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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Burnout/Depression/Midlife crisis - Leben mit 50 vorbei…


BigKid
2023-07-10, 12:43:15
Eines gleich Vorweg - Rational weiss ich dass das Leben mit 50 nicht vorbei sein muss - aber es fühlt sich grade so an…


Von einem Tag auf den anderen war es da… Ich habe von einem Tag auf den anderen 2 Tage lang nicht mehr auf der Arbeit funktioniert… war im Home Office - habs noch irgendwie geschafft an den Meetings Teilzunehmen… Habe die 2 Tage dann als Gleitzeit abgezogen und gefacht Montag wird besser… wurds aber nicht… Ich konnte nur Stundenweise arbeiten, war unkonzentriert, hab mich von allem Ablenken lassen, konnte nicht mehr priorisieren und selbst bei Routinetasks war ich sofort in einem Gefühl der Überforderung drinn, das ich nicht mehr los geworden bin..
Hab mich nach Ostern rein gerettet…
Nach Ostern wars etwas besser - dacht ich - und dann begann das grosse Heulen… Ich steh in der Kantine an der Schlange… Und hab plötzlich Wasser in den Augen… Ich wusste gar nicht was los ist… Aber das ist mir noch ain paar mal passiert… ich bin dann zum Arzt und der meinte dann nur Burnout… Ich so „fühlt sich nicht wie ne Depression an“ (war für kich so - mittlerweile bin ich weiter - und das nicht im positiven Sinne - nur in dem dass ich ihm nun zustimme ) er nur „wenns watschelt wie ne Ente, quakt wie ne Ente …“
Erstmal Krank geschrieben… Da ich in der Schweiz arbeite zu 50% auf meinen Wunsch - ich hatte Angst in nem schwarzen Loch zu verschwinden ganz ohne Arbeit… Und dann begann die Suche nach nem Therapeuten… Das dauerte aber Bald habe ich das Erstgespräch und hoffe dass die Chemie stimmt…

Ich verdränge gerne… das ist ein Reflex und hochautomatisiert… Die letzten 20 Jahre sind irgendwie einfach weg… als wären da keine Erinnerungen die eine Emotionale Relevanz hätten… So fühlt es sich an… ich muss lange, lange graben bis ich positive Erinnerungen finde und fast ebenso lange für negative ung ganz oft geht das über die Ratio (da warste doch mal im Urlaub - das muss doch eigentlich schön gewesen sein )…

Mittlerweile gehts mir sehr Durchwachsen… Diese Traurigkeit die mich oft ergreift und mir die Tränen in die Augen treibt… Und die sich oft auch wie eine tiefe Sehnsucht anfühlt… Ich kenne mitttlerweile 2 Trigger die mir nicht Gefallen… 80/90er Rock/Pop Balladen und hübsche Frauen… bitter… ich bin in einer Beziehung seit 20 Jahren… Aber ich merke dass ich ALLES in Frage stelle ohne wirklich zu wissen was genau dahinter steckt… Und das macht mir eine scheiss Angst…

Kennt das irgendwer ?

Monger
2023-07-10, 13:39:41
Ich kenne das so nicht aus eigener Hand, aber es hört sich schon sehr nach Burnout an. Und wenn du sagst, dass sich die letzten 20 Jahre so leer anfühlen, ist das aucb ein starkes Indiz für Depressionen.

Shink
2023-07-10, 13:57:12
Joa, klingt nach Depression. Burnout ist quasi die Rahmendiagnose.
Therapie ftw, das kann schon helfen. Vielleicht musst/willst du auch wirklich grundlegende Dinge ändern im Leben.

Mortalvision
2023-07-10, 14:03:04
Wann hast du das letzte Mal was für dich getan? Urlaub allein, ne Flasche Whiskey mit nem Kumpel geleert, ne Stunde „zwischenmenschlich“ ausgetobt? Solche kleinen Dinge zwischendurch können das Leben heiterer wirken lassen, als man im Arbeitsalltag so denkt.

Döner-Ente
2023-07-10, 14:36:26
Vielleicht musst/willst du auch wirklich grundlegende Dinge ändern im Leben.
Im besten Fall verdeutlicht das ihm dann sogar der Therapeut, ob und was er ändern sollte.

Monger
2023-07-10, 14:39:08
Wann hast du das letzte Mal was für dich getan? Urlaub allein, ne Flasche Whiskey mit nem Kumpel geleert, ne Stunde „zwischenmenschlich“ ausgetobt? Solche kleinen Dinge zwischendurch können das Leben heiterer wirken lassen, als man im Arbeitsalltag so denkt.
Es liegt nahe solche Tipps zu geben, aber wir kennen die genaue Erkrankung nicht gut genug.
Einem Depressiven zu sagen "hab doch mal ein bisschen Spaß" ist etwa so nützlich wie jemandem mit gebrochenem Bein zu sagen: "Lauf doch mal n bissl schneller!"
Bei ner Zerrung dagegen ist regelmäßige und moderate Bewegung gut und wichtig. Kleine Unterschiede in der Diagnose können riesige Unterschiede in der Therapie machen.

TommyLeeBones
2023-07-10, 14:41:42
Es liegt nahe solche Tipps zu geben, aber wir kennen die genaue Erkrankung nicht gut genug.
Einem Depressiven zu sagen "hab doch mal ein bisschen Spaß" ist etwa so nützlich wie jemandem mit gebrochenem Bein zu sagen: "Lauf doch mal n bissl schneller!"
:up:

BigKid
2023-07-10, 15:25:52
Wann hast du das letzte Mal was für dich getan? Urlaub allein, ne Flasche Whiskey mit nem Kumpel geleert, ne Stunde „zwischenmenschlich“ ausgetobt? Solche kleinen Dinge zwischendurch können das Leben heiterer wirken lassen, als man im Arbeitsalltag so denkt.
Jahre her… Scheiss Corona… Ich habe ursprünglich in ner Stadt gelebt in der ich auch studiert habe… Dann sind die Leute so nach und nach weggezogen… Aber es gab noch nen harten Kern… Meine Freundin ist aus diversen Gründen in ihr Elternhaus gezogen… Ich bin gependelt… Mo - Do bei mir dann Do Abend - Montag Morgen bei ihr - wechsel immer direkt über die Arbeit… Tja und dann kam Corona und ich bin ganz zu ihr… Und das Kaff hier ist so klein dass exotisch essen gehen heisst „zum Italiener“… und unter Corona leute Kennenlernen war auch nicht…
Zum Fremdgehen zu treu oder zu feige weil ich weiss dass das das Ende wäre…
Falls das mit austoben gemeint war… Dazu kommt dass ein Teil vom mir irgendwie nicht mitbekommen hat dass er jetzt 50 wird… Wenn ich mir bewusstmache an welcher Altersklasse mein Blick haften bleibt trägt das nicht zur Besserung meiner Laune bei… realistisch betrachtet sind die Chancen dass es mit ner Frau unter 45 klappt schon nicht so doll… aber ich sags mal so: Wenn es der Zufall wollte würde ich auch was um die 30 kennen lernen wollen…
Aber das Grundproblem ist glaube ich dass ich gar nicht weiss wie man Glücklich ist… mehr so wie man ein durchgehendes geht so hinbekommt… Glattgebügelt…Und irgendwas in mir hat jetzt gesagt „äh - wart ma…“

00-Schneider
2023-07-10, 17:24:34
Hast du Kinder? Verheiratet? Wie ist dein Job -> interessant/langweilig/stressig?

Ist deine Freundin glücklich? Passt ihr überhaupt zusammen?

Klingt so, als fehlt dir Abwechslung/Action im Alltag.

Monger
2023-07-10, 17:38:31
Mal jetzt aus eigener Erfahrung wie ne Depression funktioniert: dir gehts mies. Du weißt das. Du weißt aber nicht warum. Dein Körper inkl. deinem Gehirn fahren langsam die Abwehrgeschütze hoch, um diese Bedrohung zu bekämpfen. Dein Körper sagt dir: leg dich hin, schließ die Augen, weine ein bisschen.
Dein Gehirn geht ne Checkliste durch, von wahrscheinlich zu immer unwahrscheinlicher, um die Ursache abzustellen. Warum tut mein Gehirn weh? Hingefallen, weh getan? Nein. Husten, Schnupfen? Nein. Essen war schlecht? Nein.
...
Ist die Freundin nicht sexy genug? Hat der Fußboden eine zu dunkle Farbe? Hätte man 1997 doch zu diesem Fußball spielen gehen sollen?


Solange keine Fehlerbehebung gelingt, zieht das Gehirn immer abstrusere Erklärungen hervor. Das Gehirn sucht aber primär Erklärungen, die es selber beheben kann. Das ist pragmatisch, es ist aber halt in manchen Fällen auch krass falsch.

Ne Depression ist in ganz vielen Fällen wie Grippe. Nur dass halt nicht die oberen Atemwege erkranken, sondern das Gehirn. Vielleicht wird es in 20 Jahren mal ne Impfung gegen Depressionen geben.
Aber so wenig wie man sich selber oder gar anderen die Schuld für ne Grippe geben sollte, sollte man das für ne Kopfsache tun. Wenn die Depression weg ist, sind meistens all die Dinge die in einer Depression furchtbar erscheinen (doofer Job, doofe Hobbies, doofe Freundin...) eigentlich ganz okay.
Es sei denn die Depression ist Folge eines arbeitsbedingten Burnouts. Dann ist die Arbeit halt wirklich schuld.

Captian Sheridan
2023-07-10, 17:46:03
Ich verdränge gerne… das ist ein Reflex und hochautomatisiert… Die letzten 20 Jahre sind irgendwie einfach weg… als wären da keine Erinnerungen die eine Emotionale Relevanz hätten… So fühlt es sich an… ich muss lange, lange graben bis ich positive Erinnerungen finde und fast ebenso lange für negative ung ganz oft geht das über die Ratio (da warste doch mal im Urlaub - das muss doch eigentlich schön gewesen sein )…

Mittlerweile gehts mir sehr Durchwachsen… Diese Traurigkeit die mich oft ergreift und mir die Tränen in die Augen treibt… Und die sich oft auch wie eine tiefe Sehnsucht anfühlt… Ich kenne mitttlerweile 2 Trigger die mir nicht Gefallen… 80/90er Rock/Pop Balladen und hübsche Frauen… bitter… ich bin in einer Beziehung seit 20 Jahren… Aber ich merke dass ich ALLES in Frage stelle ohne wirklich zu wissen was genau dahinter steckt… Und das macht mir eine scheiss Angst…

Kennt das irgendwer ?
Ja, kenne ich aus eigener Erfahrung.
Du hast wie ich gelernt, deine Gefühle zu verdrängen, nichts mehr zu spüren.

Aber irgendwann funktioniert das nicht mehr.
Sich selbst wieder zu spüren, macht große Angst, aber ich halte es für alternativlos.

Verdränge deine Traurigkeit nicht, sondern lass sie stückchenWeise zu.

Ich habe mir früher meine Kindheit schön geredet,
aber die Wahrheit ist, sie war schlimm und tut weh.
Irgendwann ist es mir durch die Weinen zulassen/
Betrauern besser gegangen.

Jahre her… Scheiss Corona… Ich habe ursprünglich in ner Stadt gelebt in der ich auch studiert habe… Dann sind die Leute so nach und nach weggezogen… Aber es gab noch nen harten Kern… Meine Freundin ist aus diversen Gründen in ihr Elternhaus gezogen… Ich bin gependelt… Mo - Do bei mir dann Do Abend - Montag Morgen bei ihr - wechsel immer direkt über die Arbeit… Tja und dann kam Corona und ich bin ganz zu ihr… Und das Kaff hier ist so klein dass exotisch essen gehen heisst „zum Italiener“… und unter Corona leute Kennenlernen war auch nicht…
Zum Fremdgehen zu treu oder zu feige weil ich weiss dass das das Ende wäre…

Wenn hast Du außer deiner Freundin noch?


Falls das mit austoben gemeint war… Dazu kommt dass ein Teil vom mir irgendwie nicht mitbekommen hat dass er jetzt 50 wird… Wenn ich mir bewusstmache an welcher Altersklasse mein Blick haften bleibt trägt das nicht zur Besserung meiner Laune bei… realistisch betrachtet sind die Chancen dass es mit ner Frau unter 45 klappt schon nicht so doll… aber ich sags mal so: Wenn es der Zufall wollte würde ich auch was um die 30 kennen lernen wollen…

Als Mann steht man auf jüngere Frauen. Das ist völlig normal.
Frauen wollen dafür keine Milchbubis (übertrieben gesagt).


Aber das Grundproblem ist glaube ich dass ich gar nicht weiss wie man Glücklich ist… mehr so wie man ein durchgehendes geht so hinbekommt… Glattgebügelt…Und irgendwas in mir hat jetzt gesagt „äh - wart ma…“
Was hast Du bis jetzt getan, dass Du glücklich bist?

Semmel
2023-07-10, 18:09:36
Die letzten 20 Jahre sind irgendwie einfach weg… als wären da keine Erinnerungen die eine Emotionale Relevanz hätten… So fühlt es sich an… ich muss lange, lange graben bis ich positive Erinnerungen finde und fast ebenso lange für negative ung ganz oft geht das über die Ratio (da warste doch mal im Urlaub - das muss doch eigentlich schön gewesen sein )…

Eine Verständnisfrage dazu. Sind die Gedanken "weg" im Sinne von "Amnesie" oder wie kann man sich das vorstellen?
Oder sind die Erinnerungen schon da, aber die Emotionen dahinter nicht mehr?

Captian Sheridan
2023-07-10, 18:25:46
Eine Verständnisfrage dazu. Sind die Gedanken "weg" im Sinne von "Amnesie" oder wie kann man sich das vorstellen?
Oder sind die Erinnerungen schon da, aber die Emotionen dahinter nicht mehr?
Ich habe Erinnerungen ohne jede Emotion, wie ich z.B. auf dem
Fahrrad ohne Bremsen den Berg runtergefahren bin und beinahe von
einem Auto zusammengefahren worden wäre.
Ich habe in Moment nichts gespürt und die Erinnerung ist immer noch so.

Etliche Erinnerungen aus meiner Jugendzeit/Kindzeit waren komplett weg
und tauchen langsam wieder auf.

BigKid
2023-07-10, 18:52:58
Eine Verständnisfrage dazu. Sind die Gedanken "weg" im Sinne von "Amnesie" oder wie kann man sich das vorstellen?
Oder sind die Erinnerungen schon da, aber die Emotionen dahinter nicht mehr?
Amnesie stelle ich mir anders vor. Amnesie stelle ich mir vor wie „ich weiss dass da was war aber es ist weg“ … Bei mir ist das mehr so „… war da was relevantes ? Glaub nicht… “

Gast
2023-07-10, 19:15:23
Eine Auszeit wäre sicherlich nicht verkehrt: 8 Wochen Vollstationär oder Tagesklinik. Da kann man abschalten und sich gedanklich sammeln.

SSRI + Nortriptylin Kombi (doppelte Effektgröße. Verminderte Nebenwirkungen). Alternativ Clomipramin standalone.

Parallel dazu schon mal auf die Wartelisten der Therapeuten setzen lassen. Einen Therapeuten zu finden kann sehr schwer und mühsam sein.

Andere Ursachen differentialdiagnostisch ausschließen (Schilddrüse, Nebennieren, Sexualhormone, Mangel an XYC usw.)

Eventuell eine Selbsthilfegruppe aufsuchen. Reden kann helfen.

Entspannungsübungen (Autogenes Training, Progessive Muskelentspannung, Yoga...) ist ebenfalls hilfreich.

Cubitus
2023-07-10, 19:47:43
Denke mal schon das auch körperlicher Veränderungen (Bio-Chemie) ne große Rolle spielt. Also Therapie und vielleicht erstmal ein schwaches Anti-Depressivum dazu.

Du könntest dich auch erstmal selbst mit natürlichen Mitteln wieder auf Antrieb bringen um zu sehen ob es dir dadurch etwas besser geht.

Johanniskraut-Dragees, die wirken nach ca 2 Wochen.
Abends einen Gaba-Tee trinken, zum runter kommen.

Monger
2023-07-10, 20:19:34
Ich habe Erinnerungen ohne jede Emotion,
Viele denken, dass Depressionen gleichbedeutend mit Traurigkeit sind. Sind sie nicht: viele Depressive fühlen sich einfach leer, als ob nichts mehr da ist was man fühlen kann.

NiCoSt
2023-07-10, 20:59:08
Hallo,

ich habe/hatte auch Burnout. Depressionen, ängste, Burnout lassen sich teils nicht scharf abgrenzen, sondern begünstigen sich gegenseitig und die Symptome überlappen oft.

100% raus bin ich da immernoch nicht, obwohl ich seit dem meine Arbeitszeit deutlich reduziert habe.

Was ich dir mitgeben kann:

- es kann wieder gut werden. Mir hat am meisten die fehlende körperliche Kraft zu schaffen gemacht. Teils konnte ich meine Kinder nicht mehr hochheben, konnte kaum/schlecht essen, Negativspirale... Es wird wieder gut, aber es dauert lang. Psychische Sachen dauern immer lang, manchmal sagt man als Richtline: so lang wie es sich angebahnt hat, dauert die Heilung.

- mach dir für deine Heilung eine Art stichpunktartigen Plan, in welchen Punkten dein Leben und Alltag von einem ruhigen, normalen 0815 Leben oder deinem Idealleben unterscheidet. Erfahrungsgemäß gibt es ja Punkte, die sich über Jahre schleichend in den Alltag geschliffen haben, die man irgendwie überspielt oder drumherum Arbeitet. Es klingt langweilig, aber Versuche die Differenzen herauszuarbeiten und dann Versuche dich ganz bewusst an ein 0815 stinklangweiliges leben zu halten (temporär bis sich das gesamtfeeling einpendelt). Das geht natürlich erst, wenn du dich halbwegs wieder arbeitsfähig fühlst. Bei mir war das nach rund 6 Wochen der Fall, dass ich es wieder probieren wollte, wobei meine Frau noch sagte "eigentlich bist du noch nicht wieder soweit".

Ich kenne die Situation nur allzu gut. Bei mir haben sich viele körperliche Symptome eingestellt, die teils heute noch bei Stress hoch kommen.

Ich wünsche dir alles gute und viel Erfolg.

Mit Therapie o.ä. habe ich übrigens eher schlechte Erfahrungen gemacht. So wie ich mitbekommen habe, hängt das im Prinzip sehe vom konkreten Therapeuten/in ab. Bei mir hieß es nach der 3. Sitzung nur "naja, sie haben das alles, aber mehr als den Weg kann ich ihnen auch nicht zeigen. Ciao und viel glück."

P.S. was mir mit am meisten geholfen hat waren die Videos von Peter Beer auf YouTube. Ja es wirkt manchmal wie esoterischer Humbug, aber er hat auch normale Psychologie studiert und erklärt die vorgänge zu den Problemen auch auf wissenschaftlicher Ebene manchmal. Mir hat das rationalisieren der Dinge mit den erklärungen oft geholfen.

Blöderweise funktioniert das immer in beide Richtungen. Psyche schlecht -> man fühlt sich mies/ausgelaugt/nicht belastbar etc -> Psyche noch schlechter. Man kämpft dagegen an, es fällt schwer -> kein Erfolgserlebnis kurzfristig -> wieder am Anfang. Das muss man sehen und durchbrechen, dann geht es in sehr kleinen Schritten bergauf. Es dauert, es kostet Kraft, manchmal macht man was umsonst und fühlt sich zurück geworfen. Bleib dran.

@monger,

Den Begriff leer ließt man in dem Zusammenhang oft, trifft es mMn aber auch nicht perfekt. Jeder fühlt sich Mal leer. In einer Burnout/Depressionsphase ist es irgendwie eher ein Sammelsurium von körperlichen und psychischen Sachen. Körperlich schwach, Verdauung spielt verrückt etc, psychisch irgendwie abgekoppelt von der realität und wechselnd zwischen 1000 fragen und keinen Fragen mehr, weil keine Kraft.

Mortalvision
2023-07-11, 08:57:33
Eine Verständnisfrage dazu. Sind die Gedanken "weg" im Sinne von "Amnesie" oder wie kann man sich das vorstellen?
Oder sind die Erinnerungen schon da, aber die Emotionen dahinter nicht mehr?

Nein, und ja. Erinnerungen werden durch Reize getriggert. Dazu können sensorische Reize zählen, aber auch emotionale. Mir gehts schlecht -> ich denke automatisch an schlechte Zeiten; ich denke an schlechte Zeiten -> ich erwarte schlechte Zeiten. Ändert sich deine emotionale Grundhaltung, ändern sich auch die möglichen Erinnerungen. Du wirst als normaler Mensch bei einer schönen Feier nicht an den Autounfall denken, den du vor zwanzig Jahren hattest. Verletzt du dich hingegen auf der Feier und musst mit dem SanCar ins Krankenhaus gefahren werden, wirst du eher an den Unfall denken.

Ziemlich üble Spirale das ganze mit Depressionen. Mal ein Zitat von einem Psycho-Guru: "Depression ist das Gleichsetzen einer möglichst pessimistischen Erwartungshaltung aus Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft." Sinngemäß weiter -> Selbstmord ist die scheinbare Lösung, wenn die Zukunft aus einer maximal dunkel erscheinenden Vergangenheit und Gegenwart heraus keinen Sinn mehr ergibt.

NiCoSt
2023-07-11, 09:12:00
Das Gehirn ist halt kein Computer, wo Dateien mathematisch/statische gespeichert sind. Erinnerungen sind ein riesiges Netz aus Bildern, Emotionen, Gerüchen und verwandten Gedanken, Emotionen, Erlebnissen...
Sind die Emotionen zu den Bildern weg, fühlt es sich falsch, beängstigend an...und man erinnert sich halt "nicht richtig". Nicht "auf die richtige Art" sozusagen. Das fühlt sich dann wie Amnesie an.

Lowkey
2023-07-11, 10:28:33
Ist das ein gesellschaftliches Problem? Denn per solchen Definitionen kann ich jeden Bekannten zur Therapie schicken.

Und mit so einem Menschen unterhälst du dich. Er ist sein ganzen Leben optimistisch, hat Träume, Hoffnungen, Ideen, ... und dann von einen Tag auf den anderen Tag passiert etwas. Es ist ein Trigger und dann auf einmal dreht sich der Mensch um 180°. Er verliert seinen Geist. Trigger sind meistens zwischenmenschliche Probleme, die man nicht kontrollieren kann. Und bricht der Staudamm und alle negativen Dinge brechen auf einmal heraus. Die Träume platzen. Und dann verliert sich das Zeitgefühl. Die Leute hängen in den 80-90ern fest. Man vergisst und verdrängt alle Dinge der letzten Jahre.
Und es steckt an. Denn der Kopf des Menschen findet sehr viele Weisheiten, die schwer zu widerlegen sind. Man kann nicht helfen, denn ihre Wünsche sind unerfüllbar.

So sieht man immer mehr Frauen vor der Rente mit 1-3 Hunden. So kommen immer mehr Menschen an und wollen diese Art von Huldigung. Endlich muss ihnen mal gegeben werden. Es fließt der Alkohol und mittlerweile sehe ich darin eine Art Heilung. Eine Zeit zum Abschalten.

Wer ist nicht betroffen? Vor allem Menschen unter 30. Danach kommt fast nur die Gruppe der Schläfer und der mit wenig Gehirnmasse. Die Lebenskünstler im hohen Alter sind entweder sarkastisch oder haben einen strukturierten Alltag mit freiwilliger Arbeit, Sport, Gesellschaft und sind immer offen für neue Dinge.

Ich denke eine Lösung für das Problem sind Menschen, die sich des Problems bewußt sind, aber es gemeistert haben. Es gibt in allen Bereichen nur sehr wenige Menschen, die man als Experte für irgendwas bezeichnen kann. Und wenn man einen solchen Menschen findet, dann lößt man auch ein Problem.
Denn eine Therapie bringt fast nie was. Denn da arbeiten auch nur Menschen und sehr selten Experten.

Monger
2023-07-11, 11:01:18
Ist das ein gesellschaftliches Problem? Denn per solchen Definitionen kann ich jeden Bekannten zur Therapie schicken.
Depressionen sind wie Erkältungen: hatte praktisch jeder schonmal, die meisten quasi jährlich.
Chronische Depressionen dagegen sind viel seltener, und halt auch gefährlicher.

Korfox
2023-07-11, 11:08:49
Ich hätte es eher mit der Grippe verglichen, denn obendrein:
Die wenigsten trifft es wirklich hart und von denen wird sie dann meistens klein geredet.

Finch
2023-07-11, 18:53:32
Ich hätte es eher mit der Grippe verglichen, denn obendrein:
Die wenigsten trifft es wirklich hart und von denen wird sie dann meistens klein geredet.

Eher chronische Grippe.

Mortalvision
2023-07-11, 19:24:45
Ich hätte es eher mit der Grippe verglichen, denn obendrein:
Die wenigsten trifft es wirklich hart und von denen wird sie dann meistens klein geredet.

Puh, Major Depression hat 12-15% Suizidrate auf 5 Jahre. Das ist schlimmer als ne Lungenentzündung mit 75 Jahren…

Gast
2023-07-11, 22:36:32
Mit Therapie o.ä. habe ich übrigens eher schlechte Erfahrungen gemacht. So wie ich mitbekommen habe, hängt das im Prinzip sehe vom konkreten Therapeuten/in ab. Bei mir hieß es nach der 3. Sitzung nur "naja, sie haben das alles, aber mehr als den Weg kann ich ihnen auch nicht zeigen. Ciao und viel glück."



3 Sitzungen sind ja auch keine Therapie. Selbst die probatischen Sitzungen dauern schon 8 Stunden.

Gast
2023-07-11, 23:29:25
P.S. was mir mit am meisten geholfen hat waren die Videos von Peter Beer auf YouTube. Ja es wirkt manchmal wie esoterischer Humbug, aber er hat auch normale Psychologie studiert und erklärt die vorgänge zu den Problemen auch auf wissenschaftlicher Ebene manchmal. Mir hat das rationalisieren der Dinge mit den erklärungen oft geholfen.


Ich wollte eigentlich Jordan Peterson empfehlen, aber der vergleicht den "Impact" einer Major Depression mit dem Impact einer Krebserkrankung. Das ist dann nicht so erbauend ^^

Anzumerken bleibt aber, dass nicht jeder eine Major Depression hat. Depression ist ein weites Spektrum.

Shink
2023-07-12, 10:26:14
Bei mir in der Familie hat "Major Depression aufgrund einer Krebsdiagnose" Tradition. Das ist... durchaus nachvollziehbar und wirklich nicht praktisch.

Monger
2023-07-12, 10:34:08
3 Sitzungen sind ja auch keine Therapie. Selbst die probatischen Sitzungen dauern schon 8 Stunden.
Es gibt Kurzzeittherapien mit 8-10 Sitzungen für bestimmte Themen. Aber ja, 3 Sitzungen heißen wohl, entweder Therapeut oder Patient hat abgebrochen.

ChaosTM
2023-07-12, 10:53:50
Diese Art von "Amnesie" ist eine Begleiterscheinung von Depressionen und verschwindet meist wieder. Ist sehr beunruhigend - hab ich selbst erlebt.
Mein persönlicher Weg aus der Krise war Bewegung - viel Bewegung und verstärkte soziale Kontakte. Ersteres funktioniert natürlich nicht für jedem, letzteres ist aber immer anzuraten.

Semmel
2023-07-12, 11:13:39
Den Begriff leer ließt man in dem Zusammenhang oft, trifft es mMn aber auch nicht perfekt. Jeder fühlt sich Mal leer. In einer Burnout/Depressionsphase ist es irgendwie eher ein Sammelsurium von körperlichen und psychischen Sachen. Körperlich schwach, Verdauung spielt verrückt etc, psychisch irgendwie abgekoppelt von der realität und wechselnd zwischen 1000 fragen und keinen Fragen mehr, weil keine Kraft.

Die Ursachendiagnostik muss sehr schwierig sein, wenn es soviele Formen der Erkrankung gibt. Wie stellt der Arzt oder Psychologe fest, ob jetzt z.B. ein bestimmtes körperliches Leiden eine Ursache oder Symptom ist?

Die meisten eurer Darstellungen kommen mir so vor, als würden die Ärzte ziemlich voreilig zum Psychologen überweisen, ohne eine genauere körperliche Diagnostik durchzuführen. (ist nur mein subjektiver Eindruck, korrigiert mich gerne)

BigKid
2023-07-12, 11:14:36
Zunächst mal Danke an euch alle für eure Posts. Es hilft schon ein bisschen sich über das Thema einfach austauschen zu können...

Ich persönlich Hoffe mit Achtsamkeit und Yoga selbst ein wenig ausrichten zu können und zusammen mit der Therapie dann die Kurve zu bekommen. Stationär habe ich mir auch schon überlegt aber erstmal würde ich gerne Versuchen die Kurve in dem Umfeld zu bekommen indem das Problem getriggert wurde... Und nicht in ner heilen Welt...

Meine Freundin meinte jetzt recht trocken, dass ich ihrer Meinung schon seit 15 Jahren in ner leichten Depression drinn hing (hat sie mir auch schon öfter gesagt ... hab ich nur nicht hören wollen und verdrängt...)

Ich versuche mal auf ein paar Fragen einzugehen die mir gestellt wurden... Bist du mit deiner Freundin glücklich... Das ist schwierig und die Antwort die jetzt kommt basiert auf Vermutungen und Reflektionen der letzten Zeit: Ich mag sie sehr - das ist sicher. Verliebt bin ich aber ganz sicher auch nicht mehr. Ich habe ne grosse Trennungsangst. Es lief in der letzten Zeit ein paarmal so dass ich für mich die Beziehung eigentlich in Frage gestellt sah und mich sogar vor 2-3 Wochen abseilen wollte - und dann aber alles getan habe um Mitzuhelfen das wieder hinzubiegen... In solchen Momenten fühlt es sich kurz vorm Gehen so falsch an den Weg jetzt weiter zu gehen und es fühlt sich gut an wenn es gekittet ist... Aber leicht ist unsere Beziehung nicht... Wir haben auch mit Paartherapie angefangen (c.a. 2-3 Monate vor dem Burnout). Wir haben definitiv ein Kommunikationsproblem und triggern uns Gegenseitig sehr stark... Da hat sich in 20 Jahren schon ganz schön was eingeschliffen... Gleichzeitig ist es so, dass meine Freundin mir trotz eigener Probleme (Schilddrüse jetzt ganz im Eimer) den Rücken frei hält und zu mir hält... Und das obwohl sie durchaus die Möglichkeit sieht, dass ich im Rahmen meiner Selbstfindung vielleicht irgendwann ausziehe oder mir "was jüngeres anlache" wie sie sagt (wobei sie mich dann schon rausschmeissen wird denke ich - ich weiss das Treue ihr ganz wichtig ist).

Kommen wir mal kurz zu dem Thema Sex... Da wird es gerade eigentlich besser und ich merke dass sie mir da auch entgegen kommt... Ich habe nämlich schon seit längerem nicht mehr wirklich das Bedürfnis mit ihr "richtig" zu verkehren... Gleichzeitig ist es aber so, dass ich es unglaublich geniesse sie anderwertig zum Höhepunkt zu bringen - ich kann mich da fallen lassen, bin ganz bei ihr... Hat vielleicht auch was mit Kontrolle zu tun... Wir hatten jedenfall in den letzten 2-3 Monaten soviel davon wie im letzten Jahr davor zusammen...

Gleichzeitig war ich schon 1-2 mal kurz davor Profile auf den Dating Seiten einzurichten und einfach mal zu schauen wie es sich anfühlt jemand neues Kennen zu lernen... Und dann lasse ich es weil ich mir echt wie der grösste Arsch vorkäme und zwar doppelt... Zum einen meiner Freundin gegenüber - zum anderen weil ich keine neue Beziehung mit ausflüchten/lügen beginnen will... Also was schriebe ich dann "... in Fester, wackelnder Beziehung - mit Burnout auf der Suche nach jemanden um mich heimlich auszuprobieren ?"

Ich weiss es einfach grad nicht und das ist beschäftigt mich auch sehr... Das meine ich mit ich Hinterfrage alles... Die Beziehung, den Beruf, den Job, den Wohnort, meinen ganzen Lebensstiel... Gleichzeitig will ich nicht überstürzt irgend was wegwerfen... Ich denke schon, dass es halt ein ganzheitliches System ist... Es kann schon sein, dass es wieder ins Lot kommt wenn ich 1-2 Brandherde bekämpft bekomme... Einer davon war jetzt halt zu viel...



Das Leben ist nix für Feiglinge... Und irgendwer sagte mal "fürs Alt werden muss man tapfer sein"... Fakt ist... Wenn ich 100% arbeiten müsste dann würde ich das nicht schaffen... Dafür reicht meine Energie einfach nicht im Moment... Das kann aber maximal noch 4,5 Monate so weitergehen - dann läuft die Versicherung aus (wie gesagt - Schweiz - andere Verhältnisse)...

Also ziehe ich vielleicht in 2-3 Monaten doch die Notbremse in Form einer stationären Behandlung.

Monger
2023-07-12, 11:18:30
Die meisten eurer Darstellungen kommen mir so vor, als würden die Ärzte ziemlich voreilig zum Psychologen überweisen, ohne eine genauere körperliche Diagnostik durchzuführen.
Es wird hoffentlich keiner zum Psychologen überwiesen. Entweder zum Psychiater, oder zum psychologischen Psychotherapeuten.
Und für beides ist die Barriere ziemlich hoch. Aus aktuellem Anlass kann ich da von nem dreiviertel Jahr Wartezeit berichten.

Shink
2023-07-12, 12:25:02
Wie stellt der Arzt oder Psychologe fest, ob jetzt z.B. ein bestimmtes körperliches Leiden eine Ursache oder Symptom ist?
Du hast eine Vergangenheit, die du nicht ändern kannst und sitzt im jetzt mit einem Problem. Je nach Schule kannst du die Vergangenheit zu analysieren probieren oder es ignorieren weil die Frage ist, was dich jetzt weiter bringt.

Aber generell haben Ärzte manchmal ihre Schwierigkeiten, zwischen Symptom und Ursache zu unterscheiden.

Das Leben ist nix für Feiglinge... Und irgendwer sagte mal "fürs Alt werden muss man tapfer sein"
Mir sagte vor kurzem der Arzt "ihre Blutwerte sehen nicht wie die von einem 40jährigen aus, sie sollten mehr Sport machen und weniger fett essen".
Nun ja, ich mache durchschnittlich 2 Stunden Sport pro Tag (Laufen, Radfahren) und esse Fleisch nur am Wochenende.
Ich kann jetzt sagen, der hat keine Ahnung aber... ja, alt werden ist anstrengend. Ich bin gespannt, wie lange ich das aushalte und es interessiert mich, wie meine Eltern so lange durchgehalten haben.

BigKid
2023-07-12, 13:59:47
Ganz kurzer Einschub… Den Sport mal aussen vor weil man Essfehler auch mit noch so viel Sport nicht kompensiert bekommt… Ich habe jetzt innerhalb von 6 Monaten ca 18kg abgenommen mit nur 2 Umstellungen … Zuckerverzicht (raffinierter oder Industriezuckerschleim)… Abends keine Snacks mehr auf dem Sofa… Blutbild hat sich sichtbar verbessert… Und das obwohl ich davor das selbe zu meiner Ernährung gesagt hätte wie du… Nur wenig Fleisch machts net ;)
Mittlerweile ist seit 3 Monaten auch Sport dazu gekommen (Rudergerät , 3x 60 Minuten die Woche mittlerweile)

Achja: Grosses Blutbild etc wurde gemacht - war unauffällig… Altersgerecht Blutfette etwas zu hoch aber schon besser als vor nem Jahr … Beim Neurologen war ich auch - wegen Angst vor Parkinson (Vater hats, gibt zwar nix genetisches aber fam. Häufung ) - ist aber nix - allerdings hat der Ebenfalls ne Mittelschwere Depression festgestellt (und riet zu Pille+Stationär)… Weil jemand schrieb zu schnell zum Psychater geschickt…

Shink
2023-07-12, 15:10:41
Ich habe jetzt innerhalb von 6 Monaten ca 18kg abgenommen mit nur 2 Umstellungen … Zuckerverzicht (raffinierter oder Industriezuckerschleim)…
Habe voriges Jahr 10kg in 2 Monaten abgenommen mit weniger Zucker. Meine Leber- und Blutfettwerte sind jetzt halb so hoch aber hey, das reicht nicht. Jaja, nichts für Weicheier.

Ja, Depression kann man z.B. mittels EEG diagnostizieren.

BigKid
2023-07-12, 15:32:42
Ist das ein gesellschaftliches Problem? Denn per solchen Definitionen kann ich jeden Bekannten zur Therapie schicken.

Ja es IST ein gesellschaftliches Problem... Zumindest unseren "westlichen" Gesellschaften... Da ist per se Alterwerden ein Problem (ab einen gewissen Alter verschwindest du vom Radar... Bist unwichtig... Wirst zur Belastung... Bis auf Inkontinenzhilfenwerbung bist du nicht mehr Zielgruppe... Wirst ausgeblendet (weil du anfängst andere daran zu erinnern wo sie auch mal landen... ). Da ist der Irrglaube, dass man alles immer weiter optimieren kann - auch den Menschen, dass ewiges Wachstum möglich ist... Da ist die antrainierte Rücksichtslosigkeit sich selbst und anderen Gegenüber... Wenn du dir mal in Ruhe Anschaust warum unsere Kultur sich verbreitet hat und viele "primitive Kulturen" platt gemacht hat dann ist ein wichtiger Grund: Höhere Agressivität und höhere Rücksichtslosigkeit... (eigentlich Aufgrund "emotionaler Rückständigkeit"). Das in unserem Kulturkreis das Thema Achtsamkeit jetzt erst nachdem es Messbar geworden ist interessant wird (und es in anderen Kulturen eigentlich lange schon Bestandteil war bis "wir" gekommen sind) spricht aus meiner aktuellen perspektive Bände... Das England zB jetzt das Thema Achtsamkeit auf den Lehrplan gehieft... Nachdem sie in Indien (und anderen Kolonien) den Leuten das Thema ausgetrieben haben ... ... ...

Gast
2023-07-12, 15:44:30
Die meisten eurer Darstellungen kommen mir so vor, als würden die Ärzte ziemlich voreilig zum Psychologen überweisen, ohne eine genauere körperliche Diagnostik durchzuführen. (ist nur mein subjektiver Eindruck, korrigiert mich gerne)

Dem ist leider so. Man haut lieber 10k € für eine Psychotherapie raus als 500€ für Differentialdiagnostik (Blut, Urin usw.)

Mortalvision
2023-07-12, 16:01:08
Was nicht zuletzt daran liegt, dass jemand, der mit einer leichten Depression/ Burnout zum Doc kommt, eine "gewisse" Wahrscheinlichkeit hat, als Suizidleiche oder Alkoholleiche zu enden und davor noch ein "paar" 10k€ an Krankenhauskosten/ Krankengeld/ Verdienstausfall etc. generiert. Von möglichen Straftaten ganz zu schweigen. Da ist die Prävention schon ganz gut...

Shink
2023-07-12, 16:09:22
Dem ist leider so. Man haut lieber 10k € für eine Psychotherapie raus als 500€ für Differentialdiagnostik (Blut, Urin usw.)
Das halte ich aufgrund der Wartezeiten für eine Therapie für relativ unwahrscheinlich. 10k wären dann 100 Stunden Therapie oder wie? Kein Wunder, dass da nichts frei ist...

Mortalvision
2023-07-12, 16:18:32
Die Ursachendiagnostik muss sehr schwierig sein, wenn es soviele Formen der Erkrankung gibt. Wie stellt der Arzt oder Psychologe fest, ob jetzt z.B. ein bestimmtes körperliches Leiden eine Ursache oder Symptom ist?


Das kommt SEHR auf die Grunderkrankung an.

Angst/Panik/Hysterie kann durch viele verschiedene körperliche Grunderkrankungen ausgelöst werden. Ich hatte zwar noch nie einen Herzinfarkt, aber das soll ja quasi DER Angsttrigger schlechthin sein und viele Männer haben danach einfach "einen weg". Bei Angst steht oft auch Gewalterfahrung im Hintergrund.

Schizophrenie/ Psychose IST eine körperliche Grunderkrankung, nämlich ein "Fehler" ("dysfunktionale Variante") im Gehirnaufbau => Störung des Denkens. Sehr viele mit dieser Diagnose landen ohne soziale Abfederung auf der Straße und der Anteil unter Obdachlosen ist nicht 1-1,5% der Bevölkerung, sondern so ca. 20-30%.

Manie und manische Depression zählen auch zu den Psychosen, sind aber durch Fehler im Lithium-Stoffwechsel begründet. Das ist eine sehr einfache Diagnose, da manisches Verhalten extrem auffällig ist und praktisch jeder Arzt den Lithiumspiegel im Blut kontrollieren lassen kann.

Andere Störungen lasse ich hier grad mal raus, z.B. Borderline, die ganzen Suchterkrankungen und Korsakow-Syndrom und was es nicht noch alles gibt.


Bei Depressionen ist der medizinische Fortschritt "schwer". Anscheinend gibt es etliche relevante Parameter, die das Gehirn in eine Neurotransmitter-Dysbalance schieben können. Aber den "einen" Schalter für die Heilung einer Depression hat noch niemand gefunden.

Da ich persönlich den Shit vor über 25 Jahren schon mal mitmachen durfte -> extremer Stress kann eine Ursache sein. Bei mir wars konkret meine Ausbildung zum Bundeswehroffizier, die ich dann an den Nagel hängen konnte gepaart mit dem ständigen, richtig harten Alkoholabusus meiner Mutter. Beides war schlicht zu viel für mich. War der extreme Stress erstmal weg (Entlassung aus medizinischen Gründen), konnte ich fast das ganze Studium mich erholen, und das hat LANGE gedauert (also die Erholung, nicht das Studium ^^). Aber meine kleine Familie, das Interesse am Studium und auch die Distanz zu meiner Mutter haben mir da sehr geholfen. Reste merke ich z.B. noch, wenn irgendwo "ein großer Tag" ist und ich mich innerlich leicht verrückt mache, ob nicht irgendwas irgendwo schief gehen könnte. Aber selbst das ist besser geworden.

Körperliche Veränderungen tragen auch zum Depressionspotenzial bei -> Sexueller Leistungsabfall, Krebs, Schilddrüsenhormone im Eimer, Leber im Eimer, häufige Migräneanfälle, Rückenleiden, Diabetes mellitus, das sind alles sehr bekannte Trigger. Nur: Die einen gehen mit der Erkrankung so um, dass sie nicht davon depressiv werden, andere werden es leider.

Das bringt uns zum letzten Punkt: Soziale Belastungen. Ist ein Mensch nicht da, wo er sein sollte, löst das auch Stress aus. Der Herr Doktor Dipl. Ing als Taxifahrer ist richtig shit fürs Selbstbild. Also Faktor Arbeit. Die Frau Pomeranza mit ner Figur wie Claudia Schiffer aus Leichtsinn verheiratet mit BigFat Ingo, auch nicht gut. Sexualbeziehungen. Dann Probleme in der Herkunftsfamilie, mehr, und mehr, und mehr. Depressionen sind ein SEHR weites Feld.

Mortalvision
2023-07-12, 16:20:03
Das halte ich aufgrund der Wartezeiten für eine Therapie für relativ unwahrscheinlich. 10k wären dann 100 Stunden Therapie oder wie? Kein Wunder, dass da nichts frei ist...

Je nach Erkrankung braucht man halt 50-100 Stunden, um überhaupt einen längerfristigen Effekt erzielen zu können.

Finch
2023-07-13, 10:06:12
3 Sitzungen sind ja auch keine Therapie. Selbst die probatischen Sitzungen dauern schon 8 Stunden.

Meine Frau ist seit JAHREN in Therapie. 3 Sitzungen sind NICHTS.

Bei Depressionen sind genetische Faktoren oft auch ein Thema. Bei meiner Frau ist es z.B. irgendetwas was in der Familie liegt. Oma, Mutter, Schwester sind alle stark betroffen. Selbst der Vater ist betroffen gewesen, was es nicht besser gemacht hat. In meiner Familie dagegen sind wenige Fälle bekannt, die in diese Richtung deuten. Das macht mich schonmal ein wenig zuversichtlicher was meinen Sohn angeht. Letztendlich wissen meine Frau und ich aber auch sehr gut worauf wir bei unserem Sohn achten müssen um rechtzeitig helfen zu können. Das ist viel Wert.

PHuV
2023-07-13, 23:17:48
3 Sitzungen sind ja auch keine Therapie. Selbst die probatischen Sitzungen dauern schon 8 Stunden.

Je nach Erkrankung braucht man halt 50-100 Stunden, um überhaupt einen längerfristigen Effekt erzielen zu können.

Meine Frau ist seit JAHREN in Therapie. 3 Sitzungen sind NICHTS.

Ganz einfache wie stark vereinfachte Erklärung, warum Therapie lange dauern und nur langfristige Arbeit an sich selbst etwas bringt:

Unser Gehirn hat ein bestimmtes Verhaltensmuster gespeichert. Neuronen und Gehirnregionen sind mit einander vernetzt und reagieren aufeinander. Für neue und andere Erkenntnisse müssen, wie klassisch beim Lernen auch, neue Bahnen und neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn geschaffen werden, und dann vertieft wie verstärkt werden. Gerade wenn die Amygdala involviert ist (Bereich für Gefahr und Fluchtverhalten, Traumas werden hier mit Emotionen verknüpft und gespeichert), die bei allen neuen Inhalten erst mal dagegen arbeitet mit Angst und Furcht, so daß primär die Fluchtreflexe aktiv werden oder sich in Ablehnungen und Verdrängungsmechanismen äußern, können keine neuen stabilen neuronalen Bahnen geschaffen werden. Deshalb funktioniert eine Therapie mit Abhängigen (Drogen, Alkohol usw.) nicht!

Vereinfacht verknüpfen sich beim Lernen Neuronen, und je mehr sie angesprochen werden, werden die Leitungsbahnen verstärkt, so daß die Prozesse schneller und effizienter in Gang kommen. Genau wie man später nicht mehr darüber bewußt nachdenken muß, wie man beim Autofahren schaltet, Gag gibt oder bremst, oder bei einem Instrument ohne Gedanken die richtigen Akkorde und Noten spielt. Genauso kann man - Schritt für Schritt - Assoziationen und Gedanken mit anderen Gefühlen und Emotionen neu koppeln und verstärken. Vereinfacht kann man alte Verhaltensmuster auch wie ein Trampelpfad sehen, der jahrelang immer tiefer ausgetreten wurde, und man erst lernen muß, diese tiefen Wege zu überwinden und neue Wege zu gehen. Klar ist es einfacher, im tiefen und bequemen alten Trampelpfad zu bleiben, aber man leidet weiter, weil der Trampelpfad uns einen festen Weg vorgibt, der keine Abweichungen oder Änderung erlaubt.


In einer Therapie erlebt man (hoffentlich und meistens) eine sichere und geborgene Umgebung, die weder Flucht noch Gefahr signalisiert. Damit und mit Hilfe von anderen Methoden wird die Amygdala nicht ausgelöst oder aktiviert. Ebenso werden Verdrängungen und Verschiebungen klar angesprochen und ins Bewußtsein gebracht. Dann arbeitet man Stück für Stück mit Gegenkonditionierungen durch neue Ideen, Gedanken und Vorstellungen, solange, bis die alten neuronalen Bahnen überlagert oder gegen die Ampydala erfolgreich gegengesteuert werden kann. Damit ändert sich auch die Wahrnehmung und die Aufnahme neuer Impulse.

Wie ein Muskel muß das Gehirn genauso trainiert werden. Man lernt weder von heute auf Morgen ein neues Musikinstrument spielen oder bringt sich von heute auf morgen konditionell in Form, um z.B. einen Marathon zu laufen. Man muß üben, trainieren, lernen und wiederholen. Ähnliches macht man in einer Therapie. Deshalb dauert eine Therapie entsprechend lange, damit die neuen Muster sich einerseits überhaupt entwickeln und wirken können. Selbst wenn sich - im Beispiel von Depression - im Gehirn gewissen auslösende Muster gebildet haben, können diese Muster von neuem erfolgreichen ausgebildeten Mustern überlagert werden. Sprich, die auslösenden Muster für Depression sind nach wie vor vorhanden, aber man reagiert erfolgreich anders darauf als vorher. Daher, Trauma, Depressionen und Co. werden uns vermutlich das ganze Leben begleiten. Was man in einer Therapie lernt, ist damit entsprechend umzugehen und gegenzusteuern, bewußt wie unbewußt, so daß diese Gefühle uns nicht überwältigen und uns handlungsunfähig machen.

Aber das braucht eben Zeit, daß geht nicht von heute auf morgen und nicht in 3-8 Sitzungen. Das ist jahrelange mühsame beharrliche Arbeit. Wenn man dazu eben noch so was wie Achtsamkeit und Co. übt, verstärkt es - wenn richtig durchgeführt - diese Bemühungen und kann wie ein Buster wirken.
Ganz wichtig: Depressionen können übertragen werden! Daher, bei Depressionen immer auch das Umfeld abprüfen (geliebte Menschen wie Vater, Mutter usw.), ob sie unter Depressionen leiden, die mit die eigenen induzieren.

Es hilft nicht, Probleme mit schwierigen Verhaltensmuster nur theoretisch zu intellektualisieren. Es hilft nur aktives Arbeiten und Gegensteuern, diese zu identifizieren und zu isolieren wie zu separieren, um sie dann einheitlich in ein neues Konzept einzubetten, so daß sie keine Gefahr mehr bedeuten oder uns im Wege stehen.

Ich für meinen Teil habe über 17 Jahre für diese Prozesse gebraucht, bis ich endlich einen Durchbruch hatte, und mit den Depressionen hat es dann auch nochmal so ca. 4-5 Jahre gebraucht, bis ich sie im Griff hatte. Klar kommen sie bis heute wieder, mal in der einen oder anderen Form. Glücklicherweise weiß ich es heute, woher sie kommen, was die Auslöser sind, und wie ich gegensteuern kann. Das heißt jetzt nicht, daß es bei allen hier auch so lange dauern muß, ich wollte damit nur verdeutlichen, daß es ein langer Lernprozess ist.

Monger
2023-07-13, 23:30:16
Meine Frau ist seit JAHREN in Therapie. 3 Sitzungen sind NICHTS.

Ich kenn ein paar systemische Therapeuten, die würden jetzt vielleicht sagen: wer lange genug nicht Teil der Lösung war, wird zum Teil des Problems.
10-20 Sitzungen sollten schon klar erkennbare Fortschritte bringen. Verhaltenstherapeuten sind meist nen Tacken schneller. Aber jahrelang. Puh...

PHuV
2023-07-14, 01:26:42
Aber jahrelang. Puh...
Du hast verschiedene Voraussetzungen und psychische Zustände, die bei jedem Menschen anders sind. Das macht die ganze Sache ja so schwierig. Wenn Menschen offen und ehrlich - besonders gegenüber sich selbst - sind, dann kann es schneller gehen. Aber meistens sind die Menschen nicht soweit, sich selbst auf eine authentische Art zu betrachten, und es muß erst mal Zeit investiert werden, sie soweit psychisch zu stabilisieren. Gerade die ganzen geschaffenen Filter, Verdrängungen, Wahrnehmungsverzerrungen von Menschen aufzuheben oder zu mindern dauert seine Zeit. Das ist schon wie ein gordischer Knoten mit zig Verwirrungen und Pfaden, die erst mal entschlüsselt werden müssen.

Niall
2023-07-14, 07:05:54
Bei Depressionen sind genetische Faktoren oft auch ein Thema.

Same here, Angst/ Panik und Depressionen bei meinem Opa, Onkel, Mutter und meinem Bruder/ mir. Hab ich seit Jahrzehnten, ist mal heftiger (Bei starkem Stress, bspw. Umzug kürzlich), mal nicht relevant. Beginnt mit Ohrensausen und grippalen Symptomen wie fürchterlicher Abgeschlagenheit etc. - mache unterdessen viel Ausdauersport wie schwimmen und laufen, das hilft.

Derzeit nehme ich nix außer morgens mit meiner Neurologin abgesprochen 100mg 5-HTP als SSRI 'Ersatz', mal schauen ob das dauerhaft unterstützt. Bin auch bereits durch mehrjährige, ambulante Gesprächstherapie - hat in jedem Fall geholfen (Werkzeugkasten etc.), Grundtendenz bleibt aber. Lähmende Erkrankung - exakt wie in der Geschichte "I had a black dog, his name was depression". Wünsche euch viel Kraft - nervt beizeiten fürchterlich, für manche Dinge gefühlt den dreifachen Kraftaufwand zu benötigen als Andere.

BigKid
2023-07-14, 07:17:35
Ich hab jetzt ein Erstgespräch gehabt und der Therapeut würde empfehlen dass ich Stationär gehe. Fühlt sich für mich nicht gut an. Ich würde die Probleme gerne da lösen wo ich sie habe. Den Schritt würde ich lieber erst machen wenn ich mir sicher bin dass Wohnort oder die Beziehung grosser Teil des Problems wären… Ach Mist… Und Ambulant kann mir dieser Therapeut nur ca alle 2 Wochen Termine anbieten…

Niall
2023-07-14, 07:49:09
Ich hab jetzt ein Erstgespräch gehabt und der Therapeut würde empfehlen dass ich Stationär gehe. Fühlt sich für mich nicht gut an. Ich würde die Probleme gerne da lösen wo ich sie habe. Den Schritt würde ich lieber erst machen wenn ich mir sicher bin dass Wohnort oder die Beziehung grosser Teil des Problems wären… Ach Mist… Und Ambulant kann mir dieser Therapeut nur ca alle 2 Wochen Termine anbieten…

Du musst natürlich immer schauen was sich für Dich "richtig" anfühlt. Stationär ist in vielen Fällen aber nicht die schlechteste Option, einfach weil man dort die Möglichkeit hat, mal komplett "raus" zu kommen. Die persönlichen Umstände müssen dies natürlich zulassen.

Semmel
2023-07-14, 08:28:03
Same here, Angst/ Panik und Depressionen bei meinem Opa, Onkel, Mutter und meinem Bruder/ mir.

Wenn ich mir diesen Satz von PHuV so ansehe, kann es dann nicht auch eine solche "Übertragung" gewesen sein, ganz ohne genetischem Hintergrund?

Ganz wichtig: Depressionen können übertragen werden! Daher, bei Depressionen immer auch das Umfeld abprüfen (geliebte Menschen wie Vater, Mutter usw.), ob sie unter Depressionen leiden, die mit die eigenen induzieren.



Ich hab jetzt ein Erstgespräch gehabt und der Therapeut würde empfehlen dass ich Stationär gehe. Fühlt sich für mich nicht gut an. Ich würde die Probleme gerne da lösen wo ich sie habe. Den Schritt würde ich lieber erst machen wenn ich mir sicher bin dass Wohnort oder die Beziehung grosser Teil des Problems wären… Ach Mist… Und Ambulant kann mir dieser Therapeut nur ca alle 2 Wochen Termine anbieten…

Welche Gründe hat der Therapeuth genannt, warum eine stationäre Behandlung besser für dich wäre?

Und was sagt deine Freundin dazu?

Finch
2023-07-14, 09:59:15
Wenn ich mir diesen Satz von PHuV so ansehe, kann es dann nicht auch eine solche "Übertragung" gewesen sein, ganz ohne genetischem Hintergrund?



Ja und nein. Wenn ein Kind in einer wichtigen Phase des heranwachsen zusehen muss wie die Mutter über lange lange zeit wie ein zombie am Notebook sitzt und und nicht mehr reagiert, also totale Nichtbeachtung, dann macht das etwas mit dem Kind. Es ist eher ein Katalysator. Aber in meine Beispiel steht da mehr hinter als eine reine Übertragung. Wenn die psychische rezilienz fehlt, dann Schalgen solche Ereignisse härter auf.

Letztendlich ist es für die Verwandten, Freunden und Partner notwendig zu lernen, mit der Erkrankung umzugehen. Und ich kann dir sagen, das ist nicht einfach. Ich bin seit 8 Jahren an vorderster Front und könnte jeden Tag schreien.

Döner-Ente
2023-07-14, 10:41:50
Ich hab jetzt ein Erstgespräch gehabt und der Therapeut würde empfehlen dass ich Stationär gehe. Fühlt sich für mich nicht gut an. Ich würde die Probleme gerne da lösen wo ich sie habe. Den Schritt würde ich lieber erst machen wenn ich mir sicher bin dass Wohnort oder die Beziehung grosser Teil des Problems wären… Ach Mist… Und Ambulant kann mir dieser Therapeut nur ca alle 2 Wochen Termine anbieten…

Um dir sicher zu sein, ob nun Wohnort, Beziehung, Job Teil des Problems sind oder nicht, wäre es aber gerade sinnvoll, da vorübergehend aus dem Alltagstrott mal raus- und ein anderes Umfeld reinzukommen.
Ohne Abstand und fremde Hilfe gibst du sonst noch dem falschen Feld die Schuld und schmeisst z. B. den Job hin oder die Freundin raus und hinterher gehts dir immer noch nicht großartig besser, bist aber Job/Freundin los.

Niall
2023-07-14, 10:57:34
Wenn ich mir diesen Satz von PHuV so ansehe, kann es dann nicht auch eine solche "Übertragung" gewesen sein, ganz ohne genetischem Hintergrund?

Klar kann sowas auch sein und/ oder eine Rolle spielen, wenn ich mir mein erweitertes familiäres Umfeld jedoch ansehe, würde ich im direkten Vergleich eher von einer Bilderbuchfamilie sprechen. Alle liebevoll, keine Intrigen (von denen ich wüsste) und niemand wirklich "offensichtlich" psychotisch, depressiv etc. Habe davon auch erst in den letzten Jahren erfahren, also dass derlei Tendenzen in der Familie nicht "unüblich" sind. :freak: Ist aber auch wurscht, um mich geht's hier ja nicht - wollte dem TE nur "Mut zureden" in Sinne: You are not alone.

BigKid
2023-07-14, 11:49:56
Welche Gründe hat der Therapeuth genannt, warum eine stationäre Behandlung besser für dich wäre?

Und was sagt deine Freundin dazu?
Therapeuth: Aus dem System raus ermöglicht klareren Blick auf das System - auch weil die Abwehmechanismen dann evtl weniger aktiv sind und intensivere Betreuung als ambulant…

Freundin: Nicht so begeistert - vor allem die Aussage „aus dem System erstmal raus“ und „Abstand“ kamen nicht gut…

00-Schneider
2023-07-14, 12:29:01
Wie lange soll der Aufenthalt denn gehen?

Natürlich ist sie nicht begeistert, aber wenn sie dich liebt, wird sie dich natürlich dabei unterstützen. Du bist halt als Freund ihr Hauptbezugspunkt, ihre Insel, ihr Anker. Wenn der mal für ein paar Wochen wegbricht, ist das emotional komplettes Neuland für sie.

Niall
2023-07-14, 12:31:34
Freundin: Nicht so begeistert - vor allem die Aussage „aus dem System erstmal raus“ und „Abstand“ kamen nicht gut…

Nachvollziehbare Reaktion, bezieht man natürlich mit ein - sollte in Deinem Fall jedoch Deinem Wohlergehen hintenan stehen. Am Ende bringt es euch beiden nichts, wenn sie ruhiger schlafen kann weil Du weiterhin "nebenan" und "abrufbar" bist, Dein Genesungsfortschritt jedoch dadurch behindert oder gehemmt wird.

Döner-Ente
2023-07-14, 12:44:32
Möglicherweise hat sie auch Angst, dass ein paar Wochen raus und unvoreingenommene Leute/professionelle Gesprächspartner ihn unabhängiger machen könnten und vielleicht sogar auf die Idee bringen, dass mit auch die Beziehung Teil des Problems sein könnte. Gibt ja durchaus Partner, die einen so richtig runterziehen können, ohne dass man das selber so direkt merkt.

Spielt aber letztendlich keine Rolle: Wenn ein paar Wochen stationär nötig sind, um ihn wieder "auf Vordermann zu bringen", dann sollte es ihr eigentlich am Ende des Tages auch nur Recht sein, ihn besser wieder zu kriegen, als sie ihn dort abgegeben hat.

Niall
2023-07-14, 12:48:58
Möglicherweise hat sie auch Angst, dass ein paar Wochen raus und unvoreingenommene Leute/professionelle Gesprächspartner ihn unabhängiger machen könnten und vielleicht sogar auf die Idee bringen, dass mit auch die Beziehung Teil des Problems sein könnte. Gibt ja durchaus Partner, die einen so richtig runterziehen können, ohne dass man das selber so direkt merkt.

Spielt aber letztendlich keine Rolle: Wenn ein paar Wochen stationär nötig sind, um ihn wieder "auf Vordermann zu bringen", dann sollte es ihr eigentlich am Ende des Tages auch nur Recht sein, ihn besser wieder zu kriegen, als sie ihn dort abgegeben hat.

this.

Mortalvision
2023-07-14, 12:59:11
Es spricht nichts dagegen, das Ganze ambulant anzugehen. Ich würde Dir aber raten, ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen: Deine Freundin muss dich aushalten können, wenn du z.B. Nebenwirkungen von Tabletten hast. Das kann auch recht schockierend sein für jemanden, der die Nebenwirkungen nicht einirdnen kann. Zweitens brauchst Du einen DIAGNOSTISCH guten Psychiater. Der/Die braucht nicht dein bester Freund sein, du brauchst dich nicht bei ihm gut aufgehoben fühlen, etc. Dafür haben viele Psychiater auch keine Zeit. Rein, 10-15 min erzählen, wo der Schuh brennt, raus. Idealerweise mit korrektem Rezept und guter Diagnose. Dann wäre ein guter Psychotherapeut nicht verkehrt. Wartezeit 3-9 Monate je nach Region. Den bräuchtest du für die Therapie. Falls du länger krankgeschrieben bist, klär das mit deiner Krankenkasse wg. Krankengeld. Falls Du sonst noch Baustellen hast, such dir z.B. Suchtberatung, Familienberatung, Caritas-Gesprächsladen, Pfarrer, was auch immer. Wichtig ist, möglichst viele Termine zu haben, um nicht in ein Loch zu fallen. Auch ein paar körperliche Wehwehchen wie den Blutzucker oder eine vor sich hingeschobene Krankengymnastik kannst du endlich mal behandeln bzw. machen.

TLDR lässt Du dich nur für 6-12 Wochen krank schreiben ohne konkreten Plan wird das vermutlich eine Bauchlandung.

PHuV
2023-07-14, 13:02:39
Therapeuth: Aus dem System raus ermöglicht klareren Blick auf das System - auch weil die Abwehmechanismen dann evtl weniger aktiv sind und intensivere Betreuung als ambulant…
Dann solltest Du das auch machen. Raus aus dem System ist sehr wichtig und notwendig.

Freundin: Nicht so begeistert - vor allem die Aussage „aus dem System erstmal raus“ und „Abstand“ kamen nicht gut…
Das mag jetzt hart klingen, es sollte Dir jetzt an dieser Stelle egal sein. Es geht um Dich alleine und das Du wieder klar kommst.

Daher, mach es, geht stationär, das wird Dir gut tun, auch wenn es jetzt schwer fällt.
wollte dem TE nur "Mut zureden" in Sinne: You are not alone.
(y)

Niall
2023-07-14, 13:12:39
Deine Freundin muss dich aushalten können, wenn du z.B. Nebenwirkungen von Tabletten hast. Das kann auch recht schockierend sein für jemanden, der die Nebenwirkungen nicht einirdnen kann.

Von welchen Nebenwirkungen schreibst Du? Bei derartigen Erkrankungen bekommt man bei ambulanter Therapie oder Ersthilfe idR keine Psychopharmaka die einen so wegballern, dass jemand einen nicht mehr wiedererkennt. Dass einem übel, schwindelig etc. wird, bzw. eine Erstverschlimmerung eintreten kann okay, damit sollte ein Lebenspartner aber umgehen können.

BigKid
2023-07-14, 13:19:49
Es spricht nichts dagegen, das Ganze ambulant anzugehen. Ich würde Dir aber raten, ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen: Deine Freundin muss dich aushalten können, wenn du z.B. Nebenwirkungen von Tabletten hast. Das kann auch recht schockierend sein für jemanden, der die Nebenwirkungen nicht einirdnen kann. Zweitens brauchst Du einen DIAGNOSTISCH guten Psychiater. Der/Die braucht nicht dein bester Freund sein, du brauchst dich nicht bei ihm gut aufgehoben fühlen, etc. Dafür haben viele Psychiater auch keine Zeit. Rein, 10-15 min erzählen, wo der Schuh brennt, raus. Idealerweise mit korrektem Rezept und guter Diagnose. Dann wäre ein guter Psychotherapeut nicht verkehrt. Wartezeit 3-9 Monate je nach Region. Den bräuchtest du für die Therapie. Falls du länger krankgeschrieben bist, klär das mit deiner Krankenkasse wg. Krankengeld. Falls Du sonst noch Baustellen hast, such dir z.B. Suchtberatung, Familienberatung, Caritas-Gesprächsladen, Pfarrer, was auch immer. Wichtig ist, möglichst viele Termine zu haben, um nicht in ein Loch zu fallen. Auch ein paar körperliche Wehwehchen wie den Blutzucker oder eine vor sich hingeschobene Krankengymnastik kannst du endlich mal behandeln bzw. machen.

TLDR lässt Du dich nur für 6-12 Wochen krank schreiben ohne konkreten Plan wird das vermutlich eine Bauchlandung.

Ne das auf keinen Fall… Ich nehme das als Zeichen aus mir an mich selbst dass ein weiter so nicht drinn ist… Ich bin über meine AG in der Schweiz 6 Monate abgesichert/versichert (weil ers seit 4 Jahren dort - sonst 12)… Danach wirds schwieriger… Ich werde auf jeden Fall zu einem Therapeuten gehen - ich habe bald noch ein Gespräch mit einem zweiten… danach kann ich noch je 1 Therapiegespräch machen… Dann muss ich mich Entscheiden/der Therapeut meiner Wahl einen Plan machen und einreichen (hab grad mit der Kasse telefoniert). Ich habe mir Einzelstunden in Yoga besorgt und die Trainerin hat auch Achtsamkeit/Meditation im Programm - auch das will ich weiterverfolgen… Ausserdem muss ich an das Thema soziales Umfeld rann auch wenn mit da hier die Fantasie noch fehlt wie man sich Anfang 50 nen Freundeskreis aufbaut :) vor allem wenn man sich vom Kopf her eher 30 fühlt…
Mein Ziel ist eigentlich in 4 Monaten max wieder bei 80% zu stehen und „glücklicher“ zu sein als jetzt…

Niall
2023-07-14, 13:20:37
Ne das auf keinen Fall… Ich nehme das als Zeichen aus mir an mich selbst dass ein weiter so nicht drinn ist… Ich bin über meine AG in der Schweiz 6 Monate abgesichert/versichert (weil ers seit 4 Jahren dort - sonst 12)… Danach wirds schwieriger… Ich werde auf jeden Fall zu einem Therapeuten gehen - ich habe bald noch ein Gespräch mit einem zweiten… danach kann ich noch je 1 Therapiegespräch machen… Dann muss ich mich Entscheiden/der Therapeut meiner Wahl einen Plan machen und einreichen (hab grad mit der Kasse telefoniert). Ich habe mir Einzelstunden in Yoga besorgt und die Trainerin hat auch Achtsamkeit/Meditation im Programm - auch das will ich weiterverfolgen… Ausserdem muss ich an das Thema soziales Umfeld rann auch wenn mit da hier die Fantasie noch fehlt…
Mein Ziel ist eigentlich in 4 Monaten max wieder bei 80% zu stehen und „glücklicher“ zu sein als jetzt…

Kling doch nach einem Plan! :)

PHuV
2023-07-14, 13:27:11
Ausserdem muss ich an das Thema soziales Umfeld rann auch wenn mit da hier die Fantasie noch fehlt wie man sich Anfang 50 nen Freundeskreis aufbaut :) vor allem wenn man sich vom Kopf her eher 30 fühlt…

Geh in einen Verein, lerne tanzen, es gibt so vieles... Engagiere Dich im sozialen Bereich und hab mit Menschen zu tun, denen es deutlich schlechter geht als Dir, um das mehr zu schätzen, was man hat.

BigKid
2023-08-30, 15:40:05
Irgendwie komme ich nicht wirklich weiter... Es ist so verdammt schwer alte Gewohnheiten loszulassen... Ich verschwende meine Zeit wieder massiv vor dem Rechner... Tauche ab und plötzlich ist der Tag weg... Und dann fühle ich mich wieder mies und unfähig... so b e s c h e u e r t ...
Ja - ich mache jeden Tag 15 Minuten Achtsamkeitsmeditation... Ja ich rudere brav 3x50 minuten die Woche ( mich haben 2 "Sommer-Grippen" nacheinander zurückgeworfen - war schon bei 3x1,5 Stunden)... Ich hab mit Yoga angefangen einmal die Woche - erstmal Privatstunden weil ich so ein Bewegungslegasteniker bin - und ich will dann zusätzlich noch einmal selbst Yoga machen... Ich bin 2 mal die Woche mit meiner Freundin in der Sauna - Das ist Entspannung pur... Und irgenwie Frage ich mich wie ich das alles Schaffen soll wenn ich nicht mehr 50% krank bin... Achja und alle 2 Wochen Therapie... Das läuft jetzt seit dieser Woche wieder richtig... Die Therapeutin war erstmal 2 Wochen im Urlaub jetzt...
Aber ich habe nicht das Gefühl weiter zu sein auch wenn diese Melancholie und Trauer/Sehnsucht nicht mehr so scharf/spitz/stechend ist wie Anfangs... Aber nach einem Tag arbeit bin ich platt, Konzentration und Priorisieren ist immer noch schwer und überfordert fühle ich mich immernoch ständig... muss ich mich vielleicht drann gewöhnen...

Tangletingle
2023-08-30, 16:42:07
Das kling für mich schon nach krassem Freizeitstress.

BigKid
2023-08-30, 17:08:15
Das kling für mich schon nach krassem Freizeitstress.
Bei 50% Arbeitspensum noch nicht... Ich hab ja auch irgendwie die Zeit an den Tagen an denen ich nicht arbeite ins Nirvana abzutauchen und mit LLMs , Spielen und anderen Zeug zu "verschwenden"... manchmal in Summe 8 Stunden... Verschwenden insofern weil die Zeit echt oft einfach nur "weg" ist hinterher... Ohne dass ich mich irgendwie erfüllt fühle, eher leer, aber wenigstens in der Zeit selbst nicht "schlecht" ...

Mortalvision
2023-08-30, 17:10:34
Du erholst dich nicht so optimal. Wo sind neue Kontakte/ alte Kontakte pflegen? Ruf mal paar Leute an und triff dich für Bier oder Kaffee.

P.S.: Selbst wenn du den ganzen Tag vorm Rechner verplemperst, brauchst du dich nicht dafür "bescheuert" fühlen. Die wöchentliche Online-Zeit von Erwachsenen beträgt mittlerweile 40h und mehr - durchschnittlich!

Blase
2023-08-30, 17:38:41
Ist halt auch ne Frage der Einstellung. Wenn ich 8 Stunden "daddeln" am Wochenende als Zeitverschwendung ansehe - dann sind sie das auch (für mich)! Wenn ich es als Hobby betrachte, welches Spaß macht, dann sind sie es nicht. Eine Frage der Perspektive.

Ohne dass ich mich irgendwie erfüllt fühle, eher leer, aber wenigstens in der Zeit selbst nicht "schlecht"

Und wozu "brauchst" du das Gefühl der Erfüllung im Anschluss? Ist ja nicht so, dass wir am PC spielender Weise Krebs heilen. Wir haben einfach nur grade Spaß daran. Und hinterher sind wie vielleicht kein bisschen schlauer als vorher - na und!? Es wird dann zu einem Problem, wenn du es so betrachtest, bzw. es sich für dich so anfühlt. Und hier kannst du das Hobby "PC Spielen" durch jedes x-beliebige andere ersetzen.

Vielleicht fehlt dann einfach die Ruhe und Ausgeglichenheit, um es als schönes Hobby zu betrachten, in dem man gerne viel Zeit "verpulvert" und wo das auch "ok" ist. Dann wäre eher die Frage, wo deine innere Unruhe herkommt - und dort müsstest du ansetzen (sorry, habe jetzt nicht die voran gegangenen Seiten gelesen).

MfG Blase

PHuV
2023-08-30, 19:03:58
Irgendwie komme ich nicht wirklich weiter... Es ist so verdammt schwer alte Gewohnheiten loszulassen... Ich verschwende meine Zeit wieder massiv vor dem Rechner... Tauche ab und plötzlich ist der Tag weg... Und dann fühle ich mich wieder mies und unfähig... so b e s c h e u e r t
Was erwartest Du denn? Du bist viele Jahre in eine Richtung gerannt, und mußt erst mal symbolisch abbremsen, um überhaupt die Richtung wechseln zu können. Das dauert alles seine Zeit, das geht nicht von heute auf morgen. Hab einfach Geduld, mach weiter Deine Übungen, Sport und Therapie. Setzt Dir gedanklich ein Ziel, wohin Du willst, und arbeite darauf hin.

Und sich leer fühlen ist an sich nicht blöd, das gibt Dir Gelegenheit, es wieder mit etwas Neuem zu füllen. Abwarten und Raum schaffen für das Neue.

Lawmachine79
2023-08-30, 23:45:17
Ich verschwende meine Zeit wieder massiv vor dem Rechner... Tauche ab und plötzlich ist der Tag weg... Und dann fühle ich mich wieder mies und unfähig... so b e s c h e u e r t ...

Hast Du's gut.

BigKid
2023-11-30, 22:06:44
Ich geb mal ein kurzes Lebenszeichen. Mir geht es seit 3 Wochen endlich deutlich besser. Ich traue dem "Frieden" noch nicht ganz aber ich hab abgesehen von leichten Anflügen von Sehnsucht und Trauer keine Aussetzer mehr gehabt bei denen ich schon mit dem reinen existieren irgendwie überfordert war- Selbstmordgedanken hatte ich eh nicht aber einfach mal aufhören zu existieren wäre dann oft schön gewesen oder besser nicht so anstrengend - das ist das was schlafen dann reizvoll macht... blubb weg - Zeit vorbei. Oder ne weisse Wand anstarren und mental so zu tun als wäre man nicht erreichbar - auch nicht für sich selbst. Weil man weder nen Grund noch die Energie findet was anderes zu tun, weil Dinge die einem Spass machen oder gut täten so sinnlos erscheinen, so wenig attraktiv. Ich glaube das alles ist etwas was einer der das noch nie erlebt hat nicht Nachvollziehen kann.
Was mir auch sehr geholfen hat ist von anderen zu hören die das auch durchmachen und wenns nur Insta, Youtube oder Podcasts sind und mich aktiver mit meiner Depression auseinander zu setzen. Und zu akzeptieren, dass das jetzt erstmal ein Teil von mir ist und ich lernen muss damit umzugehen. Und was ich da habe ist noch ne milde bis mittlere Form (sagt auch die Diagnose).
Was jetzt zur Verbesserung beigetragen hat (und ob sie von Dauer ist) weiss ich nicht genau. Ich habe vor 3 Wochen den Kaffeekonsum massiv gesenkt (von 4-6 doppelten Espressis am Tag auf 2-4 Tassen Kaffee), habe wegen was anderem ein Vitamin B Komplex angefangen zu nehmen und habe aufgehört das LLM so intensiv zu nutzen. Daneben dann eben Yoga, , Rudern (bin jetzt bei 1h15m) und versuche das Achtsam zu machen (keine Podcasts oder Serien dabei konsumieren), Meditation, Tagebuch und ein recht strenger, fester Schlafrythmus. Und ja - ich suche auch wieder Kontakt zu alten Freunden und Bekannten und versuche den Freundeskreis aktiv zu erweitern (aber ob das klappt muss sich noch zeigen). Und tatsächlich habe ich recht schnell gemerkt, dass weniger Schlaf das Risiko für ein Down erhöht. Genauso wenn ich die positiven Routinen zu lange unterbreche. Oder zuviel Stress zulasse - fies ist dass je heftiger der Stress ist desto später und heftiger schlägt er zu. Manchmal 1-2 Tage später sodass ich den Zusammenhang erst gar nicht gesehen habe. Aber eben - was da jetzt geholfen hat oder ob es auch oder einfach nur die Zeit war. Keine Ahnung. Ich hoffe ich beschreis jetzt nicht.

Ich werde ab nächster Woche jedenfalls das Arbeitspensum auf 66% anheben (nach Rücksprache) und glaube das wird gutgehen.

Monger
2023-11-30, 23:37:11
Was jetzt zur Verbesserung beigetragen hat (und ob sie von Dauer ist) weiss ich nicht genau. Ich habe vor 3 Wochen den Kaffeekonsum massiv gesenkt (von 4-6 doppelten Espressis am Tag auf 2-4 Tassen Kaffee),
Jetzt mal explizit zu dem Punkt: ich krieg von Koffein ganz oft Herzrasen, und dann setzt oft auch Panik oder Depressionen ein.

Ich vermute mal, bei vielen Menschen ist Herzklopfen assoziiert mit Adrenalin, Spannung, Energie. Bei mir steht es für Angst, Krankheit, Gefahr. Das ist so tief eingebrannt, dass ich wahrscheinlich in Fluchtmodus gehe wenn der Puls hochgeht. Sau unangenehm. Deshalb... bestimmt keine schlechte Idee, mal runter von dem Zeug zu kommen.

Du gehst ja zum Glück von ganz vielen unterschiedlichen Winkeln die Sache an. Das ist wohl die beste Strategie. Schön dass es dir besser geht.

Civtam
2023-11-30, 23:54:30
Ich vermute mal, bei vielen Menschen ist Herzklopfen assoziiert mit Adrenalin, Spannung, Energie. Bei mir steht es für Angst, Krankheit, Gefahr. Das ist so tief eingebrannt, dass ich wahrscheinlich in Fluchtmodus gehe wenn der Puls hochgeht. Sau unangenehm. Deshalb... bestimmt keine schlechte Idee, mal runter von dem Zeug zu kommen.

Ausdauersport hilft tatsächlich bei Angst- und Panikstörungen sehr gut.

BigKid
2023-12-01, 10:45:24
Jetzt mal explizit zu dem Punkt: ich krieg von Koffein ganz oft Herzrasen, und dann setzt oft auch Panik oder Depressionen ein.

Ich vermute mal, bei vielen Menschen ist Herzklopfen assoziiert mit Adrenalin, Spannung, Energie. Bei mir steht es für Angst, Krankheit, Gefahr. Das ist so tief eingebrannt, dass ich wahrscheinlich in Fluchtmodus gehe wenn der Puls hochgeht. Sau unangenehm. Deshalb... bestimmt keine schlechte Idee, mal runter von dem Zeug zu kommen.

Du gehst ja zum Glück von ganz vielen unterschiedlichen Winkeln die Sache an. Das ist wohl die beste Strategie. Schön dass es dir besser geht.
Habe das vor 3 Wochen zum ersten mal gelesen: Eine geringere Menge Kaffee (gibt keine genauen Angaben aber wohl so 2-3 Tassen am Tag) trägt wohl zum Schutz vor Depressionen bei - aber mehr kann eine laufende Depression verstärken...