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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hobbyfotografen: Eine Geschichte


aths
2024-06-26, 01:10:08
Diese Geschichte ist zusammengesetzt aus Beobachtungen in meinem größeren Freundes- und engeren Familienkreises. Also eine ausgedachte Story, die so ähnlich aber öfter passiert ist: Jemand denkt sich, Mensch ich kaufe mir einen richtigen Fotoapparat. Nicht mehr nur mit dem Handy rumfuchteln sondern richtig fotografieren. Fragt einen Freund was er empfiehlt. Dieser fragt nach dem Budget. Sagen wir, maximal 1000 Euro. Der Freund versteht diesen Maximalwert natürlich als Untergrenze und rät: Hier, mit nur ein paar hundert Euro mehr bekommst du das neue Modell mit verbessertem Autofokus. Die Fotos sollen schließlich scharf werden! Alternativ, hier mit diesem Angebot welches dein Budget überschreitet bekommst du statt dem Kit-Objektiv ein ordentliches Objektiv. Die Fotos sollen schließlich gut werden!

Allerdings, hat jemand mal untersucht ob die zu Beginn meistens nicht so guten Fotos dem Kitobjektiv geschuldet sind? Und, bekamen nicht auch Fotografen mit dem älteren Kamera-Modell – und noch sehr viel älteren Apparaten – auch knackscharfe Bilder hin?

Jedenfalls, das gute Stück wird geliefert. Freude. Nach Anteilung das Objektiv eingeklackt, das Trageband befestigt, die Batterie muss erst noch geladen werden, och menno, und dann einschalten. Ach ja, eine Speicherkarte war nicht im Zubehör. Welche kauft man denn da? Entweder im Internet gefragt oder im nächsten Saturn einfach eine SD-Karte gekauft, eingelegt, los gehts. Von Werk aus sind digitale Fotoapparate so eingestellt dass sie nach einer Aufnahme das Bild kurz anzeigen. Klick. Toll! Klack. Super! Doch die Freude schlägt um beim Anschauen auf dem Computer. Viele Bilder sind unscharf. Blöd. Kamera kaputt oder was macht man falsch?

Stellt sich raus, die Bilder sind verwackelt. Das umzustellen kann dauern, leider sind die Kameras für Einsteiger nicht intuitiv bedienbar, man muss sich in die Logik eines PSAM-Rades einlesen. Dann aber, mit zusätzlicher Übung, endlich öfter mal auch scharfe Fotos. Dann der eine Freund: Wie, du hast vorher mit Automatik fotografiert? Igitt, das ist doch für Blödis. Du willst ja nicht knipsen, sondern fotografieren. Die Belichtung manuell einzustellen ist doch der Grund sich überhaupt einen richtigen Fotoapparat zu kaufen. Machen auch alle Profis so. Sagt der Freund. Oder der meinungsstarke Typ im Internet.

Naja, am Ende wird dann doch erst mal oft die Vollautomatik genutzt, aber es bleibt das schlechte Gefühl, ja nur zu knipsen. Mit der Zeit gelingt, den Aperture-Modus mit separater Shutter-Konfiguration einzustellen. Der andere Freund warnt vor hohen Iso-Werten und Bildrauschen. Also Iso limitiert. Damit sind die Bilder je nach dem unterbelichtet oder verwackelt. Schlimm, aber alle sagen dass man Iso niedrig halten muss. Sonst: Rauschen. Zumindest im 1:1-Pixel-Zoom. Okay das Bild erzählt noch keine Geschichte, bringt keine Stimmung rüber aber alle Leute kommentieren sonst, wie verrauscht es ist. Nun aber, Camping, epischer Sonnenuntergang und – juhu! – den guten Fotoapparat dabei. Aber ... die Farben sind ja blass. Ein Handybild sieht viel besser aus und ich rede hier vom Iphone 8. Die krassen Wolkenstrukturen, die ganze Lichtstimmung. Das Internet wird befragt. Einhellige Antwort: Raw nutzen. Damit kann man viel mehr machen. Was ist Raw nun schon wieder? Aber gut, alle Freunde, jedenfalls die mit lauter Stimme, sind pro Raw und viele Youtube-Fotografen auch. Also, eine spezielle Software besorgt die Raw kann. Voller Vorfreude die Bilder importiert ...

... die schlechter sind als zuvor die Jpegs. Man muss man erst noch viel Arbeit reinstecken. Die Person dieser Geschichte wollte doch nur gute Fotos machen und hat extra einen teuren Fotoapparat gekauft, nur um im Nachhinein noch richtig Zeit zu investieren? Es wird an den Reglern rumgespielt die nicht machen was man denkt. Kauft vielleicht ein Buch das alles mögliche erklärt aber nicht, wie man den Sonnenuntergang ordentlich hinbekommt. Nach viel Probieren, endlich. Auch ein paar andere Fotos noch fertig gemacht. Gar nicht mal schlecht, was man aus Schatten noch rausbekommt. Alle sagen, Raw ist der Weg. Und nicht auszudenken wenn man mal das eine Foto seines Lebens schießt und dann nur Jpeg hat. Dann stünde man ja schön blöd da! Endlich der Jahres-Urlaub. Kamera wird natürlich mitgenommen. 200 Bilder. Stellt sich raus, der Laptop ist überfordert. Raws brauchen mehr Speicher und Rechnenleistung. Nun muss also noch ein neuer Computer her. Das Internet wird befragt. Die Shitshow beginnt: Apple-Fanboys behaupten dass 8 GB RAM noch reichen, PC-User krakehlen dass Apple überteuert ist und dann kommt der eine Typ. Der eine Typ der sagt, dass beide Seiten im Unrecht sind denn wichtig ist natürlich ein Farb-kalibrierter Monitor. Okay der kostet selbst in der kleinen Ausgabe das eineinhalbfache dessen was man als Computer-Budget genannt hat, am Ende wird ein Laptop gekauft, der je nachdem im Mediamarkt oder bei notebooksbilliger.de gerade im Angebot war.

Nun also. Eine Kamera gekauft die mehr kostete als geplant, dann der neue Computer. Die Fragerei beginnt jetzt aber erst: Wie bekomme ich die tolle Bildunschärfe im Hintergrund hin? Wie kann ich die Treffsicherheit des Autofokus erhöhen? Die Antworten im Internet, immer: Kauf dir dies, kauf dir das. Die Profi-Kamera, das 85 mm 1,4. Keiner sagt dass es immer ein bisschen Fokus-Ausschuss gibt wenn man keine Zeit hat vor der Aufnahme genau zu prüfen ob der Fokus sitzt. Dass man einen Hintergrund nicht zwingend wegblasen muss sondern auch versuchen kann, einen besseren Hintergrund zu nutzen. Dass neben großer Blendenöffnung es auch hilfreich ist, näher ranzugehen oder mit einer längeren Brennweite zu arbeiten. Und dass es fast allen Betrachtern egal ist ob das Bokeh cremig oder harsch ist solange die Person im Fokus gut aussieht.

Grendizer
2024-06-26, 08:47:38
Bei jeder VHS gibt es einen Einsteigerkurs für Fotografie. Das kostet dann vieleicht 60 Euro. Ich habe das vor 11 Jahren auch gemacht, als ich mir meine erst DSLR gekauft habe. Klar, eine 550 mit Kitobjektiv.

Ich habe dann aber schnell bei ebay gebrauchte bzw. Drittherstellerobjektive gekauft. Das teuerste war ein Tamron 70-200 2,8 VC neu für 949 Euro. Ich käme nie auf die Idee Originalobjektive zum Vollpreis zu kaufen.

Irgendwann hatte ich dann mal zusätzlich eine 7D wegen besseren Autofokus und höhere Serienbildgeschwindigkeit (Kinder beim Sport ist schon eine Herausforderung) und dann tatsächlich eine neue Canon 5D Mark IV. Mit der war ich viele Jahre glücklich und habe zusammen mit einem 85 1,8, 150-600 6,3, 70-200 2,8, 15-30 2,8 und 90 mm Macro viele tolle Fotos gemacht.

Vor 1,5 Jahren bin ich dann von DSLR auf DSLM (Sony A7 IV) umgestiegen und das vor eine echte Offenbarung, wie einfach Fotografie auf Grund des Augenautofokus sein kann. Manuelle Vorgabew der Belichtung mit Auto-Iso und dank der sehr guten Autofokussysteme kaum noch unscharfe Bilder.

Aber .... in Standardsituationen macht mittlerweile oft ein 2-3 Jahre altes Iphone dank der Software mittlerweile Bilder, bei denen man sich als Fotograf echt strecken muss um das so hinzubekommen.

Vento
2024-06-26, 10:03:47
Das ist wohl ein Problem vieler, die sich in das Hobby Fotografie gestürzt haben.
Der Faktor Ausrüstung wird zu hoch gewichtet und die Bereitschaft die Dinge wirklich von Grund auf zu erlernen ist viel zu gering.
Man erliegt dem Trugschluss mit einer sehr hochwertigen und teuren Ausrüstung die Qualität der Bilder deutlich zu erhöhen, dabei ergeben sich dadurch eben häufig noch viel mehr Notwendigkeiten sich mit der ganzen Technik und den Konfigurationsmöglichkeiten auseinanderzusetzen.
Letztendlich ist Fotografie eine Art Handwerk, man muss die Bereitschaft mitbringen und die Freude daran sich in die Materie einzuarbeiten, um ein komplettes Verständnis für die Zusammenhänge zu besitzen.
Einige wenige, wie auch in anderen Handwerksberufen, schaffen es daraus echte Kunst zu machen, aber in erster Linie ist und bleibt Fotografie ein Handwerk, welches man konsequent erlernen muss, um wirklich gut zu werden und da reden wir noch nicht von Kunst, das ist meines Erachtens auch viel Begabung und eine überdurchschnittliche visuelle Vorstellungskraft die einige wenige segnet, sondern erst einmal nur primär davon möglichst professionell und technisch perfekt zu arbeiten.

Kein Equipment dieser Welt kann das ersetzen und erst das Wissen und die Erfahrung ermöglichen einem das Potential moderner Hochleistungs-Systemkameras überhaupt nutzen zu können.
Ich bin heilfroh die Fotografie noch auf die altmodische Art erlernt zu haben.
Mein Vater war begeisterter Hobbyfotograf und Super8 Filmer, unsere komplette Kindheit habe ich in tausenden Dias und Filmen.

Wir hatten sogar ein kleines, eigenes Fotolabor im Keller, wo wir unsere Filme selber entwickelt und Fotos gezogen haben, als auch Super 8 Filme dort geschnitten haben.
Da habe ich mit 13J., mit einer Rollei 35 (https://de.wikipedia.org/wiki/Rollei_35) angefangen und später dann mit einer Pentax Spotmatic meine erste SLR bekommen.
Komplett manuell, keine Automatiken, eine Festbrennweite.
So habe ich die Basics perfekt erlernen können, weil es überhaupt keine Automatik gab die das Wissen hätte ersetzen, oder auf die man sich aus Bequemlichkeit hätte verlassen können und damit häufig nie tief in die Materie eintaucht.
Weiterer Vorteil, in analogen Zeiten hat man sich Zeit gelassen, da die Anzahl der Bilder limitiert war und die Technik so oder so entschleunigtes Arbeiten erforderte.
Man war also aus Eigeninteresse dazu angehalten effektiv mit dem Film umzugehen, was bewussteres Arbeiten und damit auch durchdachtere Fotos zur Folge hatte.
Man konnte nicht wie heute einfach tausende Bilder raus ballern mit AF und in Vollautomatik/Szenen/Motiv-Automatiken, ohne groß nachzudenken, sondern war Ressourcen limitiert und musste alles manuell und damit bewusst einstellen.

Sich in der Fotografie zu entwickeln und High End Ausrüstung wirklich auch auszunutzen, bedingt die Bereitschaft sich Wissen anzueignen, dazu gehören die technischen Grundlagen und Zusammenhänge, als auch Wissen über Licht, Lichtwirkung, Bildgestaltung, Basics zur Farblehre/Farbwirkung/Komplementärfarben und wenn man wirklich das Potential solcher teuren Systeme ausnutzen will auch über das Post Processing, was früher eben das eigene Fotolabor war.
Auch ist gute Fotografie meistens die Folge von penibler Planung, kein Zufall, der ungeplante, spontane Schnappschuss ist selten das "WoW" Foto, man sollte Locations scouten, die Lichtverhältnisse sondieren, Perspektiven ausprobieren, um Locations dann bei dem optimalem Licht mit dem Vorwissen erneut aufzusuchen und in Szene zu setzen.
Wenn ich z.B. Portraits machen will, dann scoute ich vorher geeignete Locations, suche nach einem guten Background mit perspektivischer Tiefe, simuliere mit offener Blende wie der Background im Blur aussieht, um dann vorbereitet zu sein wenn ich die Location wirklich nutzen will.
Wer die Bereitschaft und vor allem die Leidenschaft dafür nicht mitbringt, der ist dort am falschen Platz und da ist man definitiv mit einem High End Foto Handy besser und deutlich billiger dabei.
Ein erfahrener Fotograf mit dem nötigen Wissen, wird mit der preiswertesten Kamera noch immer die deutlich besseren Fotos abliefern, als der Unwissende mit dem teuersten Equipment des Planeten.

Es ist das Gleiche Prinzip wie mit allen anderen Dingen, die man erlernen muss.
Nur weil ich mit einen Steinway Flügel kaufe, kann ich noch nicht meisterlich Klavier spielen, dafür braucht es vorher blood, sweat and tears, Übung, Übung, Übung und Anlesen/Aneignen von Wissen.
Wenn ich das geschafft habe, dann kann ich einen Steinway auch zum "Singen" bringen, sein Potential ausschöpfen.
Ein Profiwerkzeug macht noch keinen guten Handwerker.

Schickst du mich mit einer Ausrüstung für 100k los, obwohl ich mich als durchaus mittlerweile sehr erfahrenen Hobby-Fotografen einstufen würde und einen high skilled Profifotografen, der sein Geld seit Jahren damit verdient mit einem 08/15 Foto-Handy für einen Tag nach Paris und vergleichst die Ausbeute am Ende, dann dürfte klar sein wer die eindrucksvolleren Fotos abliefern wird, ich werde es nicht sein.
Die mögen bei mir dann rein technisch besser sein, also besser für Großdruck geeignet auf Grund der technischen Überlegenheit der Sensoren und Optiken meiner Ausrüstung, aber gestalterisch, von der Wirkung der Bilder, wird der Profi mir überlegen sein, selbst mit einem Handy.
Gute Fotografie ist also in erster Linie das Wissen/die Erfahrung und das Potential, welches in deinem Gehirn dazu abgespeichert wird und nicht das Equipment, das ist einzig Mittel zum Zweck und der Bedarf richtet sich nach den Anforderungen.
In der Hobbyfotografie ist allerdings die Disparität zwischen Wissen, Erfahrung/Lernbereitschaft und der häufig sehr teuren Ausrüstung besonders ausgeprägt, wohl auch weil man suggeriert bekommt das besseres Equipment bessere Fotos bedeutet, dabei ist es häufig das Eintrittstor für einen deutlich gesteigerten Bedarf an Wissen.

Mit dem Wissen und etwas Erfahrung, sind dann auch moderne, sehr komplexe und in der Tiefe konfigurierbare, heutige Systemkameras mit wenig Aufwand zu beherrschen.
Die Z6 war meine erste digitale Kamera, vorher nur analog, Kleinbild und Mittelformat.
Ich habe bis vor 4 Jahren mit 80er Jahre Equipment gearbeitet, aber überhaupt kein Problem von Beginn an sehr gute Ergebnisse mit meiner Z6 zu erzielen, obwohl viel komplexer und ein technologischer Zeitsprung von 40 Jahren für mich.
Ohne die Bereitschaft und die Lust zu lernen, ist das rausgeschossenes Geld und erzeugt dass Gegenteil von der Grundabsicht, es schafft keine Freude, sondern wird zur Last.

Es kommt nicht von ungefähr, das Hobbyfotografie mit teuren Systemkameras eine aussterbende Gattung darstellt, seit dem das Handy das Regiment übernommen hat.
Letztendlich ist es für die Mehrheit das bessere Tool, weil man ohne großes Vorwissen und ohne Leidenschaft für die Zusammenhänge trotzdem sehr gute Ergebnisse erzielen kann.
Kürzlich ein paar Handybilder von einer Hochzeit gesehen, da waren Portraits mit K.I./Software auf geringe Schärfentiefe getrimmt, so das der Hintergrund schön verschmilzt.
Der Handy Besitzer hat keine Ahnung von Blende, Wirkung der Blende, Schärfentiefe, der drückt einfach auf einen Button, Potrait-Blur und das Handy übernimmt die Bearbeitung.
Entsprechend würde ich das Hobby Fotografie mit teurem Equipment, wo es solche Features nicht gibt und man Wissen und die Bereitschaft zum lernen braucht, auch im Post Processing, nur denen empfehlen, die die Leidenschaft dafür mitbringen.
Alle anderen sind mit Handy besser bedient, weil es ihnen das nötige Wissen wie man bestimmte Bildwirkungen erzeugt und einsetzt, die bewusste Entscheidung mit immer besser werdenden motivangepassten Features und integriertem automatischem Post Processing größtenteils abnimmt.
So gesehen, auch wenn es etwas abwertend klingt, Handys sind idiotensicherer, Profikamerasysteme mit Wechelobjektiven stoßen dagegen einen enormen Bedarf nach Wissen und Wissensbegierde auf.
Mit dem nötigen Wissen sind das mächtige Tools, die aber eben auch sehr fordern um deren Potential auch wirklich annähernd auszuschöpfen.

Plausible
2024-06-26, 11:25:35
Smartphones nehmen viel "Arbeit" ab, insb. seit HDR Einzug hielt. Nachbearbeitung direkt und ohne jegliches Zutun.
Allerdings hat die Smartphone-Fotografie mMn. auch dazu beigetragen, dass die Erwartungshaltung an Fotos angepasst wurde: Hohe Kontraste, blauer Himmel, extreme Farbsättigung... Natürlichkeit ist derzeit weniger gefragt.

Dagegen sieht jedes Automatik-Foto aus einer DSLR erstmal langweilig aus, auch wenn es die Realität korrekter darstellt.
Dann kommt halt die Bildbearbeitung dazu, die für Manchen lästig ist, für Andere das Hobby Fotografie erweitert.

Aber: Die meisten Smartphone-Bilder sehen auch nur bis zu einem gewissen Format gut aus. Crop auf 100 Prozent führt schnell zur Ernüchterung. Insbesondere künstliches Bokeh überzeugt selten, sogar bei Ansicht auf kleineren Geräten.

Grendizer
2024-06-26, 12:05:53
Aber: Die meisten Smartphone-Bilder sehen auch nur bis zu einem gewissen Format gut aus. Crop auf 100 Prozent führt schnell zur Ernüchterung. Insbesondere künstliches Bokeh überzeugt selten, sogar bei Ansicht auf kleineren Geräten.

Absolut ... aber ich denke 95% der Bilder wird nicht mehr ausgedruckt sondern auf Social Media betrachtet und da fällt das halt nicht auf.

Shink
2024-06-26, 14:02:34
Ist das denn bei einem Hobby-Rennradfahrer, Hobby-Näher, Hobby-Musiker oder Hobby-Barista was Anderes?
Und doch ist ein Körnchen Wahrheit enthalten. Teures Zeug fühlt sich oft wirklich gut an.

Es gibt ja auch die Gegenbewegungen mit Sofortbildkameras, der neuen Pentax 17 etc. Aber das ist nunmal nichts für uns alten Säcke.

aths
2024-06-26, 16:53:54
Bei jeder VHS gibt es einen Einsteigerkurs für Fotografie. Das kostet dann vieleicht 60 Euro. Ich habe das vor 11 Jahren auch gemacht, als ich mir meine erst DSLR gekauft habe. Klar, eine 550 mit Kitobjektiv.

[...]

Aber .... in Standardsituationen macht mittlerweile oft ein 2-3 Jahre altes Iphone dank der Software mittlerweile Bilder, bei denen man sich als Fotograf echt strecken muss um das so hinzubekommen.Genau, jeder hat seine eigene Geschichte. Ich hatte erst eine Kleinbild-Kamera mit eingebautem 3x-Zoom, das auf 18x13-Abzügen und selbst 15x10-Abzügen nie so ganz scharf war, später eine kompakte Ditialkamera, dann eine kompakte Bridge, dann eine Coolpix mit Raw-Support. Hier entwickelte ich größeres Interesse und wollte aus den Bildern möglichst viel rausholen.

Die 550D hat nur 9 AF-Punkte ist aber Spiegelreflex, die erste Spiegelreflex die ich leihweise probiert hatte, verfügte schon über 39 AF-Punkte (Nikon D5200) aber ich war begeistert wie schnell und treffsicher Autofokus sein kann. Statt zu überlegen welches Objektiv ich brauche nahm ich einfach ein 50-er, auch wenn das mit APS-C ziemlich eng ist, übte einen halben Tag und fotografierte eine Party. Mein Willen, loszulegen statt sich lange zu sorgen, hat über die Zeit die Freude am Fotografieren erhalten.

Mit aktuellen Handys, für die meisten Partys reicht das eigentlich. Letztens hatte ich mich ziemlich abgestrampelt, mich mit teurer über Bokeh (aber natürlich auch besseren Bildaufbau) mich von typischen Handyusern abzuheben.




Das ist wohl ein Problem vieler, die sich in das Hobby Fotografie gestürzt haben.
Der Faktor Ausrüstung wird zu hoch gewichtet und die Bereitschaft die Dinge wirklich von Grund auf zu erlernen ist viel zu gering.

[...]Ja, das sehe ich auch immer wieder. Allerdings würde ich die Schuld hier auch bei der Community sehen. Die einen empfehlen einfach, Profi-Hardware zu kaufen, die anderen reden was von vollmanueller Belichtung die man lernen müsse. Beide agieren praktisch als Gate-Keeper, anstatt Einsteiger-Fotografen wirklich zu helfen. Also eben nicht von Back-Button-Focus reden sondern konkrete Tipps geben für ihr Niveau. Auf das Wichtige achten, grundlegende Ideen zum Bildaufbau. Nicht angebliche Regeln wie Drittel-Regel zitieren, sondern zeigen dass ein Objekt oft interessanter wirkt wenn es im Bild im Kontext zusammen mit etwas anderem steht.

Zugeben, dass man auch nach Jahren Foto-Praxis manchmal unscharfe oder verwackelte Bilder bekommt. Leute nicht mit Raw-Editing überlasten sondern empfehlen, mal andere Jpeg-Profile der Kamera zu probieren.

Ich hatte längere Zeit als Hauptkamera die X100F genutzt, also auch Festbrennweite (ansonsten aber Tip-top-Features). Das würde ich Einsteigern eigentlich auch raten, aber nur weil es bei mir funktioniert hat müsste es für sie nicht unbedingt das beste sein. Und ja, egal welcher Fotoapparat, man braucht einfach die Praxis um das Ding flüssig bedienen zu können. Und muss auch mal im Handbuch lesen. Oder einfach mal, Stück für Stück, wirklich alle der vielen Menü-Optionen anschauen. Sich mit den verwirrend vielen Autofokus-Modi auseinandersetzen, immer wieder probieren und sich nicht entmutigen lassen wenn der Vogel im Flug trotzdem erst mal unscharf ist.

Mein Posting ging in die Richtung, dass Hersteller-Marketing und viele Reviewer und viele in der Community den Eindruck erzeugen, die Einarbeitung in ein neues Fotografiefeld (wie Landschaft, Porträts oder was auch immer) beginne damit, ein passendes Objektiv zu kaufen. Ich hab ganz bewusst Landschaft einige male mit 85 mm und Porträts mit 28 mm gemacht und dabei viel gelernt.

Die Vorstellungskraft die du erwähnst, ich denke das ist überwiegend Übung. Wenn ich heute einen Weg im Wald langradel den ich schon x-fach abgeklappert habe, finde ich heute viel mehr Motive als vor einigen Jahren. Notfalls kann ich durch Wohngebiete laufen und finde einige, wenn auch nicht immer besonders tolle, Motive. Es kann auch helfen, sich andere Fotos anzusehen, oder besser noch, Gemälde von Meistern. Bildaufbau, Farben, Aussage ... vor gut zwei Jahren hatte ich erhebliche Motivationsprobleme. Erst mal das Gefühl "hier gibt es nicht was sich lohnt, zu fotografieren" und "meinen Skill habe ich praktisch ausgereizt, ab jetzt werde ich nur noch ganz, ganz langsam besser". Bin dann mit einer Kamera rausgegangen, hatte mich umgeschaut. Und gemerkt, viele Motive gibt es nicht aber einige schon. Bin dann auch bewusster auf dem Arbeitsweg gewesen. Den ich SO OFT gesehen habe und WEISS, das da nichts fotogen ist. Fand aber neue Winkel. Neue Ideen, wenn es nur eine reife Grasähre mit der tiefen Sonne im Hintergrund ist.

Als ich in Landschaft endlich einsteigen wollte, kaufte ich natürlich erst mal ein neues Objektiv, 24 mm 1,8. Und merkte dann das bringt nichts wenn die passende Landschaft fehlt. Hatte ich mit Scheiße gekauft? Nutze zur Strafe über Wochen nur das 24-er, jeden Tag, nichts anderes und merkte: Für Nahaufnahmen ist das schon gut. Später merkte ich, rein durch die ständige Verwendung, dass dieser Weitwinkel grenzwertig als Alltags-Objektiv genutzt werden kann. Und auf Ausflügen.

Arbeiten mit Film, ist mir heute zu teuer. Hab mir extra noch eine weitgehend manuelle Spiegelreflex im guten Zustand gebraucht zugelegt. Setze ich so gut wie nie ein obwohl es Spaß macht mit dem Schnittbildindikator zu arbeiten. Und nach der Aufnahme die Gedanken sofort beim nächsten Motiv sind anstatt sich zu sorgen ob das Foto auch technisch hochwertig war. Steinway-Vergleich: Wenn ich manchmal zu meinen alten Crop-Geräten mit entsprechenden Objektiven greife, muss ich mich erst kurz wieder an die gewöhnen, aber bekomme dann Bilder die besser sind als ich damals aufnehmen konnte. Gestalterisch, aber auch technisch. Mit meinen Profi-Objektiven gelingen schon manchmal technisch noch etwas bessere Bilder aber die Unterschiede sehen anscheinend nur Fotografen. Und ja, Profi-Fotograf. Auf einem Event kürzlich war auch ein Pro da. Mit einem 28-200-er Zoom. Von Tamron, während ich ausschließlich First-Party-Objektive verwende. Er hat natürlich die besseren Fotos gemacht. Meine Bilder sind dank Festbrennweit 28 und 85 mm, beide Blende 1,4, bei Niedriglichtaufnahmen technisch besser. Und inhaltlich auch einigermaßen gut. Der Profi bekommt es aber hin, die besonderen Momente besonders gut zu erkennen und genau richtig abzudrücken.

Ich hatte ihm mal bei einer anderen Gelegenheit meine Crop-Kamera gegeben. Er machte Aufnahmen von mir. Auf denen ich locker und natürlich bin. Bekommt er hin, ohne 85 mm 1,4.

aths
2024-06-26, 17:15:04
Aber: Die meisten Smartphone-Bilder sehen auch nur bis zu einem gewissen Format gut aus. Crop auf 100 Prozent führt schnell zur Ernüchterung. Insbesondere künstliches Bokeh überzeugt selten, sogar bei Ansicht auf kleineren Geräten.Moderne Flaggschiff-Smartphones machen außer bei ganz wenig Licht schon ziemlich gut aufgelöste Bilder, die man sich problemlos auf einem 27-Zöller im Vollbild anschauen kann. Das Smartphone-Bokeh, sofern eingeschaltet, wird auch immer besser. Dass ein geübter Fotograf Bildteile findet wo der Übergang von Im-Fokus zu Unscharf nicht perfekt ist, spielt für die anderen Leute anscheinend keine Rolle.

Kürzlich hatte ich ein Shooting mit einer Kollegin und zwei ihrer Freundinnen. Keine einzige Rückmeldung lobte oder erwähnte das butterweiche Bokeh das ich mit 1,4-er Profiobjektiven hinbekam. Die Damen freuten sich, dass sie auf den Fotos natürlich und gelöst rüberkommen und einige Interaktionen eingefangen wurden. Die Bilder hatte ich mit 9,5 Megapixel exportiert. Keinem fiel auf dass man da weniger reinzoomen kann als selbst bei älteren Handys mit zwölf oder neueren mit 48-Megapixel-Aufnahmen.


Ist das denn bei einem Hobby-Rennradfahrer, Hobby-Näher, Hobby-Musiker oder Hobby-Barista was Anderes?
Und doch ist ein Körnchen Wahrheit enthalten. Teures Zeug fühlt sich oft wirklich gut an.

Es gibt ja auch die Gegenbewegungen mit Sofortbildkameras, der neuen Pentax 17 etc. Aber das ist nunmal nichts für uns alten Säcke.Ich hatte eine Zeitlang mit einem Instax-Drucker gearbeitet und Leuten ihr Bild als Sofortbild gegeben. Folge: Sie fotografieren es mit ihrem Handy ab :( Dabei war die Idee, dass es dieses Foto nur ein mal gibt und man es physisch braucht um es zu sehen.

Teures Zeug fühlt sich gut an: Bei mir war es so dass ich bei teurem Zeug ständig vor Augen hatte, das nicht mal im Ansatz nutzen zu können. Nach einer schönen Porträt-Session mit Crop-Hardware hielt ein Fotograf das für Volllformat-Fotografie. Ich merkte, Crop habe ich durchgespielt. Und bald darauf Vollformat gekauft.

Grendizer
2024-06-26, 17:17:15
Nur so kurz ... 1.4 ist gehobene Amateurklasse, Profi wäre die 1.2:biggrin:

aths
2024-06-26, 17:25:01
Nur so kurz ... 1.4 ist gehobene Amateurklasse, Profi wäre die 1.2:biggrin:
Gibts bei Nikon-Spiegelreflex nicht, jedenfalls nicht von Nikon selbst.

Vento
2024-06-26, 20:35:36
Braucht es ja auch nicht wirklich.
Die Schärfentiefe/DoF ist bei einem 85mm f/1.2 absolut mickrig und für ein Großteil der Portraits zu wenig.
Es sei denn man mag es das ein Auge scharf ist, die Wimpern desselben Auges und das andere Auge aber schon unscharf sind.
Das wirkt verkleinert im Netz häufig wunderbar, aber 1:1 @ 100% sieht man wie superdünn die Schärfenebene bei einem 85/1.2 ist, häufig unzureichend.

Zumal du im Bezug auf das F-mount bereits einige der besten Portraitobjektive besitzt.

Den wichtigsten Tip hat dir Mr. Pink bereits gegeben, der den ich mir auch immer mal wieder ins Gewissen bringen muss.
Raus aus der Komfortzone und das Equipment auch wirklich nutzen.
Weiterer Faktor, Ausrüstung kann noch so gut sein, man braucht das richtige Licht, die richtige Lichtstimmung für die Bilder.
Das muss nicht immer blaue oder goldene Stunde sein, will ich harte Kontraste, gerade bei S&W, dann brauche ich auch hartes Licht.
Will ich ein eher verträumtes Portrait machen, dann brauche ich ebenfalls entsprechendes Licht, weiches Licht, teilweise bewölkt oder zumindest in der Sonne dann den Schatten für weicheres Licht suchen.

https://photographylife.com/exploring-soft-light-and-hard-light-in-photography

Ansonsten ist meine Fotografie meistens dann besonders gut, wenn ich geplant vorgehe.
Also mir ein fotografisches Ziel vornehme, als Beispiel, irgendein Wasserschloss hier in der Umgebung, dieses erkunde, Perspektiven teste, mir genau anschaue wann und von wo das Licht kommt, wofür es auch Apps wie Sun Locator gibt.
Mit dem Wissen fahre ich dann z.B. an einem besonders schönen Morgengrauen mit der passenden Lichtstimmung wieder hin und profitiere enorm von meiner Vorarbeit.
Planung ist in der Fotografie also wesentlich, denn die Mehrzahl der wirklich guten Bilder entstehen nicht zufällig, sondern erfordern etwas Vorarbeit und die Lichtstimmung muss zum Motiv und zur Intention passen.

Wenn du öfter mal Porträts schießt, deine Objektive sind ja teilweise durchaus echte Spezialisten dafür und gehören zur Creme de la Creme im F-mount für diesen Einsatzbereich.
Mein Tipp, geh einfach mal auf Location Scouting ohne Modell, such dir schöne Perspektiven mit Führungslinien fürs Auge "Leading lines" und mit einem sehr harmonischen Hintergrund.
Probiere einfach mal aus wie der Hintergrund im Blur wirkt bei f/1.4, um Störfaktoren, zu unruhige Hintergründe direkt zu erkennen und beobachte das Licht, die Lichtrichtung an der Location.
Mit dem Vorwissen und der Vorbereitung nimmst du dann beim nächsten mal dein Modell mit und du hast bereits eine klare Idee und klare Vorstellungen und wirst bessere Bilder schießen, weil du Vorinformationen gesammelt hast und Fehlerquellen wie einen zu unruhigen Background beim Scouting gegengecheckt hast.

Andere Sache die du beobachten solltest, auch bei den Perspektiven raus aus der Komfortzone, also nicht nur im Stehen fotografieren, auf die Knie, auf den Bauch, Get Down and Dirty, such dir interessante Perspektiven, von unten nach oben um etwas größer, mächtiger erscheinen zu lassen, oder umgekehrt von oben nach unten, um etwas kleiner, weniger substantiell als normal wirken zu lassen.

Sehr gute Seite, wo es viele sehr gute Tutorials und Guides gibt.

https://photographylife.com/how-to-take-good-pictures

aths
2024-06-26, 22:18:20
Braucht es ja auch nicht wirklich.
Die Schärfentiefe/DoF ist bei einem 85mm f/1.2 absolut mickrig und für ein Großteil der Portraits zu wenig.
Es sei denn man mag es das ein Auge scharf ist, die Wimpern desselben Auges und das andere Auge aber schon unscharf sind.
Kann man, sofern man richtig nah ran geht, auch mit APS-C und 40 mm 2.8 schon schaffen.

Vorbereitung: Genau. Meine ersten Porträt-Shooting waren schrecklich, dann begann ich mit Location-Scouting und einem ausgedrucktem Skript. Nur ungefähr 30% funktionierten jeweils aber das war schon mal besser als die Ausbeute zuvor. Stück für Stück ging es weiter. Bitter ist auch, mit Absagen zu leben, hätte gerne so viele schöne Sessions gemacht aber wurde abgewiesen.

Planung der Tageszeit, des Lichts, Wetters ... wichtig ist auch die Kenntnis des Ortes wie du schreibst, alles wesentlich entscheidender als Crop oder FF, einem lichschwachem Zoom oder 1,4-er Festbrennweite. Die Hardware kann man manchmal noch die Kirsche aufsetzen aber erst mal muss man den Kuchen backen.

In der Praxis muss ich nun häufiger das Wetter und Licht so nehmen wie es gerade ist, aber versuche dann, es entsprechend zu nutzen. Meine teuren 1,4-er Objetive hatte ich, wenn auch überwiegend bei Landschaft, intensiv vor dem Groß-Event genutzt. Einfach um möglichst viele Nuancen kennenzulernen. Zwei Sachen hab ich in der letzten Zeit hart gespürt:

1) Jetzt mit diesen Objektiven das ist alles nett aber ich kann im Nikon-Spiegelreflexbereich keine teureren Nikkor-Objektive kaufen und es nicht auf Hardware schieben wenn was nicht gelingt. Zumal die Eins-Vierer-Optiken nicht in allen Belangen besser sind, die Eins-Achter zum Drittel des Preises haben weniger Probleme mit lila Farbsäumen und eine bessere Auflösung in den Bildecken. Aber die teuren 1,4-Linsen haben auch Vorteile. Farben sind besser, zarte Kontraste werden grazil gezeichnet und wirken nicht überkorrigiert, und so weiter.

2) Neben allen Sachen bei denen mir schon bewusst ist dass ich sie nicht gut beherrsche ist mir bei vielen Sachen nicht klar dass das überhaupt möglich ist (in der Rumsfeld-Philosophie, "unknwown unknowns".) Fotografie kann so viel mehr sein. Ein Freund eines Freundes postet auf Instagramm Bilder, mit Ausrüstung die meiner deutlich unterlegen ist, aber tanzende Menschen und andere Darstellungen zeigt die meine Ergebnisse wie einen billigen Schnappschuss aussehen lassen. Ein anderer Freund eines Freundes postet kaum noch, aber hat viele Blder die in ihrem Frame obwohl sie deutlich nur einen Ausschnitt einer Szene zeigen, mit diesem Ausschnitt ein eigenes kleines Universum bilden. In fast jedem seiner Bilder kann ich mich in einen Film reindenken. Egal wie viel Geld ich da reinbutter und auch mal schöne Treffer lande, Fotografie ist eine Fähigkeit die nur schwer erlernbar ist für einen wie mich.

Shink
2024-06-27, 09:10:08
Im Moment brauche ich für den größten Fotografie-Spaß:
- einen möglichst großen Sucher
- Ein Objektiv ohne Sichtplastik mit manuellem Fokus und Blendenring
- eine halbwegs leichte Ausrüstung
- die Möglichkeit, Personen frei zu stellen, die den Großteil des Bildes einnehmen.

Dafür brauche ich weder Ausrüstung um 1000€ noch ein 85mm f/1.2 Vollformat (auch wenn eine Leica M cool wäre). Eigentlich brauch ich nicht einmal Vollformat.
Im Moment hab ich ausschließlich gebrauchtes Zeug aus dslr-forum und mpb.

Metalmaniac
2024-06-27, 17:03:37
Das bestimmte Objektive schönere Farben fabrizieren in Fotos lese ich immer wieder. Aber wie so vieles ist auch das konfigurierbar. Nämlich durch Nikons Picture Styles in jeder Kamera. Entweder durch bereits vorgefertigte Styles, oder dadurch, dass man selbige auch noch nach Gutdünken für sich anpassen kann. Zudem gibt’s runterladbare Styles auf nikonpc.com, welche z.B. alte analoge Filme simulieren und sich auf die jeweilige Kamera laden und verwenden lassen.

Und das beste ist, diese Styles/Looks werden nicht nur auf JPEGs aus der Kamera angewandt, sondern dienen auch als Bearbeitungsgrundlage der NEF/RAW Dateien in Nikons PC Software. Und selbst in Lightroom Classic kann man mit einer Adobe Interpretation dieser Stile arbeiten, sofern in den Einstellungen dort „Kameraeinstellungen“ statt „Adobe Standard“ vorgewählt ist. Es ist nämlich eine Mär wenn immer behauptet wird, Picture Styles wirken sich nur auf JPEGs ooc aus.

aths
2024-06-28, 11:54:10
Das bestimmte Objektive schönere Farben fabrizieren in Fotos lese ich immer wieder. Aber wie so vieles ist auch das konfigurierbar. Nämlich durch Nikons Picture Styles in jeder Kamera. Entweder durch bereits vorgefertigte Styles, oder dadurch, dass man selbige auch noch nach Gutdünken für sich anpassen kann. Zudem gibt’s runterladbare Styles auf nikonpc.com, welche z.B. alte analoge Filme simulieren und sich auf die jeweilige Kamera laden und verwenden lassen.

Und das beste ist, diese Styles/Looks werden nicht nur auf JPEGs aus der Kamera angewandt, sondern dienen auch als Bearbeitungsgrundlage der NEF/RAW Dateien in Nikons PC Software. Und selbst in Lightroom Classic kann man mit einer Adobe Interpretation dieser Stile arbeiten, sofern in den Einstellungen dort „Kameraeinstellungen“ statt „Adobe Standard“ vorgewählt ist. Es ist nämlich eine Mär wenn immer behauptet wird, Picture Styles wirken sich nur auf JPEGs ooc aus.
In Lightroom nehme ich meistens die Camera-Profile auch wenn diese die originale Nikon-Bearbeitung nur nachbilden und dabei nicht ganz exakt sind. Bei der Fuji nehme ich meistens die Fuji-Profile, hier fällt noch deutlicher auf dass Lightroom die Farb- und Kontrastwerte nur annähert.

Wenn ich schreibe dass ein Objektiv besonders gute Farben bietet, meine ich etwas anderes. Einerseits scheinen Objektive unterschiedliche Wellenlängen unterschiedlich gut dazustellen, was sich (wenn auch wohl nur schwach) auf die Balance auswirken kann. Was ich als "gute Farben beim Objektiv" wahrnehme scheint überwiegend aus einem bestimmten Kontrastverhalten zu kommen. Dazu gehört dass Schatten tief sind und nicht durch interne Reflektionen allgemein aufgehellt werden, und dass auch schwache Farbton-Unterschiede noch gut erkennbar sind. Und dass eine Lichtfarbe die stark ins die Linse eindringt, nicht das gesamte Bild in diesen Ton taucht.

Yggdrasill
2024-07-01, 01:00:39
Ich habe noch vor der Digitalzeit mit einer analogen Spiegelreflex angefangen. Zuerst mit der Exa II von meinem Vater, bald drauf dann mit einer doch schon recht modernen Spiegelreflex von Pentax. Keine Ahnung mehr welches Modell. Bald darauf kamen die ersten Digitalkameras auf, da hatte ich generell wenig Zeit und Antrieb zum fotografieren. Irgendwann 2006 rum wurde es dann eine FUJIFILM FinePix S6500, die habe ich sehr gerne genutzt. Die analoge Pentax kam nur noch selten zum Einsatz. Die FinePix hat mir trotz gewisser Schwächen viele Jahre Spaß bereitet und schöne Fotos beschert. Da mich mit zunehmender Zeit die Schwächen (ganz besonders das Rauschen bei höheren ISO-Werten) gestört haben, wurde es 2016 dann eine Pentax K1.

Für alle die jetzt innerlich schreien, dass ich da auch was "besseres" bei Canon, Nikon oder Sony gefunden hätte: Ich fand die K1 für mich persönlich passend. Ich brauchte (und brauche) keinen superschnellen AF, keine 24fps Bursts für 5 Sekunden und keine Profiprofiobjektive.
Was mich gereizt hat war der Vollformatsensor mit entsprechenden guten Rauschwerten, die Aufhängung desselben um in gewissen Maße Verwacklungen zu kompensieren und, ganz wichtig, die Bedienung und Ergonomie. Eine Canon EOS 5D MKII, welche ich bei einer Freundin ausprobieren konnte fiel ganz schnell aus der Auswahl, weil der Griff einfach keinen Halt bot. Ähnliches war mit der Bedienung bei Nikon und Sony. Ich bin damals durch alle möglichen Läden getigert um mir die verschiedensten Modelle anzusehen und auszuprobieren, am Ende fand ich die Pentax in der Summe für mich am besten.
Als kleinen Bonus konnte ich meine "alten" manuellen Objektive der anderen Pentax sogar teilweise weiterverwenden. Ohne meine vorherige Pentax wäre ich wahrscheinlich bei Sony gelandet, weil Pentax einfach zu unbedeutend auf dem Markt war und ich die Marke schlicht übersehen hätte.

Viele meiner alten Objektive, aber nur die Fremdhersteller, waren für den Einsatz an der K1 nicht mehr geeignet. Die Original-Pentax-Objektive hingegen haben von Anfang an sehr schöne Bilder an der K1 erzeugt, zwar auch mit kleineren Charakteristika, aber trotzdem passend und schön. Diese nutze ich auch heute noch sehr gerne, trotz und weil sie manuell sind.

Die RAW-Bearbeitung habe ich von Anfang an als Notwendigkeit eingeplant, ich komme zwar nicht wirklich hinterher, bemühe mich aber wenigstens den wichtigen Teil der Projekte fertig zu bekommen.

Meine Bilder über die Jahre entstehen immer in Schüben, je nachdem wann und wieviel Zeit ich für das Hobby habe. Ich brauche oft die Zeit um mir wieder ein paar Regeln und notwendige Einstellungen der Kamera ins Gedächtnis zu rufen aber ich freue mich immer wieder über die kleinen Erfolge. Leben wollen würde ich nicht davon, das wäre mir zu stressig. So als Hobby ist es einfach entspannt und wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Man kann zwar auch viel unter Druck lernen, das brauche ich aber beim Fotografieren nicht. Da will ich in Ruhe schauen, überlegen und meine Gedanken sortieren. Was nicht bedeutet, das ich das "grüne Menü" nutze. Ich kenne die Grundlagen und nutze sie, auch wenn am Ende des Tages viel Ausschuß dabei ist weil ich Situationen falsch einschätze oder doch mal nicht regelmäßig kontrolliere. Mir macht es Spaß mit einer DSLR zu fotografieren, immer und überall muss ich die aber auch nicht mitschleppen. Aber wenn ich Vorstellungen habe, was ich unterwegs umsetzen könnte, ist die durchaus dabei. Für "normale" Fotos nehme ich auch fast nur noch das Handy, aber eine "richtige" Kamera ermöglicht ganz andere Perspektiven und Qualitäten.

Ich finde auch, man muss nicht versuchen mit Profifotografen zu konkurrieren, außer man möchte sein Hobby auch zum Beruf machen. Diese haben ganz andere Herangehensweisen und, zumindest früher, auch eine Ausbildung mit entsprechender Wissenvermittlung abgeschlossen. Sich all das neben der eigenen Arbeit anzueignen geht zwar, das aber regelmäßig nutzen um es aktiv zu behalten ist schon schwieriger.

aths
2024-07-01, 14:28:44
Ich finde auch, man muss nicht versuchen mit Profifotografen zu konkurrieren, außer man möchte sein Hobby auch zum Beruf machen. Diese haben ganz andere Herangehensweisen und, zumindest früher, auch eine Ausbildung mit entsprechender Wissenvermittlung abgeschlossen. Sich all das neben der eigenen Arbeit anzueignen geht zwar, das aber regelmäßig nutzen um es aktiv zu behalten ist schon schwieriger.
Pros wollen Geld verdienen, da müssen die Bilder effizient gemacht werden und dem Kundengeschmack entsprechen. Ich versuche aktuell, als Hobbyfotograf, in der Umgebung Motive zu finden. Und dabei bewusst nicht auf gängige Tipps achten wie Drittelregel oder so, sondern einen Blick zu bekommen um Szenen darzustellen. Also nicht unbedingt das Ding zu zeigen was ich fotografiere, sondern eine Stimmung rüberzubringen oder eine Sicht zu präsentieren die für den Betrachter neu ist.

Wissensvermittlung, egal ob Profi oder Amateur, inzwischen denke ich dass das Thema Wissen (oder Erfahrung) praktisch unbegrenzt ausbaufähig ist und man Fotografie in dem Sinne nicht lernen kann. Man kann lernen eine Kamera zu bedienen und Bilder zu machen die bei einem Teil der Zuschauerschaft gut ankommen. Ich würde lieber, ohne einfach auf digitale Verfremdung zu setzen, fantastische Orte mit einem Foto erzeugen.

Argo Zero
2024-07-01, 14:55:20
Ein Tipp, der mir noch einfällt: Fotobücher.
Es gibt historisch gesehen halt "die" Fotografen, die mitunter bestimmte Stilrichtungen geprägt haben. Da würde ich im Netz recherchieren und schauen, was man dazu (noch) so findet.
Solche Werke finde ich unglaublich inspirierend.

aths
2024-07-19, 14:56:37
Ein Tipp, der mir noch einfällt: Fotobücher.
Es gibt historisch gesehen halt "die" Fotografen, die mitunter bestimmte Stilrichtungen geprägt haben. Da würde ich im Netz recherchieren und schauen, was man dazu (noch) so findet.
Solche Werke finde ich unglaublich inspirierend.
Fotobücher beitzte ich nicht in gedruckter Form, sehe manchmal Ausschnitte in einem Youtube-Kanal, allerdings bekomme ich da neben Inspiration manchmal auch den Eindruck, dass man dafür reisen müsste oder stundenlang an einem Ort verweilen damit sowas klappt. Ist wohl eher ein Schutzmechanismus "das krieg ich eh nicht hin".

Manchmal inspirieren mich Gemälde. Da hat der Künstler eigentlich freie Hand, aber man kann darüber nachdenken warum etwas gut aussieht und bekommt dann einen Blick wenn man sowas ähnliches in Echt sieht.