Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Möglichkeiten für einen beruflichen Wiedereinstieg nach langer Krankheit
Hallo zusammen,
ein Bekannter von mir hat mich gefragt, ob ich ihm helfen bzw. unterstützen könnte.
Seine Situation sieht so aus:
Er war zuletzt einige Jahre als Angestellter im Büro (Sachbearbeiter) tätig und u.a. aufgrund der Arbeitssituation (Stress, Zeitdruck, Personalmangel) ist er Ende 2019 psychisch erkrankt. Nach Reha, Tagesklinik und mehrjähriger Psychotherapie geht es ihm aktuell deutlich besser und er möchte nun wieder anfangen zu arbeiten.
Aber aufgrund der Tatsache, dass sein körperlicher und psychischer Zustand aktuell noch eingeschränkt ist (er war ja nun über 5 Jahre arbeitsunfähig), kann er natürlich nicht sofort wieder Vollzeit ins Arbeitsleben zurückgehen. Also hat er sich erst einmal Anfang diesen Jahres bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet. Da hat er dann auch sofort gesagt, dass er nicht sofort wieder voll loslegen kann und um entsprechende Unterstützung gebeten. Ihm wurde ein persönlicher Termin bei seinem Berater zugesagt, damit man die Situation besprechen kann und welche Möglichkeiten (Maßnahmen der Agentur o.ä.) es für ihn gibt. Das hat (natürlich) nicht geklappt und er hat als erstes nach 3 Tagen erstmal einen Vermittlungsvorschlag bekommen. Anruf bei der Agentur und die Situation nochmal geschildert und ihm wurde wieder ein Termin beim Berater zugesagt. Nach zwei weiteren Vermittlungsvorschlägen und Anrufen hat er dann einen Videotermin bekommen. Er hat zurückgeschrieben, dass er dazu keine Möglichkeit hat und aufgrund seiner genannten Situation einen persönlichen Termin haben möchte. Ihm wurde dann ein Fragebogen für den ärztlichen Dienst der Agentur zugeschickt und wenn der ärztliche Dienst eine Beurteilung seines Leistungsvermögens gemacht hat, dann soll er einen persönlichen Termin bekommen. Diesen Fragebogen hat er vor gut 6 Wochen an den ärztlichen Dienst geschickt und seit dem ist nichts passiert. Auf Nachfrage vor ein paar Tagen hieß es, sobald eine Info da ist bekommt er Bescheid.
Nun möchte er aber nicht nur auf die Agentur für Arbeit warten und auch selber sich darum kümmern. Er weiß aber nun nicht, welche Möglichkeiten es in seinem Fall gibt und an wen man sich da wenden kann. Ich konnte ihm da leider auch nicht viel sagen. Das Einzige, was ich so kenne, ist diese Wiedereingliederung beim Arbeitgeber (Hamburger Modell). Aber zum einen hat er keinen Arbeitgeber mehr (ihm wurde vor 3 Jahren gekündigt) und zum anderen ist die große Frage, ob solch eine Wiedereingliederung ausreichen würde oder ob er mehr Zeit und Unterstützung dabei braucht.
Ich würde mich sehr freuen, wenn hier jemand ein paar Infos geben kann. Welche Möglichkeiten gibt es in solchen Fällen und an welche Stellen kann man sich da wenden?
Franconian
2025-04-03, 13:33:50
Warum sucht er sich nicht in Teilzeit einen lockeren (Büro-)Job für den Anfang um wieder reinzukommen?
Er kann doch seine Leistungsfähigkeit am besten selbst einschätzen, da braucht er weder die Agentur noch den Arzt dazu, ich verstehe nicht worauf er da wartet?
registrierter Gast
2025-04-03, 13:40:49
Da geht es wahrscheinlich darum, mit möglichst wenig Druck an eine neue (Teilzeit)Arbeit zu kommen. Dennoch muss er beim Arbeitsamt gemeldet sein, damit er Unterstützung erhält. Aber die bauen direkt maximalen Druck mit gleich mehreren Ausschreibungen auf. Dann kommen noch bürokratische Anforderungen hinzu, die selbst auch schon anstrengend, auslaugend und abschreckend sein können.
Daredevil
2025-04-03, 14:01:44
Ich kenne so eine Situation persönlich auch, das man Angst hat vom Arbeitsmarkt überfordert zu sein nach langer Abwesenheit in Krankheit und Ausschluss aus der Gesellschaft.
Ich würde mir an erster Stelle wirklich ehrlich zuerst diese Frage beantworten:
Ist man wirklich wieder bereit zu arbeiten, oder nicht?
Und bei dieser Frage muss man wirklich ehrlich zu sich sein und weder den Helden spielen, noch rumdrucksen. Diese Entscheidung zu treffen und da auch hinter zu stehen in den nächsten Wochen und Monaten ist das essentiell wichtigste, weil wenn man nicht bereit ist und man geht rein, wird einem das immens nachträglich schaden. Geht man nicht rein und man könnte eigentlich, leidet die Lebensqualität weiterhin unter der Situation.
Entweder ist er also bereit, das bedeutet er bewirbt sich eigenständig für etwas ( Teilzeit ist ein super Tipp für den Start ), oder er ist nicht bereit, dann muss man erstmal weiterhin in Therapie bzw. Reha oder sonstiges. Am Ende ist dein Bekannter in der Lage wie ein frischer Schüler nach dem Abi o.ä., die Unsicherheit nach der Zukunft ist groß und die Möglichkeiten können einen überfordern, das sind aber alles Dinge die er packen wird, weil er die schon einmal gepackt hat.
Zu mir: Ich war ca. 3 Jahre aufgrund von psychischer Überbelastung krank geschrieben und habe mir immens Gedanken und Szenarien bereitet, dass es sicherlich wieder scheitern wird, was passiert wenn ich nicht das leiste was erforderlich ist und und und. Das ist am Ende aber nur eine Kopfsache, die man irgendwie für sich selber überwinden muss. Oder anders gesagt: Am Ende ist nicht immer alles so schlimm, wie man denkt. Das ist alles am Ende "nur" eine Frage des Selbstvertrauens, welches sich bei langer Krankheit einfach richtig stark versteckt, gerade wenn diese auf dem ehemaligen Beruf aufgebaut war. Nach weniger Szenarien in der "Welt" baut sich das nach und nach wieder auf.
Das Arbeitsamt hat bei mir irgendwann ebenso Druck erhöht, was am Ende auch sinnvoll gewesen ist. Sie stellten mich nämlich auch vor der Wahl "Entweder kannste, oder du hast hier nichts zu suchen".
Das man in Wolle eingepackt wird bei der ersten Stelle nach langer Abwesenheit ist zwar ein beruhigender und auch sicherlich sinnvoller Gedanke, bei einem korrekten Arbeitgeber bekommt man dies vielleicht auch wenn man ehrlich an die Sache rangeht, erwarten darf man es aber nicht. Da heißt es ausprobieren, man hat ja nichts zu verlieren, nur an neuer Erfahrung zu gewinnen.
*Mein Eindruck ist natürlich nicht der gleiche wie der von jedem anderen. In der heutigen Situation kann ich leicht und locker über diese Zeit reden, früher war ein Schritt zu einem Arbeitgeber eine Tagesaufgabe. Jede Krankheit ist unterschiedlich und jeder Mensch auch, daher sind das natürlich nur meine Eindrücke und ich weiß zumindest heute, was mich früher schneller aus diesem Loch gezogen hätte und das jeglicher Gedanke, dass so etwas nochmal passiert, Schwarzmalerei gewesen ist. Overthinking ist nicht immer konstruktiv, wenn man sich jedes schlechte Szenario aufmalt, manchmal müssen auch gute dabei sein, weil sonst ist alles einfach nur deprimierend.
Als "Sicherheitsnetz" würde ich persönlich eine fortlaufende Gesprächs Therapie wählen, das hat mir am Anfang geholfen wöchentlich einen "Reality check" zu machen und auch mal Erfolge zu feiern, die ich sonst nicht gesehen hätte. Gute Freunde oder Familie können dies zum Teil auch ersetzen, je nach dem wie man sich öffnen kann und ob man sozial intelligente Menschen um sich hat.
Gast_TE
2025-04-03, 14:21:43
Warum sucht er sich nicht in Teilzeit einen lockeren (Büro-)Job für den Anfang um wieder reinzukommen?
Er kann doch seine Leistungsfähigkeit am besten selbst einschätzen, da braucht er weder die Agentur noch den Arzt dazu, ich verstehe nicht worauf er da wartet?
Ja, das mit einem TZ Job hat er auch schon in Betracht gezogen. Was ihn aber bisher davon abgehalten hat, ob er das aus dem Stand schaffen kann. Wir sprechen hier von (5 Jahre!) Null auf 4-6 Std. pro Tag an vielleicht 3-5 Tagen in der Woche. Und das halt auch langfristig und nicht nur mal so für 2 oder 3 Wochen.
Und es geht auch nicht darum, dass die Agentur, ein Arzt oder andere ihm sagen sollen, was und wie er das machen soll. Er möchte halt vorher in Erfahrung bringen, ob und welche "speziellen" Angebote oder Maßnahmen es für solche Situationen gibt und wenn ja vom wem. Sei es Praktika, eine stufenweise Eingliederung (Einarbeitung) o.ä. und ob es auch die Möglichkeit einer "Betreuung" nebenbei gibt, jedenfalls vielleicht für den Anfang.
Ich kenne so eine Situation persönlich auch,
Hallo, danke für deine Offenheit!
Und ja, das was du da beschreibst triffst es bei ihm zu einem sehr großen Teil.
Fliwatut
2025-04-03, 15:09:09
Wir sprechen hier von (5 Jahre!) Null auf 4-6 Std. pro Tag an vielleicht 3-5 Tagen in der Woche. Und das halt auch langfristig und nicht nur mal so für 2 oder 3 Wochen.
Ich würde die Chance nutzen, wenn sich so etwas auftut.
Die einzige Alternative wäre imho ein Minijob zum Mindestlohn, das sind dann ca. 43 Std. pro Monat. Aber gibt es sowas im Bürobereich? Tankstellen suchen doch öfter mal Leute, das ist zwar nicht wirklich ein Bürojob, aber doch auch mit ähnlichen Aufgaben.
Wie alt ist er denn?
Gast_TE
2025-04-03, 19:27:41
Er ist 54 Jahre alt.
Ja, ein Minijob käme bestimmt auch in Frage, um wieder langsam ins Arbeitsleben zurückzukommen. Sollte das erstmal kein reiner Bürojob sein, wäre das ok, das soll dann ja nicht auf Dauer sein.
Muss man den Minijob bei der Agentur und Krankenkasse melden bzw. müssen die dem zustimmen?
Er bekommt z.Zt. keine Leistungen, also auch nicht von der Agentur und ist bei der Krankenkasse von der Agentur als arbeitslos ohne Leistungsbezug gemeldet.
Daredevil
2025-04-03, 20:00:57
Arbeitslosengeld bekommt erst jemand, der arbeitsfähig gemeldet ist, insofern wäre dies imho auch Priorität, weil er sich sonst durch Nachzahlungen bei der Krankenkasse u.U. verschuldet und dies macht die Situation nicht einfacher.
Das man "langsam" reinkommen möchte kann ich natürlich nachvollziehen, die Angebote sind hier aber überschaubar und die Agentur für Arbeit wertet dies dann wiederum als "Nicht voll arbeitsfähig", eben weil man sich eine richtige Stelle noch nicht zutraut. Insofern muss man auch ein wenig "Fake it until you make it" gehen und schlicht sagen das man arbeiten will und auch kann. Wenn er dann nen 20/24/32 Std Job annimmt und er merken sollte, dass dies doch nichts für ihn ist, kann er immer noch die Probezeit nutzen und sich anderweitig umschauen. Er kann sich auch erstmal arbeitssuchend melden, aktiv Arbeit suchen und nebenbei wohltätige Arbeit nachgehen. Da kann er ebenso unter Probe stellen, wie belastbar er ist. ( Je nach Wohnort und Angebote natürlich.. )
Nichts ist imho fataler als die aktuelle Situation, wo er denkt er schafft es noch nicht, obwohl er es nicht einmal zur Probe gestellt hat. Schüler und Studenten die frisch aus der Schule/Uni kommen werden auch nicht langsam eingegliedert sondern werden instant in 40Std Jobs geworfen wo sie dann performen müssen. Mit 54 ist man sicherlich nicht mehr so "flexibel" wie als junger Mensch, jedoch hat er bereits jahrzehntelange Erfahrung im Job gehabt, die hat ihm niemand weggenommen. Er hat die Erfahrung, er kann sie nutzen. Er startet zwar "ein Level neu", weil er es nicht geschafft hat, er wird aber nie wieder bei Level 1 anfangen. Das ist echt wichtig, dass man sich die völlig verständliche "Minderwertigkeit", die man vielleicht fühlt, aus dem Kopf redet. Er ist ein wertvoller Teil der Gesellschaft und er wird dort gebraucht.
Ich bin vom Filialleiter auch ein paar Jahre komplett raus gewesen und habe mit viel Panik und auch einer Reha die ich explizit für den "Jobstart" genommen habe auch wieder langsam anfangen wollen, weil ich dachte alle schlimmen Dinge aus den letzten Jahren kommen sofort wieder. Nach ein paar Wochen war ich wieder drin, wie ich vor meiner Erkrankung drin gewesen bin. Bei mir zumindest war die Panik vor dem ungewissen ein erheblicher Mangel als Selbstvertrauen, welches ich nur durch Praxiserfahrung wieder aufbauen konnte, während dann automatisch die Panik schnell verschwand.
Ich find es super, dass du hier für deinen Bekannten Hilfe suchst und dir Tipps holst.
Er muss den Schritt aber irgendwann echt alleine machen und dahinter stehen. Das wird schon.
PS: Ich habe auch erstmal mit 24Std Teilzeit angefangen und bin da auch seit 6 Jahren jetzt nicht mehr weggekommen, will ich aber auch nicht. Könnte mehr, muss es aber nicht, weil es mir finanziell gut geht.
Arbeitslosengeld bekommt erst jemand, der arbeitsfähig gemeldet ist, insofern wäre dies imho auch Priorität, weil er sich sonst durch Nachzahlungen bei der Krankenkasse u.U. verschuldet und dies macht die Situation nicht einfacher.
Er bekommt sowieso kein ALG, seinen Anspruch von 15 Monaten hat er nach Ende des Krankengeldes bereits komplett erhalten. Und der Antrag auf Bürgergeld wurde damals abgelehnt.
Das man "langsam" reinkommen möchte kann ich natürlich nachvollziehen, die Angebote sind hier aber überschaubar
Ja, das wäre natürlich der Idealfall, aber wahrscheinlich tatsächlich eher selten zu bekommen.
, jedoch hat er bereits jahrzehntelange Erfahrung im Job gehabt, die hat ihm niemand weggenommen. Er hat die Erfahrung, er kann sie nutzen. Er startet zwar "ein Level neu", weil er es nicht geschafft hat, er wird aber nie wieder bei Level 1 anfangen. Das ist echt wichtig, dass man sich die völlig verständliche "Minderwertigkeit", die man vielleicht fühlt, aus dem Kopf redet. Er ist ein wertvoller Teil der Gesellschaft und er wird dort gebraucht.
Ja, das trifft es zu 100% und das hat bei ihm auch einige Zeit gedauert, bis er das genauso gesehen hat.
Nach ein paar Wochen war ich wieder drin, wie ich vor meiner Erkrankung drin gewesen bin. Bei mir zumindest war die Panik vor dem ungewissen ein erheblicher Mangel als Selbstvertrauen, welches ich nur durch Praxiserfahrung wieder aufbauen konnte, während dann automatisch die Panik schnell verschwand.
Auch wenn das nicht bei jedem gleich ist, aber das macht natürlich anderen Mut, dass das so gut bei dir geklappt hat.
Er muss den Schritt aber irgendwann echt alleine machen und dahinter stehen. Das wird schon.
Ich denke mal, dass das auch so sein wird, aber das braucht Zeit und auch Geduld.
Und das von anderen zu hören (die auch mal in solch einer Situation waren) hilft auch nochmal sehr viel.
Danke!
Bubba2k3
2025-06-16, 21:32:16
Moin,
zuerst einmal, damals war es die Meinung, dass es "besser" wäre, in diesem Fall hier als Gast zu schreiben, um noch mehr anonym zu sein.
Also, ich habe diesen Thread hier eröffnet und es gibt auch keinen Bekannten. Es geht hier um meine Situation!
In der Zwischenzeit hat sich auch viel getan. Oder auch nicht, je nachdem was in dem Fall gemeint ist. Von der Agentur für Arbeit bzw. dem Ärztlichen Dienst der BA kam bis heute immer noch keine Antwort. Den Fragebogen vom Ärztlichen Dienst habe ich ja bereits am 16.02.2025 ausgefüllt zurückgeschickt. Ich habe dann vorletzte Woche noch einmal bei meiner Beraterin schriftlich nachgefragt. Die Antwort war, es gibt noch nichts vom Ärztlichen Dienst und sie wolle nochmal bis Ende diesen Monats abwarten.
Ok, das war dann wohl nichts!
Da ich aber nicht darauf warten wollte, bin ich halt selber aktiv geworden. Das hatte ich ja sowieso vor, aber ein wenig Unterstützung von der Agentur für Arbeit wäre vielleicht nicht schlecht gewesen. Die kennen sich doch normalerweise mit solchen Situationen aus und können doch eigentlich Tipps und Hilfestellungen geben oder ist das nur eine Wunschvorstellung?
Jedenfalls mache ich seit Anfang Mai eine ehrenamtliche Arbeit, einmal die Woche für 4 Stunden. Zusätzlich habe ich auch seit Anfang Mai einen Minijob mit 10 Stunden in der Woche. Das läuft beides auch sehr gut. So gut, dass ich vor gut 2 Wochen spontan angefangen habe Bewerbungen zu schreiben. Zuerst kamen ein paar Absagen. Das war nicht weiter schlimm für mich, es sollte sowieso erstmal nur zum Üben sein.
Aber dann kam plötzlich vorletzte Woche ein Anruf von einer Firma und ich habe mit dem Chef gute 20 Minuten telefoniert. Dabei habe ich ihm ausführlich meine "Geschichte" und von meiner jetzigen Situation erzählt. Am Ende des Telefonats hat er mich gefragt, ob ich nächsten Tag Zeit für ein persönliches Gespräch hätte. Ich habe spontan ja gesagt. Das Gespräch verlief aus meiner Sicht sehr gut und wie gesagt, es sollte erstmal nur zum Üben sein. Zum Schluss nach gut einer Stunde hat mir der Chef angeboten, dass ich dort anfangen könnte. Er hat mir sogar von sich aus angeboten erst einmal mit 30 Stunden Teilzeit anzufangen, um nach der langen Pause wieder besser reinzukommen. Wir haben dann vereinbart, dass ich mir das Ganze in Ruhe und ohne Druck über das lange Pfingstwochenende überlegen kann. Das habe ich auch gemacht und letzte Woche zugesagt. Die ehrenamtliche Tätigkeit mache ich morgen erstmal das letzte Mal und meinen Minijob habe ich gekündigt. Ich werde dann nächste Woche 3 Tage Probe arbeiten und wenn das für beide Seiten passt, dann werde ich dort am 01.07. fest anfangen. Das ist dann sogar in dem Bereich, in dem ich zuletzt vor der Pause gearbeitet habe.
Und falls das dann vielleicht doch nicht alles so gut klappen sollte, dann nehme ich diese Erfahrung und versuche es das nächste Mal besser zu machen.
Das war für mich bis hierhin ein sehr langer und harter Weg, aber letztendlich habe ich es geschafft. Es ist zwar noch nicht alles wieder gut, aber ich bin jetzt so weit, dass ich wieder anfangen kann TZ/VZ zu arbeiten.
Ich kann das nicht an einer Sache festmachen. Es gab nicht diese eine Sache, die mir geholfen hat. Es waren sehr viele (und manchmal auch nur kleine) Dinge, die mich über die Jahre wieder nach oben gebracht haben. Ja, ich hatte eine Reha, Tagesklinik und ambulante Therapie, aber es war auch meine Frau, meine Familie und viele, viele andere Momente. Natürlich gab es zwischendurch auch Phasen, wo es mir wieder deutlich schlechter ging, aber ich habe mich da auch wieder rausgekämpft.
Es gäbe noch so viel zu sagen, aber das würde hier sicherlich den Rahmen sprengen.
Ich kann nur noch abschließend sagen, falls ihr auch mal in so eine oder eine ähnliche Situation kommt, dann nehmt jede Hilfe die ihr kriegen könnt!
Und es gibt nicht diese eine große Lösung, sondern der Weg besteht aus sehr vielen kleinen Schritten. Es wird zwischendurch auch immer wieder Zeiten geben, in denen es rückwärts geht. Aber je weiter man auf seinem Weg ist, desto besser kann man mit diesen Rückschritten umgehen.
Ach und noch eine wichtige Sache. Das Ganze fängt damit an, dass man seine jetzige Situation akzeptiert, dass das halt jetzt gerade so ist wie es ist.
To be continued …
Ich bin noch nicht da, wo
ich sein sollte, doch Gott
sei Dank, bin ich auch
nicht mehr da, wo ich mal
war! Ich bin auf dem Weg,
jeden Tag geht’s weiter!
Civtam
2025-06-16, 22:21:22
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg!
Die Welt und das Leben sind manchmal sehr komplex und wenig verständlich - nicht Wenige sind phasenweise überfordert. Nicht alle gestehen sich dies auch ein und lassen sich helfen. Meiner Erfahrung nach, hast du alles richtig gemacht und mit deiner Einstellung wirst du eine für dich passende Situation kreieren oder finden - welcher von beiden Begriffen besser für dich passt ist eher eine Geschmacksfrage ;)
Rooter
2025-06-16, 22:32:23
Hi Bubba,
danke und Respekt für das Outing! :up:
Das eigentlich Elend war ja, dass du nach dem hier
Arbeitssituation (Stress, Zeitdruck, Personalmangel)nicht rechtzeitig den Notausstieg gefunden hast. :(
Aber ich wünsche dir auch alles Gute! Fang langsam an und steigere dich wie es für dich passt. Aber lass es nicht mehr so weit kommen. :)
N8
Rooter
Daredevil
2025-06-17, 01:10:02
Hab ne gute Zeit Bubba, das hast du dir verdient! :)
konkretor
2025-07-10, 18:03:39
Ich wünsche dir alles Gute auf dem weiteren Lebensweg.
Was mich an deinem Post so gefreut hat, das du einen Chef gefunden hast, der an dich glaubt und du das packst. Das gibts heute nicht mehr so oft.
Hast du überlegt eine Wiedereingliederung zu machen? Klar klingt blöde erst mit weniger Stunden anzufangen oder gleich die die vollen Stunden am ersten Tag.
Bubba2k3
2025-07-10, 18:25:02
Hi,
vielen Dank für die vielen guten Wünsche!
Ich habe Ende Juni in der Firma die 3 Tage Probe gearbeitet und sie haben mir am Ende des dritten Tages direkt eine Festanstellung angeboten. Nach kurzem Überlegen habe ich nächsten Tag zugesagt und am 01.07. dort angefangen.
Ich arbeite jetzt erst einmal 30 Stunden TZ, solange wie ich der Meinung bin das ich das brauche. Und wenn ich dann möchte, kann ich später auf VZ gehen.
Sie haben mir sogar die 3 Tage Probe arbeiten angerechnet.
Surrogat
2025-07-10, 19:13:58
Oh WoW, na das ist ja mal eine Geschichte, da hast du mit deinem neuen AG aber echt Glück gehabt. Sowas verständnisvolles findet man selten...
Da ich selbst schon mehrfach Phasen hatte, in denen ich konkret durch meine Arbeit psychisch so derart belastet wurde, das ich jeweils mehrmonatige Auszeiten nehmen musste, verstehe ich deine Geschichte sehr gut. Natürlich ist das bei dir nochmal eine andere Hausnummer, 5 Jahre raus sein ist schon ein Ding.
Auch kann ich sehr gut die Gefühlswelt nachvollziehen, die man dann so hat. Ist man überhaupt noch vom Arbeitsmarkt "gewollt"? Kann man noch mithalten? Ist man nicht schon zu alt, als das einem noch jemand eine Chance gibt?
Kurzum fühlt man sich sicher auch ein bischen minderwertig, abgehängt von der Entwicklung und dem Zeitgeist.
Ich hoffe du kommst wieder gut rein und findest auch für dich selbst neue Ziele. Der Anfang ist gemacht, jetzt steht dir wieder alles offen....
NiCoSt
2025-07-10, 19:31:05
Erfreulich zu lesen! Das hat mich wirklich für dich richtig von Herzen gefreut.
Als ich den ersten Beitrag gelesen habe, war direkt mein erster Gedanke, wende dich direkt an die Firmen. Am Ende brauchst du eh einen Chef der Verständnis für dich hat. Da hilft das Arbeitsamt auch nicht. Außerdem könnt ihr ja 'privatwirtschaftlich' vereinbaren was ihr wollt.
Ich arbeite übrigens nach Burnout seit 4 Jahren auch in 30h TZ und solang meine Kinder noch klein sind, bleibt das auch so. Ich fühle mich trotzdem zu 100% ausgelastet bzw. Belastet und kann mir nicht vorstellen, aktuell länger zu arbeiten. Vielleicht Mal 35h, wenn die Kinder nicht mehr so viel Hilfe und Zeit brauchen... Übrigens liegt die "biologische Arbeitszeit" bei ca 4h am Tag...
Darf ich fragen als was oder in welcher Branche du arbeitest?
Bubba2k3
2025-07-10, 20:36:12
Danke für die netten Worte.
Ja, das mit 30 Stunden TZ ist jetzt am Anfang schon eine gute Sache, aber ich möchte dann später doch schon wieder VZ machen können. Das hat natürlich auch finanzielle Gründe.
Ich arbeite (so wie auch zuletzt vor der Krankheitszeit) als Speditionskaufmann in der Importabteilung einer internationalen Spedition, nur halt nicht mehr in derselben Firma. Die neue ist familiengeführt und wesentlich kleiner (ca.15 MA).
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