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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eure Erfahrungen mit Assessment-Centern?


Gast
2023-11-07, 17:34:40
Ich habe aktuell die Gelegenheit an einem fünfstündigen Assessment-Center-Workshop der E.ON Grid Solutions GmbH teilzunehmen.

Generell geht mir der o.g. Laden etwas auf den Senkel, das das selbstbeweihräuchernde Gequatsche von Teamwork, super Arbeitsatmosphäre, "Wir-sind-hier-alle-per-Du", "Hier-arbeitet-jeder-wie-er-möchte", "wir-sind-alle-scrum" etwas auf die Nerven, aber den Workshop könnte man mitnehmen. Wobei sich die Frage stellt, ob man sich in Zeiten von Fachkräftemangel (®, © TM) Assessment Center überhaupt noch antun sollte?

Ich habe bisher keinerlei Erfahrungen mit Assessment Centern gemacht, höre aber von Bekannten, dass es ein ziemlich nerviges Prozedere mit "verengtem Korridor" ist und "unified_personal" erwartet wird.

Welche Erfahrungen habt ihr selbst mit Assessment Centern gemacht?

Ich bin ein Mensch der wenigen Worte, daher mag ich solche Prozedere, wo man viel schnacken und palavern muss, nicht sonderlich.

NiCoSt
2023-11-07, 19:12:11
Ein paar habe ich mitgemacht.
Unterm Strich kann ich 2 Dinge mitgeben: viele denken, dass die den Job bekommen, die sich nach vorne spielen und präsentieren. Fast immer war am Ende das Feedback, dass die ruhigen Typen, die das vorhandene Team nicht aufmischen wollen, sondern sich ruhig integrieren und einarbeiten, den Zuschlag bekommen haben.
Zweitens: bleib einfach normal und freundlich und stell dich auf viel Wartezeit ein.
Und in den spielen etc. Geht es nicht wirklich darum abzuliefern oder zu gewinnen, sondern einfach nur so zu sein wie man ist.

PHuV
2023-11-07, 22:39:55
Dümmste Methode überhaupt, um Leute in und um Jobs beurteilen können. Ich verweigere bei sowas die Teilnahme.

Monger
2023-11-07, 23:08:18
Mein Assessment ist lange, lange her. Weiß gar nicht wie das heute läuft. Aber die meisten großen Firmen haben das wohl, weil vor allem von Berufsanfängern halt sehr viele Bewerbungen kommen.
Sagen wir mal so: ich hab schon bessere, aber auch schon viel schlechtere Bewerbungsverfahren gesehen. Ich denke mittlerweile, dass die Methode fairer als das reine, klassische Interview ist.

War übrigens bei mir ähnlich: ich wurde in so eine Gruppendiskussion reingeworfen. Hab fast nix gesagt. Als ich die Zusage bekommen habe, hab ich gefragt warum ausgerechnet ich, obwohl ich da nicht wirklich trumpfen konnte.
Ausbildungsleiter hat mir gesagt: wenn ich den Mund aufgemacht habe, dann kam was relevantes und nützliches dabei raus.

E39Driver
2023-11-08, 11:01:49
Ich kann nur von meiner Erfahrung mit einem online Assessment-Center berichten und halte es für die Personalgewinnung für ein komplett unsinniges Instrument. Ich hatte vor einigen Jahren mal so ein online Assessment über mich ergehen lassen für eine Bewerbung auf einen 80k Referentenposten ohne Personalführung. Laut Einladung hätte der Test 2 Stunden dauern sollen. Gedauert hat er dann wirklich über 4 Stunden mit zeitlich ziemlich eng getakteten Fragen und ohne Möglichkeit zur Pause/Unterbrechung, da ansonsten ungültig. Waren verschiedene Testkategorien. Psychologischer Test, IQ-Test, Allgemeinwissen und Englisch-Test war u.a. dabei.

Warum meiner Meinung nach Unsinnig? Natürlich bescheißt doch hier jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Für Google-Recherchen war das Zeitlimit der meisten Fragen zwar zu kurz. Aber meine Frau saß beratend zur Seite und hat fleißig beratend unterstützt.

Jetzt kommt der Knüller. Kurz darauf wurde ich Eingeladen zum Vorstellungsgespräch. Spät nach Feierabend nach 18 Uhr. Statt des erwarteten Personalers und meines mutmaßlichen Abteilungsleiters saßen plötzlich 10 Leute im Raum. Die Geschäftsführung und das halbe Top-Management waren versammelt. Man eröffnete mir das ich im Test ein "herausragendes Ergebnis" erzielt hätte, was sie noch noch nicht erlebt haben und das mein IQ laut Test über 140 läge. Und ich deshalb für die eigentlich ausgeschriebene Stelle überqualifiziert sei, man mir aber die Leitung über eine bestimmte Abteilung mit 35 Mitarbeitern geben wollen würde. Ich bin dann erstmal drauf eingestiegen um mir die Details anzuhören. Tatsächlich ist auch im Verlauf des Gesprächs keiner misstrauisch geworden, dass man beim Test ja schummeln konnte. Die GF wirkte zunehmend begeistert von mit. Der Personaler wurde dann noch vor versammelter Runde klein gemacht, da er in der Einladung die Testdauer falsch angegeben hatte. Am Ende hatte ich den Job in der Tasche. Sollte im Nachgang noch letzte Details mit dem Personaler ausmachen und hatte ein paar Tage darauf den unterschriftsreifen Vertrag im Briefkasten.

Unterschrieben habe ich trotzdem nicht. Auch wenn ganz gut sechsstellig bezahlt sah ich mich nicht in so einer Position. Zum einen ist meine Arbeitsmotivation eher darauf ausgelegt möglichst wenig Arbeit und Verantwortung für ein noch gutes Gehalt zu haben. Und zum anderen kamen dann doch moralische Bedenken bei mir auf nur durch den super einfachen Beschiss im online Assessment in solch eine Position gespült zu werden. Ließ die Firma auf mich auch negativ wirken. Ebenso dass der Personaler da in großer Runde niedergefaltet wurde und das Meeting nach 18 Uhr war ein negatives Indiz für mich.

PHuV
2023-11-08, 11:34:15
Man eröffnete mir das ich im Test ein "herausragendes Ergebnis" erzielt hätte, was sie noch noch nicht erlebt haben und das mein IQ laut Test über 140 läge. Und ich deshalb für die eigentlich ausgeschriebene Stelle überqualifiziert sei, man mir aber die Leitung über eine bestimmte Abteilung mit 35 Mitarbeitern geben wollen würde.
Was hat ein hoher IQ mit der Qualifikation für die Führung von Mitarbeitern zu tun? :confused: Das zeigt ja schon, daß da nicht verstanden wird, auf was es ankommt.

Monger
2023-11-08, 13:47:46
Ließ die Firma auf mich auch negativ wirken. Ebenso dass der Personaler da in großer Runde niedergefaltet wurde und das Meeting nach 18 Uhr war ein negatives Indiz für mich.
Ja, das stinkt. Auch dass das Assessment so ein Rundumschlag ist, ist nicht normal. Riecht beinahe nach Betrug.

YeahBuoy!
2023-11-08, 15:15:35
Habe zwar nur einmal an einem AC teilgenommen, fand das jetzt aber weder schlechter oder besser als das klassische Bewerbungsgespräch. Ging knappe 2,5 Stunden mit schriftlichen Aufgaben und ein paar Übungen (bspw. das bekannte Seenot Spiel wo man eine Liste an Gegenständen aufgezählt bekommt und diese dann anhand der Nützlichkeit bewerten soll). Die Atmosphäre war einigermaßen locker, und im Vergleich dazu hatte ich schon wesentlich unangenehmere Vorstellungsgespräche gehabt.

Auf der anderen Seite frisst das schon relativ viel Zeit und je nach AC Ausgestaltung kann das auch schnell richtig ätzend werden. Es gibt auch mehrtägige AC wo bspw. bei lockeren Kennenlernterminen bspw. im Biergarten schon mit beurteilt wird wie man sich "unbeobachtet" gibt. Kleidung, Auftreten, ob man sich auf Firmenkosten direkt das Wagyu Rindsteak bestellt, oder man zu viel trinkt etc.. Das ist aber eher die Ausnahme und habe das in der Form auch nur von einem Kumpel gehört der sich vor Jahren auf eine höhere Managementstelle im Vertrieb beworben hatte.

Heutzutage schreckt man so eher die Bewerber ab, und wenn man sich ein Standing erarbeitet oder gefragte Kompetenzen hat wird man wahrscheinlich eher von Headhuntern belagert.

Surrogat
2023-11-09, 09:43:20
das wichtigste bei ACs ist, sich nicht anders darzustellen als man wirklich ist. Erstens merkt man das recht schnell und zweitens will man wahrscheinlich auch keinen Job haben, auf den man eigentlich gar nicht passt.

Wer eher in sich ruht und den Job nur als Notwendigkeit sieht um seine Rechnungen zu bezahlen, der sollte eben nicht den enthusiastischen dynamischen Teamleiter geben, nur um die Leiter bissl hochzufallen.

Lustigerweise kann man gerade bei Teamübungen sehr schnell etwas zm wahren Charakter der Teilnehmer herausbekommen und oft schneiden gerade die karrieregeilen, die sich sofort und rücksichtslos in den Vordergrund drängen, bei der Bewertung eher mies ab.

Kurzum: Seid einfach ihr selbst!

Döner-Ente
2023-11-09, 10:13:16
Wobei das mit dem "einfach man selbst sein" je nach Lebenssituation auch nicht so einfach sein kann. Ich könnte da auch locker mit einer "und wenn ich euch nicht passe, dann halt nicht"-Einstellung reingehen, aber wer dringend nach dem Studium den ersten Job braucht, sich auf seinen Traumjob hin bewirbt etc., wird sich da vermutlich weit eher verrückt machen, im Kopf durchspielen, überlegen, wie er sich mit Theater spielen best möglichst darstellt usw.

Surrogat
2023-11-09, 10:17:51
Wobei das mit dem "einfach man selbst sein" je nach Lebenssituation auch nicht so einfach sein kann. Ich könnte da auch locker mit einer "und wenn ich euch nicht passe, dann halt nicht"-Einstellung reingehen, aber wer dringend nach dem Studium den ersten Job braucht, sich auf seinen Traumjob hin bewirbt etc., wird sich da vermutlich weit eher verrückt machen, im Kopf durchspielen, überlegen, wie er sich mit Theater spielen best möglichst darstellt usw.

klar, kann ich auch verstehen, es sollte einem nur klar sein das man dann halt auch zukünftig Theater spielen muss und das ist auf Dauer wahrscheinlich recht anstrengend

Hatte mal ein Vorstellungsgespräch wo der Bewerber gleich damit rausrückte das er mal einen hohen finanziellen Schaden durch einen Fehler verursacht hat, da diese Ehrlichkeit bei uns gut ankam, haben wir den erstma zur Probe genommen, bis er dann auch bei uns jede Menge Schaden verursachte. Man ändert sich halt nicht von jetzt auf gleich....

Gast
2023-11-09, 14:26:01
Wobei das mit dem "einfach man selbst sein" je nach Lebenssituation auch nicht so einfach sein kann. Ich könnte da auch locker mit einer "und wenn ich euch nicht passe, dann halt nicht"-Einstellung reingehen, aber wer dringend nach dem Studium den ersten Job braucht, sich auf seinen Traumjob hin bewirbt etc., wird sich da vermutlich weit eher verrückt machen, im Kopf durchspielen, überlegen, wie er sich mit Theater spielen best möglichst darstellt usw.

In Zeiten von Fachkräftemangel laufen die Headhunter auf den Hochschul-Campusen rum und werben die Absolventen mir Prämien direkt von den Hochschulen weg. Da muss man sich nicht verstellen, sondern kann Bedingungen stellen.

E39Driver
2023-11-13, 10:26:03
Ja, das stinkt. Auch dass das Assessment so ein Rundumschlag ist, ist nicht normal. Riecht beinahe nach Betrug.
Ja wirkte nicht Koscher die Nummer. Wobei ich im konkreten Fall trotzdem nicht von Betrug ausging. War ein größeres Unternehmen aus der Metallbranche gewesen. Über 100 Jahre alt. Vom Eindruck her sehr hierarchische und steife Strukturen. Der Score der Kununu Mitarbeiter Bewertungen war auch Katastrophal. Knapp nur über 3 gewesen. Viele ausführliche Berichte auch von ehemaligen Mitarbeiten und Führungskräften, die nach kurzer Zeit wieder gewechselt sind. Denke mal mit der Nummer haben die einfach versucht eine kurzfristig entstandene Lücke zu schließen. Und mein konkretes Profil mit M.Sc. Wirtschaftsinformatik und 15 Jahre Berufserfahrung war schon vor 5 Jahren knapp und gefragt.

Aber noch als Ergänzung zum Thema. Heutzutage herrscht in fast allen Berufsgruppen eh ein Arbeitnehmermarkt. Unzählige Stellen sind offen und können nicht zeitnah nachbesetzt werden. In 2 - 3 Jahren wird dann noch der demographische Faktor so richtig zum knallen beginnen, wenn in Masse die Boomer in Rente gehen. Von daher eh zu überlegen, ob man sich heutzutage noch ein Assessment-Center antuen soll und muss

Backbone
2023-11-13, 13:20:06
Das Argument das wir einen Arbeitnehmermarkt habe und man sich ja seinen Job aussuchen kann stimmt natürlich in vielen Branchen, geht aber oft genug dennoch nach hinten los. Warum sollte ein Arbeitnehmer automatisch besser darin sein, sich eine Firma auszusuchen, als eine Firma darin, den passenden Kandidaten für einen Job zu wählen.
Gerade die hoch qualifizierten Jobs erfordern eine lange Zeit, um sich einzuarbeiten und wirklich produktiv zu werden. Da macht es für beide (!) Seiten massiv Sinn, sich genau zu überlegen ob man es miteinander wagen will. Insofern nutzen längere Gesprächsrunde oder wegen mir auch ACs dem Arbeitnehmer weil man damit ein gutes Gefühl dafür bekommt, ob das eine Firma ist, mit der man einen erheblichen Teil seiner Lebenszeit verbringen will.

Rooter
2023-11-13, 19:46:44
Arbeitnehmermarkt#plotttwist:
Ich mache als Arbeitsuchender ein Assessment-Center, in dem sich meine potentiellen Vorgesetzten bei mir bewerben können. :freak: :ulove:

MfG
Rooter

Duran05
2023-11-13, 20:00:52
Funktioniert, sowas nennt man dann Jobmesse wo Arbeitgeber sich vorstellen und du weiter verhandeln kannst.
Der Smiley ist da etwas unpassend.

Mir scheint, da haben einige 16 Jahre voll verpennt. Ich brauch nicht mal mehr eine Bewerbung schreiben, Anruf genügt und man stellt sich vor oder wird als Zeitarbeiter losgeschickt.
Bei der Bahn sind übliche Anschreiben, Zeugniskopien und so weiter optional.

Rooter
2023-11-13, 20:25:10
Okay. Von Assessment-Centern habe ich schon mal gehört, Jobmesse kannte ich bisher noch nicht. :uponder:

MfG
Rooter

Der_Korken
2023-11-13, 21:45:42
Okay. Von Assessment-Centern habe ich schon mal gehört, Jobmesse kannte ich bisher noch nicht. :uponder:

MfG
Rooter

Als Informatikstudent wird man mit solchen Mails zugeballert, wenn man die jeweiligen Fachschaftsverteiler abonniert hat. Gibt auch große Events, wo Arbeitgeber dann Stände haben oder Talks halten, um sich und ihre Karrieremöglichkeiten vorzustellen.

Ich selber habe mit Assessment-Center keine Erfahrung, fand aber die Story von E39Driver irgendwie lustig. Inwiefern will man als Arbeitgeber bei sowas betrügen (wenn man mal böse Absicht unterstellt)? Wenn die einem einen Trümmerhaufen unterschieben wollen, wird derjenige das doch merken und kurze Zeit später ist die Stelle wieder vakant?

PHuV
2023-11-24, 15:53:00
Na super, jetzt wollen die bei mir nach einer Bewerbung für eine Führungsstelle auch so einen Mist machen. :mad: Mal sehen, ob ich das abbügeln kann.

interzone
2023-12-21, 19:08:38
ich hatte einmal an einem AC bei einem großen Konzern erfolgreich teilgenommen; da arbeite ich aber schon lange nicht mehr.

Bei solchen AC sind natürlich in der Regel auch Leute von der "Personalabteilung" dabei, neben externen "Spezialisten".
Die Frage ist natürlich immer, ob man den Job will, oder meint, dass man mit seiner unglaublichen Persönlichkeit, in den paar Stunden herausstechen zu können.

Wenn du den Job willst, solltest Du ein paar Regeln befolgen können.
Es werden Sachen wie Teamfähigkeit geprüft - höre Dir immer ruhig die Argumente der anderen Teilnehmer an, unterbrich sie auf keinen Fall, und diskreditiere diese nicht.
Wenn du konträre Meinungen hast, begründe sie, und ganz wichtig: lass Dich nicht unterbuttern, Du musst Deine Punkte formulieren - wenn du nichts beizutragen hast, dann bist du raus.
Es ist scheißegal, ob Du ein ruhiger Typ bist, wenn Du eigene gute Ideen zum Thema hast, dann hau das in einem angenehmen Rahmen raus.

Fremdsprachen/Englisch - egal wie fit Du hier verbal bist, wenn Du es nicht einmal versuchst, bist du raus.

Du solltest Dich auf Bullshitfragen, wie Stärken und Schwächen zumindest soweit vorbereiten, dass Du nicht herumstotterst.

Im Endeffekt, nobody's perfect - wenn du nicht der Poser bist, spiele den auch nicht, aber komme zumindest so weit aus dir heraus, dass das Gegenüber überhaupt einen Charakter erkennen kann.

Mortalvision
2023-12-21, 21:29:02
Vor 25 Jahren war ich in Köln bei der OffzBPrüfZ, ja genau: Offizierbewerberprüfzentrale.

Das war schon irgendwie lustig. Ständig waren Leute gekommen und genau so schnell gingen sie auch wieder raus. 1/3 schon am Tag der Anreise.

Mich haben sie im Gespräch ganz schön gegrillt: Werden Sie eher einem verwundeten Kameraden oder einem schwer verwundeten Zivilisten helfen? Das ist natürlich ein klassischer Gewissenskonflikt. Dann kam Frau Major mit heftigen Vorwürfen an, ich hätte ja noch keine Ahnung von den Dienstvorschriften. Darauf antwortete ich ruhig und beständig: Wie denn? Das sind doch schließlich geheime, für junge Schüler wie mich, nicht einsehbare Dokumente. Dann war Ruhe und ich war raus.

Dafür wurde ich am Folgetag nochmals gegrillt. Bei der Musterung im Kreiswehrersatzamt habe ich brav alles angegeben. Für Köln logischerweise auch: Brille, Knie, Nacken, was auch immer es war. Rückblickend war das absolut abgekartet: Die Ärztin blökt mich offen an, warum ich denn für eine Bewerbung so eine lange Liste an gesundheitlichen Problemen offenlege. Ob ich nicht insgeheim auf eine schlechtere Bewertung oder gar einen Ausschluss aus medizinischen Gründen spekulieren würde. (Da habe ich mich echt an den Kopf gefasst innerlich, so offensichtlich war das). Argument meinerseits: Wenn ich Soldat bin, muss ich dem Staat alles offenlegen. Daher ist eine ausführliche Antwort auf die Frage nach meinem Gesundheitszustand nur die Befolgung einer Anweisung, die mir man im Dienst auch als Befehl hätte stellen können. Es folgte Theater und richtige Schreierei. Ja gut, ich bin bei meiner Antwort geblieben. Dann hat sie allen Ernstes den Psychologen reingeholt, der mir die gleichen Fragen nochmals gestellt hat. Eins zu eins geantwortet, ruhig geblieben, wie auch beim Warten. Vielleicht war der Raum sogar mit Kamera oder Durchblickspiegel ausgestattet? Keine Ahnung, jedenfalls war meine Ruhe unter so viel Stress wohl genug, das der Psychologe nach 3 min gesagt, das alles gut ist und ich mir keine Sorgen machen brauche. Das war schon echt abgefahren ;D