Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schlaganfall
Hallo,
der Tag ist gekommen. Mittendrin in der kleinen Familienfeier ist Frau Mama nicht mehr ansprechbar und eine Stunde später liegt sie auf der Strokeabteilung. Trotz sehr schneller und guter, ärztlicher Versorgung haut sie der Vorfall in Richtung 24/7 Pflegefall. Der zuständige Arzt meinte, dass man sich keine falschen Hoffnungen machen solle.
Jetzt hat sie die Augen offen und realisiert ihre Situation voll und ganz, da sie als Krankenschwester genau weiss was los ist. Sie ist halbseitig gelähmt und das Sprachzentrum ist zerstört. Ihre Lebenserwartung liegt bei unter 5 Jahren.
Vater ist topfit und überlegt seit 3 Tagen wie es weitergehen kann. Ein REHA Platz ist noch nicht in Sicht und wie es weiter gehen kann weiss niemand. Ich kann nicht viel machen. Was kann ich machen? Momentan läuft es vollautomatisch. Das Krankenhaus kümmert sich soweit um alles, da doch viele Patienten ohne Angehörige im Haus sind.
Jetzt hat sie noch ca. 250 Pflanzen und Blumen in Haus und Garten. Wohin damit? Sie hatte schon dieses Jahr Neukaufverbot, weil sie es nicht mehr alles schafft.
Dann sind da auch noch im Haus die ganzen Hobbys und Sammlungen, die ich zum Teil nicht kenne und in den Hobbyzimmern war ich bestimmt 20 Jahre nicht mehr drin. Es ist ein spezielles Ordnungssystem, dass für den Aussenstehenden wie Messitum aussieht. Was mache ich damit?
Denn die kommenden Kosten sind uns noch nicht ganz klar.
Kann jemand von euch seine Erfahrungen teilen?
Nostalgic
2024-10-09, 12:35:14
Puh. Auch mein größter Alptraum.
Meine Mutter hatte im Spätsommer 2023 nur eine sehr leichte TIA mit kurzer bestimmter Dysarthrie, daher kann ich da nicht viel beisteuern.
Bitte bedenke das ich euch alle noch sehr im Schock befindet. Das ist normal und hilft auf eine seltsame Art.
So wie ich das lese wird sich von dritter Stelle gekümmert also gehe ich davon aus das der Sozialdienst sich auch kümmert. Der ist auch für euch da.
Wünsche euch viel Kraft
Mortalvision
2024-10-09, 13:55:49
Betreuung beantragen. Das kann auch gemeinschaftlich ablaufen. Bloß keinen Betreuer vom Gericht aufschwatzen lassen.
Mal vorsichtig in ihren Unterlagen schauen, ob sie ein Testsment und letzten Willen hat. Das dann bitte digitalisieren und allen Angehörigen zugänglich machen, auch wenn etwas drin steht, was Dir nicht passt.
Döner-Ente
2024-10-09, 15:44:11
Krankenhaus --> (Reha -->) Pflegegrad --> ja nach Zustand nach Reha wieder nach Hause + ambulanter Dienst oder Pflegeheim.
Erster Ansprechpartner jetzt: KH bzw. der dortige Sozialdienst. Die müssen klären, wann und wo sie einen Rehaplatz kriegen (wenn Reha Aussicht auf Erfolg hätte), ob Muttern so lange im KH bleiben kann oder nicht (vermutlich ja, weil sich Reha, wenn sie denn was bringen soll, ziemlich zeitnah anschließen muss und nicht erst Monate später). Fragen, ob schon Einstufung in Pflegegrad durch den Medizinischen Dienst in Auftrag gegeben wurde oder ob das evtl. erst nach einer evtl. Reha Sinn macht.
Wohnung: Erst mal gar nichts machen. Vielleicht kommt Muttern ja doch wieder nach Hause und wenn nicht, ist immer noch genügend Zeit, auszusortieren und notfalls einen Entrümpler zu beauftragen. Das läuft nicht weg. Und wenn ein paar Pflanzen eingehen, weil Vatern keinen grünen Daumen hat: Es sind nur Pflanzen. Die haben jetzt keine Priorität.
Kosten: Egal, ob Zuhause+ambulanter Dienst oder Pflegeheim: Einen Teil der Kosten übernimmt die Pflegekasse, einen Teil muss man selber bezahlen. Falls man das nicht kann bzw. irgendwann nicht mehr, springt der Sozialhilfeträger ein. Hierfür muss aber rechtzeitig (lies: am besten mindestens ein halbes Jahr, bevor es akut wird) ein Antrag gestellt werden und der Sozialhilfeträger wird Vaters Rente und unter bestimmten Umständen auch an die Kinder vermachte Häuser bzw. Einkommen, falls über 100.000 € liegend, anrechnen wollen - da lohnt sich ggf. ein Termin bei einem Fachanwalt für Sozialrecht, damit man dem Staat nicht unnötig Geld in den Rachen schmeißt.
Alles Gute!
@Nostalgic
Alle sind sehr rational wie immer. Und jeder will aktiv helfen, was nicht gut ist. Die andere Frau im Zimmer konnte am nächsten Tag wieder reden und gehen und wurde entlassen. Es kommt auf die Region im Kopf an und das ist in jedem Fall anders.
@Mortalvision
Wir warten auf die Ergebnisse der Untersuchungen der nächsten Tage und dann wird entschieden was zu tun ist. Das Testament existiert, aber ist nicht wichtig. Betreuung ist so eine Sache. Wir suchen die beste Lösung und die gibt es noch nicht.
@Döner-Ente
Das stimmt soweit mit meinen Informationen überein. Nur ist ein Pflege daheim gerade das Thema, denn wir haben Probleme sie zu zweit zu heben, denn selbst mein Bruder meinte sie sei unhandlich und schwer. Vater ist alles nur kein Pfleger und selber irgendwann nicht mehr in der Lage alles zu machen. Wir haben, wie angedeutet, schon mehrmals drüber gesprochen, was wir nun machen können. Sie hat im Sommer stark abgebaut. Schlafen, Essen und vielleicht mal eine Stunde Einkaufen oder Haushalt. Alleine ging nur noch das Nötigste. Und es lief definitiv beim Hausarzt und Örthopäden etwas schief. Nach jeder Sitzung ging es ihr schlechter. Aber nun ist es zu spät.
IceKillFX57
2024-10-09, 22:39:58
Ist zwar etwas OT aber lass es Zuhause soweit wie finanziell möglich Zuhause alles beim Alten.
Meine Oma lag palliativ zum Sterben aber kehren dann doch für 2 Wochen nach Hause, wo ein Teil der Kinder schon am ersten Tag palliativ alles entsorgt hatte. Ich verstehe nicht, wie man sowas einem antun kann.
Weil die Angehörigen etwas machen müssen. Zum Teil ist das dann Unsinn und kontraproduktiv.
Der soziale Dienst hat sich gemeldet und wir planen weiter.
Der soziale Dienst war etwas enttäuschend, da er sich nur um die Formalitäten kümmert und auch da selber Hilfe braucht. Eine REHA Anmeldung liegt bei bis zu 40k Vorkasse. Das finde ich sehr heftig.
Aber Frau Mama zeigt keine Regung mehr und ißt nichts. Die Augen gehen auf und sie sieht niemanden an oder reagiert noch auf Sprache und Berührung. Es wiederholt sich ein bestimmter Ablauf alle 10 Minuten, wo Arm und Bein bewegt werden und dann irgendwann verfällt sie in den Tiefschlaf.
Wo wir noch denken, dass es Regeneration sei, stellt sich die Frage, was wirklich los ist. Die Ungewissheit nagt an den Nerven. Die ganze Familie ist abwechselnd da, aber der Streit entbricht, da jeder ihrer Reaktionen als positiv bewertet wird, was nicht der Fall ist.
Wie soll eine Person geistig noch mitmachen wenn sie im Leben den totalen Freiheitsdrang ausgelebt hat, immer dann etwas machte wenn sie wollte, bestimmte Dinge gessen hat und niemanden gefragt hat. Jetzt droht ihr ein tägliches Sportprogramm, eine ewige Diät und für jede Kleinigkeit muss sie fragen. Für den kurzen Rest ihres Lebens (Prognose bei Schlaganfall im hohen Alter) darf sie all das machen was sie nie machen wollte.
Ich besuche sie jeden Tag und jeder Tag ist anders, aber die Tendenz ist schlecht.
Erst muss sie wieder stabil werden. Vielleicht kommt noch was. In der Reha kann man da nicht mehr viel machen. Wenn man nicht mehr ansprechbar ist, kann man nichts mehr tun. Warum musst du im Voraus bezahlen? Die Krankenkasse entscheidet, ob sie das bezahlt.
Ich weiß, wovon ich rede. Papa hatte mit 70 einen Schlaganfall und ist seitdem halbseitig gelähmt. Dann lag er Wochen und Monate im Krankenhaus und war immer kurz vorm Sterben. Es ging irgendwann aufwärts. Das ist jetzt fünf Jahre her. Diese Wochen und Monate waren für alle sehr belastend. Das Fragen, ob man ihm hilft, sich selbst zu töten, war besonders schlimm. Das bringt einen wirklich an die Grenzen.
Such dir Hilfe, damit das nicht an dir kleben bleibt.
Manchmal muss man sich mit dem Unvermeidbaren auseinandersetzen. Der Mensch den kan gekannt hat ist nicht mehr da. Das zu Akzeptieren fällt vielen schwer, das wird dauern das anzunehmen.
Ich wünsche dir viel alles Gute und schau das du dich nicht zumüllst damit.
Skinner
2024-10-17, 17:41:24
Puh das klingt gar nicht gut. Ich wünsche Dir und deiner Familie viel Kraft die nächsten Tage. Die werdet ihr brauchen 🙏
Fliwatut
2024-10-17, 17:48:28
Dem Wunsch schließe ich mich an!
Surrogat
2024-10-17, 18:24:54
Ohne hier gute oder gutgemeinte Tips zu geben, wünsche ich dir/euch Kraft um diese Zeit durchzustehen. Und deiner Frau Mama wünsche ich trotz des Schlaganfalls noch ein langes Leben, vorzugsweise bei Bewusstsein.
Nakai
2024-10-17, 22:34:53
Es gibt kaum etwas "Unangenehmeres", dass was du gerade erleben darfst. Viel Kraft auch von meiner Seite...und denkt auch an euch selber und steht zusammen, selbst wenn es schwer ist...
Dr. Lars Sahmströhm
2024-10-17, 23:56:45
Ich bin in derselben Situation, nur dass es meinen Vater erwischt hat. Ebenfalls halbseitige Lähmung, allerdings ist er geistig noch (den Umständen entsprechend) fit, was es etwas erträglicher macht. Er ist/war selbst Arzt und eine art Semi-Experte für Schlaganfälle, weshalb er auch sofort den Notruf geholt hat und relativ schnell im KH war, aber auch hier hat das nichts genutzt. Er hat einen guten Freund, ebenfalls Arzt, der sich mit kümmert und mir Teile der Organisation, vor allem mit den Behörden und Krankenkasse usw. abnimmt und ohne diese Hilfe wäre ich komplett überfordert mit der Situation, das gebe ich gern zu. Die letzten ~2 Jahre vor dem Schlaganfall hatte er auch bereits abgebaut, bzw. war schneller als sonst gealtert und auch in einer leicht depressiven Grundstimmung, bzw. hatte sich gehen lassen. Manchmal mache ich mir Vorwürfe, dass ich ihn nicht zum Checkup "geprügelt" habe, aber er hätte auch nicht auf mich gehört, der Sturkopf. An dem Tag an dem er aus der (ergebnislosen) Reha wieder heim kam, hat er sich mit seinem Arztausweis ein Exitmittel bei einem spanischen Eutanasiearzt bestellt. Er meinte, er würde es nur nehmen wenn es gar nicht mehr anders geht. Ich habe nie danach gefragt ob es auch angekommen ist.
Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht. Ich weiß keinen Rat, nur dass, was im Herzen bleibt, verschwindet nicht.
Mortalvision
2024-10-18, 05:37:25
Bei mir war es übrigens der Schwiegervater, zwei schwere Schlaganfälle. Der erste brachte ihn ins Heim. Der zweite brachte ihn um, that simple…
Auch an Lars Sandströhm: Hast mein Mitgefühl, der eigene Vater ist oft so etwas wie eine Galleonsfigur im Leben, und wenn die auf stur geht, ist das Schiff in Not, oft der ganzen Familie…
mercutio
2024-10-18, 09:38:17
Viel Kraft für die kommende Zeit wünsche ich.
Mein Schwiegervater hatte vor über 10 Jahren einen oder mehrere Schlaganfälle, war ca 6 Monate im Rollstuhl, hat sich das Laufen aber wieder zurückerkämpft. In den letzten 2-3 Jahren müssen es noch mehrere kleinere Schlaganfälle gewesen sein, die er wegen Corona aber verheimlicht hat, er wollte nicht ins K#haus.
Rückblickend kann ich empfehlen, schon jetzt einen Platz in einer guten betreutes-Wohnen-Einrichtung zu suchen.
Klar, am Anfang denkt der Ehepartner immer, dass er die Pflegelast kompensieren kann, aber der wird ja auch nicht jünger und eigene Krankheiten oder Demenz kommen dann möglicherweise dazu.
Hätten meine Schwiegerellis machen sollen, aber die wollten auf _keinen Fall_ ihr Haus verlassen. Jetzt sind sie übrigens beide im Pflegeheim und das Haus wird durch die hohen Kosten fällig. Im Pflegeheim ist es schlimmer als in betreutem Wohnen, jetzt habt ihr noch Zeit, eine gute Einrichtung zu finden. Es ist hart, aber ab jetzt wird es eher nicht mehr besser.
Pflanzensammlung/Hobbies verkaufen / verschenken, mit "warmen" Händen wie es so schön heißt.
Ich muss demnächst helfen, das Haus meiner Schw.Ellis zu entrümpeln. Ich denke 90% kommen in einen Container. Traurig aber wahr, mental für die Angehörigen eine hohe Belastung. Und immer ist da der Gedanke, dass es nicht so weit hätte kommen müssen, wenn die zwei nicht so stur gewesen wären. Aber wahrscheinlich waren sie da auch schon zu dement, um das zu sehen.
Wenn ihr es nicht selber schafft, Platz zu schaffen, lasst ein Angebot von einem Entrümpler machen.
Das Erdgeschoss des Hauses müsste quasi behindertengerecht umgebaut werden können, dann besteht eine Chance, im Haus bleiben zu können. Dann könnte ein Pflegedienst zur Hilfe können. Jede Art von Treppen zum Haus oder am Haus ist für Rollstühle nix. Wenn da kein Platz für eine Rampe ist, ist das sehr schlecht. Für jeden Arztbesuch muss man einen Fahrdienst beauftragen. Das zahlen K-Kassen nur zum Teil.
Ein Platz im Pflegeheim kostet Stand heute so ab 3700€ im Monat aufwärts.
Bei der Krankenkasse könnte man jetzt schon eine Pflegestufe beantragen, dann gibt es Pflegegeld je nach Schweregrad.
@Euthanasie: Diese Medikamente (vermutlich Natriumbarbiturat) müssen aus eigener Kraft und ohne Hilfe eingenommen werden, sonst ist das in den Augen des Gesetzgebers Mord. Das ist auch in der Schweiz so. Ein ganz schwieriges Thema. Ich bin da zwiegespalten. Einerseits denke ich, hoffentlich müssen meine Schw.Ellis im Pflegeheim nicht mehr so lange leiden - aber es sind trotzdem Eltern, Großeltern, auch wenn sie nicht mehr viel mitbekommen. Und die Situation im Heim ist gar nicht gut.
Schrotti
2024-10-20, 21:43:03
Meine Schwiegermutter ist nach einem brutalen Schlaganfall vor 3 Jahren gestorben. Sie hat auf nichts mehr reagiert, niemanden mehr erkannt und auch sonst war keiner mehr anwesend. Sie ist dann 7 Tage später verstorben.
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft.
Danke
Der Zustand ist nun immer noch nicht ganz klar. Auf der einen Seite ist die Versorgung wirklich gut. Gerade weil alle Bekannten vorbeischauen ist die Bereitschaft des gesamten Personals mehr zu machen höher als gedacht. Sobald Angehörige oft reinschauen tut sich da was.
Das mit dem Reha Platz ist sehr frustrierend, da der Sozialdienst komplett ausgetauscht wurde und die neue Frau nur meinte, dass nichts bearbeitet wurde und sogar noch überall passende Plätze frei wären.
Auf der anderen Seite wirkt es mittlerweile so als würde sie niemanden erkennen. Sie reagiert nur auf bestimmtes Personal. Entweder ist es eine Depression oder andererseits kann die Gesichtserkennung durchgebrannt sein. Dann wäre da noch die Tatsache, dass auf der rechten Seite mehr geht als erwartet. Es ist laut Arzt durchaus positiv, aber kein Besucher kann das bestätigen, da sie bei deren Anwesenheit nur oberflächig reagiert.
Die einzige Taktik ist es nichts mehr zu erwarten und von Tag zu Tag schauen was sich tut. Eine Prognose von den Ärzten gibt es erst in Wochen. Sie sei noch nicht über den Berg. Jeden Tag sind andere Pfleger dort.
Die Heime um die Ecke vergeben Plätze nur noch nach der REHA. Ein Anfragen oder Einmischen in den vollautomatischen Ablauf mit Anträgen oder Briefen an die Krankenkasse unterlassen wir noch. Also wirklich machen können wir fast nicht. Es wurde uns empfohlen möglichst Decken und Kissen und Klamotten mitzubringen, was von den Pflegern auch verwendet wird.
jorge42
2024-10-21, 17:23:32
puh, die Situation ist wirklich schlimm. Eine Situation in der immer mehr meiner Bekannten kommen, Großeltern oder Eltern. Inzwischen bin ich "froh" das hinter mir zu haben, meine Eltern sind schon vor langer Zeit recht schnell verstorben. Ich wünsche allen, die das jetzt durchmachen müssen viel kraft. Vermutlich bin ich erst wieder davon direkt betroffen wenn es um mich geht, sollte man vorsorgen, damit meine Kinder sich nicht damit abplagen müssen.
Civtam
2024-10-21, 21:51:52
Ich wünsche euch als Familie viel Kraft!
Es ist gut, dass ihr als Familie zusammen haltet und die Besuche auf viele Schultern verteilt. Mehr könnt ihr aktuell nicht tun. Viel Glück!
Mittlerweile ist Vater auch im Krankenhaus. Eine Woche bleibt er da und dann bekommt er eine OP in absehbarer Zeit. Den macht es körperlich fertig, auch wenn er sehr fit ist.
Meine Mutter hatte dreit schlechte Tage und nun wieder drei gute Tage, wo etwas mehr geht. Sprechen und bewegen ist möglich, aber anstrengend. Die bekommen weder die Infektion noch den Blutzucker in den Griff.
Mutter ist mittlerweile gestorben.
Wir hatten in der Familie entschieden die Behandlung komplett abzubrechen.
Die Trauer ist auch schon vorbei. Es kamen auch schon die letzten Rechnungen. Es bleibt nur die Beerdigung und danach ist alles vorbei.
Irgendwelche Beileidsbekundungen wirken nicht. Einfach weil die Person nicht einfach von heute auf morgen verschwunden ist. Es war ein stiller, langsamer Abgang über 10 Jahre. Man sieht überall ihre Spuren, die sich stark verflüchtigt haben. Wann waren wir das letzte Mal zusammen etwas unternehmen? Wann waren wir das letzte Mal einkaufen? Wann hat sie das letzte Mal gelacht? Wann ist sie das letzte Mal mit dem Auto gefahren? Wie oft ist sie die letzten Jahre hingefallen? Welche Kontakte hatte sie noch zu ihrem ehemals großen Bekanntenkreis?
Da war einfach nichts mehr.
Es ist alles anderes als erwartet. Das Schlimme ist einfach, dass man die Person kaum vermisst, weil sie kaum noch da war. Und es fühlt sich dennoch unreal an.
Was ich gelernt habe: man macht zu wenige Videos und Fotos. Manche Menschen sind einfach mit Renteneintritt am Ende des Weges angekommen. Die ärztliche Versorgung ist super, aber grausam. Alles hält den Menschen am Leben, aber es bestand von Anfang an keine Hoffnung auf Besserung. Die Ärzte sagen nicht die Wahrheit. All das Geld und all die guten Ideen führen am Ende zu gar nichts. Ohne die Lebensumstände, Zuwendung der Famile und ärztliche Versorgung wäre es schon wesentlich früher zu Ende gewesen. Ja, sie hatte ein erfülltes Leben und wir haben alles richtig gemacht - dennoch ist es zu Ende.
Surrogat
2024-12-19, 21:10:51
Es ist alles anderes als erwartet. Das Schlimme ist einfach, dass man die Person kaum vermisst, weil sie kaum noch da war. Und es fühlt sich dennoch unreal an.
Manchmal ist ein langsames sterben über eine längere Dauer, schlimmer als der plötzliche Tod. Aber du solltest dich nicht selbst anzweifeln, nur weil du gerade keine richtig starke Trauer empfinden kannst, das kommt eventuell erst noch, wahrscheinlich dann, wenn du es am wenigsten erwartest
IceKillFX57
2024-12-19, 23:02:10
Würde ich auch sagen. Einige fangen auch erst Jahre später so wirklich aktiv mit der Trauer an. Muss aber natürlich nicht sein.
Daredevil
2024-12-19, 23:31:31
Als meine Oma am Schlaganfall gestorben ist, bin ich schnell in die Heimat und habe 1-2 Wochen funktioniert, um den Rest meiner Familie zu unterstützen. Die Trauer kam dann mit einem ordentlichen Delay irgendwann auch bei mir an, weil es vorher einfach nur technisch und ... eh... organisatorisch gewesen ist. Das muss natürlich nicht bei jedem genau so sein, ich selber habe mir aber auch oft die Frage gestellt, wieso mich das so kühl lässt. Im Nachhinein habe ich mich besser verstanden, mein emotionaler Fokus lag in dem Moment auf die Kinder meiner Oma und nicht auf mich. Ob das gut oder schlecht ist?
Keine Ahnung, aber irgendjemand musste in dem Moment der Starke sein, also war ich es.
Ich wünsche jedem hier der in schwierigen Situationen steckt unheimlich viel Energie, um dies alles durchzustehen. Die werde ich irgendwann auch mal brauchen, wenn die Eltern weiter über die 70 gehen.
Was definitiv stimmt, wir machen zu wenig Fotos und Videos.
Ich habe neulich noch eine alte VHS Kassette digitalisiert von vor über 30 Jahren, da war die Familie noch komplett. Heute hat jeder eine Kamera in der Hand, was wir aber fotografieren ist unser Essen und nicht unsere Familie und Freunde. Die Stimme der liebsten zu konservieren und unheimlich wichtig, nicht nur die Bilder.
Nostalgic
2024-12-19, 23:42:01
Als meine Oma am Schlaganfall gestorben ist, bin ich schnell in die Heimat und habe 1-2 Wochen funktioniert, um den Rest meiner Familie zu unterstützen. Die Trauer kam dann mit einem ordentlichen Delay irgendwann auch bei mir an, weil es vorher einfach nur technisch und ... eh... organisatorisch gewesen ist. Das muss natürlich nicht bei jedem genau so sein, ich selber habe mir aber auch oft die Frage gestellt, wieso mich das so kühl lässt. Im Nachhinein habe ich mich besser verstanden, mein emotionaler Fokus lag in dem Moment auf die Kinder meiner Oma und nicht auf mich. Ob das gut oder schlecht ist?
Keine Ahnung, aber irgendjemand musste in dem Moment der Starke sein, also war ich es.
Ich glaube das ist ein psychischer Schutzmechanismus das man erst mal funktionieren kann.
Mortalvision
2024-12-19, 23:49:38
Nicht kann, MUSS! Wenn ein Mitglied einer Familie oder Rudels im Tierreich stirbt, ist das eine verdammt heikle Situation: Gefahr durch Raubtiere? Gefahr durch Verschiebung der Hierarchie? Gefahr durch Krankheit? Das sind alles Gründe, weshalb erstmal weitergemacht wird. Das Loch kommt schon irgendwann, dann holt sich das Gehirn den Ausgleich für den Stress.
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