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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diskussion zu: Chinesische Regierungs-Computer zukünftig ohne AMD, Intel & Microsoft


Leonidas
2024-03-25, 11:32:10
Link zur News:
https://www.3dcenter.org/news/chinesische-regierungs-computer-zukuenftig-ohne-amd-intel-microsoft

Buddy Casino
2024-03-25, 15:02:32
Die Handelssanktionen gegenüber China haben das Reich der Mitte mitnichten geschwächt, sondern jenes stärker werden lassen – indem man nunmehr im einzigen Feld zur Eigenversorgung übergeht, wo bislang eine gravierende Abhängigkeit gegenüber dem Westen bestand.
Ob die Bürger der westlichen Demokratien es noch erleben werden, nicht von Volldioten regiert zu werden?

Lehdro
2024-03-25, 15:05:02
Selbst aus rein geostrategischer Sicht wurde hiermit das Gegenteil der Zielsetzung erreicht: Die Handelssanktionen gegenüber China haben das Reich der Mitte mitnichten geschwächt, sondern jenes stärker werden lassen – indem man nunmehr im einzigen Feld zur Eigenversorgung übergeht, wo bislang eine gravierende Abhängigkeit gegenüber dem Westen bestand.
Schwierige Schlussfolgerung, weil wir das Endergebnis nicht vorhersehen können. Die OfficePCs sind da Kummer sein Kleinster, im HPC oder AI Bereich sieht es viel schlimmer aus, also da wo tatsächlich Performance gefragt ist.

Ja China wird sich selber versorgen können, aber zu welchem Preis?
Bisher ist das seit Jahrzehnten ein gigantisches staatliches Zuschussgeschäft und technisch meilenweit hinterher. Kann sein, dass der erste Faktor in Zukunft durch die forcierte Ausbreitung des Marktes wegfällt, allerdings bin ich beim zweiten sehr skeptisch. Es gibt drei mögliche Szenarien:

1. China holt technisch recht schnell auf (=Zeitversatz zur westlichen Fertigung wird kleiner)
2. China wird technisch immer hinterherhinken, aber trotzdem Fortschritte machen (= Zeitversatz zur westlichen Fertigung bleibt bestehen)
3. China wird technisch immer weiter zurückfallen (= Zeitversatz zur westlichen Fertigung wird größer)

Punkt 1 ist auf absehbare Zeit nicht erreichbar, dazu ist ASML/Zeiss zu essentiell. Selbst Punkt 2 wurde bisher nicht erreicht, trotz massiver staatlicher Förderung, Zugang zu westlichen Technologien und teils illegaler Mitarbeiter(Wissen)"anwerbung". Kann gut sein das China die "Vorteile" erst in 10-20 Jahren spüren wird, ebenso gut kann in 10-20 Jahren durch radikale neue Konzepte jegliche westliche Vorherrschaft sowieso egalisiert werden, unabhängig von Sanktionen oder Restriktionen. Wissen wir eben alles nicht, reines Kaffeesatzlesen derzeit.

Midnight-3DC
2024-03-25, 15:07:12
Folgerichtiger und cleverer Schritt seitens der Chinesischen KP (zumindest was die normalen Desktop Rechner angeht), den man ihnen (ausnahmsweise) kaum übel nehmen kann. Versuche zumindest sich zumindest etwas von MS abzunabeln, gab es ja auch in Deutschland schon mit eher mäßigem Erfolg.
Ich denke das war den Amerikanern sicher auch bewusst und einkalkuliert. Man braucht kein Experte auf dem Gebiet zu sein um so etwas vorherzusehen.

Es ist eben eine gewisse Zwickmühle: Entweder ich liefere China alles wofür sie Zahlen ungebremst und verzichte darauf sie jetzt als Druckmittel einzusetzen um dieses ggf. in der Zukunft in Petto zu haben oder ich nutze sie jetzt als Druckmittel und züchte mir damit die Konkurrenz von morgen ran.

Einen Tod muss man eben sterben.

Das ist tatsächlich ein Vorteil an einer so zentral organisierten (Plan)wirtschaft wie es sie in China gibt, der in Deutschland gerne einmal etwas neidisch zur Kenntnis genommen wird. Über die Nachteile, die es dabei aber auch gibt, wird dagegen hier (in Deutschland, nicht im 3DCenter Forum!) eher selten geredet.

Th3o
2024-03-25, 15:38:00
Eine zentral organisierte Planwirtschaft hat noch nie richtig gut funktioniert. In China werden z.Z. massiv Überkapazitäten aufgebaut und Milliarden an Subventionen verpulvert.

Executor008
2024-03-25, 16:16:43
Selbst aus rein geostrategischer Sicht wurde hiermit das Gegenteil der Zielsetzung erreicht: (...)

Ich persönlich hege ja die Vermutung, dass derartige Sanktionen genau jetzt vollzogen werden *mussten* um überhaupt noch sinnhaft zu sein, bevor sie mit der Zeit immer zahnloser werden würden - Stichwort AI.
Sollte AI (mehr oder weniger erwartungsgemäß) einen exponentiellen Schub in Forschung, Innovationsfähigkeit und Wirtschaftsleistung ermöglichen, wäre es - gerade aus geostrategischer Sicht - jetzt "letzte Eisenbahn" gewesen, etwaige Konkurrenten von diesen Möglichkeiten auszuschließen oder zumindest stark darin zu bremsen.

Die Regierung von einem 1,4 Mrd Land hätte ohnehin Interesse daran, früher oder später eine eigene unabhängige Fertigung aufzubauen, zuverlässige Handelspartner aus dem Westen hin oder her. Nur, dass man derartige Forschung und Innovation mithilfe von AI sicherlich weitaus leichter und schneller hätte aufbauen können - was es eben zu vermeiden galt (aus geostrategischer Sicht). Und deshalb wurde genau jetzt noch die Sanktionen-Karte gespielt, bevor es diese an Wirkung verliert.

3. China wird technisch immer weiter zurückfallen (= Zeitversatz zur westlichen Fertigung wird größer)
Eben genau damit der Westen möglichst sicher und lange sich im Szenario 3 ausruhen kann.

Fliwatut
2024-03-25, 16:50:47
Ich würde mir wünschen, die EU würde eine ARM CPU ähnlich Apples M-Serie entwickeln und ein Linux genau darauf optimiert entwickeln. Mit dem Airbus hat das doch auch geklappt.

Κριός
2024-03-25, 17:21:04
Ja wenn es den Chinesen doch so gut tut, warum machen wir es dann nicht in Deutschland?

Oder EU weit? Oder tut es ihnen vielleicht doch nicht so gut und sie müssen unmengen von Geldern verbrennen für Dinge die sie gerade jetzt besitzen aber trotzdem ersetzen müssen?

Hier wird einfach mal vergessen, dass China quasi ihre gesamte IT Infrastruktur komplett neu gestalten muss, in einem komplett korrupten System, mit Firmen die ihre Wettbewerbsfähigkeit noch beweisen müssen.

Es sind Billionen von $ die quasi aus der Laune eines Idioten verbrannt werden um Hardware zu ersetzen, die locker 5-10 Jahre noch ihren Dienst in Büros hätte machen können. Inmitten einer Wirtschafts und Demografiekrise, wo jetzt schon mehr als 5% des Haushalts ins Militär fließen.

Ich bin mir sicher die Entscheidung wird China nur stärken... /s

Locutus2002
2024-03-25, 18:00:54
Überraschend, dass hier noch niemand den Sicherheitsaspekt (für China) erwähnt hat. Chinesische Hardware wird in den USA und Teilen der EU auch aus öffentlicher Infrastruktur ferngehalten, weil man Backdoors befürchtet. Und genau das wird man in China umgekehrt genauso sehen. Wobei es hier wohl mehr als eine Befürchtung ist, wissen wir doch spätestens seit Prism mit absoluter Gewissheit, dass zumindest Intel und Microsoft in der Vergangenheit Backdoors für die US-Geheimdienste in ihre Produkte eingebaut haben und dies in Zukunft jederzeit wieder tun könnten (und seien wir ehrlich: sie werden es auch). Da wundert es eigentlich nur, dass sich die KP Chinas mit diesem Schritt so viel Zeit gelassen hat.

Eine weitere interessante Randnotiz: nVidia wird nicht gebannt. Wobei deren GPUs für Office-PCs auch eher gar nicht gebraucht werden, hauptsächlich eher für ML/KI, wo sie quasi alternativlos sind, und da beschafft man sich die entsprechenden Hochleistungschips eben über Drittländer, um die Sanktionen zu umgehen.

Gast
2024-03-25, 18:10:22
ich muss Κριός zustimmten. Wie gut die Eigenversorgung funktioniert sieht man schön an Nord Korea. Die Sanktionen haben das Land sicher nicht wohlhabender und technologisch fortschrittlich gemacht. Und der Druck das selbst zu entwickeln besteht ja so oder so, ist jetzt mit Sicherheit höher, aber war vorher ja schon da. Die Chinesen werden mit Sicherheit auch gute Chips hinbekommen, aber es gibt schon seinen Grund, warum ASML stand heute praktisch keine Konkurrenz hat (Cannon wollte da glaub mal noch mitmischen, gibts da was neues?).

Fusion_Power
2024-03-25, 18:35:07
Ja wenn es den Chinesen doch so gut tut, warum machen wir es dann nicht in Deutschland?

Oder EU weit? Oder tut es ihnen vielleicht doch nicht so gut und sie müssen unmengen von Geldern verbrennen für Dinge die sie gerade jetzt besitzen aber trotzdem ersetzen müssen?

Hier wird einfach mal vergessen, dass China quasi ihre gesamte IT Infrastruktur komplett neu gestalten muss, in einem komplett korrupten System, mit Firmen die ihre Wettbewerbsfähigkeit noch beweisen müssen.

Es sind Billionen von $ die quasi aus der Laune eines Idioten verbrannt werden um Hardware zu ersetzen, die locker 5-10 Jahre noch ihren Dienst in Büros hätte machen können. Inmitten einer Wirtschafts und Demografiekrise, wo jetzt schon mehr als 5% des Haushalts ins Militär fließen.

Ich bin mir sicher die Entscheidung wird China nur stärken... /s
Ob die Chinesen dann ihre alte Hardware weltweit zu Schleuderpreisen verticken? :uponder:

Zossel
2024-03-25, 19:46:18
Ich würde mir wünschen, die EU würde eine ARM CPU ähnlich Apples M-Serie entwickeln und ein Linux genau darauf optimiert entwickeln. Mit dem Airbus hat das doch auch geklappt.

Was soll den da besonders optimiert werden?

DozerDave
2024-03-25, 19:55:34
Benutze einfach kein Windows. Dann hast Du auch optimierte Software^^

Κριός
2024-03-25, 20:06:27
Überraschend, dass hier noch niemand den Sicherheitsaspekt (für China) erwähnt hat. Chinesische Hardware wird in den USA und Teilen der EU auch aus öffentlicher Infrastruktur ferngehalten, weil man Backdoors befürchtet. Und genau das wird man in China umgekehrt genauso sehen. Wobei es hier wohl mehr als eine Befürchtung ist, wissen wir doch spätestens seit Prism mit absoluter Gewissheit, dass zumindest Intel und Microsoft in der Vergangenheit Backdoors für die US-Geheimdienste in ihre Produkte eingebaut haben und dies in Zukunft jederzeit wieder tun könnten (und seien wir ehrlich: sie werden es auch). Da wundert es eigentlich nur, dass sich die KP Chinas mit diesem Schritt so viel Zeit gelassen hat.

Die Sache ist folgende: Was gibt dir die Garantie das Chinas eigene Backdoors nicht angreifbar sind? (Backdoors und Informationsoffenheit ist Gesetz in China) Backdoors sind per Definition Sicherheitsrisiken. Im Gegenteil sollte man durch komplette Unerfahrenheit der Firmen in solchen Dingen eher von einer größeren Gefahr ausgehen. Vor allem weil in Autokratien in der Regel Probleme verschwiegen werden statt gelöst. (Ja in einem deutlich umfassenderen Umfang als bei uns im Westen)

China schießt sich hier wahrscheinlich eher ein Eigentor. Das das machen sie die letzten 5 Jahre Innen und Außenpolitisch eh... also nichts neues.

Gast
2024-03-25, 23:54:27
Ob die Bürger der westlichen Demokratien es noch erleben werden, nicht von Volldioten regiert zu werden?

Diese Aussage zeigt nur, daß es um die Wähler auch nicht besser steht. China arbeitet schon seit Jahren an eigener Hard- & Software, dazu bedarf es keiner Handelssanktionen. Oder glaubt irgendjemand daß China freiwillig NSA Backdoors akzeptiert?

Leonidas
2024-03-26, 04:21:17
ich muss Κριός zustimmten. Wie gut die Eigenversorgung funktioniert sieht man schön an Nord Korea. Die Sanktionen haben das Land sicher nicht wohlhabender und technologisch fortschrittlich gemacht.

Ich sehe hier ein perfektes Beispiel dafür, dass Schlagwörter nix bringen. Nordkorea hat sich mit seiner "Eigenversorgung" selbst ins Abseits gestellt. China ist hingegen die Macht des 21. Jahrhunderts, welche die USA auf Augenhöhe herausfordern kann. Mehrfach dimensionaler Unterschied.

Zossel
2024-03-26, 05:31:25
China ist hingegen die Macht des 21. Jahrhunderts, welche die USA auf Augenhöhe herausfordern kann. Mehrfach dimensionaler Unterschied.

China muss erstmal zeigen das es auch Krise kann, aus einem Boom zu schließen das es ewig so weitergeht ist ziemlich kurzsichtig. Diktaturen bzw. Autokratien sind nicht gut in Krisenbewältigung.

Complicated
2024-03-26, 07:04:04
Interessant wäre an dieser Stelle zu wissen, auf welche Marktgröße allein der aktuelle Schritt kommt.
https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/INTEL-CORPORATION-4829/news/Intel-AMD-fallen-nach-Bericht-China-blockiert-US-Chips-in-staatlichen-Computern-46274847/
Der jüngste Schritt könnte die Gewinne der Chipfirmen stark beeinträchtigen, da China im Jahr 2023 mit 27% des Umsatzes der größte Markt für Intel war, während AMD etwa 15% seines Umsatzes in dem Land erzielte.
[...]
"Ein völliger Stopp der Käufe von Intel- und AMD-CPUs durch die chinesische Regierung könnte sich auf den Umsatz im niedrigen einstelligen Bereich auswirken", sagte Stacy Rasgon, Analystin bei Bernstein, und prognostizierte eine Einbuße von bis zu 1,5 Milliarden Dollar für Intel und ein paar hundert Millionen Dollar für AMD.

Lehdro
2024-03-26, 15:31:25
Ich sehe hier ein perfektes Beispiel dafür, dass Schlagwörter nix bringen. Nordkorea hat sich mit seiner "Eigenversorgung" selbst ins Abseits gestellt. China ist hingegen die Macht des 21. Jahrhunderts, welche die USA auf Augenhöhe herausfordern kann. Mehrfach dimensionaler Unterschied.
Sicher. Aber die Frage bleibt: Können sie das auch im Halbleitersektor? Bisher sieht es nach einem dicken großem "Nein" aus, sogar ohne ein "aber".

Desktophardware ist das eine, der ganze andere Rest der aktiv von Restriktionen getroffen wird, so Stück für Stück, etwas ganz anderes. China zieht nur die Reißleine um den Fokus zu stärken, weil alle anderen Optionen (Subventionen, Technologiediebstahl, Abwerbungen, Sanktionsumgehungen) bisher nicht gezogen haben. Das sieht eher nach Resignation aus, der Marke: "wir gehen raus bevor das auch noch verboten wird" damit man genug Zeit hat sich überhaupt in diesem Segment neu aufzustellen zu können. Ein plötzlicher Stopp von der Gegenseite führt immer zu teuren Reaktionen: Siehe Nvidia. Jedes mal wenn etwas mit Restriktionen versehen wurde, kam es zu Panikkäufen seitens der Chinesen. Dem greift man wohl diesmal vor.

Leonidas
2024-03-26, 15:50:44
Sehe ich bisher überhaupt nicht so, dass man hier schon von einem "dicken großen Nein" reden könnte. Bislang ist man halbwegs im Plan und kann es sich leisten, pro-aktiv die Sache zuzumachen. Natürlich schwingt da auch immer drin die Chance, dass man lieber selber zumacht, anstatt man von der Gegenseite kalt erwischt wird. Aber ich sehe das Pendel derzeit eher in die Richtung schwingen, dass China es hinbekommt, zumindest für einfache Aufgaben und auch Server dort, wo es nicht um die ganz großen Rechenleistungen geht. Schwieriger wird das Thema Grafikkarten und Supercomputing.

Lehdro
2024-03-26, 16:16:43
Aber ich sehe das Pendel derzeit eher in die Richtung schwingen, dass China es hinbekommt, zumindest für einfache Aufgaben und auch Server dort, wo es nicht um die ganz großen Rechenleistungen geht.
Was ich halt sage: Das geht, aber das ist in dem Segment nun wahrlich kalter Kaffee. Das kann auch alles eine alte Architektur in alter Fertigung abdecken (denke da an 14nm & Co.). Da bestehen übrigens auch noch keine Restriktionen seitens des Westens :wink:

Schwieriger wird das Thema Grafikkarten und Supercomputing.
Ich sehe da eine glatte Unmöglichkeit, zumindest kurzfristig (~10 Jahre). Alleine schon auf EUV aufzuschließen ist ein Riesenproblem, die Technik ist mittlerweile seit >5 Jahren im Einsatz (2019), von China kommt bisher nur der theoretische Ansatz die DUV Technik mit noch mehr Aufwand zu strecken (https://www.computerbase.de/2024-03/huawei-und-smic-5-nm-chips-dank-sechsfach-patterning-in-zukunft/). Wartung oder gar neue DUV Technik sind nun auch Geschichte - das Aufholen geht also eher langsamer als schneller voran. Zum Vergleich: 7nm in DUV Massenfertigung hat SMIC 2022 geschafft, 4 Jahre nach TSMCs Massenfertigung (2018). 4 Jahre nach EUV 5nm Massenfertigung bei TSMC hat man in China ein Patent für noch komplizierteres DUV - von der Praxis ist dort also noch gar nix zu sehen. Und selbst wenn das nächstes Jahr tatsächlich praktisch angewandt wäre - für ein 3nm Äquivalent muss man dann wie viele Jahre einplanen?
Sehe ich bisher überhaupt nicht so, dass man hier schon von einem "dicken großen Nein" reden könnte.
Die Fakten sprechen aber nur eine Sprache: Selbst Intel mit massivem Geldeinsatz UND Zugriff auf ASML tut sich schwer, auch bei Samsung hast du ebenfalls einen Zeitversatz. Und da soll China das "einfach mal so" aufholen? Sehe ich nicht innerhalb von 10 Jahren. Der Rückstand beträgt jetzt schon >5 Jahre...

bbott
2024-03-26, 17:10:31
Ein weiterer Punkt der nach einem Krieg in 2026/27 klingt :-(

Leonidas
2024-03-26, 17:41:37
Und da soll China das "einfach mal so" aufholen? Sehe ich nicht innerhalb von 10 Jahren. Der Rückstand beträgt jetzt schon >5 Jahre...

Aufholen bis hin zum Einholen wird es nicht so schnell geben. Relevant ist aber, ob man so weit aufholt, dass die Differenz keinen erheblichen Nachteil mehr ergibt. Einfaches Beispiel: Vielleicht braucht man 2x soviel Silizium für den eigenen Supercomputer - aber wenn man es selber fertigen kann, kostet es vielleicht weniger als im Westen mit NV. Und selbst wenn dies nicht ganz passt, wichtig ist einfach, dass die Differenz ertragbar ist, man seine Aufgaben erledigen kann. Dies reicht aus, damit wäre die Zielsetzung "Unabhängigkeit" erreicht. Niemand redet davon, dass es demnächst perfekt gleichwertig wird. Das ist in der Tat nicht zu erwarten.

Fliwatut
2024-03-26, 18:15:30
Können sie doch ruhig machen. Der Westen sollte nur nicht so doof sein und deren Zeug dann in die eigenen Märkte lassen.

Exxtreme
2024-03-26, 18:55:56
Ich mache mir auch keine Sorgen wegen China. Wir haben es hier mit Kommunisten zu tun. Und viel mehr als kopieren können die nicht. Und die Kopien werden auch noch so 10 - 15 Jahre hintendran sein. von daher, wayne.

Lyka
2024-03-26, 20:09:48
Es gibt ja diesen China-CPU-Thread hier im Forum, den ich sehr interessant finde. Interessant, aber nicht furchterregend futuristisch. Natürlich wäre es möglich, dass China hier deutlich aufholt, wenn es drecksviel Geld in die Hand nimmt. Dem entgegen wirkt allerdings das Konzept der persönlichen Stellung eines Entwicklers, der zwar genial ist, aber sich nicht unterordnet bzw. dem politischen Aufbau eines solchen Forschungsunternehmens nicht folgen will. In Familien/Stamm-basierten politischen Umgebungen gilt ja nun der Einzelne weniger als sein Umfeld (ich sehe das immer in (zugegebenermaßen plakativen) chinesischen Propagandafilmen).

tldr: die soziale Umgebung und das politische Kalkül wird in China mMn noch viele Erfolge verhindern.

Leonidas
2024-03-27, 03:10:29
All die Hochhäuser in den chinesischen Multimillionen-Städten und die Verkehrswege, Einkaufstempel, etc etc sind allerdings mitnichten das Ergebnis staatlicher Unternehmen. Manche unterschätzen hier augenscheinlich massiv, wie groß die Privatwirtschaft in China ist. Nicht, dass es keine Staatsunternehmen geben würde und dass jene einige Branchen sogar dominieren, das stelle ich nicht in Abrede. Aber es gibt eben auch (in massiver Anzahl) ganz gewöhnliche kapitalistische Konzerne, mit Börsennotierung und Shareholder Value.

Man kann China eigentlich nicht kommunistisch oder sozialistisch nennen. Wirtschaftlich haben die eine platte Marktwirtschaft mit einem gewissen Staatsanteil. Die Führung ist halt nur in den Händen einer Partei, die sich als "kommunistisch" ausgibt.

Lehdro
2024-03-27, 15:02:55
Relevant ist aber, ob man so weit aufholt, dass die Differenz keinen erheblichen Nachteil mehr ergibt. Einfaches Beispiel: Vielleicht braucht man 2x soviel Silizium für den eigenen Supercomputer - aber wenn man es selber fertigen kann, kostet es vielleicht weniger als im Westen mit NV. Und selbst wenn dies nicht ganz passt, wichtig ist einfach, dass die Differenz ertragbar ist, man seine Aufgaben erledigen kann.
Auch das sehe ich so nicht, zumindest nicht in der Größenordnung die man benötigen würde. TSMC, Samsung und Intel brauchen gigantische Mengen um ihre Fertigungen zu rechtfertigen und zu unterhalten. Das kann es bei SMIC (oder der Sektor in China im Ganzen) erst dann geben wenn sämtliche relevante Halbleitertechnik in China selbst erstellt wird. Einzelne Leuchtturmprojekte wie Kleinserien von (Server) CPUs (Zhaoxin), GPUs (MTT) oder Smartphone SoCs (Hisilicon)machen da rein gar nichts aus. Man muss sich mal vor Augen führen dass selbst GF größer als SMIC ist und quasi gar keine Rolle mehr in diesem Bereich spielt. Schon allein um das Delta zum nächstgrößeren Player in dem Markt zu überspringen wird man viele Jahre brauchen - auch ohne Spitzenfertigung - weder die Werke noch deren technische Ausstattung oder gar die Lieferketten wachsen auf Bäumen. China hat hier nach wie vor nichts vorzuweisen und ist trotzdem dringend auf die Skalierung angewiesen, denn gerade bei Halbleitern ist der Größenvorteil (economies of scale) essentiell. Da China bis vor 1 Jahr quasi komplett vom Westen abhängig war (ASML!) sehe ich nicht wie das in kurzer Zeit komplett gedreht werden soll. Es fehlt an allem!

Lyka
2024-03-27, 16:01:14
All die Hochhäuser in den chinesischen Multimillionen-Städten und die Verkehrswege, Einkaufstempel, etc etc sind allerdings mitnichten das Ergebnis staatlicher Unternehmen. Manche unterschätzen hier augenscheinlich massiv, wie groß die Privatwirtschaft in China ist. Nicht, dass es keine Staatsunternehmen geben würde und dass jene einige Branchen sogar dominieren, das stelle ich nicht in Abrede. Aber es gibt eben auch (in massiver Anzahl) ganz gewöhnliche kapitalistische Konzerne, mit Börsennotierung und Shareholder Value.

Man kann China eigentlich nicht kommunistisch oder sozialistisch nennen. Wirtschaftlich haben die eine platte Marktwirtschaft mit einem gewissen Staatsanteil. Die Führung ist halt nur in den Händen einer Partei, die sich als "kommunistisch" ausgibt.


Es ging mir eher um die Forschung. Und diese ist streng geregelt in China.


https://www.swr.de/wissen/so-beeinflusst-chinas-staatsfuehrung-freie-forschung-und-lehre-102.html


https://www.kooperation-international.de/laender/asien/china/zusammenfassung/ueberblick-zur-bildungs-forschungs-und-innovationslandschaft-und-politik/


Auf der anderen Seite hast du natürlich recht.

Regierungscomputer müssen weder schnell noch gut sein, dafür "sorgt" die Partei schon.

Gast
2024-03-30, 23:29:33
Der US-Sanktionskrieg gegen den "yellow peril" ist bereits gescheitert:
https://www.reuters.com/technology/teardown-huaweis-new-phone-shows-chinas-chip-breakthrough-2023-09-04/

Das US-Imperium und seine Vasallen (siehe ECFR: "Art of Vassalization") scheitern schon an ihrer durchgeknallten Staatsideologie und hinken weiterhin hinterher - insbesondere die EU mit nur 8% Marktanteil und staatlichen Planungszielen für 43 Mrd. €, die laut ASML-CEO "totally unrealistic" (https://www.reuters.com/technology/europe-will-miss-2030-chip-market-goal-says-asml-ceo-2024-01-25/) sind. Für die Subventionierung der Pharmakonzerne hingegen werden Billionen versenkt und die Bevölkerung zu "Versuchskaninchen"(Scholz) ohne Menschenrechte degradiert, während Infrastruktur und Industrie verrotten.:facepalm:

"This is not the way companies typically respond to multi-billion-dollar subsidies. So what explains chipmakers’ apparent ingratitude? In large part, frustration with DEI requirements embedded in the CHIPS Act.

Commentators have noted that CHIPS and Science Act money has been sluggish. What they haven’t noticed is that it’s because the CHIPS Act is so loaded with DEI pork that it can’t move."
https://thehill.com/opinion/4517470-dei-killed-the-chips-act/

Rabiata
2024-04-01, 10:50:00
Es sind Billionen von $ die quasi aus der Laune eines Idioten verbrannt werden um Hardware zu ersetzen, die locker 5-10 Jahre noch ihren Dienst in Büros hätte machen können. Inmitten einer Wirtschafts und Demografiekrise, wo jetzt schon mehr als 5% des Haushalts ins Militär fließen.

Ich bin mir sicher die Entscheidung wird China nur stärken... /s
Wie schnell der Ersatz geht, werden wir sehen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß die vorhandenen PCs noch ihr "natürliches" Ableben erwarten dürfen.

Und die "Laune eines Idioten" wurde von den westlichen Sanktionen im IT-Bereich getriggert. Zuvor hatte es China nicht eilig, alles umzubauen. Daß das ganze scheißteuer wird und möglicherweise Jahrzehnte dauern wird, war den Chinesen sicher klar.

Gast
2024-04-01, 13:43:40
Ein weiterer Punkt der nach einem Krieg in 2026/27 klingt :-(
Im Prinzip wird und muss der Kampf ausgefochten werden, wem gehört die Erde und wer darf sich die größten Stücke rausreißen. Das Löwenrudel ist sehr groß geworden, die Risse zu klein für alle, da kann man im Tierreich gucken, wie es da rund geht. Bei Menschen nix anderes. In Zeiten von Mangel, auch wenn er noch nicht plump offensichtlich zu Tage getreten ist und einer immer gravierenderen Überpopulation, kann es keinen Frieden und ein "Weiter so" geben.
Oder wie bei Highlander, es kann nur einen geben.

Leonidas
2024-04-01, 14:39:00
Na gute Nacht dann. Und PS: Welche dieser gewählten oder bestimmten Regierungen macht eigentlich das, was das Volk will? Rhetorische Frage, bitte nicht weiter OT drauf anworten.

Gast
2024-04-01, 15:00:55
Na gute Nacht dann.
Deshalb den aktuellen Zustand noch richtig genießen, sich an der aktuellen Technik erfreuen und diese kaufen, ohne auf bessere in der Zukunft zu spekulieren und abzuwarten.
Wer weiß, wie lange dies in Europa noch möglich sein wird. Weil Europa wird wohl, wenn es richtig rund gehen sollte, am ehsten von Halbleitern aus Asien abgeschnitten sein.
Unsichere Zeiten haben aber auch den Vorteil, man kann beruhigter intensiv im Hier und Jetzt leben. Das letzte Hemd hat ja keine Taschen.
So lasst uns die Kohlen für Home Entertainment inkl. Strom raushauen. :-)

Gast
2024-04-02, 16:32:08
1990 war der europäische Anteil noch bei über 40%. Durch den erfolgreichen Export von Industriearbeitsplätzen Zwecks Profitmaximierung wurde dieser auf 8% gedrückt. Aber statt die Deindustrialisierung aufzuhalten, wird diese duch die Vasallisierung noch weiter beschleunigt.
"The art of vassalisation
... Conceptually, European allies have a role in this geo-economic struggle with China, but it is not, as during the cold war, to become rich and contribute to the military defence of the central front. To the contrary, their key role from a US perspective is to support US strategic industrial policy and to help ensure American technological dominance vis-à-vis China. They can do so by acquiescing to US industrial policy and by circumscribing their economic relations with China according to American concepts of strategic technologies."(ECFR)

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