PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was passiert am Ende mit einem Schwarzen Loch/was passiert am Ereignishorizont?


DerEineHades
2020-04-22, 19:06:42
Moin Moin,

ich wollte gerade nicht Stephen Hawking rauskramen und fand über Google keine schnellen Ergebnisse. Daher hier kurz meine Frage. Bitte für einen physikalischen Laien erklären, ich bin da nicht so beschlagen.

Also, so weit ich das verstanden habe, entsteht ein schwarzes Loch, wenn die Masse eines Sterns (bzw. deren Konzentration) so weit zugenommen hat, dass die notwendige Fluchtgeschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit übersteigt.

Entsprechend müsste das Schwarze Loch doch kontinuierlich an Masse zunehmen, wann auch immer weitere Materie "hineinfällt", oder?

Gibt es dann irgendeinen Punkt, an dem sich irgendetwas wendet oder irgendetwas anderes geschieht als eine weitere Zunahme der Masse? Denn wenn das ewig so weiter liefe, dann müssten schwarze Löcher doch immer weiter an Masse zunehmen, und somit ebenso die Gravitation, d.h. das Schwarze Loch frisst sich immer größer und frisst auch immer schneller, oder was passiert?

Außerdem verstehe ich nach wie vor nicht, was für einen Beobachter hinter und vor dem Ereignishorizont geschieht. Und ich vermute mal, hinter dem Ereignishorizont bekommt er wohl nicht mehr so viel mit, weil er so stark beschleunigt, dass es Messungen von "hinter dem Ereignishorizont" a) technisch unmöglich machen würde und es auch keine Möglichkeit mehr gäbe, diese Messungen vor den Ereignishorizont zu kommunizieren, oder?

Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich die Zeit hinter dem Ereignishorizont Richtung unendlich verlangsamen würde, also von außen betrachtet still stünde? Ich befürchte mal, ich liege falsch.

Ich finde die Idee spannend, aber scheine sie nicht so richtig zu begreifen. Hat jemand Empfehlungen für eine laienverständliche Aufbereitung?

Monger
2020-04-22, 19:28:37
Meines Wissens gibt es kein oberes Limit für schwarze Löcher. Aber SL sind nicht schwerer als das was sie fressen, haben also die selbe Gravitation. Da der Ereignishorizont sehr klein ist, frisst der vergleichsweise wenig. Wahrscheinlich sind Sonnen mit ähnlicher Masse gefräßiger.

Was hinterm Horizont ist... Ist einfach nicht beschreibbar. Da endet Physik und Mathematik.

nalye
2020-04-22, 19:53:37
Ein schwarzes Loch verliert Wärme. Viel Wärme. Du musst doch den Hawking rausholen, denn unter anderem die Hawking Strahlung spielt eine große Rolle

blackbox
2020-04-22, 19:56:51
Ist der Urknall nicht so entstanden? Irgendwann ist sämtliche Masse konzentriert und dann machts Peng?

Kann mir das trotzdem nicht so richtig vorstellen. Ich meine, in irgendeiner Dimension muss der Urknall ja statt finden.

Monger
2020-04-22, 20:28:14
Ein schwarzes Loch verliert Wärme. Viel Wärme. Du musst doch den Hawking rausholen, denn unter anderem die Hawking Strahlung spielt eine große Rolle
Ich hab die extra ignoriert, weil es meines Wissens bis heute keinen experimentellen Nachweis gibt.

Monger
2020-04-22, 20:32:53
Ist der Urknall nicht so entstanden? Irgendwann ist sämtliche Masse konzentriert und dann machts Peng?


Ne, der Urknall war definitiv kein schwarzes Loch. Bin aber grad zu faul zum suchen. Der Urknall hat ganz andere Ausdehnungscharakteristika wie ne Explosion.

Joe
2020-04-22, 20:59:43
Entsprechend müsste das Schwarze Loch doch kontinuierlich an Masse zunehmen, wann auch immer weitere Materie "hineinfällt", oder?

Es gibt mehrere Theorien dazu:

Hawking Strahlung, Weißes Loch etc.

Von Kurzgesagt gibts ein Video dazu mit vielen vielen Quellen.
Ich glaub das hier wars:

e-P5IFTqB98

Distroia
2020-04-22, 21:18:46
Das klingt zwar jetzt erstmal nicht sehr hilfreich, aber in letzter Zeit sind auf YouTube einige richtig gute populärwissenschaftliche Kanäle entstanden, die sich mit solchen Fragen beschäftigen. PBS Space Time kann ich sehr empfehlen, auch wenn ich vieles davon selbst nicht verstehe. Die haben auch ein gutes Video zum Thema Ereignishorizont:

mht-1c4wc0Q

Gibt es dann irgendeinen Punkt, an dem sich irgendetwas wendet oder irgendetwas anderes geschieht als eine weitere Zunahme der Masse? Denn wenn das ewig so weiter liefe, dann müssten schwarze Löcher doch immer weiter an Masse zunehmen, und somit ebenso die Gravitation, d.h. das Schwarze Loch frisst sich immer größer und frisst auch immer schneller, oder was passiert?

Schwarze Löcher verlieren Masse durch Hawkinstrahlung, aber erst, wenn die Hintergrundstrahlung kälter ist, als das Schwarze Loch. Große Löcher sind kälter als kleine und strahlen deswegen weniger. Die Hawkinstrahlung ist aber winzig und je größer das schwarze Loch ist, desto länger dauert es, bis es seine Masse durch Hawkinstrahlung verloren hat. Wir reden hier über viele Größenordnungen mehr als das jetzige Alter des Universums.

Schwarze Löcher nehmen auch im Moment und noch für sehr, sehr lange Zeit an Masse zu. Du darfst dir das aber nicht vorstellen wie ein Strudel, der alles in sich hineinreißt. Ein schwarzes Loch verhält sich da wie ein beliebiges anderes Objekt, außer eben dass die Gravitation größer ist. Wenn du die Sonne durch ein gleichschweres schwarzes Loch ersetzen würdest, würde auch nicht alles hineingezogen werden, die Planeten würden immer noch in ihrem Orbit bleiben.



Außerdem verstehe ich nach wie vor nicht, was für einen Beobachter hinter und vor dem Ereignishorizont geschieht. Und ich vermute mal, hinter dem Ereignishorizont bekommt er wohl nicht mehr so viel mit, weil er so stark beschleunigt, dass es Messungen von "hinter dem Ereignishorizont" a) technisch unmöglich machen würde und es auch keine Möglichkeit mehr gäbe, diese Messungen vor den Ereignishorizont zu kommunizieren, oder?

Da passieren jede Menge abgefahrene Sachen. Kurz gesagt bewegt sich deine Zeit für einen außenstehenden Beobachter immer langsamer bis zum völligen Stillstand beim Erreichen des Ereignishorizonts, während sich aus deiner Sicht die Zeit des Universums außen herum immer schneller gegen unendlich bewegt. Da gibt es auch auf YouTube schöne Videos zu.


Gehe ich richtig in der Annahme, dass sich die Zeit hinter dem Ereignishorizont Richtung unendlich verlangsamen würde, also von außen betrachtet still stünde? Ich befürchte mal, ich liege falsch.

Doch das stimmt schon, nur dass man den Punkt eben nie von außen sehen kann. Du würdest ein Objekt sehen, das sich immer langsamer bewegt und dessen Lichtwellen sich immer mehr richtung Rot veschiebt und immer schwächer werden, bis es langsam verblasst.

Übrigens könnte es durchaus möglich sein, den Ereignishorizont lebendig zu überschreiten. Der Schwarzschildradius ist linear von der Größe des schwarzen Lochs abhängig, das heißt, die Dichte eines Schwarzen Lochs sinkt mit der zweiten Potenz der Masse. Der Schwarzschildradius eines ultramassives Schwarzes Lochs kann mehrere Milliarden km groß sein. Da würdest du beim Überqueren des Ereignishorozonts noch keine Beschleunigung spüren.