Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alte "Freundschaften" loslassen oder dran festhalten?
Hi zusammen,
mich beschäftigt seit einiger Zeit ein Thema, bei dem ich mich frage, ob andere sowas auch kennen.
Ich war in Schul- und Studienzeiten ziemlich sozial gehemmt, rückblickend würde ich sagen, schon fast sozialphobisch. Ich war eher klein, zart, zurückhaltend und irgendwie immer ganz unten in der sozialen Hierarchie. Die Leute haben mich nie wirklich ernst genommen. Ich war so jemand, mit dem man sich mal unterhalten oder getroffen hat, wenn grad niemand anders da war, aber in größeren Gruppen war ich mehr so der Mitläufer, den man halt kannte, aber nicht wirklich wahrgenommen hat. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass ich als so eine Art gutmütiger Trottel wahrgenommen wurde.
Ein paar dieser "Freundschaften" bestehen heute noch: eine aus der Schulzeit, ein paar aus dem Studium. Man trifft sich ab und zu, geht mal was trinken, aber ehrlich gesagt fühle ich mich in diesen Runden oft nicht wirklich wohl. Ich hab oft das Gefühl, dass ich für die Leute immer noch der „alte“ bin, dass da nie wirklich ein auf Augenhöhe sein stattgefunden hat. Und jedes Mal, wenn ich mit ihnen zusammen bin, kommt innerlich so eine Mischung aus Wut und Frust hoch. Wut, weil ich mich an die alten Zeiten erinnert fühle, in denen ich mich klein und nicht ernst genommen gefühlt habe. Und Frust, weil ich das Gefühl habe, dass sich daran bis heute zumindest zwischen diesen Leuten und mir nicht viel geändert hat.
Ich hab in letzter Zeit immer öfter den Gedanken, einfach einen klaren Cut zu machen. Kontakt abbrechen, loslassen, um für mich selbst klarzukommen. Um mit der Vergangenheit abzuschließen und nicht immer wieder da reingezogen zu werden.
Kennt jemand von euch solche Gedanken? Habt ihr sowas vielleicht schon mal gemacht oder überlegt? Ist es manchmal besser, einfach loszulassen oder sollte man das versuchen zu klären? Ich bin da ehrlich gesagt ziemlich hin- und hergerissen.
Würde mich freuen, mal ein paar Meinungen dazu zu hören.
msilver
2025-08-17, 07:57:51
Ich würde loslassen.
Haarmann
2025-08-17, 08:20:20
Gast
Wenn man echt nur noch zusammenkommt um zusammenzukommen und einige die Gelegenheit nutzen wollen um Mein Haus, mein Auto, meine Frau zu spielen ... kann man sein lassen.
Menschen ändern sich ... Gewohnheiten ändern sich.
Die Frage ist aber - gibts denn auch was Neues?
Korfox
2025-08-17, 08:50:06
Was dir nicht gut tut wirf weg.
Was dir nicht gut tut wirf weg.
Mehr gibts nicht zu tun und zu sagen.
NiCoSt
2025-08-17, 10:34:29
Klarer Cut aber mit etwas neuem verbinden. Also etwas, wo du neue Leute kennenlernst.
Ansonsten bist du danach nur einsamer und das macht es dann noch schwerer, wieder was neues anzufangen.
Civtam
2025-08-17, 11:59:42
Ich würde die Wurzel des Gefühls angehen. Aus welchem Grund fühlst du dich nicht akzeptiert sondern eher geduldet oder siehst dich als Mitläufer?
Blase
2025-08-17, 15:05:22
Du hast letztlich kein Wort dazu geschrieben, warum du dich denn heute immer noch so fühlst. Was sind das für Situationen oder was sagen deine "Freunde" bzw. wie behandeln sie dich konkret?
Immerhin könnte es unverändert an deiner Ausstrahlung und deinem Selbstbild liegen, weswegen du dich so siehst und das auch auf deine Freunde projektierst. Und in Wahrheit sehen die dich durchaus auf Augenhöhe, aber du bist halt ein stiller und introvertierter Typ?
Aber ganz allgemein... was dir nicht gut tut, lässt du links liegen - dauerhaft. Das inkludiert imho sogar direkte und nahe Familienangehörige - also "Freunde" alle Male! Du solltest dir nur sicher bezüglich des Grunds sein...
MfG Blase
Daredevil
2025-08-17, 15:10:26
Wegwerfen kommt mir ebenso in den ersten Sinn, allerdings würde ich vorher radikal ehrlich reflektieren, ob das Resultat dieses Gefühls bzw. die Lösung dessen die Abkapselung der schlechten Gefühle sind, oder der Umgang und die Strategie mit dem eigenen Selbstwert. Sind also externe oder interne Faktoren schuld für dieses Gefühl?
Weil die Lösung kann, ganz übertrieben ausgedrückt, nicht sein dass du jegliche soziale Kontakte kappst, nur weil dir deine Gefühle im Weg stehen. Ein Teil sollte u.U. auch sein zu lernen, mit solchen Gefühlen und Situationen umzugehen, langfristig gesehen. Das bedeutet nicht, dass du in 2 Wochen StandUp in einem Berliner Club machst, aber vielleicht Selbstwert aufbaust durch Therapie, Situationen in der Realität, Sport, Ehrgeiz, Job usw., damit solche Gefühle erst gar nicht entstehen, weil du genau weißt, dass du das wertvollste in deinem Leben bist und der kleine Mann in deinem Kopf, der dir Zweifel einredet, lügt.
Korfox
2025-08-17, 15:23:52
Es las sich jetzt nicht so als hätte der TE sonst keine sozialen Kontakte. Es las sich eher wie American Pie - Das Klassentreffen, finde ich. Aber auch dann: was toxisch ist muss weg.
Soziale Kontakte kann man auch anschließend aufbauen und wenn man feststellt, dass das gar nicht die toxische Relation war, dann kann man da auch wieder einsteigen. So mein Eindruck. Klingt alles eher locker.
Rooter
2025-08-17, 21:13:14
[x] loslassen
Hast du denn heute echte Freunde?
MfG
Rooter
Cyphermaster
2025-08-18, 08:56:00
Die Leute haben mich nie wirklich ernst genommen. Ich war so jemand, mit dem man sich mal unterhalten oder getroffen hat, wenn grad niemand anders da war, aber in größeren Gruppen war ich mehr so der Mitläufer, den man halt kannte, aber nicht wirklich wahrgenommen hat. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass ich als so eine Art gutmütiger Trottel wahrgenommen wurde.
(...)
Man trifft sich ab und zu, geht mal was trinken, aber ehrlich gesagt fühle ich mich in diesen Runden oft nicht wirklich wohl. Ich hab oft das Gefühl, dass ich für die Leute immer noch der „alte“ bin, dass da nie wirklich ein auf Augenhöhe sein stattgefunden hat.
My 2 Cents: Solange die Leute dich gleich sehen wie früher, werden sie dich auch so behandeln. Da was "zu klären", kannst du machen (schon um deiner selber willen, damit sich da nichts aufstaut) wird aber wahrscheinlich eh das Ende dieser "Freundschaften" sein - weil der 'gutmütige Trottel' dann eben nicht mehr brav mitläuft, sondern mit der Forderung nach Integration und Berücksichtigung 'unbequem' wird. Die (ohnehin chronisch zu knappe, zumindest geht's mir so) Lebenszeit in das Finden wirklicher Freunde zu investieren, ist da besser.
Freunde sind die, die man auch nach einem stressigen Jahr noch anrufen kann, und sie freuen sich, wenn man sie mal besucht, und die dann 100 Fragen nach dem "Wie geht's dir denn?" haben. Nicht welche, die jedes Wochenende auf Tour deine Anwesenheit tolerieren.
@Korfox: "Klassentreffen" ist da ein imho gutes Stichwort; da kennt glaube ich fast jeder ähnliche Effekte.
Döner-Ente
2025-08-18, 11:10:12
My 2 Cents: Solange die Leute dich gleich sehen wie früher, werden sie dich auch so behandeln.
Und denkbarerweise verhält er sich auch unterbewusst/ungewollt in Gegenwart der Leute von früher wie früher, während er in Gegenwart von anderen, "neuen" Leuten außerhalb dieser Vergangenheit sich selbstbewusster/"normaler" verhält und auch so wahrgenommen wird.
Ich würde ehrlich gesagt keine große Energie daran verschwenden, nun noch bei Leuten von früher die Beziehungsebene ändern zu wollen, sondern würde das langsam auslaufen lassen und mich auf Neues konzentrieren.
Wenn er in Wahrheit allerdings immer noch der gehemmte Sozialphobiker ist, dann ändern auch neue Leute natürlich nichts.
GBWolf
2025-08-18, 11:41:59
Wenn es keine Freunde sind was willst mit den Leuten?
Das ist ja das schöne, Freunde kann man sich im Gegensatz zu Familie oder Kollegen tatsächlich selbst aussuchen.
Argo Zero
2025-08-18, 11:50:39
Wenn es keine Freunde sind was willst mit den Leuten?
Das ist ja das schöne, Freunde kann man sich im Gegensatz zu Familie oder Kollegen tatsächlich selbst aussuchen.
Eben.
Aber Familie kann man sich auch "aussuchen", also Kontakt-Brücke einfach brennen lassen.
Arbeitskollegen -> Job wechseln.
Nichts muss man hinnehmen im Grunde.
Cyphermaster
2025-08-18, 12:15:53
Wenn er in Wahrheit allerdings immer noch der gehemmte Sozialphobiker ist, dann ändern auch neue Leute natürlich nichts.Es gibt durchaus Leute, die auch gehemmte Sozialphobiker anständig und nicht nur als "gutmütigen Trottel" behandeln.
Döner-Ente
2025-08-18, 14:08:48
Es gibt durchaus Leute, die auch gehemmte Sozialphobiker anständig und nicht nur als "gutmütigen Trottel" behandeln.
Sicher. Aber einfacher wirds mit neuen Leuten mit normalem Sozialverhalten.
Und der Eingangspost suggeriert ja auch, dass es beim TE heutzutage anders wäre:
"Ich war in Schul- und Studienzeiten ziemlich sozial gehemmt, rückblickend würde ich sagen, schon fast sozialphobisch"
Klingt für mich danach, als ob es durch Erwachsenwerden, Job oder wasweisichwas heutzutage nicht mehr so ist und er da offener und unbefangener mit anderen Menschen umgehen kann.
Korfox
2025-08-18, 14:35:47
@Korfox: "Klassentreffen" ist da ein imho gutes Stichwort; da kennt glaube ich fast jeder ähnliche Effekte.
Ich tatsächlich nicht. Ich hatte ein Mal ein Grundschul-Klassentreffen, das lief sehr reif ab und niemand hat das gemacht, was er früher gemacht hatte 🤣. Und auf dem zweiten Klassentreffen (Abijahrgang), auf dem ich war fiel man auch nicht mehr in diese Rollen.
Im Gegenteil hatte ich zwischendrin mit jemandem aus meiner alten Stufe wieder etwas tieferen Kontakt und es ist durchaus eine sehr offene Basis gewesen und zu jemand weiteren mit dem ich seit kurzem wieder regelmäßiger Kontakt habe hat sich eine "neue Freundschaft" ergeben. Wir waren früher auch befreundet und hatten uns dann halt 25 Jahre aus den Augen verloren aber wir haben - bis auf ein paar "weißt du noch wie's früher war" keinerlei "Rückfälle".
Argo Zero
2025-08-18, 15:07:25
Ist vielleicht ein sehr individuelles Phänomen von mir aber an die Schulzeit kann ich mich so gar nicht mehr erinnern.
Das wäre irgendwie peinlich bei einem Klassentreffen, wenn man keine der Leute mehr erkennen würde xD
Selbst das, was vor 10 Jahren passierte ist schon wie ein grauer Schleier im Kopf.
Haarmann
2025-08-18, 19:06:26
Ist vielleicht ein sehr individuelles Phänomen von mir aber an die Schulzeit kann ich mich so gar nicht mehr erinnern.
Das wäre irgendwie peinlich bei einem Klassentreffen, wenn man keine der Leute mehr erkennen würde xD
Selbst das, was vor 10 Jahren passierte ist schon wie ein grauer Schleier im Kopf.
Wow ... das ist hart.
Hiesig wird auch nach 30 Jahren sich noch getroffen. Bei meinem Vater sogar nach - ähm - 70 Jahren? Irgendwie sowas ...
Sowohl Schule als auch Hochschule - dazu die alten Hasen vom Job her imo alle Monate einmal.
Timolol
2025-08-18, 19:23:25
Hm. Ich weis nicht warum man dran festhalten sollte. Die interessen verschieben sich nunmal. Ist ganz normal. Ich war ja auch so ein „sozialphobiker“, das scheint sich aktuell etwas zu ändern. Und es ist halt auch was anderes mit Menschen zu reden welche die selben Hobbies und „psychosen“ haben wie man selbst.
Bringt nix sich mit Menschen zu umgeben in deren Gesellschaft man sich nicht wohl fühlt. Kann das selbst auch nicht immer begründen, aber sobald man sich halt irgendwie „verstellen“ muss um ins Bild zu passen bin ich halt raus.
In Kontakt bleiben ok. Aber unnötig sich da „reinzuquetschen“ bringt einem persönlich doch nur negative Gefühle.
MisterMigoo
2025-08-18, 21:06:01
Kontakt abbrechen, loslassen, um für mich selbst klarzukommen.
Und dann? Wenn du mit dir selber klargekommen bist und auf Augenhöhe bist? Denn du hast ja eigene Probleme.
Glaub du siehst das nur als Flucht. Die Freunde downgraden, damit man nicht an sich selber arbeiten muss. Währst du mit neuen Freunden wirklich anders? Selbstbewußter? Oder würde das dann in alte Muster zurückfallen, sobald die neuen Freunde dich gut genug kennen?
Du muss erstmal unabhängig von irgendwelchen Freunden mit dir zufrieden sein.
Ich würde die Wurzel des Gefühls angehen. Aus welchem Grund fühlst du dich nicht akzeptiert sondern eher geduldet oder siehst dich als Mitläufer?
Ich bin in einem alleinerziehenden Haushalt aufgewachsen. Meine Mutter war eher zurückhaltend und hatte selbst mit sozialen Ängsten zu kämpfen. Das hat sich natürlich auf mich übertragen. In meiner Jugend war ich ziemlich schüchtern, sozial ängstlich, defensiv. Mit Aussprachstörung. Ich hab mich selten für mich selbst eingesetzt, hatte keine richtige eigene Meinung und war eher der Mitläufer.
Das wurde in der Schule schnell zum Problem. Ich war leicht angreifbar, und viele haben das ausgenutzt. Ich war oft das Ziel von Spott, bin nicht ernst genommen worden. Der Satz „Ach, das ist ja nur Max“ ist mir ziemlich hängen geblieben. Ich war der Typ, über den man drüberredet oder den man einfach ignoriert.
Das hat sich auch nach der Schule noch lange durchgezogen. In meinen Zwanzigern und frühen Dreißigern habe ich stark mit Depressionen und inneren Blockaden gekämpft. Ich hab dann aber irgendwann angefangen, daran zu arbeiten: Verhaltenstherapie, psychotrope Medikamente, Konfrontationstraining, Meditation, Sport (unter anderem Boxen), einfach viele kleine Bausteine, die mir Stück für Stück geholfen haben, aus dieser passiven Rolle rauszukommen.
Heute bin ich auf einem ganz guten Level, würde ich sagen. Ich hab gelernt, mich selbst zu behaupten, normal mit Menschen zu interagieren, neue Kontakte zu knüpfen. Ich bin zwar immer noch kein Entertainer und werde wahrscheinlich nie die große Rampensau, aber das ist auch okay. Ich muss niemandem was vorspielen.
Mit neuen Leuten komme ich mittlerweile recht gut klar (mit wenigen Ausnahmen). Was mich allerdings manchmal noch belastet, sind alte Bekanntschaften. Vor allem Leute von früher, die mich immer noch behandeln, als wäre ich der unsichere Typ von damals. Sie hören mir nicht richtig zu, übergehen mich oder nehmen mich nicht ernst. So, als hätte sich nichts verändert. Und das macht was mit einem.
Ein Zitat, das mir in dem Zusammenhang oft in den Kopf kommt, ist von Einstein: „Es ist einfacher, ein Atom zu zertrümmern, als ein Vorurteil abzubauen.“ Und ja, genau so fühlt sich das manchmal an.
Ich bin heutzutage ein eigenständiger Mensch. Klar, einige seelische Narben bleiben für immer, aber das ist dann halt so.
Wenn man echt nur noch zusammenkommt um zusammenzukommen und einige die Gelegenheit nutzen wollen um Mein Haus, mein Auto, meine Frau zu spielen ... kann man sein lassen.
Das sind eh die schlimmsten, die mit dem eigenen Erbe angeben und gemeinsame Treffen nur darin bestehen zu zeigen, wie geil man doch sei und es "laufen würde"...
mercutio
2025-08-20, 07:30:54
@Korfox: "Klassentreffen" ist da ein imho gutes Stichwort; da kennt glaube ich fast jeder ähnliche Effekte.
Ich war noch nie auf einem Klassentreffen. Für mich die sinnloseste Veranstaltung ever. Ist doch einfach nur Schwanzvergleich aber mit Häusern, Auto(s), Booten, Pferden... interessiert mich nicht.
Viele von meinem Mitschülern damals will ich auch gar nicht mehr sehen.
Effektiv habe ich nur noch zu zwei Kumpels von damals Kontakt, man trifft sich 1-2x im Jahr, für mehr reicht die Zeit bei uns leider nicht.
Jeder hat Kinder, Familie, wohnt in unterschiedlichen Bundesländern - hat unterschiedliche Ferienzeiten...
Ich würde den Kontakt zu "toxischen Bekannten" auch abbrechen.
Rooter
2025-08-20, 20:24:53
Was mich allerdings manchmal noch belastet, sind alte Bekanntschaften. Vor allem Leute von früher, die mich immer noch behandeln, als wäre ich der unsichere Typ von damals. Sie hören mir nicht richtig zu, übergehen mich oder nehmen mich nicht ernst. So, als hätte sich nichts verändert. Und das macht was mit einem.Dann weg damit!
Warum gehst du da überhaupt noch hin? :confused:
MfG
Rooter
IceKillFX57
2025-08-21, 01:45:48
Naja er sagte doch, dass er damals ein Mitläufer war. Denke mal das er es weiterhin ist, zumindest in dieser Beziehung. Könnte es daher durch die Trennung wohl auch lösen.
Weil ich diese Leute 25 Jahre kenne, habe ich doch etwas Hemmungen komplett loszulassen, auch wenn es wahrscheinlich der richtige Weg ist und mir seelisch / psychisch gut tun würde.
Du hast letztlich kein Wort dazu geschrieben, warum du dich denn heute immer noch so fühlst. Was sind das für Situationen oder was sagen deine "Freunde" bzw. wie behandeln sie dich konkret?
Immerhin könnte es unverändert an deiner Ausstrahlung und deinem Selbstbild liegen, weswegen du dich so siehst und das auch auf deine Freunde projektierst. Und in Wahrheit sehen die dich durchaus auf Augenhöhe, aber du bist halt ein stiller und introvertierter Typ?
Aber ganz allgemein... was dir nicht gut tut, lässt du links liegen - dauerhaft. Das inkludiert imho sogar direkte und nahe Familienangehörige - also "Freunde" alle Male! Du solltest dir nur sicher bezüglich des Grunds sein...
MfG Blase
Hallo Blase,
danke für deinen Einwurf, auch für die kritischen Punkte, die du ansprichst. Ich möchte darauf gerne etwas konkreter eingehen, damit du besser verstehst, woher mein Gefühl kommt und warum es eben nicht nur an mir liegt. Ich fühl(t)e mich nicht einfach nur schwach oder „anders", ich werde tatsächlich von manchen alten Bekannten bis heute so behandelt, wie früher:
Es kommt regelmäßig vor, dass Treffen kurzfristig abgesagt werden oder ich gar keine Rückmeldung bekomme. Gleichzeitig erfahre ich beiläufig, dass man sich mit anderen trifft, oft den "interessanteren" Leuten, wie es dann heißt.
Neue Freundinnen oder wichtige Lebensereignisse bekomme ich immer erst mit großem zeitlichen Abstand zu sehen und zu hören. Deutlich später als andere im gemeinsamen Umfeld.
In Gruppenveranstaltungen, wie z.B. auf Hochzeiten oder im Club, bekomme ich dann auch noch Sprüche oder Gesten, ich solle mich nicht wie ein "Trottel" oder "Nerd" benehmen. Das ist nicht auf Augenhöhe, das ist respektlos.
In der Oberstufe meinte mein Klassenlehrer zu mir, ich hätte mich in der Klasse nicht durchgesetzt, sei zu schwach gewesen und hätte weder Anerkennung noch Respekt bekommen. Er riet mir, die Schule zu wechseln.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass diese Leute jemals wirklich für mich eingestanden sind. Weder früher im Klassenverbund, wo ich oft alleinstand und zur Zielscheibe wurde, noch heute. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich unter ihnen nie sicher oder gleichwertig gefühlt. Und ja, es gab diesen typischen Satz, den ich nicht vergessen kann: „Es ist ja nur Thomas.“ Das hat sich eingebrannt. Damit war immer klar, wo mein Platz war: unten.
Ich war früher still, introvertiert, sozialphobisch. Das stimmt! Und ich habe jahrelang an mir gearbeitet. Ich bin heute wesentlich stabiler, kommunikativer, reflektierter. Ich habe mir eine Identität aufgebaut, die nicht mehr von Angst und Rückzug geprägt ist. Aber wenn man dann mit Menschen zu tun hat, die sich noch an die „alte Rolle“ erinnern und sich offenbar auch darauf verlassen, dass man darin bleibt, dann ist das sehr frustrierend. Sobald ich diese Hierarchie in Frage stelle, wird’s unangenehm oder ich werde ignoriert.
Deshalb frage ich mich, ob ich da überhaupt noch reinpasse oder ob ich da überhaupt reinpassen soll.
Du sagst, was einem nicht gut tut, soll man dauerhaft hinter sich lassen. Das klingt logisch, und vielleicht ist genau das jetzt der Punkt. Ich möchte einfach nicht länger irgendwo bleiben, wo ich nicht als der Mensch wahrgenommen werde, der ich heute bin.
Wegwerfen kommt mir ebenso in den ersten Sinn, allerdings würde ich vorher radikal ehrlich reflektieren, ob das Resultat dieses Gefühls bzw. die Lösung dessen die Abkapselung der schlechten Gefühle sind, oder der Umgang und die Strategie mit dem eigenen Selbstwert. Sind also externe oder interne Faktoren schuld für dieses Gefühl?
Weil die Lösung kann, ganz übertrieben ausgedrückt, nicht sein dass du jegliche soziale Kontakte kappst, nur weil dir deine Gefühle im Weg stehen. Ein Teil sollte u.U. auch sein zu lernen, mit solchen Gefühlen und Situationen umzugehen, langfristig gesehen. Das bedeutet nicht, dass du in 2 Wochen StandUp in einem Berliner Club machst, aber vielleicht Selbstwert aufbaust durch Therapie, Situationen in der Realität, Sport, Ehrgeiz, Job usw., damit solche Gefühle erst gar nicht entstehen, weil du genau weißt, dass du das wertvollste in deinem Leben bist und der kleine Mann in deinem Kopf, der dir Zweifel einredet, lügt.
Es betrifft nicht alle Freunde. "Freund" ist sowieso ein starkes Wort, welches ich ungerne verwende. Ich habe aus Schul-, Studien-, und Jobzeiten ca. 10 "Freunde" / Kollegen, mit denen ich regelmäßigen Kontakt habe. Bei zwei erwäge ich einen "Cut".
Alle soziale Kontakte zu kappen kann natürlich nicht die Lösung sein. Dahingehend gebe ich dir Recht.
Döner-Ente
2025-08-29, 11:41:39
Deshalb frage ich mich, ob ich da überhaupt noch reinpasse oder ob ich da überhaupt reinpassen soll.
Du hast dir ja die Antwort eigentlich schon selber gegeben.
1. Kontakt zu den Menschen aus dem "Jetzt", die dich nur so kennen, wie du jetzt bist, halten.
2. Kontakt zu den Menschen von früher, die dich anständig behandeln und bei denen du dich wohl fühlst, halten.
3. Kontakt zu den Menschen von früher, die dich arschig behandeln, abbrechen oder ausklingen lassen. Platt gesagt: Sich selber bei denen nicht mehr melden. Und dabei spielt es keine Rolle, ob die absichtlich und bewusst sich so verhalten oder nicht. Selbst wenn das nur unterbewusst und "aus Gewohnheit" so ist - die noch ändern zu wollen, lohnt die Energie nicht.
Allenfalls könnte man vielleicht, wenn man die Kontakte da ausklingen lässt und sich selber nicht mehr meldet und einer von den ruft doch von sich aus an oder schreibt, so nach dem Motto "Ey, was los, gehts dir gut, du hast dich so lange nicht gemeldet", dem dann sagen, warum man den Kontakt abbrach - immerhin hat der sich ja doch an einen erinnert und mal nachgefragt.
Rooter
2025-08-29, 20:03:30
3. Kontakt zu den Menschen von früher, die dich arschig behandeln, abbrechen oder ausklingen lassen. Platt gesagt: Sich selber bei denen nicht mehr melden. Und dabei spielt es keine Rolle, ob die absichtlich und bewusst sich so verhalten oder nicht. Selbst wenn das nur unterbewusst und "aus Gewohnheit" so ist - die noch ändern zu wollen, lohnt die Energie nicht.Genau!
Ergänzung dazu: Wenn die sich bei dir melden, auch nicht antworten.
MfG
Rooter
dreas
2025-08-29, 21:51:00
Alles wichtige wurde schon gesagt. Rooter hat völlig recht. Abfahrt geben. Generell hab ich auch das Gefühl, derlei Oberflächlichkeiten haben seit Corona noch zugenommen. Arschlöcher lassen sich noch mehr gehen und vernünftiges Sozialverhalten wird noch seltener. Wichtig zu wissen ist nur, es liegt nicht an dir.
Blase
2025-08-30, 01:10:46
Deshalb frage ich mich, ob ich da überhaupt noch reinpasse oder ob ich da überhaupt reinpassen soll.
Du sagst, was einem nicht gut tut, soll man dauerhaft hinter sich lassen. Das klingt logisch, und vielleicht ist genau das jetzt der Punkt. Ich möchte einfach nicht länger irgendwo bleiben, wo ich nicht als der Mensch wahrgenommen werde, der ich heute bin.
Rein passen... Ich würde es aus deiner Sicht eher umgekehrt formulieren. Nicht du passt nicht mehr in deren Leben. Nein, sie passen nicht mehr in deines. Weil sie einfach nicht fähig oder Willens sind zu sehen, was für ein Mann du geworden bist. Und wirklich "gepasst" hat es letztlich doch nie, aber aufgrund der Struktur (Schule, Studium) war man letztlich irgendwie verbandelt. Heute ist aber nicht einmal mehr das der Fall. Gewohnheit ist fast immer ein schlechter Ratgeber im Sinne von "haben wir immer so gemacht". Ja, mag sein, dass diese Leute irgendwie schon immer da waren. Aber das wäre eine ungenügende Begründung diesen Status aufrecht zu erhalten.
Die von dir genannten Gründe reichen locker. So behandelt man niemanden, dem man auf Augenhöhe begegnet. Also ja, lass hinter dir, was dir nicht gut tut.
Vielleicht noch ein Gedankengang... du könntest einfach die Verbindung abbrechen und nach vorne schauen. Aber vielleicht (nur vielleicht!) wäre es für dein Selbstwert gut, dem einen oder anderen einfach noch mal die Meinung zu geigen. Zu sagen, was dich immer gestört hat. Warum du den Kontakt abbrichst. Wie geschrieben, nur ein Gedanke. Du wirst das besser beurteilen können. Schau nach vorne...
MfG Blase
Vielleicht noch ein Gedankengang... du könntest einfach die Verbindung abbrechen und nach vorne schauen. Aber vielleicht (nur vielleicht!) wäre es für dein Selbstwert gut, dem einen oder anderen einfach noch mal die Meinung zu geigen. Zu sagen, was dich immer gestört hat. Warum du den Kontakt abbrichst. Wie geschrieben, nur ein Gedanke. Du wirst das besser beurteilen können. Schau nach vorne...
Den Gedanken hatte ich auch schon, z.B. per Brief. Sprich, beim nächsten Treffen ihnen den Brief in die Hand drücken. Oder besser verbal?
Daredevil
2025-08-30, 08:51:09
Wenn das respektlose ( !!! ) Arschlöscher sind, gibt es kein Szenario, wo du dich am Ende besser fühlen wirst nach einem Brief, oder einer Ansage. What the fuck, mit welchem Zweck überhaupt?
Entweder schaust du nach vorne und lässt das alte hinter dich oder du arbeitest an der Situation und verschaffst dir Respekt vor dir selbst, beides gleichzeitig wird dir nicht helfen. Selbstvertrauen kommt dadurch, dass du dir selbst vertraust und keine externen Faktoren benötigst um dir deiner bewusst zu sein. Ein "Oh, das tut mir leid" wird weder kommen, noch baut es dein Selbstbewusstsein auf, weil es deiner Schilderung nach eben respektlose ( !!! ) Arschlöscher sind. Und einmal alles angestaute "verbal ablassen" ist unfair und zeugt ebenso nicht von einem strategisch klugem Verhalten.
Die einzig richtige Entscheidung zu diesem Zitat:
Den Gedanken hatte ich auch schon, z.B. per Brief. Sprich, beim nächsten Treffen ihnen den Brief in die Hand drücken. Oder besser verbal?
wäre, dich verfickt nochmal nicht mit Leuten zu treffen, die dir gegenüber respektlos sind.
Schau nach vorne.
Blase
2025-08-30, 10:32:29
Ich stimme dahingehend zu, als dass das Ergebnis - also die Reaktion der anderen auf die Konfrontation - natürlich völlig offen ist. Bis hin zu einem total negativen Ausgang, sich z.B. über das Gesagte bzw. Geschriebene lustig machen. Das wäre zwar die letzte Bestätigung, dass es eben nicht nur oberflächliche und gedankenlose Typen sind, sondern regelrechte Arschlöcher, aber ja, kann passieren.
Und sollte so eine Reaktion dann wiederum mit dem TE etwas Negatives machen, dann ist in der Tat diese Konfrontation zu vermeiden.
Aber mein Gedankengang zielte alleine auf den TE ab und darauf, DASS er etwas sagt. Nicht darauf, wie die Reaktion darauf ausfällt.
Zu sagen "Du hast mich all die Jahre nicht gut behandelt" ist ein Statement! Eines, was das eigene Selbstvertrauen pushen kann. Man steht für sich ein, auch gegenüber anderen und zieht Grenzen und kommuniziert sie.
Es geht mehr um das Statement als um die Reaktion.
Aber das kann der TE besser beurteilen, wie die Situation für ihn ist. Ob er eine Reaktion "braucht" und wie er im Falle einer negativen Reaktion damit umgehen würde.
Oder ob er es einfach lässt und den Kontakt abbricht. Auch ein völlig nachvollziehbarer Umgang und Abschluss damit...
MfG Blase
Es las sich jetzt nicht so als hätte der TE sonst keine sozialen Kontakte. Es las sich eher wie American Pie - Das Klassentreffen, finde ich. Aber auch dann: was toxisch ist muss weg.
Soziale Kontakte kann man auch anschließend aufbauen und wenn man feststellt, dass das gar nicht die toxische Relation war, dann kann man da auch wieder einsteigen. So mein Eindruck. Klingt alles eher locker.
Den Film muss ich mir bei Gelegenheit mal reinziehen.
[x] loslassen
Hast du denn heute echte Freunde?
MfG
Rooter
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