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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was macht die Corona Krise mit dir persönlich?


blackbox
2020-04-26, 11:09:07
In diesem Thread soll es darum gehen, welche Folgen diese Krise für dich persönlich hat.

Bei mir schaut es so aus: Ich mache mir schon Sorgen um die Zukunft. Ich bin im IT-Bereich tätig, es ist sehr spürbar ruhiger geworden. In diesem Zustand halten wir das vielleicht 1 Jahr aus.
Zur Zeit lebt man quasi in den Tag hinein, ohne Ziele und Perspektive.
Ich bin Trainer und Sportler aus Leidenschaft, kann meinen Sport nicht ausüben. Da es ein Hallensport ist, wird sich am Zustand auf weite Sicht nichts ändern, so lange die Behörden die Hallen nicht frei geben. Und das werden sie so lange nicht tun, bis wir immun sind.
Dabei ist Sport ein elementarer Bestandsteil meines gesamten Lebens gewesen, der wurde mir quasi weg genommen.
Zur Zeit fühle ich mich nicht komplett und sehe auch nicht, dass sich das in den nächsten Monaten ändern wird.
Ich muss definitiv einen Ausgleich finden zum täglichen Arbeiten und dem trostlosem Alltag. Wie der aussehen wird, das weiß ich noch nicht.

Es ist also im Prinzip eine Identitätskrise, denn man definiert sich in der Regel durch das, was man tut, wie man denkt, welche Ziele man hat und wie die Perspektiven sind.

DarkSoldier
2020-04-26, 20:51:38
Für mich hat sich tatsächlich gefühlt relativ wenig verändert - ich bin aber auch niemand der ständig unter Leute muss, kann mich sehr gut zuhause beschäftigen.

Im Job läuft es bei uns aktuell noch extrem gut (E-Commerce), mal schauen wie die nächste Zeit wird.

Der größte Einschnitt findet in meiner nebenberuflichen Selbstständigkeit statt (Live-Musiker, Instrumentalunterricht)
Live Musik ist erstmal auf nicht absehbare Zeit komplett tot - Unterricht aktuell nur per Webcam - was recht gut funktioniert aber den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann.

Was ich hingegen sagen kann - ich habe noch nie soviel im Garten gemacht wie dieses Jahr.
Neue Beete angelegt, Obstgehölz gesetzt, alten Baumbestand reduziert.

Ich habe auch deutlich mehr gelesen in letzter Zeit - insbesondere Weiterbildungsthemen im Bereich Finanzen.

Insgesamt für mich bisher wenig negatives.

Florida Man
2020-04-26, 21:02:23
Ich spare ca. 800 km pro Woche Fahrtwege, arbeite fast nur noch zu Hause. Ich bin auch IT'ler und bislang haben wir unter'm Strich profitiert (wir haben von einem Konzernkunden einen gewaltigen "Notauftrag" erhalten, um über 1.000 Mitarbeiter mit Notebooks auszustatten, wobei wir "Full Service"-Dienstleister sind. Wir verkaufen nicht nur das Gerät und Software, sondern wir haben auch Deployment-Server bei uns, betanken die Rechner und liefern Sie direkt an die Kundenmitarbeiter aus.

Auf der anderen Seite wurde ein Kollege gerade in Kurzarbeit geschickt, da der Auftraggeber hmassive Schwierigkeiten bekommen hat.

Da ich introvertierter Einzelgänger bin, der am liebsten alleine ist, hat sich ansonsten eigentlich alles zum besseren gewandelt: Im Supermarkt fährt mir keiner mehr in die Hacken. Bei Ikea liefern die jetzt direkt in den Kofferraum :D Und die Telekom schenkt mir monatlich 10 GB extra auf mein Handyvertrag. Also für mich könnte das für iummer so weiter gehen, auch wenn ich mir über die Gefahren (Arbeit) im klaren bin. Trotzdem, ich fühle mich vom Verhaltensdiktat der Extros endlich befreit.

PS: Ach und herrlich, endlich keine Fussball-Geschichten jeden Tag überall. EIne Pleite der Liga und EInstellung aller Spiele für immer wäre mein größter Traum!

maximAL
2020-04-26, 21:52:53
Ich bin ja normalerweise eh ein introvertierter Stubenhocker, daher ist das für mich alles nur halb so schlimm.
Aber nach ein paar Wochen Home Office wirds doch langweilig. Jeden Tag der gleiche Trott, Frühstück, Arbeit, Mittag, Arbeit, Runde Fahrrad fahren, Zocken/Serien/Lesen.
Alles worauf ich mich sonst so im Jahr freue ist abgesagt. Strassenfeste, Theaterfeste, Filmfeste etc...
Am Wochenende gemütlich was Essen gehen, danach einen Kaffee und Leute gucken ist auch nicht mehr. Urlaub wird auch vor dem Rechner oder auf dem Balkon stattfinden. Schon ziemlich trübe Aussichten für das Jahr.
Wirtschaftlich auch reichlich ambivalent. Einerseits Softwareentwickler, was relativ gut ist. Andererseits Automotive, was ziemlich schlecht ist. Wir haben schon vorher nicht wirklich Geld verdient und jetzt wo die Werke stehen muss es ganz übel aussehen. Auch wenn die Produktion bald wieder anlaufen sollte, wird das nur mit begrenzter Kapazität sein und ich habe keine Vorstellung woher das Geld kommen soll, wenn das Monate so weiter geht.

Monger
2020-04-26, 21:55:20
Für mich hat sich sehr wenig geändert, aber die Umstände sind auch sehr speziell.

Meine Frau ist chronisch krank. Manche Jahre sind besser, manche schlechter. Trotzdem haben wir uns zu nem zweiten Kind entschlossen. Ende 2019 war absehbar: das nächste Jahr wird richtig, richtig hart. Kleinkind, Baby, und ne Frau, die die Kindererziehung nicht völlig übernehmen kann. Ich habe meine Sparreserven angetastet, und bin in Elternteilzeit gegangen.
2020 fing für uns schon richtig scheiße an. Wir waren alle eigentlich dauerkrank. Hab daher viel HomeOffice gemacht.
Für uns war daher klar: Hauptsache 2020 überleben. Dann sind die Kinder n bissl größer.

Was uns natürlich nicht klar war, dass 2020 alle kämpfen werden.

Für mich war das befreiend. Niemand fragt mehr, warum ich HomeOffice machen will. Niemand wundert sich, wenn ich das Kind wochenlang ausm Kiga nehme, weil wir uns ne Infektion mit Scharlach nicht leisten können.

Deshalb bin ich wahrscheinlich ein Gewinner der Krise. Ich bin nicht in Kurzarbeit, weil ich eh in Teilzeit bin. Wir waren zuhause eh schon halb eingebunkert. Geplant haben wir das Jahr eh nix.

Alexander
2020-04-26, 22:23:31
maximal hat es gut beschrieben. "Jeden Tag der gleiche Trott, Frühstück, Arbeit, Mittag, Arbeit, Runde Fahrrad fahren, Zocken/Serien/Lesen." Alles wird zunehmend öde.
Ich habe so viel Zeit um ein gutes Buch zu lesen, endlich überfälligen Papierkram zu machen oder mal was schönes zu kochen. Aber ich kann mich zu nichts aufraffen. Esse deutlich öfter Fertiggerichte als früher oder bin dermaßen faul, dass ich eine Mahlzeit durch Knabberzeug ersetze. Heute gab es zu abend 2 Stück Kuchen. Das ist für mich völlig untypisch! Das wird nicht gut enden.

Die Arbeit wird immer weniger. Immer mehr Aufträge laufen aus. Nachschub ist wegen Corona nicht in Sicht. Wir schieben uns schon gegenseitig Arbeit zu, damit jeder ausgelastet bleibt. Ob ich in 2 Monaten noch genug zu tun habe? Ich habe so manche Zweifel... Kurzarbeit ist für mich finanziell kein Problem. Das Problem ist eher dass ich dann noch mehr Freizeit habe, mit der ich momentan nicht viel anfangen kann. Urlaubsstornos hat man uns auch verboten. Ich werde im Juni wohl renovieren. Auf diesen Urlaub freue ich mich schon "ganz doll".

Badesalz
2020-04-26, 22:57:56
In diesem Thread soll es darum gehen, welche Folgen diese Krise für dich persönlich hat.Trotz des Bewustseins für die wirtschaftlichen Folgen - und für einige, auch die sozialen wie auch für die, die es bisher nicht geschafft ahben :( - habe ich die Entschleunigung selbst, extrem genossen.

Alleine schon die quasi Staufreiheit im Ruhrpott bzw. sonst auch mal ohne Staus das Ausbleiben der Blechlavine, vermittelte das zu den Maßnahmen gegensätzliche Gefühl. Das Gefühl der Freiheit und einer Weite und Unenge in der Welt.

Die Kontaktbeschränkungen haben wir in dieser Zeit nicht nach dem behördlichen, sondern dem eigenen Menschenverstand geregelt. Wie mein Umfeld eben auch.

Ein vielleicht leicht verzerrtes Bild der Lage, da beruflich bisher ungetrübt. Mein Arbeitgeber gehört der s.g. Schlüsselindustrie an. Auch wenn wir als Firma 75% des üblichen leisten können (Lieferketten & Co.)

Wäre da eben nicht das Wissen, nicht nur um das gesundheitliche Leiden vieler anderer, wäre das die wunderbarste "Alltagszeit" seit dem ich aus der Schule bin. Gar als O-Ton der meisten in meinem Umfeld...

edit:
Nach der Lektüre von Alexander und maximal:
Bei manchen hab ich aber das Gefühl die sind irgendwie mit einer Kontaktsperre samt Ausgehsperre belegt worden.

und
2020-04-26, 23:19:58
Du weißt aber schon, dass Deine Freiheit auf dem Eingesperrt sein anderer beruht und indirekt den Wunsch ausdrückt weniger Menschen haben zu wollen.

Badesalz
2020-04-26, 23:25:29
Ah? :freak: Hab ich das etwa so beschrieben, daß es ausschliesslich wie ein Wunschzettel auszulegen war?
Oder egal wie es wirklich zum Text passt, es musste eben trotzdem unbedingt gesagt werden?

Denke eher das zweite oder?

Ja, ich wäre wohl bei denen die Thanos aufhalten wollen. Leider ;) Ich bin moralisch viel zu unflexibel um bei so einer rein/raus Lotterie etwas mitentscheiden zu können und auch zu unflexibel solche Entscheidungen anderen zu ermöglichen/überlassen.

Mir selbst hat das aber auch gezeigt, daß unsere Organisation und Abläufe völliger Müll sind und heute genauso laufen wie schon in den 60ern. Wo die Welt sich doch so extrem weiter gedreht hat. Zum größten Teil bringt das aber auch nicht viel. sie dreht sich nicht anders oder irgendwie wirklich weiter, sondern nur schneller. Nur.

Genau das was man am allerwenigsten gebrauchen kann. Ich denke die Rückkehr vom Lockdown wird in den nächsten Jahren für sehr viele Überraschungen sorgen. Für jene, die man heute noch lachend abtut, weil man glaubt, paar Wochen, dann ist wieder alles so wie früher.

Nö. Nicht ganz. Wir werden sehen.

und
2020-04-26, 23:32:53
Man hört das oft und konsequent zu Ende gedacht, läuft's darauf hinaus, dass man sich zu viel findet - und sei's nur in direkt wahrnehmbarer Verteilung. Wie oft hörst Du Leute davon schwärmen: "Hey, und da hab ich dann diesen Strand entdeckt, und geil, da waren voll viele Menschen!"?

Badesalz
2020-04-26, 23:39:05
Ja. Wir sind zu viele. Sagen viele :ulol:

Die Menschenhirten (nicht die Kirchen...) sehen das ja genauso. Nur ist es nicht mehr so einfach irgendwen erschiessen zu lassen und dann einen fetten Krieg vom Zaun zu brechen.

So ein Virus aber, das wäre vielleicht mal...

maximAL
2020-04-26, 23:39:14
Nach der Lektüre von Alexander und maximal:
Bei manchen hab ich aber das Gefühl die sind irgendwie mit einer Kontaktsperre samt Ausgehsperre belegt worden.

Der Punkt ist eben, dass ich generell nicht übermäßig gesellig bin. Viel mehr als ab und an mal mit Leuten ins Kino oder sehr sporadisch ne Runde Gokart läuft da nicht, von den Kollegen auf Arbeit mal abgesehen. Was normalerweise für mich auch ok ist, aber im Moment geht nicht mal das. Und die Sachen, die ich sonst mache (ausgehen, Ausflüge) gehen auch nicht.

Troyan
2020-04-26, 23:46:21
Geht mir genauso. Homeoffice nach fünf Wochen ist unglaublich langweilig. Vielleicht ganz interessant für Selbstsständige als Berater aber wenn die Kollegen nicht greifbar sind und man dauernd chatten/anrufen muss, dann lässt man es irgendwann. Man kappselt sich emotional einfach ab.

Eigentlich lerne ich jetzt, dass Vorort-Arbeit viel wichtiger ist als es mir bewusst war.

Alexander
2020-04-26, 23:51:21
...

und
2020-04-26, 23:54:58
Sind das bereits leicht geschürzte Lippen?

@Badesalz
Ich tippe u.a. auf die Impfungen.

Alexander
2020-04-27, 00:01:18
Sind das bereits leicht geschürzte Lippen?
Ich kannn die Beiträge von badesalz nicht sehen. Habe im ersten Augenblick nicht gesehen dass du mit ihm redest. Ohne Kontext habe ich deinen Beitrag nicht verstanden.

Heelix01
2020-04-27, 00:01:18
Also mal außen vor das es für meine Tochter ohne Kita doof ist weil sie auch ihre Freundinnen nicht sieht ( Ausnahmen bestätigen das kontaktverbot :x ). Und außen vor das meine Frau jetzt beide Kindern ganztags bespaßen muss.
Selbst eigentlich kein wirklicher Unterschied, unterhalte mich mit Nachbarn wie immer am Zaun, man geht mit der Familie im Wald spazieren. All over all mit dem Bonus des 100% home Office ist es sehr angenehm.

Praktisch merke ich den Unterschied nicht, Arbeit ist ideenreich egal wo ich sitze. Nach der Arbeit alles wie immer unter der Woche. Wochenende ... gut ja, samstags oder sonntags normal irgendwo hin fahren das sparen wir uns seit corona.
Allgemein nur und ausschließlich auf mich selbst bezogen, hatte corona keine negativen Auswirkungen, im Gegenteil Home Office kippt das ganze sogar zum positiven.

greeny
2020-04-27, 00:23:31
Wie bei den, bisher, meisten, hat sich bei mir nicht viel geändert...
Arbeiten tu' ich eh selten mit Menschenkontakt...
Genoss die Ruhe durch weniger Straßen- und Fluglärm... Ändert sich ja leider grad' wieder.. ;(
Meiner Ma geht's psychisch schlechter, weil so gut wie null (rl-)Kontakte mehr (Einkaufen, und so.. Vor allem aber Gottesdienste). Gut, sie telefoniert nun wieder mehr, aber das ist nunmal nicht das Gleiche...
Starker negativer Punkt bei mir: Meine Freundin (Risikopatientin) hält mich ziemlich auf Abstand.. Bin unsicher, ob unsere Beziehung das überlebt.. Hab das Gefühl, sie entfernt sich auch emotional von mir.. ;(

und
2020-04-27, 00:24:55
@Alexander
Kein Ding.

Filp
2020-04-27, 01:37:23
Das sich für euch nichts verändert hat, bestätigt eigentlich jedes Klischee das man einem weltfremden Nerd so zuschreiben würde.

Bei mir hat sich sehr viel geändert. Meine Sozialkontakte sind deutlich eingeschränkt, auch wenn ich noch ein paar wahrnehmen kann.

Meine Kinder sind deutlich weniger aktiv und das schlägt bei ihnen auf die Stimmung. Der Große spielt eigentlich 2 mal die Woche Tennis, fährt viel Fahrrad mit Kumpels durch die umliegenden Wälder und ist bei trockenem Wetter auch im Winter fast täglich mit ner Gruppe von 10+ Leuten aus dem Ort, auf den Soccer Courts der Schule. Der kleine spielt handball und ist auch oft mit auf dem Soccer, der hat gerade auch nichts mehr was ihn richtig auslasten. Alle Kumpels können sie auch nicht mehr treffen, das kommt zusätzlich dazu.

Auf der Arbeit drehen uns die Kinder durch, weil sie seit Wochen ihre Eltern nicht mehr sehen konnten, die Gruppen wurden quasi isoliert und nur Mitarbeiter kommen rein. Erklär mal nen Kleinkind, warum es Mama, die sonst mindestens einmal die Woche zum Tageskontakt kommt und teilweise regelmäßige Übernachtungskontakte bei uns hat, jetzt noch nichtmal mehr sehen darf. Ab Montag wird da wieder langsam und stark eingeschränkt geöffnet. Nicht mehr täglich und auch nicht mehr zeitgleich, es werden unter eigentlich unnützen Auflagen maximal 4 Besuche in der Woche stattfinden, also bekommen sie höchsten alle 14 Tage Mutter oder Vater zu sehen und das vermummt hinter einer Maske. Da wir eh schon Klientel haben, für die jeder Besuch eine riesen Herausforderung darstellt und Termine öfter mal nicht eingehalten werden, werden die Absagen unter diesen erschwerten Bedingungen wohl noch deutlich steigen. Die erste Absage auf unbestimmte Zeit haben wir schon... Arbeit ist also deutlich anstrengender, aber der Arbeitsplatz ist gesichert, wir sind kritische Infrastruktur.

Badesalz
2020-04-27, 06:34:56
@maximAL
Ja ich hab das schon gepeilt. Viel anders als bei sonst den meisten ist das ja auch nicht ;)

Wie gesagt haben wir uns bisher um engeren Freundeskreis und eben innerhalb der Familie "durchgebracht".

Da bekanntlich in der Not alle näher zusammenrücken (bis auf die 1.5m :ulol:) hat uns das wirklich nicht schlecht getan. Allen nicht. Bisher.

Ein Zustand der gerne noch länger fortgeführt werden sollte? Das meint hier andererseits auch keiner hier.