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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : DVB-C: Warum braucht man das heute noch?


blackbox
2020-05-21, 10:32:30
Moin,

als jemand, der sich damit im Prinzip gar nicht auskennt, frage ich mich, warum es DVB-C heute immer noch gibt?

Anlass dieser Überlegung sind die Umschaltzeiten beim TV. Und warum es immer noch einen Tuner gibt.

Warum ist es z.B. nicht möglich, Nachbarkanäle zu puffern, dass es eben nicht zu den Verzögerungen kommt.

Warum wird DVB-C nicht einfach ersetzt durch Datenpakete? Könnte man damit die Tuner ersetzen durch ein Modem?

Welche Bandbreite hat eigentlich so ein Kabel insgesamt? Könnte man das nicht besser anders nutzen?

Wer hat Antworten auf meine naiven Fragen? :)

Badesalz
2020-05-21, 10:54:51
Die Umschaltzeiten sind hardwarebedingt und nicht DVB-bedingt. Sprich, abhängig von der Glotze.
Ich hab mit einem nicht grad brandneuem Pana jetzt keine großartigen Probleme damit.

Dank einer ziemlich brauchbaren Programmübersicht bin ich aber auch schon länger kein Hamsterrad-Zapper mehr.

PatkIllA
2020-05-21, 11:08:42
Das sind doch im Prinzip schon Datenpakete.
Du kannst dir den Tuner ähnlich vorstellen wie ein Modem, dass sich beim Kanal wechseln neu auf eine Frequenz synchronisiert.
Auf einem Kanal sind auch mehrere Programme. Zwischen denen kann man schneller umschalten, allerdings muss da erst wieder ein keyframe vorbeikommen damit der Decoder dir was anzeigen kann.
Für Umschalten ohne Verzögerungen müsstest du alle Kanale gleichzeitig decodieren. Du könntest auch seit dem letzten Keyframe puffern und dann ab da starten und im Prinzip minimales Timeshift haben.
Ist technisch nicht unmöglich steht nur in keinem Verhältnis zum Nutzen. Bei einer guten Implementierung hat man doch nur ca 1 Sekunde.

Bandbreite kannst du dir ja bei Docsis anschauen.

Ghost1nTh3GPU
2020-05-21, 11:10:01
Rein von der Produktion und Verbreitung ist ein DVB-C Signal schon einfacher.
Sinnvoll wäre es aber natürlich wenn man Mal endlich die MPEG2 Sender abschalten würde. H.264 ist jetzt seit 10 Jahren in TVs Standard. Und ein passender Receiver der dann schon H.265 kann, kostet auch keine 50€ mehr.

Bei einer guten Implementierung hat man doch nur ca 1 Sekunde.
Zappen ist ja wirklich eher ein Relikt aus der Zeit wo es noch keine EPGs gab. Jetzt hat man die Sendungen kategorisiert ggf. auch nach Präferenzen sich anzeigen lassen und mit dem Sendernamen per Sprache direkt auf einen der über hundert Sender ansteuern.

Badesalz
2020-05-21, 11:26:10
Sinnvoll wäre es aber natürlich wenn man Mal endlich die MPEG2 Sender abschalten würde. H.264 ist jetzt seit 10 Jahren in TVs Standard.Das ist doch nicht der Technik geschuldet, sondern dem, daß es dann HD+ heisst und man dafür einen extra obulus bezahlen muss.

Für Werbung und zusammenkastrierte Filem in brillanten HD-Qualität. Dafür will keiner nochmals draufzahlen, also bleibt MPEG2 auch weiterhin beliebt.

edit:
Persönlich, war ich für die s.g. TV-Übertragung eh immer eher für H.26L ;)

Ghost1nTh3GPU
2020-05-21, 11:32:47
Es gab und gibt auch SD-Sender in H.264. Gerade im Ausland war das bei DVB-T1 Standard. Und Auflösung ist im Kabel schon lange nicht mehr der Qualitätsstandard. Mit den eingesetzten Bitraten wird auch schnell aus 1080i ziemlicher Matsch.

Skinner
2020-05-21, 12:24:05
Mit den richtigen Tunern geht auch schnelles umschalten. Mit FBC Tuner (Full Band Capture) hat man Blitzschnelle Umschaltzeiten. Habe so einen Tuner in meinen Satreceiver (VU+ UNO4KSE).
Verzögerungen beim Umschalten gibt es nur bei SKY bedingt durch das CI+ Modul.

Gast
2020-05-21, 13:52:10
Mit den richtigen Tunern geht auch schnelles umschalten. Mit FBC Tuner (Full Band Capture) hat man Blitzschnelle Umschaltzeiten. Habe so einen Tuner in meinen Satreceiver (VU+ UNO4KSE).
Verzögerungen beim Umschalten gibt es nur bei SKY bedingt durch das CI+ Modul.
Aber nur, wenn du in einem Transponder bleibst oder nicht? Also ARD -> Pro7 dauert länger als ARD -> ZDF.

Bei Sat wirds ja noch Bunter, wenn erst noch der LNB die Polarisation ändern muss...

Opprobrium
2020-05-21, 13:59:19
Für Werbung und zusammenkastrierte Filem in brillanten HD-Qualität. Dafür will keiner nochmals draufzahlen, also bleibt MPEG2 auch weiterhin beliebt.

Fun Fact: Die Kanalbündelung wird unter anderem dazu genutzt dafür zu sorgen, daß die Werbung immer maximale Bandbreite bekommt. Daher wird die Werbung so gestaffelt, daß immer nur auf einem der Programme die sich einen Kanal teilen Werbung läuft, damit auch ja keine Kompressionsartefakte oder dumpfe Farben das Werbeerlebnis trüben. Die eigentlich Inhalte werden dann eben etwas zusammengestaucht :smile:

Und teilweise fangen die Senderbwohl sogar schon an das Abspieltempo der Inhalte minimal zu erhöhen, um einen Werbespot mehr pro Sitcom zu verkaufen...

Megatron
2020-05-21, 23:47:38
Ich versuch das mal aufzudröseln. Der größte Vorteil von DVB C/T aus Betreibersicht ist, dass man keinen Rückkanal benötigt. Sprich, es wird einfach Stumpf "rausgebrüllt" und man erspart sich die Technik für eine echte Kommunikation.

Gerade wenn man bedenkt, dass in vielen Haushalten dann mehrere TV-Geräte vorhanden sind, hat das durchaus was für sich - selbst in der heutigen Zeit.
Die Telekom verfolgt ja dann mit Entertain dann eine andere Strategie. Das dürfte im Großen schon dem entsprechen, was du dir vorstellst. Umgekehrt haben die aber auch entsprechende Rechentechnik und realisieren den Rückkanal dann übers Internet. Und es wird natürlich nachvollziehbar, welche Sendung DU gerade schaust.

Unabhängig von der verwendeten Technik wurde es ja schon angedeutet, die Umschaltzeiten hängen zum einen an der Technik im Endgerät und zum anderen daran, dass allgemein nur ein Keyframe pro Sekunde gesendet wird. War das gerade durch, muss bis zum nächsten Keyframe gewartet werden, bis mit der Dekodierung gestartet werden kann. Der einfachste Weg heißt also hier: mehr Keyframes.
Mehr Keyframes hieße aber auch mehr benötigte Bandbreite oder eine allgemein geringere Bildqualität oder ein besserer Codec.

Das bringt und dann dazu, dass auch bei DVB-C je nach Anbieter das Spektrum aus MPEG2/H264/H265 bereits genutzt wird. Die Vorgabe erfolgt hier durch den Sender. Es werden nicht simultan alle Kanäle recodiert. (Das wäre sicher ein schönes "Bastelprojekt" - ein Rechner der über 200 Kanäle in SD/HD in Echtzeit in H265 codieren kann)
Abseits dessen scheitern wir wieder an den Empfangsgeräten. Allein die Abschaltung des Analogsignals war ein riesiger Akt. Und da gab es DVB-C Geräte schon deutlich länger als jetzt Geräte mit H265.
Es gab dann auch damals eine riesige Masse, die nur das billigste gekauft hat, was dann gerade SD empfangen konnte. Die müssten die Geräte jetzt wieder wegwerfen.

Und dazu kommt noch, dass den Sendern die lange Umschaltzeit nicht ganz ungelegen kommen dürfte. Das schränkt nämlich das Zapping deutlich ein und der Zuschauer bleibt dann doch eher noch bei der Werbung ;)

Liszca
2020-05-25, 18:13:08
Die Verkabelung ist für Internet locker über 100 Mbit geeignet, siehe z.B.: Vodafone (hat Kabeldeutschland gekauft)

bnoob
2020-05-25, 18:35:38
Die VERKABELUNG ja, mein Bruder hat über Ex-KabelBW 500MBit/s.

Der BACKBONE nein, wenn alle GLEICHZEITIG auf die Idee kommen auch nur die 20MBit für zwei Streams in der selben Wohnung anzufordern.

Was den Backbone angeht hat die Telekom da schon einen massiven Vorteil.

PatkIllA
2020-05-25, 18:44:45
Die VERKABELUNG ja, mein Bruder hat über Ex-KabelBW 500MBit/s.

Der BACKBONE nein, wenn alle GLEICHZEITIG auf die Idee kommen auch nur die 20MBit für zwei Streams in der selben Wohnung anzufordern.

Was den Backbone angeht hat die Telekom da schon einen massiven Vorteil.
Das ist nicht der Backbone sondern liegt daran, dass das man Kabel mit mehr oder wenigen anderen teilt.

HarryHirsch
2020-05-25, 22:31:33
Die VERKABELUNG ja, mein Bruder hat über Ex-KabelBW 500MBit/s.

Der BACKBONE nein, wenn alle GLEICHZEITIG auf die Idee kommen auch nur die 20MBit für zwei Streams in der selben Wohnung anzufordern.

Was den Backbone angeht hat die Telekom da schon einen massiven Vorteil.

Wie auch wenn scheinbar nur Docsis 3.0 anliegt.
Zum Glück musste ich es nie auswendig kennen, aber das Kabel ist egal.

Spasstiger
2020-05-26, 18:43:27
Tatsächlich stellt das Kabelnetz für digitales Fernsehen bis zu 5 Gbit/s an Datenrate über das gesamte Frequenzband zur Verfügung, das ist für so eine einzelne Koaxleitung immer noch ganz anständig. Und damit können tausende Haushalte zuverlässig mit Fernsehen versorgt. On-demand hat deutlich höhere Infrastruktur-Anforderungen, ist also deutlich teurer für die Anbieter.
Wenn wir in Deutschland einen anständigen Glasfaserausbau mit Gigabit-Anschluss in jedem Haushalt hätten, wäre das Thema DVB-C / Kabelfernsehen vielleicht am Aussterben.