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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfe beim Entkalken einer Kaffeemaschine


Hellstaff
2020-05-23, 16:35:44
Hallo Leute!

Ich habe diese Kaffeemaschine https://www.amazon.de/gp/product/B00PGSF8HG/ref=ppx_yo_dt_b_search_asin_title?ie=UTF8&psc=1 (Alter ca. 2 Jahre) und ich bekomme beim Entkalken eine gräuliche Flüssigkeit.

Meistens verwendete ich den Entkalker von Woldoclean https://www.amazon.de/Entkalker-Kaffeevollautomat-Kaffeemaschine-Vollautomat-Kaffeepadmaschinen/dp/B01HGAVW1W/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=woldoclean&qid=1590244171&s=kitchen&sr=1-3 und heute einen Durgol Spezialentkalker.

In beiden Fällen bekomme ich beim Entkalken eine graue Brühe und einen ganz leichten Sud in der selben Farbe. https://s12.directupload.net/images/200523/temp/abxpzq8y.jpg (https://www.directupload.net/file/d/5828/abxpzq8y_jpg.htm).

Die Maschine wurde ca. alle drei Monate entkalkt und bis auf eine 2-3 Urlaubspause wurde sie regelmäßig verwendet. Leider bekomme ich in der Betriebsanleitung keine Informationen, womit man eigentlich entkalkt. Im Netz bin ich bezüglich dieser Beobachtung nicht schlau geworden.

Gibt es unter euch einen, der sich damit auskennt?

LG

Hellstaff

Kartenlehrling
2020-05-23, 17:57:20
alle 3 Monate entkalten finde ich viel, habt ihr so ein Kalkhaltiges Wasser, was sagt denn eures Wasserwerk?
Calciumcarbonat mmol/l, gut wär unter 1,3.


Kauf dir doch eine Osmoseanlage, stell jede Woche 5 Liter oder mehr her und misch es mit deinem Leitungswasser nach deinem Geschmack, zb. 1:1.
Das Wasser ist auch gut zum giesen von deinen Pflanzen, man muss dann aber immer einwenig flüssigdünger dazutun.

https://www.ebay.de/itm/Profi-Umkehrosmose-Wasserfilter-Osmoseanlage-75-GPD-3-Rohr-Anlage-Modelle-2015/113207068984?
Umkehrosmose Wasserfilter ca. 60€

IVI
2020-05-23, 19:01:26
Das ist kein ungewöhnliches Ergebnis: Was Du da vor Dir hast, ist gelöstes Aluminium-Oxid. Durgol und "Woldoclean" setzen auf Amidosulfonsäure (Durgol nennt es "Sulfaminsäure"), diese ist an sich zwar echt top (extremes Kalkbindevermögen, wirkt schnell und v.a.auch in kaltem Wasser), allerdings sind nicht alle Geräte wirklich sinnvoll auf Dauer damit zu reinigen.

Fast alle Siebträger für den Hausgebrauch setzen an vielerei Stellen im Gerät auf Aluminium (v.a. bei Brühdusche und Thermoblock) und auch bei den Rohrleitungen wird halt eher Edelstahl der Kategorie SUS der 300er Reihe (z.B. "AISI 304") statt V4A verbaut –> auf Dauer greift die Amidosulfonsäure diese Metalle an. Dazu kommen auch gern Knickschutzfedern (sehr beliebt hier SUS 301), die nochmals empfindlicher sind. Im kalten Zustand kann das alles noch "schonend" ablaufen, aber erhitzt man Amidosulfonsäure, kann man Geräte blitzschnell ruinieren... nicht zur Nachahmung gedacht: Ein Edelstahl-Espressokocher der Wahl + 50 ml Durgol Bio Universal + 50 ml Wasser... unser Labor roch noch am nächten Tag nach Schwefelwasserstoff. :biggrin:

OK, zurück zum Thema: Ich vermute, der kleine Breville hat keine Kalt-Entkalk-Funktion, sondern spült im Prinzip nur mit heißem Wasser durch, in welchem eben der Entkalker ist (beginnend mit der Zugabe in den Wassertank). Hierfür kann man gaaaaanz simpel Zitronensäure verwenden, als Pulver, Flüssig, fertig oder zur Selbstdosierung – ist auch noch spottbillig. Es gehen auch Milch- und Apfelsäure-Entkalker, die entfalten ihre Leistung auch erst bei höheren Wassertemperaturen, die Auswahl ist ja mittlerweile sehr groß.

PS: Bitte kein Essig verwenden! Es gibt PA- und PVC-Verbindungen (ist LFBG-seitig alles erlaubt), die von Essig sehr schell angegriffen werden, v.a. Steck-Verbundungen leiden dann schnell darunter.

Hellstaff
2020-05-23, 21:23:33
@ Kartenlehrling: Ja, wir haben lokal relativ hartes Wasser.

@ Ivi: Danke für deine ausführliche Erklärung!!!

Die Breville hat keine Kalt-Entkalker Funktion. In der Bedienungsanleitung https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/B1pPUO4%2B2RS.pdf steht folgendes:

"Wir empfehlen die Verwendung eines hochwertigen Entkalkungsprodukts, das speziell für Kaffeemaschinen
und Plastikwasserkocher entwickelt wurde. Folgen Sie den Anweisungen des Herstellers. "

Aus dem wurde ich nicht wirklich schlau :/ Beim Woloclean (mit rotem Farbindikator) lief es anfangs besten (die Farbe blieb nach dem Entkalken rosa), aber jetzt kommt nur diese graue Plörre raus. An einer anderen Stelle meinte jemand, es könnte an Schimmel liegen.

Zurück zur Maschine: Kann ich sie eigentlich noch normal weiterverwenden?

IVI
2020-05-24, 00:03:28
Ja, solche Aussagen sind leider wenig informativ, verwundern mich aber bei Breville nicht, denn der EU-Markt ist nicht deren Kernbereich (eigtl. Australien und Nordamerika) und die ganze Bürokratie + die ganzen benötigten Tests für eine konkrete Entkalker-Empfehlung sind einfach brutal ressourcenfressend... also (auch im Sinne des Produkthaftungsgesetztes) hält man sich mit konkreten Aussagen zurück. Leider typisch für China-Produkte, v.a. weil die Chinesen mit dem Thema Entkalkung doch "etwas anders" umgehen als die Europäer und v.a. als wir Deutschen.

Schimmel halte ich für sehr, sehr unwahrscheinlich... bei einem Vollautomaten ja, völlig normal, aber bei einem Siebträger? Bis hin zum Auslassventil an der Brühdusche gibt's nur heißes Wasser, unter Druck auch noch, also echt keine Basis für Schimmel. An der Brühdusche (sollte sie mal nicht nach dem Kaffeebezug gereinigt werden) kann Kaffee zurückbleiben, der kann schimmeln, aber an sich trocknet der einfach ein. Wäre noch das Milchsystem eine Möglichkeit... kommt auf die Verbindung zw. Pumpe (arbeitet die während des Milchschaumbezugs konstant?), Milchcontainer und Auslass an, lässt sich aus der Ferne schlecht beurteilen, da müsste man das Gerät mal öffnen.

Ich würde das System mit Zitronensäure reinigen, ein paar Mal durchspülen und dann schauen, was im Glas landet (also ganz normal benutzen, nur eben ohne Kaffeepulver). Ist das Wasser "sauber", kann Entwarnung gegeben werden.

Hellstaff
2020-05-24, 10:23:44
Hey der Tipp mit der Zitronensäure war gut - bei der Entkalkung kam jetzt eine leicht gelbliche Flüssigkeit raus.

Danke für deine hilfreichen Antwort! Ich wollte schon eine neue Kaffeemaschine kaufen.

Isogul
2020-05-24, 12:37:44
Soweit ich weiß, beim Entkalken mit heißen Wasser lieber Essigsäure nehmen, geht eh besser, da hier Citronensäure nicht optimal ist und chemisch reagieren kann und "Kalkklumpen" oder ähnliches erzeugen kann, das nur bei kalten verwenden!!

Screemer
2020-05-24, 12:44:16
Du hast auch gelesen was ivi oben so schrieb? Scheinbar nicht.

Exxtreme
2020-05-24, 22:38:32
Verträgt sich Zitronensäure mit Kupfer/Bronze-/Messingtanks? Meine Siebträgermaschine hat einen sowas. Ich will nicht, dass es da komische Brühe gibt am Ende. :)

IVI
2020-05-24, 22:51:26
@ Isogul: Nee, Zitronensäure sowie Essigsäure brauchen beide höhere Temperaturen, um richtig wirksam zu sein. Calziumcarbonat-Klumpen entstehen dabei nicht... wieso sollte es auch? Es gibt keine chemische Basis für ein Mehr als Klumpen.

@ Exxtreme: Welche Maschine hast Du? Und Du meinst echt den "Tank"?

Exxtreme
2020-05-24, 22:57:07
Das ist eine Rancillio Silvia und die hat einen Messingtank in dem das Wasser erhitzt wird. Zitronensäure wäre da echt nice zum Entkalken. Nur will ich nicht, dass da was weggeätzt wird.

nalye
2020-05-24, 23:34:24
Pulycaf und Blindsieb

Korfox
2020-05-25, 10:53:39
Hierfür kann man gaaaaanz simpel Zitronensäure verwenden, als Pulver, Flüssig, fertig oder zur Selbstdosierung – ist auch noch spottbillig.
Bis dahin war deine Ausführung wirklich gut.
Über 40° sollte man Zitronensäure allerdings auch nicht erhitzen, da sonst Calciumcitrat ausfällt (kein Kalk/Calciumcarbonat). Calciumcitrat hat ähnliche Eigenschaften, wie Kalk (weiß, grobkörnig), lässt sich aber nochmal deutlich schwerer beseitigen.
Das klappt - so wie die Amidosulfonsäure ein paar Mal gut, irgendwann hat man aber den Salat (zumal, wenn man alle drei Monate entkalkt passiert das recht schnell).
Ein paar Dichtungen austauschen zu können, die irgendwann durch Essig geschädigt werden, ist doch mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich einfacher, als die ganzen Metallleitungen oder das komplette Innenleben auszutauschen.

Franconian
2020-05-25, 11:46:30
auf Dauer greift die Amidosulfonsäure diese Metalle an. Dazu kommen auch gern Knickschutzfedern (sehr beliebt hier SUS 301), die nochmals empfindlicher sind. Im kalten Zustand kann das alles noch "schonend" ablaufen, aber erhitzt man Amidosulfonsäure, kann man Geräte blitzschnell ruinieren... nicht zur Nachahmung gedacht: Ein Edelstahl-Espressokocher der Wahl + 50 ml Durgol Bio Universal + 50 ml Wasser... unser Labor roch noch am nächten Tag nach Schwefelwasserstoff.

Hm vermutlich vestehe ich ja da was falsch, aber ich reinige dauernd Edelstahl mit Amidosulfonsäure und hatte noch keine Probleme.

Nachdem die ja in den maßlos überteuerten Reinigern wie Durgol auch drin ist, habe ich vor langer Zeit ein Kilo Eilfix Gastro/Industrieentkalker für 10 € gekauft den ich für alles im Haushalt nehme. Damit könnte ich 200x meinen Vollautomaten entkalten.

Nehme den auch für den Wasserkocher aus Edelstahl, Teelöffel auf 1,5 Liter, aufkochen lassen, blitzblank.

https://www.becker-chemie.de/downloads/Eilfix%C2%AE_Entkalker_Pulver_100031D-de.pdf

IVI
2020-05-27, 18:10:41
@ nayle: Ein Kaffeefettreiniger zum Entkalken? Nein, bitte nicht! Der ist zudem ein Alu-Killer. Für die geilen Siebträger in der Grastonomie ist das Zeug aber super.

@ Korfox: Man nutzt ja nicht keine 100%ige C₆H₈O₇, zudem wird ja (nach)gespült. Daher kein Problem.

@ Franco: Edelstahl ist nicht gleich Edelstahl, da gibt's große Unterschiede. Deinen "Eilfix" brauchst Du gar nicht "aufkochen", die Energie kannst Du Dir sparen.
Das Zeug ist an sich ja ein billiges, geruchloses Pulver, 5 kg bei Amazon für 25 € (https://www.amazon.de/Chemdiscount-Amidosulfons%C3%A4ure-Sulfamins%C3%A4ure-Entkalker-Kalkentferner/dp/B00FV0ZTZU), aber Durgol macht da schon noch "ein bisschen" mehr. Ich hatte erst vorletztes Jahr intensive Korrespondenz mit dem Laborleiter unten in Dällikon, die machen schon krasse Langzeit-Tests und können Rezepturen sehr fein auf die Geräte abstimmen. Die Additive sind der Hauptunterschied und halt auch teuer... und ja, das lässt sich Durgol natürlich auch bezahlen.

@ Exxtreme: Für Messing geht Zitronensäure und Essig. ABER eigentlich sollte sich doch im Tank kaum Kalk bilden, weil ja Kalziumcarbonat erst ausfällt, wenn Hitze im Spiel ist (also beim Abkühlen) und das sollte im Tank ja nicht vorkommen. "Austrocken" (an der Luft) wird der Tank auch nicht, oder?