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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zeitarbeit bei drohender Depression


Gast
2022-05-17, 10:48:27
Hallo Leute,
momentan bin ich seit einiger Zeit Arbeitslos und bin echt sehr sehr verzweifelt.
Ich bin gelernter Kaufmann und vor einigen Jahren als mein Vater verstorben ist, bin ich leider auch Arbeitslos und somit in Harzt 4 reingerutscht. Seit dieser Zeit leide ich unter Angstzuständen und Schlaflosigkeit wg. meiner Zukunft.
Jetzt zu meiner Frage, da man leider fast nur negatives über Zeitarbeit hört, ist es zu empfehlen bei einer Zeitarbeit anzufangen, oder doch eher nicht?
Man hört leider viel zu viel negatives über Zeitarbeit, auch auf Jobmessen sind die ZA-Stände kaum besucht (JobSpeed-Dating, KarriereMesse usw.)
Momentan befinde ich mich in einer Maßnahme wo der Couch auf Teufel komm raus mir Zeitarbeit aufdringen möchte.
-Welche Argumente sprechen für Zeitarbeit und welche dagegen und wie könnte ich dem Jobcouch vermitteln das ich nicht über Zeitarbeit arbeiten möchte?
Hoffe ihr könnt mir ein wenig behilflich sein
Danke

lipp
2022-05-19, 14:59:33
Hi,

zuerst einmal, hoffentlich geht es dir bald wieder besser. Nun zum Thema, meinst du mit "Couch" einen Coach? Zeitarbeit ist perse nichts absurdes, gibt die Möglichkeit mehrere Betriebe ihm Rahmen von Projekten von Innen zu sehen und sich so wissenstechnisch breiter aufstellen zu können. Negativ ist ziemlich häufig die Bezahlung. Mein Tipp wäre, dass du dich direkt bei Recruitern meldest, die vermitteln im Kundenauftrag und du wirst fest beim Arbeitgeber angestellt. Einfach mal die großen der Branche anschreiben, im IT Bereich fallen mir spontan Amadeus Fire, Hays, Michael Page ... Im Kreis Rheinland/Ruhrpott kenne ich noch weitere kleinere, aber spezialisierte Recruiter.

Hoffe das hilft schon etwas :)

Mark3Dfx
2022-05-19, 15:03:25
Mit "Couch" ist sicher der SB (Sachbearbeiter) von JC (Jobcenter) gemeint.
Die wollen ihre "Kunden" nur schnell loshaben -> Zeitbude.

Ich habe mich aktiv bei IT-Leihbuden gemeldet und bin über Hays zu meiner jetzigen Stelle gekommen.
Kann darüber nichts schlechtes berichten.

00-Schneider
2022-05-19, 15:04:28
wie könnte ich dem Jobcouch vermitteln das ich nicht über Zeitarbeit arbeiten möchte?


Solange du kein Attest o.Ä. vom Arzt hast, was dich für die typischen(körperlich anstrengenden) ZA-Jobs freistellt, hast du da wenig Argumente.

Auch wenn du schon länger arbeitssuchend bist und dich eine Zeitarbeitsbude einstellen will, hast du wenig Chancen ohne drohende Sanktionen vom Amt denen abzusagen.

Cpu0815
2022-05-19, 15:13:36
Welche Argumente sprechen für Zeitarbeit und welche dagegen und wie könnte ich dem Jobcouch vermitteln das ich nicht über Zeitarbeit arbeiten möchte?

Es sprechen keine dafür. Lass dir bei einem Arzt Depressionen attestieren und mach weiter Hartz.

#44
2022-05-19, 15:14:34
Ich würde Zeitarbeit nicht per se als schlecht abstempeln. Ich habe bis jetzt bei allen meinen AG erlebt, dass dort qualifizierte Fachleute aus der ZA übernommen wurden. Das war da durchweg ein Mittel zur Personalgewinnung - insbesondere aktuell, da die Bewerber (bei uns) nicht schlange stehen.

Bei ungelernter Zeitarbeit sieht das vmtl. nicht so aus.

BlacKi
2022-05-19, 15:28:19
na, das ist doch ganz einfach. zur arbeit antreten, schauen ob die arbeit zusagt, dann bleiben. wenns nicht passt, dann einfach zum arzt. die werden dich kündigen und dann zur nächsten leihfirma/job.


ich glaub, das muss einfach so laufen, damit die firmen merken, das ihre arbeitsstelle scheiße ist.


das ist die beste option keine scheiß tätigkeiten für firmen ausüben zu müssen.

Döner-Ente
2022-05-19, 15:39:09
Ich gebe nur zu bedenken, dass der Versuch, seine Depressionen und Ängste über einen neuen Jobantritt bzw. Jobsuche zu "heilen", auch nach hinten losgehen kann. Nämlich dann, wenn die Depris noch andere Ursachen haben und man deswegen in Vorstellungsgesprächen oder in der Probezeit (und Zeitarbeit könnte man in gewissem Sinne als Probezeit sehen) entsprechend weniger engagiert und leistungsfähig ist, als man es in "gesundem Zustand" wäre und genau deswegen den rettenden Job nicht kriegt oder behält.
Oder man kündigt wieder von selber, weil da alles Scheiße ist. Was es aber objektiv gar nicht ist, sondern nur der eigenen überzogen negativen Weltsicht geschuldet ist. Was man aber selber nicht merkt, wenn man gerade voll drin hängt.

Gast
2022-05-19, 16:17:59
Erst Klinik und dann Job wäre die richtige Reihenfolge.
Ansonsten interessiert es die Arge Recht wenig, ob du ne Diagnose hast oder nicht. Entweder du bist arbeitsfähig oder du bist krankgeschrieben.

Bolek
2022-05-19, 17:04:34
Bist Du denn in Behandlung? Pharmakologisch beim Psychiater und gesprächstherapeutisch beim Psychotherapeuten? Dass Du aus deinem Loch herauskommst, sollte Priorität haben.

Zur Zeitarbeit: Es gibt solche und solche. Ich kenne einige Bekannte, die bei guten Zeitarbeitsfirmen waren und hinterher übernommen worden sind. Ich kenne aber auch die beschissenen Billig-Zeitarbeitsfirmen.

Gast
2022-05-19, 18:04:53
Du solltest die Depression behandeln bevor du versuchst normal weiterzumachen.

Zeitarbeit kann sehr anstrengend sein. Hängt vom Unternehmen ab.
Vollzeit rate ich dir ab, da bekommst noch härtere Depressionen wenn es nicht gut läuft. Du kannst leicht einsteigen als Teilzeitler und dich um die anderen Dinge kümmern die nicht so laufen.

Ich war kürzlich in einer Firma, da hat der Vorarbeiter und zwei Mitarbeiterinnen von anfang an die narzistische Wut rausgelassen.
Er ließ dich immer dumm dastehen auch wenn er im Unrecht war. Er meckert immer, du bist schuld wenn die Ware nicht passt anstatt der Lieferant und dann gibts noch Kommentare von den Frauen oben drauf wie schlecht der Typ arbeitet usw.
Da landest du dann schnell in der Klappse. Die nach mir gekommen sind waren schon vorher weg bzw. krank.

Mit "Couch" ist sicher der SB (Sachbearbeiter) von JC (Jobcenter) gemeint.
Die wollen ihre "Kunden" nur schnell loshaben -> Zeitbude.

Richtig. Bitte vollständig ignorieren die Sachbearbeiter.
Meine wollte mich von Teilzeit in andere Stellen drängen, hatte sogar Übernahmechancen. Vorher habe ich 100% ALG2 bezogen, mit Teilzeit nur mehr 30% und da wurde der Druck massiver... die Konsequenz wird sein, bald krankgeschrieben weil die neuen Firmen scheiße sind und keine Rücksicht nehmen.

Ich habe mich aktiv bei IT-Leihbuden gemeldet und bin über Hays zu meiner jetzigen Stelle gekommen.
Kann darüber nichts schlechtes berichten.

Hays kenne ich auch allerdings war es bei mir negativ bei mehreren Vermittlern:
Eine rief mich mehrfach aus Düsseldorf an, 170km entfernt, sie hätten jetzt eine Stelle zu vergeben. Ich habe von Beginn an einen Radius von 45km gesetzt.
Das war auch IT arbeit aber nicht nur HO. Wie sollte das gehen? Ich ziehe in die Großstadt und zahle 2,5fache Miete für ein unsicheres 9 Monate Verhältniss ? Sogar Projekte wurden angeboten die liefen unter 4 Monate. Habe mich dann gelöscht.

als Reinigungskraft, Lager usw ist das ein gutes Sprungbrett doch es nervt immer zwei Arbeitgeber zu haben.

Gouvernator
2022-05-19, 18:14:00
Zeitarbeit ist Scheiße wegen Urlaubsplanung. Es gibt dreiste Buden denen das Wasser bis zum Hals steht und sie dich in Zwangsurlaub schicken wenn gerade kein Auftrag für dich da ist. Und zwar tageweise mehrmals pro Woche. Du musst dir das so vorstellen, das irgendeine Scheißfirma braucht für ein schweres Scheißauftrag irgendwelchen Depp. Und der Depp bist du. Während dein "Zweitchef" von der Zeitarbeit die Scheißfirma mit allen Mitteln umgarnen will - auf deine Kosten natürlich.

/dev/NULL
2022-05-20, 13:27:25
Ich hab ein paar bekannte die via Zeitarbeit in eine Festanstellung kamen. (Eine u.a. via Hayes) ist nicht per se schlecht.
Ich kann zur Depression nichts sagen, kann mir aber vorstellen, das auf der couch liegen und zukunftsängste (weil ALG2?) auch nicht super ist.

Daher Arzt oder ausprobieren?
Natürlich schauen, dass man per ZA in "seinem" Bereich eingesetzt wird und nicht bei Amazon als picker oder als Hermes fahrer..

Daredevil
2022-05-20, 13:49:48
Du solltest die Depression behandeln bevor du versuchst normal weiterzumachen.

Das stimmt zwar, aber ohne "Aufgabe" und Tagesrhythmus ist es auch sehr schwer, eben aus einer Depression rauszukommen.
Ich würde nicht lange nachdenken und alles in die Hand nehmen, was ich bekommen kann, damit meine Situation sich verändert.
Ich weiß aber sehr wohl auch, dass man in einer Depression steckend da große Herausforderungen mit haben kann.

Also entweder probierst du es aus und versuchst, aus einem womöglich destruktiven Tagesalltag rauszukommen ( Keine Aufhaben, wenig soziale Kontakte, kein Tagesrhythmus, Langeweile ) und versuchst so aus der depressiven Episode zu kommen, oder du widmest die Zeit ganz der Krankheit, gehst in Therapie oder meinetwegen auch in eine psychosomatische Reha und arbeitest diese "schlechten Gedanken" auf, damit du gestärkt wieder in den Alltag gehst.

Ich habe letzteres Gewählt vor ca. 4 Jahren und habe es nicht bereut. Meine Situation muss aber natürlich nicht deiner gleichen.

Gast
2022-05-25, 14:15:03
Es schadet nicht etwas Tagesstruktur zu haben doch zuviel kann genauso depression verstärkend wirken.

ALG2 ist ohne frage scheiße und das Geld wird immer im Hinterkopf bleiben doch schon mit 15 Std im Monat hast knapp 130 Euro mehr.

Hab auch gerade eine neue Erfahrung mit der Zeitarbeit gemacht: Jetzt kommen leider keine Lohnabrechnungen per Post. Musste ins Büro und ausdrucken lassen. Da ich die benötigte geht das nun auf meine Kosten das hinfahren ... sehr nervig.
Eine Lohnzahlung war auch verspätet über 15 Tage weil neue Software kam, das war sehr uncool.
Hatte bereits überlegt am 5. Tag die arbeit einzustellen .. nunja.
Das JC benimmt sich gerade übermäßig dumm. Am 30.05 haben sie eine Frist gesetzt für die Lohnabrechnung vom Mai ... die kommt bei mir erst am 15.6 und der Monat Mai ist da noch nicht rum mit den Stunden ... da wünsche ich mir eine Rakete ;D

Gastisch
2022-06-10, 12:50:37
Zeitarbeit kann ein Sprungbrett sein, ABER das ist meist nur der Fall bei Menschen mit tatsächlich guten Qualifikationen, sauber unauf- oder positiv auffälligem Lebenslauf und vor allem einer Stabilität und Flexibilität mit einer guten Abgrenzungsfähigkeit.

Bei vielen psychisch kranken Menschen ist die wahrscheinlichkeit IMHO hoch dass es Anschub in eine Abwärtsspirale und totale Aus- und Abnutzung und damit einen gesundheitlichen Abstieg einleitet.

Was man tun sollte ist zu evaluieren wo stehe ich,- wie geht es mir wirklich, bin ich eigentlich realistisch noch arbeitsfähig und dann wo und wie lange-?

Dann sucht man sich einen guten Hausarzt und dann Facharzt und eine Klinik. Je nach Zustand geht man dann voll- oder teilstationär für einige Wochen in psychiatrische Behandlung. Vor der Aufnahme schreibt einen der Hausarzt oder Facharzt je nach Situation krank und während dem Aufenthalt ist man eh nicht vermittelbar und hat erstmal Ruhe (Stationär wie teilstationäre Aufnahmezeiträume, samt etwaiger Verlängerungen unbedingt dem Amt, also Arbeitsagentur oder Jobcenter melden).

In der Klinik versucht man dann an seinen Baustellen zu arbeiten und mit Unterstützung einen Plan bzw. eine Perspektive zu erarbeiten.

Das kann sich etwa im Gespräch mit Ärzten als der Weg in eine medizinische Reha und danach der Einleitung der beruflichen Reha entwickeln.

Medizinische Reha ist nach dem psychiatrischen Klinikaufenthalt ein weiterer Klinikaufenthalt der allerdings eine genaue Evaluierung/ Bewertung deiner Einschränkungen beinhaltet, dort ist Vorsicht geboten und gute Vorinformation sowohl über die Klinik als auch über die erforderlichen Abläufe und Papierkram sinnvoll, da man nicht zwangsweise in erster Linie dem Patienten verpflichtet ist sondern Rehaträgern- je nach Klinik mal mehr, mal weniger also gut recherchieren wo es Sinn macht hinzugehen mit den jeweiligen Einschränkungen und Zielen.

Dort geht es dann in Absprache um Dinge wie, werde ich gesund entlassen oder nach wie vor krank (egal wie es wirklich ist und man nach wie vor natürlich weit weg von geheilt ist und im besten Fall stabilisiert und bereit für weiteres). Eine gute Rehaklinik entlässt den Patienten nicht als gesund/ geheilt, das ist unrealistisch und kann für den weiteren Weg des Patienten nachteilig sein es sei denn es gibt gute Gründe die dafür sprechen oder der Patient wünscht dies.

Danach geht es dann entweder in die berufliche Reha oder man hängt zwischen Amt und Rentenversicherung und beide machen nichts,...

Wenn die Perspektve weiterhin unklar ist oder die Entwicklung derer mehr Zeit benötigt, oder Dinge wie so häufig bei den Ämtern feststecken und man zwischen den Stühlen sitzt kann es sinnvoll sein zu schauen - "moment sind meine Einschränkungen vielleicht so gravierend dass ich einen besonderen Bedarf habe?".

Da sollte man sich selbst gegenüber ehrlich sein.

Dafür gibt es dann meherer Möglichkeiten.

Man könnte einen Antrag auf Anerkennung einer Schwerbehinderung stellen. Die 50% bekommen heutzutage die wenigsten, realistischer ist eher 30-40% maximal.

Ich kenne jemanden der hat eine Autoimmunerkrankung die sporadisch schubweise extreme Schmerzen auslöst da sich knöcherne Wucherungen an der Wirbelsäule bilden die nerven einklemmen und die Beweglichkeit einschränken, zudem die Schmerzen wegen der erheblichen Einschränkungen im Alltag sehr schnell starke Depressionen verursachen.

Diese Person kann nichts dafür und hat Ihr leben lang geacktert bis mitte 30 das eintrat und ist jetzt quasi zwischen eigentlich Arbeitsfähig aber häufig eben nicht Arbeitsfähig schwankt und irgendwann vermutlich garnicht mehr laufen kann. Trotz diesem Zustand hat diese Person nur 30% GDB anerkannt bekommen,...

Nunja jedenfalls ab 30% kann man beim Amt eine Gleichstellung beantragen, was heißt man ist seiner Einschränkungen wegen einer Person mit Schwerbehinderung gleichgestellt.

Das heißt man hat Anspruch auf einen besonderen Zuständigen, nämlich den der für Schwerbehinderte und Rehafälle. Je nach Amt muss man das leider hartnäckig einfordern. Aber wenn es endlich erledigt ist hat man dann dort etwas Ruhe (im Sinne von keine unnötigen oder schädlichen Maßnahmen).

Als nächsten Schritt könnte man eine AGH anfragen, wenn man zur Unterstützung der Tagestruktur gerne etwas niederschwelliges machen würde. Hinter der AGH stecken die sogenannten 1-Euro Jobs.

Diese bringen zwar auch Nachteile mit sich (sollte man aus dem Lebenslauf raushalten und sind natürlich psychisch je nach Einsatzstelle belastend wenn andere Menschen, reguläre Mitarbeiter einen entsprechend abwertend behandeln da man ja nur eine 1-Euro-Person ist die schnell entmenschlicht wahrgenommen und angegangen wird in einer "Leistungsgesellschaft").

Eine AGH muss man beim Jobcenter anfragen und muss von dort zugewiesen werden (was man dort "verdient" ist Anrechnungsfrei, inklusive Fahrkarte) dann geht es an die städtische Beschäftigungsförderung wo man einen Sozialarbeiter zugewiesen bekommt der mit einem mögliche Einsatzorte bespricht. Es ist natürlich höchst unterschiedlich ob man hier bei fähigen, engagierten Leuten landet wie überall,...

Früher wurden die 1-Euro-Jobs Menschen aufgezwungen (dem Arbeitsverweigerer-Hartzer-Klischee-Typen), ich bin mir nicht sicher ob das heute noch so ist aber ich kenne nur Fälle in denen Menschen mit psychischen Einschränkungen diese gezielt anfragten um an der Verbesserung Ihrer Situation zu arbeiten.

Aus eigener Erfahrung, es ist alles besser als zuhause deprimiert Däumchen zu drehen. Ich selbst nehme lieber die Entmenschlischung (viele Menschen haben leider immer noch die Vorstellung des 1-Euro-Jobbers als jemand der zur Arbeit gezwungen wird) auf der AGH Stelle in Kauf als mich zuhause im Kreis zu drehen. Es ist jedoch manchmal nicht leicht damit umzugehen wenn man emotional, ängstlich und deprimiert ist. Aber, Ohren steif halten!

Dann kann und sollte man zusätzliche Dinge angehen.
Brauche ich eine Physiotherapie? - angehen!
Könnte ich vielleicht ein kleines Ehrenamt übernehmen? - angehen!
Und so füllt man sich die Woche und stellt sich ein Programm zusammen.

Zusätzlich sollte man für sich evaluieren ob es zusätzlicher Unterstützung bedarf. Etwa kann man bei der Krankenkasse Ergotherapie oder Soziotherapie beantragen, diese muss ein Arzt "verschreiben". Leider kennen viele Ärzte die Soziotherapie nicht und andere weigern sich aus Budgetgründen.

Das heißt dies zu bekommen ist vielleicht nicht ganz einfach zumal es je nach Region für die Anbieter oft nicht mehr lohnend ist. Selbst wenn man es bekommt- die Soziotherapiestunden sind bei der Krankenkasse natürlich sehr begrenzt.

Es kann sein dass eine umfangreichere Unterstützung sinnvoll ist, das nennt sich dann Eingliederungshilfe für soziale teilhabe. Diese istz umfangreicher in der Beantragung aber letztlich auch eine viel umfangreichere Leistung denn hier werden einem wöchentliche Begleitungsstunden zugewiesen. Ich zum Beispiel habe pro Woche 3 Stunden Begleitung (nicht verwechseln mit rechtlicher Betreuung oder dergleichen).

Hierbei geht es darum wöchentlich an generellen Problemstellungen zu arbeiten oder bei Schwierigkeiten in der Alltagsbewältigung Unterstützung zu haben.

Das kann Spaziergänge, Sport oder Übungen in der Öffentlichkeit beinhalten oder nur schlicht Hilfe beim erledigen von Papierkram, Einkäufen oder Arztterminen sein die einem alleine vielleicht schwer fallen.

Die Eingliederungshilfe ist eine Städtische Leistung und nachrangig. Soll heißen die greift nur wenn nichst anderes das abdecken würde (was aber häufig nicht der Fall ist und sollte man Vermögen haben, muss man evtl. etwas zuzahlen).

All diese Dinge können helfen wieder eine Perspektive zu erarbeiten und Zeiträume vor oder nach einer Reha sinnvoll zu überbrücken, leicht wird es nicht. Unsere Mitmenschen sehen diese Bemühungen meist nicht und wenn doch, dann schätzen sie diese aus Unverständnis in der Regel nicht.

So, ich hoffe das hilft etwas. Falls andernorts hilfreich gerne dahin weiterleiten.

Gastisch
2022-06-10, 14:09:17
Die Eingliederungshilfe ist eine Städtische Leistung und nachrangig. Soll heißen die greift nur wenn nichst anderes das abdecken würde (was aber häufig nicht der Fall ist und sollte man Vermögen haben, muss man evtl. etwas zuzahlen).


Zur Verdeutlichung ein kleiner Nachtrag; wenn man erstmal in ALGII Bezug ist, sollte die Eingliederungshilfe unproblematisch zu erhalten sein und kann bei einer guten Einrichtung wirklich eine sehr große Hilfe sein wieder um wieder auf einen besseren Weg zu finden.

Aber auch mit Vermögenswerten, sollte man nicht aus falschem Stolz auf diese Möglichkeit der Unterstützung verzichten wenn einem da Familie und Freunde nicht ausreichend helfen können (was oft eben nicht möglich ist da diese selbst genug zu tun haben und familiär oder beruflich eingespannt sind).

Gastception
2022-06-10, 15:14:22
Das Resümee meiner Psychotante lautete etwa so:

"Sie sind langzeitarbeitslos und finden nichts in Ihrem Fachbereich, da ist es nur normal dass sie depressiv sind. Arbeiten müssen wir aber alle, also suchen Sie sich einen Job."

Gast
2022-06-19, 18:11:29
Wenn die das wirklich so gesagt hat, Job verfehlt.
Müssen tut keiner was, vielmehr sollte jeder den Sinn des Lebens für sich entdecken und das ist nur ganz selten die Arbeit.
Manchmal spricht da Neid aus den Menschen da sie anderen es nicht gönnen wenn die so viel Freizeit haben weil sie stärker sind als die vielen Schafe dort draußen.

Eingliederungshilfe ist fast rausgeschmissenes Geld, das kassiert das Unternehmen und du wirst nur mit einer chance übernommen oder gar nicht. Das könnten sie gleich den Betroffenen übergeben damit ging es ihm sofort besser. :smile:

Eine Sache die ich lernen konnte, verlass dich nie auf Fremde, die meisten wollen nicht dein Bestes! Jobcenter Mitarbeiter können mitunter sehr machtgeil und inkompetent sein was den Lebensablauf angeht. Die wissen teils noch nichtmal das der Lohneingang am 15. ist und setzen eine Frist auf den 10. des Monats...
Ich habe schonmal einem sehr guten Kollegen 3 Gegenstände geliehen die er nach über 1 Jahr noch nicht gegeben hat, erst als ich selbst Druck machte kam da was. Das war nichtmal Geld.
Sowas ist nicht förderlich für die Gesundheit also sei der Schmied deines eigenen Glücks.

Gastisch
2022-06-20, 14:26:38
Eingliederungshilfe ist fast rausgeschmissenes Geld, das kassiert das Unternehmen und du wirst nur mit einer chance übernommen oder gar nicht. Das könnten sie gleich den Betroffenen übergeben damit ging es ihm sofort besser. :smile:
.

Da hast Du etwas gehörig falsch verstanden.

Es geht bei "Eingliederungshilfe für soziale Teilhabe" nach dem Bundesteilhabegesetz für Menschen mit Einschränkungen (wie auch meinem obigen Text zu entnehmen) nicht um eine bezuschusste, befristete Einstellung, nein.

Es handelt sich hierbei um eine Assistenzleistung einer sozialen Einrichtung (abgerechnet über die Stadt als Träger) die Menschen mit stärkeren psychischen Erkrankungen und Einschränkungen wöchentlich und längerfristig über ein bestimmte Stundenkontingent unterstützt.

https://www.lebenshilfe.de/informieren/familie/eingliederungshilfe-und-das-bundesteilhabegesetz

Gast
2022-06-27, 03:55:20
Das nennt sich beides so. Ich habe schon Wiedereingliederungshilfen bekommen, das waren Gelder für die Firma. Persönlicher Nutzen ist da keiner vorhanden, ok, sie zahlen Fahrtkosten für 3-6 Monate aber danach bist du uninteressant für die firma wenn du nicht über durchschnitt arbeitest. ;)

Das andere mal war ein Antrag für eine Umschulungsmaßnahme, da gabs genau was du meintest, psychologische Hilfen, Ansprechpartner. Ich fand auch das nicht hilfreich weil du kannst da zwar hingehen zu jeder Zeit (in der freizeit?) oder Anfragen stellen, aber im Arbeitsleben hilft das wenig da willst du ja zurecht kommen.
Klar, wenn du die Arzttermine nicht auf die Reihe bekommst hilft das, aber wenn du eher Hilfe im privaten Bereich suchst ist das keine große Stütze... denke häufig geht es leider um die soziale Schiene und fehlende Kontakte im Umkreis.

Wenn du stark beeinträchtigt bist solltest du dir sowieso den Lappen holen für die Behinderung, die hat so einige Vorteile... die Rente leider nicht. Immens niedrig.

Gastisch
2022-06-29, 18:19:35
Das nennt sich beides so. Ich habe schon Wiedereingliederungshilfen bekommen, das waren Gelder für die Firma. Persönlicher Nutzen ist da keiner vorhanden, ok, sie zahlen Fahrtkosten für 3-6 Monate aber danach bist du uninteressant für die firma wenn du nicht über durchschnitt arbeitest. ;)

Das andere mal war ein Antrag für eine Umschulungsmaßnahme, da gabs genau was du meintest, psychologische Hilfen, Ansprechpartner. Ich fand auch das nicht hilfreich weil du kannst da zwar hingehen zu jeder Zeit (in der freizeit?) oder Anfragen stellen, aber im Arbeitsleben hilft das wenig da willst du ja zurecht kommen.
Klar, wenn du die Arzttermine nicht auf die Reihe bekommst hilft das, aber wenn du eher Hilfe im privaten Bereich suchst ist das keine große Stütze... denke häufig geht es leider um die soziale Schiene und fehlende Kontakte im Umkreis.

Wenn du stark beeinträchtigt bist solltest du dir sowieso den Lappen holen für die Behinderung, die hat so einige Vorteile... die Rente leider nicht. Immens niedrig.

Es nennt sich nicht beides so,
"Eingliederungshilfe für soziale Teilhabe" ist keine "Eingliederungshilfe" beim Jobcenter oder der Arbeitsagentur wie Du sie erlebt hast und gerade für den privaten Bereich und letztlich die Lebensqualität hilfreich.

Der Nutzen deiner erlebten "Eingliederungshilfe" ist natürlich höchst fragwürdig da man im Grunde an einer kurzen Leine umverteilt, subventioniert, temporär beschäftigt ist (und natürlich unter einem Jahr damit man keinen ALG1 Anspruch hat und so bestimmte Arbeitgeber Arbeitssklaven-Quellen erhalten die nie eine Chance auf ein normales Arbeitnehmerverhältnis haben).

Die "Eingliederungshilfe für soziale Teilhabe" ist aber eine konkrete und gute Hilfe für den der wöchentliche Unterstützung mit dem Ziel einer verbesserten Teilhabe im Leben erarbeiten möchte.

Wer nur bessere Karten für die Berentung sucht und aufgegeben hat, klar der wird diese Arbeit vielleicht scheuen aber auch da kann die "Eingliederungshilfe für soziale Teilhabe" immerhin eine Erleichterung und Unterstützung sein. Selbst wenn der aktive Umgang damit geringer wäre.

Den "Lappen", wie meinem obigen Post zu entnehmen, bekommt man heute nicht mehr so leicht. Ich kenne viele stark körperlich oder psychisch behinderte Menschen die nicht über 40% kamen, selbst nach Widerspruch.

Meist müsste man prozessieren was natürlich sozial schwache, depressive Menschen häufig scheuen und darauf setzt das System ganz klar.