den Rentenanspruch drauf und wird dann versteuert.

Der "Gewinn" wäre also, dass Rente + bAV in Summe immer noch relativ wenig ist, so dass die Versteuerung nicht so hoch ist, wie aktuell durch das Gehalt. Und auf das bAV wird später keine Arbeitslosen- + Rentenversicherung bei der Versteuerung gezahlt.

Aber wie das Verhältnis ist... keine Ahnung. Klar, die 50 Euro von meinem Chef sind geschenkt, wäre blöd die nicht mitzunehmen, aber wie viel stecke ich da zusätzlich rein?

Ich werde mich wohl noch intensiver damit beschäftigen müssen...

EDIT: Was sind denn "hohe Einkünfte"?

MfG Blase

MiamiNice
2019-07-08, 16:24:09
Wenn Du genug Wissen gesammelt hast und es abschließend zu bewerten, wäre es schön wenn Du das hier teilen könntest. Ich zahle seit über 10 Jahren in genau so etwas ein, habe mich aber nie tiefer dafür interessiert.

sei laut
2019-07-08, 16:32:28
Ich habs nicht gemacht, aber weil ich das Prinzip grundfalsch finde. Es gab die solidarische Rentenversicherung nicht grundlos. Seit Jahren will man die private Versicherungswirtschaft stärken.

Aber ich verstehe jeden, der das abschließt. Aktuell ist es schon sinnvoll.

Edit: @MiamiNice - was willst du wissen? Wenn es dich eh nicht interessiert, ist dein aktueller Zustand doch ok. :D

Mr.Fency Pants
2019-07-08, 17:05:34
Bei allem was zusätzliche RV, Altersvorsorge, Riester, etc. ist, verdienen die Anbieter von solchem Zeugs. Die "garantierte" Rendite ist auch nicht wirklich garantiert. Ist schön, wenn von 3% ausgegangen wird, aber wie sollte so etwas beim Niedrigzinsniveau funktionieren?

Wer weiß schon was die Zukunft bringt? Daher kleiner Tipp: lass dir das Ganze doch mal mit den aktuellen, wirklichen Zinsen ausrechnen und guck mal, was dabei dann rauskommt. ;)

Im Endeffekt fährt man besser mit einem ETF Sparplan o.ä., wo es zwar auch Gebühren gibt, aber nicht den ganzen Kostenapparat in Hintergrund. Außerdem kommst du jederzeit an dein Geld. In der heutigen Zeit (und sonst eigentlich auch nicht) würde ich einem Versicherer garantiert nicht auf so lange Zeit mein Geld geben.

Die Absicherung sollte auf mehreren Säulen stehen, aber dabei bitte nicht eine mögliche gesetzliche Rente und Angebote von Versicherern mit einbeziehen.

Michalito
2019-07-08, 17:24:38
Mein Arbeitgeber legt auf jeden von mir gezahlten Euro 45% obendrauf. Bis 4000€/Jahr, bloss über die Kondition der Fonds erfahre ich nichts.

kiX
2019-07-08, 17:39:07
Es ist nicht übermäßig kompliziert.

Gehen wir zur Vereinfachung von keiner Rentenerhöhung, keiner Gehaltserhöhung und keinen Zinsen auf die bAV aus. (edit: Das ist tendenziell nachteilig für die bAV, die bei normalem Zinsniveau stärker zulegt als die gRV)

1. Gemäß aktueller Rentenformel erarbeitet man mit dem durchschnittlichen deutschen Bruttojahreseinkommen (BJE) iHv 38.901€ (West) eine monatliche Rente iHv 33,05€ pro Arbeitsjahr, also ca. 1.02€ monatliche Rente pro 100€ monatlichem Bruttogehalt bzw. 1200€ Bruttojahresgehalt.

2. Deinen bAV-Daten entnehme ich, dass du ca. 37 Jahre alt bist und noch 30 Jahre ansparen könntest (250€/Monat, Gesamtvolumen bei Renteneintritt 90k€, i.e. 30J). Eine monatliche Rentenauszahlung von 300-400€ entspräche ungefähr einem veranschlagten Auszahlungszeitraum zwischen 20J (375€) und 25J (300€). 20J ist mMn schon recht wenig, dann rechnet sich das für den Versorger schlecht (jeder, der älter als 87J alt wird, wär effektiv ein Zuschussgeschäft) - daher rechnen wir mit 25J bzw. 300€/Monat weiter.

Durch 200€ weniger Brutto über 30J erhälst du 61.20€/Monat weniger gesetzliche Rente, bekommst dafür (möglw.) 300€/Monat mehr bAV, also 240€ mehr als ohne bAV. Das kostet Dich (Annahme 40% Gesamtabgabenlast) 120€ Netto pro Monat, also 43200€ netto in den nächsten 30J.
Wirst Du nur 80J alt, erhälst Du nur 37440€ (mehr als mit der gesetzl. Rente) in den 13J Rentenbezug. Erst mit 15 Jahren Rentenbezug erhälst Du deinen eigenen NETTOverlust zurück.
Unter 82J also ist es selbst im Nettobetrag ein Verlustgeschäft.

Je höher dein Eigenanteil, desto geringer fällt der Arbeitgeberzuschuss ins Gewicht, desto unlukrativer wird die bAV also. Bei 400€ monatl. Eigenbruttoanteil (und damit 240€ "Nettobeitrag) verdoppelt sich der Gesamtnettobeitrag auf 86400€, mit 80J hast du aber gerade mal 74880€ raus, Breakeven liegt dann bei 84J.

Du siehst, es hängt maßgeblich davon ab, wie alt Du werden willst. ;)
Das jeweilige Breakeven-Alter verschiebt sich natürlich nach vorne, wenn man eine entsprechende Wertentwicklung mit einbezieht. Hierbei ist aber zu beachten, wieviel diese wirklich beträgt, 4% bei Einlagengarantie ist schon recht viel (ggf. zu hoch?).
Es ist und bleibt aber rein finanziell betrachtet eine gute Anlage. Man sollte dennoch seine private Altersvorsorge streuen und nicht alles auf eine Karte setzen.

Funfact: 30J 120€ in einen Aktienfond (zB ETF) mit 4.5% Wertsteigerung/Jahr bringt Dir ein Ansparvolumen von 91k€, also soviel wie die bAV ohne Zinsen. Der Steuervorteil machts. Dafür fallen auf den ETF "nur" Steuern auf den jährlichen Gewinn an, mit Freibetrag, und nicht auf die Auszahlung am Ende. Meist lohnt trotzdem die nachgelagerte Besteuerung (wie auch beim Riestern).


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PS: Krankengeld und ALG sind bewusst nicht aufgeführt, da nicht verlässlich kalkulierbar - aber Du hast natürlich völlig Recht damit, dass sich beide Posten verringern wenn sich dein Netto verringert. Du bekämst bei 200€ Bruttoeigenanteil 108€ weniger Krankengeld bzw. 72€ / 80€(mit Kind) weniger ALG pro Monat.

edit: @Mr. Fency Pants: Ich sehe es grundsätzlich ähnlich. Bei bAV gibt es aber den Vorteil, dass die Einlage in Deutschland rechtlich abgesichert ist und man sie jederzeit aussetzen kann. Den AG-Bonus sollte man also so oder so mitnehmen, wenn es dafür einen geringen Mindestbetrag gibt dann auch. Dabei jedoch, wie der TE anfragte, eine größere Menge pro Monat zusätzlich in die bAV reinstecken, das müsste man mit den konkreten Zahlen (des bAV-Fonds) und den persönlichen Bedürfnissen (Sicherheit, andere AV-Konzepte: Wohneigentum? Kinder und Geringverdiener aka Riester?) bewerten. Es stimmt im Grundsatz, dass die Anbieter das nicht aus Philanthropie machen.

Semmel
2019-07-08, 20:03:29
Diese "Garantien" sind das Papier nicht wert.
Das setzt erstens voraus, dass es das garantierende Unternehmen in 30 Jahren noch gibt, was nicht gesichert ist. Alles ist möglich.
Zweitens setzt es voraus, dass es den Euro in 30 Jahren noch gibt UND dieser auch noch die gleiche Kaufkraft hat.

Kann gut sein, dass das Ding in 30 Jahren komplett wertlos ist. Mit Glück bleibt nach Inflation noch ein kleiner Betrag übrig, den du dann versteuern darfst.
Ein richtiges Abzockprodukt.

Befass dich lieber mit Geldanlage. Man kann aktuell und auch auf absehbare Zeit nur mit Sachwerten (Aktien, Immos, etc.) was gewinnen bzw. überhaupt den Wert erhalten. Mit Geldwerten oder irgendwelchen Ansprüchen auf Geldzahlungen wird man nur noch verlieren.

Blase
2019-07-08, 22:37:37
Wenn Du genug Wissen gesammelt hast und es abschließend zu bewerten, wäre es schön wenn Du das hier teilen könntest. Ich zahle seit über 10 Jahren in genau so etwas ein, habe mich aber nie tiefer dafür interessiert.

Bin dabei :freak:

Ich habs nicht gemacht, aber weil ich das Prinzip grundfalsch finde. Es gab die solidarische Rentenversicherung nicht grundlos. Seit Jahren will man die private Versicherungswirtschaft stärken.

Naja, ich bin ja grundsätzlich bei dir - nur was soll man denn aktuell machen?! Demografischer Wandel und Inflationsrate tun ja ihr übriges. Was sind denn - nur um mal eine Zahl in den Raum zu werfen - 1500 Euro in 25 / 30 Jahren noch Wert? Das mag ne Kaltmiete deckeln, mehr aber auch sicherlich nicht. Und wer hat denn später noch das an Rente überhaupt übrig...


Bei allem was zusätzliche RV, Altersvorsorge, Riester, etc. ist, verdienen die Anbieter von solchem Zeugs. Die "garantierte" Rendite ist auch nicht wirklich garantiert. Ist schön, wenn von 3% ausgegangen wird, aber wie sollte so etwas beim Niedrigzinsniveau funktionieren?

Wer weiß schon was die Zukunft bringt? Daher kleiner Tipp: lass dir das Ganze doch mal mit den aktuellen, wirklichen Zinsen ausrechnen und guck mal, was dabei dann rauskommt. ;)

Ich habe mehr oder minder bei sämtlichen Arten dieser oder ähnlicher Anbieter eine sehr skeptische Brille auf. Die sind nicht die Wohlfahrt sondern wollen verdienen - an mir und meinem Geld. Bleibt halt die Frage, ob das wenigstens halbwegs auf "win / win" hinausläuft, also ich auch etwas davon habe. Um das herauszufinden bin ich aktuell hier :wink:

Fairer Weise wurde ja wie schon geschrieben ursprünglich mit 0 Prozent gerechnet. Aussage sinngemäß: Damit man sehen kann, was am Ende garantiert bleibt - um damit zu planen und zu rechnen. Wenn es "mehr" wird, ist ja auch keiner schade drum.

Finde ich aber schwierig die Aussage. Wenn man wirklich mit 0 rechnen soll, was zur Hölle machen die dann mit meinem Geld - fest angelegt für 25 - 30 Jahre... Ich bin schon durchaus ein Freund realistischer und eher pessimistischer Betrachtungsweisen, aber 0...

Mein Arbeitgeber legt auf jeden von mir gezahlten Euro 45% obendrauf. Bis 4000€/Jahr, bloss über die Kondition der Fonds erfahre ich nichts.

Der AG spart ja an jedem Euro von dir ca. 20 Prozent an AG Anteil an den Lohnnebenkosten, wenn ich das richtig auf dem Schirm habe. Mindestwert sind imho 15 Prozent, die er so oder so geben muss. Genau genommen macht er also sogar noch "Gewinn", wenn er nur den Mindestwert gibt :rolleyes:
Deiner gibt also 30 Prozent extra sozusagen. Soweit ich das bisher verstanden habe, ist das also ein überaus gutes Angebot und du tätest gut daran, entsprechend möglichst "viel" zu zahlen.

Bei mir sind es ja pauschal 50 Euro, was bei mir wiederum unlukrativer wird, je mehr ich dann dazu gebe - soweit ich das also verstehe :freak:

Es ist nicht übermäßig kompliziert.

Das sagst du... ;D

Hab vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Auf so etwas habe ich gehofft :)
In wie fern spielt denn das Jahresbrutto hier konkret rein? Denn ich liege schon ein Stück oberhalb des von dir genannten Durchschnitts (50K). Die von dir genannten 61,20 Euro pro Monat weniger Rente blieben ja konstant - bei angenommenen gleichbleibenden 200 Euro in die bAV.

Du sagst also, dass die bAV grundsätzlich eine gute Anlage ist - sie aber natürlich keinesfalls alleinig zur Absicherung nutzen sollte und auch grundsätzlich zu beachten ist, dass der eigene Anteil im Verhältnis zum AG Anteil nicht zu hoch ausfällt. Bei meinem Rechenbeispiel ist das Verhältnis also 4:1 - und damit wohl zu hoch, wenn ich dich richtig verstehe. Umso mehr, weil eigentlich sogar mit 0 Prozent Werteentwicklung eingangs "gerechnet" worden ist. Die 3 Prozent wurden einfach beispielhaft genommen, aber garantiert wird da überhaupt nichts. Wenn man das Ganze mit einem Prozent betrachtet - und bei "mehr" hätte ich aktuell schon ein ungutes Gefühl - würde sich das wahrscheinlich nur sehr wenig bewegen, nehme ich an.
Also anders ausgedrückt, müsste ich in Summe schon ordentlich alt werden (90+), damit ich wirklich spürbar "mehr" heraus bekomme, als ich in Summe "investiert" habe, richtig? Also "investiert" im Sinne von der Kompensation der verringerten Netto Einnahmen + der verringerten Rente aufgrund des weniger zu versteuernden Einkommens.

Hmm… so klingt das Produkt schon weit weniger gut.

Zumal das verringerte Kranken- oder Arbeitslosengeld natürlich auch alles andere als ein "pro-Argument" ist - auch wenn man natürlich immer irgendwie davon ausgeht, dass es einen schon nicht treffen wird.

Wobei ja bleibt, dass mein Chef hier pauschal 50 Euro pro Monat schenkt. Wenn ich also selbst 50 Euro dazu tue, wäre das sicherlich ein gesundes Verhältnis und tut auch in Summe sicherlich nicht wirklich "weh" bezüglich verringertes Netto und verringerter Rente (oder Kranken- und Arbeitslosengeld).

Entsprechend wäre natürlich auch der Topf bezüglich bAV deutlichst verkleinert am Ende der Laufzeit, aber ich komme dann sicherlich verhältnismäßig schnell in den "positiven" Bereich und müsste nicht mehr ganz so alt werden - auch wenn ich das natürlich vor habe... :P

Ein richtiges Abzockprodukt.

Bezüglich Steuern zahlen... ich habe mal gehört, dass die Rentner, die aktuell steuern auf die Rente zahlen, zu den überaus glücklichen Vertretern zählen, weil dieser - der deutlich kleinere Teil der Rentner - immerhin so "viel" bekommt, dass er überhaupt versteuern "darf". Der Rest bekommt so wenig, dass dafür nicht mal Steuern anfallen ;(

Nein, ich sehe "das Produkt" aktuell auch zunehmend kritisch. Aber die 50 Euro bekomme ich geschenkt und wenn ich da selbst noch mal das selbe drauf tue (brutto), dann tut mir das - denke ich zumindest - nicht wirklich weh.

Ganz grundsätzlich ist mein "Hauptplan" bezüglich Altersvorsorge ohnehin "Betongold", wie es wohl genannt wird. Ich spare also auf ein Eigenheim, welches dann bei Antritt Rente komplett abbezahlt sein soll. So zumindest der Plan. Und da ich seit Jahren lächerlich günstig zur Miete wohne, habe ich aktuell auch überhaupt keinen Druck, hier vorschnell tätig zu werden. Zahle ich zur Not das Teil halt irgendwann bar... :P

Vielen Dank für die rege Beteiligung hier soweit. Gerne auch noch mehr oder weiterführende Meinungen zum Thema erwünscht :)

MfG Blase

Semmel
2019-07-09, 06:36:13
Ich habe mehr oder minder bei sämtlichen Arten dieser oder ähnlicher Anbieter eine sehr skeptische Brille auf. Die sind nicht die Wohlfahrt sondern wollen verdienen - an mir und meinem Geld. Bleibt halt die Frage, ob das wenigstens halbwegs auf "win / win" hinausläuft, also ich auch etwas davon habe. Um das herauszufinden bin ich aktuell hier :wink:

Fairer Weise wurde ja wie schon geschrieben ursprünglich mit 0 Prozent gerechnet. Aussage sinngemäß: Damit man sehen kann, was am Ende garantiert bleibt - um damit zu planen und zu rechnen. Wenn es "mehr" wird, ist ja auch keiner schade drum.

Finde ich aber schwierig die Aussage. Wenn man wirklich mit 0 rechnen soll, was zur Hölle machen die dann mit meinem Geld - fest angelegt für 25 - 30 Jahre... Ich bin schon durchaus ein Freund realistischer und eher pessimistischer Betrachtungsweisen, aber 0...


Es ist (seit der Nullzinsphase) ein Ponzi-Schema.
Solange die Zinsen noch hoch waren (früher auch mal zweistellig), war es kein Problem 2-3% zu "garantieren" und dann noch 1-2% großzügigerweise draufzulegen. Die übrigen 4-5% haben die Versicherungen aufgefressen.
Gewonnen hat auch damals schon nur die Versicherung, wobei es für den Versicherten dank Steuervorteil und Arbeitgeberförderung dennoch lukrativ sein konnte.

Situation heute:
Es werden immer noch 1-2% "garantiert", dazu laufen noch unzählige Altverträge mit höheren garantierten Zinsen.
Der Kapitalmarkt gibt allerdings nicht nur 0% her, sondern mittlerweile weniger.
Versicherungen müssen in ""sichere"" Staatsanleihen in der Eurozone anlegen. Für eine 10-jährige deutsche Anleihe gibt es derzeit -0,37%. Man beachte das MINUS davor. Die erwirtschaften also nicht nur kein Geld, sondern verbrennen es sogar noch.

Jetzt fragst du dich, wieso das System dann noch funktioniert und wieso der Garantiezins nicht noch weiter gesenkt wird.
Die Antwort ist, dass man seit dieser Nullzinsphase die Substanz aufzehrt und hofft, dass die Zinswende bald kommt.

Somit ist der demografische Wandel bei diesen kapitalgedeckten Anlagen auch ein Problem. In einigen Jahren, wenn alles aufgezehrt wurde und nicht genug frisches Kapital durch neue Einzahler reinkommt, dann bricht das Ponzi-Schema zusammen. Mit Glück wird das Unternehmen noch "gerettet" und du bekommst dennoch die Garantiezahlung.
Was aber, wenn es allen Versicherungen genauso geht? (und das tut es) Dann ist so eine "Rettung" unwahrscheinlich.


Nein, ich sehe "das Produkt" aktuell auch zunehmend kritisch. Aber die 50 Euro bekomme ich geschenkt und wenn ich da selbst noch mal das selbe drauf tue (brutto), dann tut mir das - denke ich zumindest - nicht wirklich weh.


Natürlich tun 50€ nicht weh, aber deswegen muss man das Geld auch nicht verschwenden.
Würdest du zu gleichen Kondititonen auch 500€ monatlich reinstecken, wenn du die für die Altersvorsorge übrig hättest?
Wahrscheinlich nicht. Wieso also 50€ in den Sand setzen?

50€ brutto sind vereinfacht angenommen 25€ netto. (nach Grenzbelastung)
Wenn du die in einen durchschnittlichen ETF steckst, dann würdest du damit durchschnittlich 7% brutto pro Jahr Rendite erhalten.
Jetzt gehen wir auch mal vom schlimmsten Fall aus, dass du diese Rendite voll versteuern musst (Abgeltungssteuer+Soli), dann bleiben dir noch 5,15% Nettorendite. Bei monatlich 25€ kommst du dann auf rund 21.000 € netto. Sofort verfügbar, keine weitere Versteuerung, keine Sozialabgaben, nicht altersabhängig, keine reduzierte gesetzliche Rente, du kannst jederzeit mehr oder weniger einzahlen, du kannst jederzeit vorzeitig darüber verfügen (z.B. für Immobilienerwerb). Du bist damit also maximal flexibel.

Gehn wir mal von den 120€ Nettokosten aus, die kiX zuvor für die BAV veranschlagt hat. Dann hättest du schon rund 101.000€ angesammelt.
In der BAV hättest du bei 80 Jahren Lebenserwartung nur lächerliche 37.440€. (für die du dann noch Steuern + Sozialabgaben zahlen musst und bei weitem nicht so flexibel bist)

Die BAV stinkt trotz aller Förderung ordentlich ab. Wie soll es auch anders sein im Null-Zins-Umfeld. Es gibt nichts, woher eine Rendite kommen könnte. Aber die Versicherung will auch was verdienen und muss dafür die Substanz aufzehren. Da kann schon rein logisch nichts für dich rausspringen.

Man darf sich nicht von Steuervorteilen und Förderungen verrückt machen lassen. Keine Förderung der Welt kann aus Scheiße Gold machen.


PS: Gleiches gilt für jede kapitalbildende Versicherung. Also auch für Riester & Co.
Übrigens: Es war historisch betrachtet schon immer klüger, in die Aktien eines Versicherungsunternehmens zu investieren anstatt in dessen Produkte. ;)

Semmel
2019-07-09, 06:50:55
Ganz grundsätzlich ist mein "Hauptplan" bezüglich Altersvorsorge ohnehin "Betongold", wie es wohl genannt wird. Ich spare also auf ein Eigenheim, welches dann bei Antritt Rente komplett abbezahlt sein soll. So zumindest der Plan. Und da ich seit Jahren lächerlich günstig zur Miete wohne, habe ich aktuell auch überhaupt keinen Druck, hier vorschnell tätig zu werden. Zahle ich zur Not das Teil halt irgendwann bar... :P



Grundsätzlich eine gute Idee, nur empfiehlt es sich nicht, einen so großen Betrag über einen so langen Zeitraum in Cash anzusparen.
ETFs können auch hier helfen, das Sparziel schneller zu erreichen oder zwischenzeitliche Inflationswellen zu kompensieren.

Bei Interesse zieh dir mal den Börsen-Thread aus dem OffTopic rein.

Colin MacLaren
2019-07-09, 06:55:11
Du vergisst aber den Effekt, dass man sicher bald auf Kapitalgewinne volle Sozialabgaben wird zahlen müssen. Dem wird sich die CDU ind er nächsten Regierung nicht entziehen können.

konkretor
2019-07-09, 07:34:40
Wer garantiert dir 30 Jahre im selben Betrieb? Kannst du das Teil zu anderen Firmen mitnehmen?

Kundschafter
2019-07-09, 07:45:50
@Über mir
Auf die Frage habe ich eigentlich schon lange gewartet.

Und die Antwort auf seine Thread-Frage hat sich der TE auch schon selbst gegeben:
"Ich spare also auf ein Eigenheim, welches dann bei Antritt Rente komplett abbezahlt sein soll."

DAS ist sicher.

Philipus II
2019-07-09, 08:17:36
Wie konkretor schon erwähnt - die Mitnahme im Fall eines Arbeitgeberwechsels ist oft ein Problem. Das solltest du zwingend vorher klären. Wenn du im Falle eines Wechsels Arbeitgeberbeiträger verlierst oder der Vertrag rückabgewickelt wird mit entsprechenden Gebühren bindest du dich bis zur Rente ans Unternehmen.

Blase
2019-07-09, 08:29:17
Also die Mitnahme des Vertrags sollte kein Problem sein, wurde zumindest so vermittelt. Es könnte höchsten zu Verzögerungen kommen, in welchem der Vertrag schlimmstenfalls ein Monat ruht - aber der neue AG ist verpflichtet den Vertrag weiter zu führen. Bestenfalls kann / darf er den Eigenanteil senken, aber nicht unter die 15 Prozent, die er ohnehin zahlen muss.

Wenn er das nicht akzeptiert, kann er rückwirkend (wenn man erneut den AG wechselt) sogar auf die komplette Zahlung, inkl. des AN Anteils verklagt werden, wenn ich als dann ehemaliger AN dagegen klage. Und damit käme man immer durch, weil so das aktuelle Gesetzt aussieht.

So zumindest die mir gegenüber getätigten Aussagen diesbezüglich..

MfG Blase

Kundschafter
2019-07-09, 08:37:32
So zumindest die mir gegenüber getätigten Aussagen diesbezüglich.

Alles nur schriftlich machen. Ich kann ja gerne (nochmal) schreiben, was meine Bank mir "versprochen" hat (Lebensversicherung zur Ablösung meiner Hypothek) und was tatsächlich heraus gekommen ist.
Die lügen dir die Hucke voll, dass sich die Balken biegen. War allerdings 1995. Wer heute eine LV an den Mann bringt, sollte erschossen in die Wüste geschickt werden. :D

Mr.Fency Pants
2019-07-09, 08:41:48
Also die Mitnahme des Vertrags sollte kein Problem sein, wurde zumindest so vermittelt. Es könnte höchsten zu Verzögerungen kommen, in welchem der Vertrag schlimmstenfalls ein Monat ruht - aber der neue AG ist verpflichtet den Vertrag weiter zu führen. Bestenfalls kann / darf er den Eigenanteil senken, aber nicht unter die 15 Prozent, die er ohnehin zahlen muss.

Wenn er das nicht akzeptiert, kann er rückwirkend (wenn man erneut den AG wechselt) sogar auf die komplette Zahlung, inkl. des AN Anteils verklagt werden, wenn ich als dann ehemaliger AN dagegen klage. Und damit käme man immer durch, weil so das aktuelle Gesetzt aussieht.

So zumindest die mir gegenüber getätigten Aussagen diesbezüglich..

MfG Blase

Mit "sollte" kann man im Zweifelsfall wenig bis gar nichts anfangen. Ich finde Semmel hat schon recht ausführlich beschrieben und begründet, was man mit so einem Angebot machen sollte: ignorieren und sich mit der Vermögensanlage beschäftigen. Selbst wenn man das nicht will, sollte man das Geld besser in einen MCSI World Fonds o.ä. stecken und liegen lassen. Die Vorteile und Gründe dafür hat Semmel beschrieben.

/dev/NULL
2019-07-09, 09:44:59
Also die Mitnahme des Vertrags sollte kein Problem sein, wurde zumindest so vermittelt. Es könnte höchsten zu Verzögerungen kommen, in welchem der Vertrag schlimmstenfalls ein Monat ruht - aber der neue AG ist verpflichtet den Vertrag weiter zu führen. Bestenfalls kann / darf er den Eigenanteil senken, aber nicht unter die 15 Prozent, die er ohnehin zahlen muss.

Wenn er das nicht akzeptiert, kann er rückwirkend (wenn man erneut den AG wechselt) sogar auf die komplette Zahlung, inkl. des AN Anteils verklagt werden, wenn ich als dann ehemaliger AN dagegen klage. Und damit käme man immer durch, weil so das aktuelle Gesetzt aussieht.

So zumindest die mir gegenüber getätigten Aussagen diesbezüglich..

MfG Blase

Das sind aber mutige Aussagen. Im Finanztest steht ja:
"Wer in eine Lebensversicherung (Direktversicherung) einzahlt, kann diese zum neuen Arbeitgeber mitnehmen, sofern dieser einverstanden ist. Viele Arbeitgeber wollen allerdings nicht Verträge unterschiedlicher Anbieter verwalten und lehnen es daher ab, den alten bAV-Vertrag zu übernehmen. Arbeitnehmer haben dann die Wahl, den alten Vertrag ruhen zu lassen oder mit einem Mindestbeitrag privat weiter in den Vertrag einzuzahlen – dann allerdings ganz regulär aus dem Nettogehalt."

Im Endeffekt geht dir dein Geld nicht verloren, aber ein neuer AG muss deinen mitgebrachten Vertrag nicht weiterführen.

Bei welchen Anlagen war es denn noch so, dass man im Alter Sozialabgaben zahlt, aber halt komplett, weil der Arbeitgeber nicht mehr dabei ist und seinen Teil zuzahlt?

Nimm die 50€ vom AG da verlierst Du nix und nutz dein Kapital für nen ETF Sparplan.

Garantien gibt es nicht weder auf die 25% Kapitalertragssteuer noch auf sonst was. Hat die Politik ja in der Vergangenheit schon öfter gemacht und bestimmte Dinge (auch rückwirkend) geändert.

Daher möglichst unterschiedlich anlegen: Tagesgeld, Aktien, Beton, .. ..


Alles nur schriftlich machen. Ich kann ja gerne (nochmal) schreiben, was meine Bank mir "versprochen" hat (Lebensversicherung zur Ablösung meiner Hypothek) und was tatsächlich heraus gekommen ist.
Die lügen dir die Hucke voll, dass sich die Balken biegen. War allerdings 1995. Wer heute eine LV an den Mann bringt, sollte erschossen in die Wüste geschickt werden. :D

Das interessiert mich. ein Kumpel hat sich zur Hausfinanzierung auf ein "spare in Bausparvertrag, zahle nur Zinsen, mit Zuteilung wird alles (?) abeglöst" eingelassen. Fand ich deutlich weniger verständlich als ein normaler Immobilienkredit, war aber ein bisschen günstiger.

Kundschafter
2019-07-09, 10:05:25
Da ich das mal sehr (bzw. relativ) ausführlich geschrieben habe, suche ich gerade meinen eigenen Post. Kann aber ein wenig dauern :)

Ansonsten mache ich auch gern nochmal ´ne Kurzfassung.

Tante Edith sagt: nach 500 hört er auf zu suchen. Ich finde es nicht mehr, könnte es aber sicher grob kurz zusammenfassen.

/dev/NULL
2019-07-09, 14:10:52
https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showpost.php?p=10827681&postcount=15
erweiterte suche von "Kundschafter", Stichwort "Lebensversicherung" gibt nur 3 Threads

Kundschafter
2019-07-09, 14:18:25
Danke für`s suchen, wieder was gelernt. Ich bin definitiv zu noobig. :D

Ich werde jetzt alles meine Posts in einer Excel-Tabelle mit Datum und Stichwort abspeichern.

/dev/NULL
2019-07-09, 15:00:38
Das ist dann eher so Oma Style ;-) improvise, adopt, overcome... schreibe einfach "ich finde meinen Post nicht" -> jemand sucht ihn schon

Annator
2019-07-09, 15:02:26
Das interessiert mich. ein Kumpel hat sich zur Hausfinanzierung auf ein "spare in Bausparvertrag, zahle nur Zinsen, mit Zuteilung wird alles (?) abeglöst" eingelassen. Fand ich deutlich weniger verständlich als ein normaler Immobilienkredit, war aber ein bisschen günstiger.

Das geht nur wenn man das komplett bis auf 0€ runter durchfinanziert und nicht zwischendrin irgendeine Zinsbindung ausläuft. Würde ich pauschal von abraten außer man weiß wirklich was man da tut.

/dev/NULL
2019-07-09, 15:22:17
Der Drop ist gelutscht. Wie die Fianzierung genau aussieht weiß ich nicht, google sagt wird gern gemacht um z.B. Bausparprovisionen zu verstecken und so nen zu niedrigen eff. Zins anzubieten.

Ich hab bei mir ganz klassisch finanziert, da sehe ich wieviel ich noch hab, was Sondertilgungen ausmachen etc.. aber das ist hier ja nicht das Thema...
Aber deswegen hab ich das mit der betrieblichen Altersvorsorge auch nicht gemacht.. ich verstehe nicht wie es später gehandelt wird - eh nen Problem das ich mich schwer tue, jetzt zu sagen wieviel Abzüge gehen von Riester, alter KAP-LV (4% verzinst) und Co weg, bzw. was bleibt am Ende übrig. Wird schon passen, aber ne Zahl könnte ich nicht vorhersagen.