Ansprechverhalten von Plugin-Hybriden

[Matti]

Hallo zusammen,

von Leuten, die selbst schon einen Plugin-Hybrid fahren, möchte ich gern folgendes wissen:

1. Ist die Beschleunigung bei leerem Akku beeinträchtigt, oder lädt der Verbrenner auf langen Strecken den Akku immer auf ein paar Prozent auf so dass ein kurzer Zwischenspurt ohne Leistungsverlust möglich ist? Wenn letzteres: muß man das manuell aktivieren oder wird die Reserve automatisch gehalten und ggf. aufgefüllt?

2. Man gleitet elektrisch dahin. Wenn man dann plötzlich Leistung abverlangt, wieviele Sekunden dauert es, bis der Verbrenner unterstützt und die volle Leistung anliegt?

[BUG]

Fahre selber keinen PHEV, aber mein HEV lädt den Akku immer wieder nach um beim beschleunigen zu boosten. Ich gehe mal davon aus, dass sich der PHEV ähnlich verhält und seinen Ladestand immer wieder soweit auffrischt, dass der Akku (für eine kurze Zeit) wieder unterstützen kann (vermutlich irgendwas zwischen 5 und 15% SOC). Einen wirklich leeren Akku hat man eigentlich nie (das System achtet schon darauf), es mag aber sehr seltene Situationen geben wo es ggf. doch mal vorkommen kann. z.B. Wie ein Irrer auf der AB ständig beschleunigen oder eine sehr (sehr) lange Bergauf-Strecke mit Serpentinen und Spitzkehren und man aus jeder Kurve die komplette Systemleistung abruft (und man dabei ohne weitere "Hindernisse" alleine am Berg unterwegs ist). In den üblichen Alltags-Situationen wird das aber nie vorkommen.

Wieviel Leistung man im jeweiligen Status abrufen kann hängt maßgeblich auch von der Auslegung des Antriebsstrangs und der Systemleistung ab, ich bin bis jetzt nur den Kia Ceed Sportswagon als PHEV gefahren, generell keine Rakete (140 PS System Leistung) aber für eine kurzen Sprint war immer genügend e-Leistung vorhanden (mal vom sortieren der Gänge abgesehen). Mein Toyota Hybrid (HEV) verhält sich hier etwas anderes, der Verbrenner kann dank eCVT Getriebe sofort in sein passendes Drehzahlband springen und unterstützen ohne die Gänge sortieren zu müssen.

Edit: Ich würde eine Probefahrt machen und das einfach ausprobieren mit dem Fahrzeug deiner Wahl.

Gruß
BUG

[Mr Power]

Fahre einen Golf GTE. Da ist immer etwas Reststrom im Akku, aber bei nahezu leerem Akku fehlt die Boost-Leistung. Er versucht immer etwas zu laden, aber aus Effizienzgründen, um bspw. beim Anfahren an der Ampel den ersten Gang zu überbrücken. Nur im Sportmodus versucht er den Ladestand auf etwa 50% Akku zu halten, damit man immer volle Leistung abrufen kann.

Beim Anfahren ohne Akku verhält sich der Verbrenner auch nicht anders als jeder andere Turbo Benziner. Also mit kleiner Verzögerung aber wenig.

[Matti]

Also der GTE behält nur soviel im Akku, dass er elektrisch anfahren kann, aber nicht um zügig zu beschleunigen, ist das richtig?

[HisN]

Bei meiner Testfahrt mit einem Kia Niro ist der Verbrenner bei größerer Leistungsanforderung immer sofort angesprungen.
Eventuell weil der Elektroantrieb nicht für Spurts vorgesehen ist, sondern mehr fürs Dahingleiten.

[Mr Power]

Also der GTE behält nur soviel im Akku, dass er elektrisch anfahren kann, aber nicht um zügig zu beschleunigen, ist das richtig?

Wenn er leergefahren wird ja. Er versucht dann im Leerlauf oder im optimalen Lastbereich nachzuladen, das reicht nicht für den kompletten Boost auf die volle Leistung.

Wenn der Akku so richtig leer ist, muss er manchmal auch mit dem Benziner anfahren. Das ist dann aber meist 2 Ampeln weiter wieder behoben.

[Matti]

Danke für die Infos. Ich halte das Verhalten vom GTE für ziemlich gefährlich: Wenn man vergißt durch einen entsprechenden Fahrmodus für eine sinnvolle Rest-Ladung zu sorgen, und man dann bei einem Überholvorgang nicht die Leistung hat, die man erwartet, kann das zu schweren Unfällen führen. Gibt es Hersteller, die immer genug Ladung vorhalten, um kurzzeitig die volle Leistung zu haben? ...auch wenn nur noch 10% im Akku sind, ist die maximal entnehmbare Leistung immernoch fast 100%, erst wenn die letzten paar Prozent genommen werden, sinkt die Leistung.

[Mr Power]

Naja, der Unterschied zwischen 150 und 204 PS ist jetzt nicht so wild. Zumal du die volle Leistung eh nur im Kickdown abrufst. Und in welcher Situation benötigt man bitte die volle Leistung beim Überholen? Auf der Landstraße ist man auch mit 150 PS schnell genug vorbeigezogen. Im Gegenteil: Bei 204 PS beschleunigt man noch schneller in den Gegenverkehr hinein. Und auf der BAB kann man schon sehr gut abschätzen, wie viel Leistung gerade verfügbar ist. Zumal man den Akkustand sowieso jederzeit sieht. Deine Sorge ist also ehrlich gesagt komplett konstruiert.

[Philipus II]

Ich hatte das Problem in der Realität nichtmal mit dem normalen Ford Mondeo Hybrid (mit kleinem Akku, ohne Plugin). Auch mit dem CLA Plugin eines Kumpels hatte ich das Problem in der Realität nicht.

[Matti]

Bei Nicht-Plugin-Hybriden gibts das Problem auch nicht, weil sie den Akku meist um die 50% halten. Aber bei Plugins wird die elektrische Reichweite von manchen Herstellern bis zum letzten Meter ausgereizt, um die CO2-Statistiken zu schönen.

[ALTAY]

Bei Volvo lädt der Wagen bei Rekuperation seinen Boost voll, das langt bei Vollgas für ca. 5-10 Sekunden.
Wenn du rein elektrisch fährst und dass Gas voll durchdrückst, dauert es ca. 1,5 Sekunden bis der Verbrenner zuschaltet, ist somit völlig ok.

Sparsam ist ein Hybrid wirklich nur im Stadtbetrieb, auf längeren Autobahnfahrten, liegt der Verbrauch eines Hybrid deutlich über einem Nichthybrid.

[Argo Zero]

"2. Man gleitet elektrisch dahin. Wenn man dann plötzlich Leistung abverlangt, wieviele Sekunden dauert es, bis der Verbrenner unterstützt und die volle Leistung anliegt?"

Kann vom Auris Hybrid sprechen: Wenn man plötzlich Vollgas gibt dann braucht es einen Moment. Ist vergleichbar mit Autos, die ein Automatikgetriebe haben. Das ist halt die berühmte "Gedenksekunde" und ein Grund, warum ich selbst kein Automatik fahre.
Im Verkehr plant man entsprechend voraus. Beispiel Autobahn, willst links rüber. Ich geh dann schon 1-2 Sekunden vorher voll aufs Gas damit das geschmeidig passt.

[Geächteter]

Kann vom Auris Hybrid sprechen: Wenn man plötzlich Vollgas gibt dann braucht es einen Moment. Ist vergleichbar mit Autos, die ein Automatikgetriebe haben. Das ist halt die berühmte "Gedenksekunde" und ein Grund, warum ich selbst kein Automatik fahre.
Im Verkehr plant man entsprechend voraus. Beispiel Autobahn, willst links rüber. Ich geh dann schon 1-2 Sekunden vorher voll aufs Gas damit das geschmeidig passt.

Mit dem 2.0 plus der größeren E-Leistung dürfte das Problem geringer sein. Wirkliche Verzögerung dürfte nur da sein, wenn der Verbrenner gerade aus.
Schnell "runterschalten" geht dank E-Motor in Windeseile.
Die Lahmheit des HSD entsteht in erster Linie durch die relativ hohe Reibung im Planetengetriebe und dem wenigen Drehmoment dank Atkinson-Zyklus. Durch den 2.0 ist das gelindert. Ansonsten ist der HSD schon relativ genial, weil man sich 2-Massenschwungrad, Kupplung und Schaltgetriebe einsparen kann inkl. der damit gestiegenen Robust- und Langlebigkeit.