Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mit sehenden Auges in die Arbeitslosigkeit?
DerGast
2025-09-14, 16:01:40
Meine Position wird redundant, oder ich werde zum Kunden befördert.
Es ist meine Traumposition als Maschinenbauing., ich habe in den letzten Jahren sehr viel positives Feedback erhalten, u.A. auch Unternehmsauszeichnungen, doch nun sieht die Budgetplanung fuer das Projekt naechstes Jahr nur noch einen statt bisher 2 Mitarbeiter meiner Abteilung vor. Meine Abteilung das sind mein Chef und ich. Ersterer arbeitet seit knapp 1,5 Jahren fast ausschliesslich auf einem anderen Projekt, das schon seit Jahren offiziell 0 unserer Funktion im Budget geplant hat.
Wer soll gehen? Ich. Warum? Weil ich zu teuer bin (Deutschland vs anderes Land). Weil ich jung bin (Mitte 30 statt ueber 60). Weil am anderen Standort eine starke Gewerkschaft dagegen haelt.
Was hat man mir angeboten? Eine andere Position mit deutlich weniger Verantworutng und Spielraum. Immerhin gleiches Gehalt, aber die Aussicht, dass dieses auch noch ein paar Jahre so bleibt. Zusaetzlich noch aetzende Kollegen und spaete Arbeitstage, durch Kooperation mit den Kollegen in den USA. "Ist an meine Standort eine Befoederung moeglich?" Nein. Je laenger ich also hier warte, desto mehr fehlt mir die Zeit, bei einem anderen Arbeitgeber den Schritt zu machen. Denn der wird dort eh schwer: Das was ich mache, machen vielleicht 50 Personen in Deutschland. Meine naechste Position wird also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine andere.
Noch dazu: Ich arbeite nicht gerne fuer meine Firma. Die Gaengelungen in den letzten Monaten sind zunehmend nervig. Nehme ich die Position an, bin ich weiterhin an einem teuren Standort gegenueber meinen anderen Kollegen. Wer sagt, dass die naechste Runde nicht dann wieder mich trifft.
Die Bezahlung ist gut, aber nicht ueberragend und fuer die Verantwortung, die sich seit einer internen Umstrukturierung auf meinen Schultern ist, (den 1,5 Jahren, die mein Chef eigentlich was anderes macht) zu gering. Nach Gewerkschaft koennte ich auch 5-10k mehr verdienen, aber eben Traumjob, geile Kollegen, schluckt man.
Drei finale Aspekte:
1. Wir haben hybrides Arbeiten, ich bin aber in den letzten 3 Jahren nicht naeher zum Arbeitgeber gezogen, weil er beruehmt beruechtigt ist, Arbeitnehmer zu entlassen. Wir haben viel Rotation auf nicht-freiwilliger Basis. Die lange Pendelei geht mir zusaetzlich auf den Sack.
2. Das erste Kind konnt. Frau verdient aehnlich gut und arbeitet fully remote, aber faellt natuerlich erstmal aus. Der Nachwuchs wird in 1-2 Jahren den Umzug in eine groessere Wohnung erforderlich machen.
3. Wir wohnen hier in BW seit knapp 4 Jahren, meine Frau hat keine Eltern mehr, meine wohnen >6 Autostunden weg.
Mein Gedanke ist gerade: Kuendigung abwarten, und im ALG1 naeher an meinen Eltern eine Beschaeftigung suchen. Umziehen muessen wir eh.
Aber flau ist mir im Magen schon.
Iscaran
2025-09-14, 17:11:35
Paradox:
"Es ist meine Traumposition"
und
"Noch dazu: Ich arbeite nicht gerne fuer meine Firma. Die Gaengelungen in den letzten Monaten sind zunehmend nervig."
?!?
JA wie nun, ist das nun ein Traumjob oder doch eher die Hölle auf Erden?
Mein Gedanke ist gerade: Kuendigung abwarten, und im ALG1 naeher an meinen Eltern eine Beschaeftigung suchen. Umziehen muessen wir eh.
Aber flau ist mir im Magen schon.
Fang JETZT an Stellen zu suchen - wenn fast absehbar ist, dass DU gekündigt wirst aufgrund der Budgetänderungen. Fange JETZT an und nutze das Gehalt das du NOCH hast aus um ggf noch wichtige Anschaffungen zu machen.
(nur nicht unbedingt sparen, da man nur eine bedingte "Freigrenze" hat beim ALG.
Evtl. ergibt sich zufällig ein besserer Job, wenn du erstmal die Augen öffnest und suchst. Noch vor Ablauf der Fristen.
Auf jeden Fall, lass dich "kündigen" solange du noch keinen Ausweich Job hast.
DerGast
2025-09-14, 17:35:33
Ja, die Position macht extrem viel Spass, die Firma, allerdings nicht - Restriktionen, neue Vorschriften. Daher auch meine Ablehnung eine andere Position in der Firma zu bekleiden.
ALG1 hat meines Wissens keine Vermoegensgrenzen, von daher sollte das kein Problem sein.
Den Satz mit "Auf jeden Fall, lass dich "kündigen" solange du noch keinen Ausweich Job hast." --> Wieso die Betonung auf noch?
Vielen Dank schonmal!
nur nicht unbedingt sparen, da man nur eine bedingte "Freigrenze" hat beim ALG.
Besser direkt informieren:
https://www.arbeitsagentur.de/arbeitslos-arbeit-finden/arbeitslosengeld/finanzielle-hilfen/einkommen-vermoegen-arbeitslosengeld
Keine Anrechnung von Vermögen
Um Ihre Ersparnisse müssen Sie sich keine Sorgen machen, wenn Sie Arbeitslosengeld beantragen: Ihr Vermögen wird nicht angerechnet, auch nicht das Ihrer Partnerin oder Ihres Partners. Zum Vermögen gehören zum Beispiel Geldanlagen und Immobilien.
Haarmann
2025-09-14, 18:22:16
Iscaran
Man kann die Firma hassen, die Mitarbeiter auch, aber das, was man tut eben mögen ...
Aber völlig richtig - kündigen lassen in der Situation. BW ist wirklich nicht günstig.
Was hat man mir angeboten? Eine andere Position mit deutlich weniger Verantworutng und Spielraum. Immerhin gleiches Gehalt, aber die Aussicht, dass dieses auch noch ein paar Jahre so bleibt.
Noch dazu: Ich arbeite nicht gerne fuer meine Firma. Die Gaengelungen in den letzten Monaten sind zunehmend nervig. Nehme ich die Position an, bin ich weiterhin an einem teuren Standort gegenueber meinen anderen Kollegen. Wer sagt, dass die naechste Runde nicht dann wieder mich trifft.
Erstmal die andere Position annehmen und dann weiterschauen.
Aktuell ist die Wirtschaftslage im Bereich Maschinenbau katastrophal. Wenn dir ein sicherer Job angeboten wird, auch wenn es nicht der Traumjob ist, dann nimm ihn an.
Mein Gedanke ist gerade: Kuendigung abwarten, und im ALG1 naeher an meinen Eltern eine Beschaeftigung suchen. Umziehen muessen wir eh.
Aber flau ist mir im Magen schon.
Und dann? In der Industrie und insbesondere im Maschinenbau ist Megarezession. Hunderttausende Ingenieure werden aktuell in die Arbeitslosigkeit entlassen, zudem kommen gerade die großen Abschlussjahrgänge von frisch studierten Maschinenbauern auf den Markt geschwemmt. Aktuell in dem Bereich einen Job zu finden ist sehr schwierig, vor allem aus der Arbeitslosigkeit heraus.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/247927/umfrage/absolventen-in-der-faechergruppe-ingenieurwissenschaften-an-deutschen-hochschulen/
Die Einschreibzahlen von Maschinenbauern an den Hochschulen sinken zwar, aber es wird einige Jahre brauchen, bis dieser Effekt voll durchschlägt.
Besser direkt informieren:
https://www.arbeitsagentur.de/arbeitslos-arbeit-finden/arbeitslosengeld/finanzielle-hilfen/einkommen-vermoegen-arbeitslosengeld
Ja, im Arbeitslosengeld, aber ins ALGII / Bürgergeld rutscht man schneller, als man glaubt, vor allem in der Rezession und Deindustrialisierung. Muss er selbst wissen, ob er Altenpflegehelfer, Busfahrer oder Paketbote werden möchte.
DerGast
2025-09-15, 08:55:14
Erstmal die andere Position annehmen und dann weiterschauen.
Aktuell ist die Wirtschaftslage im Bereich Maschinenbau katastrophal. Wenn dir ein sicherer Job angeboten wird, auch wenn es nicht der Traumjob ist, dann nimm ihn an.
Die Position anzunehmen, bedeutet aber auch vorerst hier an den Standort gebunden zu sein.
Von hier aus sich im Norden zu bewerben ist nicht unmöglich, aber schwerer.
Der Markt ist tatsächlich gerade katastrophal, da hast du Recht. Deswegen bin ich ja auch so hin und her gerissen.
Das Sicherheitsnetz ist gerade meine Frau, die so gut verdient, dass wir alleine von ihrem Gehalt durchkommen können. Ich bin nur froh, keinen Kredit an der Backe zu haben, der mich in einen Job zwingen würde.
Das Sicherheitsnetz ist gerade meine Frau, die so gut verdient, dass wir alleine von ihrem Gehalt durchkommen können.
Und wie lange bleibt sie wohl loyal, wenn Du dich aus der Arbeitslosigkeit bewirbst, aber keinen adäquaten Job findest?
downforze
2025-10-08, 08:32:37
Den angeblichen Fachkräftemangel habe ich persönlich schon vor 10 Jahren nicht gemerkt. Trotz Master of Science und lächerlicher Gehaltsvorstellungen hierfür (4k Brutto) war es schwierig was zu finden.
Aus diesen Gründen würde ich mein Schicksal zu diesen miesen Zeiten so lange ertragen, bis parallel eine Zusage kommt. In die Arbeitslosigkeit rutschen würde ich freiwillig nicht. Es ruiniert den Familienfrieden ganz gewaltig, wenn nur einer arbeiten geht und das vermeidbar gewesen wäre.
Grendizer
2025-10-08, 08:41:24
Wieso dann nicht einen Aufhebungsvertrag mit einer Abfindung anbieten lassen. Wenn der richtig formuliert ist, kann man auch eine Sperre beim Arbeitsamt umgehen. Oft sind 0,75 Monatagehälter pro Jahr Betriebszugehörigkeit möglich
Semmel
2025-10-08, 09:29:49
Was hat man mir angeboten? Eine andere Position mit deutlich weniger Verantworutng und Spielraum. Immerhin gleiches Gehalt, aber die Aussicht, dass dieses auch noch ein paar Jahre so bleibt.
Dann sei froh drum, denn alles andere ist gerade nur ein Luxusproblem.
Einen neuen Job würde ich aktuell nicht suchen, weil es die falsche Zeit dafür ist. Bei einem neuen Arbeitgeber wärst du der Erste, der gehen muss, wenn es dort kriselt. Bei deinem jetzigen Arbeitgeber hast du wahrscheinlich einen besseren Platz in der Kündigungsrangfolge.
Wenn dein jetziger Arbeitgeber kriselt, dann kann man vielleicht noch Kurzarbeit mitnehmen, bevor man im ALG1 landet. Bis dahin: Konsum reduzieren und sparen, sparen, sparen! Das kann dir später den Arsch retten.
00-Schneider
2025-10-08, 09:47:50
Einen neuen Job würde ich aktuell nicht suchen, weil es die falsche Zeit dafür ist. Bei einem neuen Arbeitgeber wärst du der Erste, der gehen muss, wenn es dort kriselt. Bei deinem jetzigen Arbeitgeber hast du wahrscheinlich einen besseren Platz in der Kündigungsrangfolge.
Jup. Arbeitnehmermarkt ist definitiv vorbei. Waren ein paar schöne Jahre für AN, aber jetzt sollte man bzgl. Jobwechsel definitiv die Füße still halten, egal wie scheiße die aktuelle Position ist.
Heelix01
2025-10-08, 09:56:54
Jup. Arbeitnehmermarkt ist definitiv vorbei. Waren ein paar schöne Jahre für AN, aber jetzt sollte man bzgl. Jobwechsel definitiv die Füße still halten, egal wie scheiße die aktuelle Position ist.
Wobei das doch nicht relevant ist wenn man parallel sucht ? Wenn man was findet hat man es ja, wenn nicht halt nicht.
00-Schneider
2025-10-08, 10:01:52
Wobei das doch nicht relevant ist wenn man parallel sucht ? Wenn man was findet hat man es ja, wenn nicht halt nicht.
Ja gut. Aber das Probezeitrisiko hast du trotzdem. Außerdem bist du danach trotzdem der Erste, der fliegt, wenn Leute in deiner neuen Bude entlassen werden müssen.
Sofern der Gehaltssprung in der neue Bude nicht astronomisch ist, würde ich es aktuell eher lassen.
Ich würde es erstmal schlucken und versuchen was neues zu finden.
Allerdings ist der Markt gerade "tot", daher mache dir da nicht zu viel Hoffnung mal eben etwas zu finden bzw. auch noch mehr zu verdienen.
E39Driver
2025-10-08, 10:22:09
Drei finale Aspekte:
1. Wir haben hybrides Arbeiten, ich bin aber in den letzten 3 Jahren nicht naeher zum Arbeitgeber gezogen, weil er beruehmt beruechtigt ist, Arbeitnehmer zu entlassen. Wir haben viel Rotation auf nicht-freiwilliger Basis. Die lange Pendelei geht mir zusaetzlich auf den Sack.
2. Das erste Kind konnt. Frau verdient aehnlich gut und arbeitet fully remote, aber faellt natuerlich erstmal aus. Der Nachwuchs wird in 1-2 Jahren den Umzug in eine groessere Wohnung erforderlich machen.
3. Wir wohnen hier in BW seit knapp 4 Jahren, meine Frau hat keine Eltern mehr, meine wohnen >6 Autostunden weg.
Mein Gedanke ist gerade: Kuendigung abwarten, und im ALG1 naeher an meinen Eltern eine Beschaeftigung suchen. Umziehen muessen wir eh.
Aber flau ist mir im Magen schon.
Meine Gedanken dazu:
Baden-Württemberg ist wohl das Bundesland, welches am härtesten von allen gefi**t ist. Sterbende Maschinenbau- und Automobil-Industrie eigenverschuldet durch fehlgeleitete Politik und Energiepreise. Bei gleichzeitig teuren Lebensunterhaltskosten und mit den teuersten Wohn- und Immobilienkosten deutschlandweit. Gibt genug gekündigte Bosch-Arbeiter die sich unlängst noch auf 35 Jahre verschuldet haben für ihr 1 Mio. teures unsaniertes kleines Altbau-Häuschen mit 1h Pendelzeit und nun vor den Scherben ihrer Entscheidungen stehen. Diese Zwickmühle scheint auf dich zum Glück nicht zuzutreffen, wenn eh noch ein Umzug in den nächsten Jahren ansteht.
Wenn du nicht an BW gebunden bist, könntest du innerdeutsch umziehen. Ruhrgebiet z.B. hat recht günstige Immobilen- und Lebensunterhaltskosten bei nur geringfügig weniger Gehalt. Oder eben für deutlich mehr echtes Netto-Gehalt eine Arbeit in der Schweiz anstreben.
Da das erste Kind bei dir ansteht und das Gehalt deiner Frau entfällt, musst du jetzt aber erstmal auf Sicherheit spielen. Im Hintergrund natürlich einen neuen Job suchen und wenn sich etwas passendes finden sollte (aktuell eben schwierig) dann auch zuschlagen. Aber solange auf keine Fall beim alten AG kündigen. Dann besser für ein paar Jahre noch die stressige aber gut bezahlte Stelle beim jetzigen Arbeitgeber mitnehmen.
Wenn du eine neue Stelle findest musst du ab dem unterschriebenen neuen Arbeitsvertrag schon bei deinem alten AG kündigen. Aber dann darauf achten das es ohne Unterbrechung der Arbeitszeit läuft, da du ansonsten 3 Monate Sperre für das ALG1 hättest. Einfach mal ein paar Monate Sabbatical zwischen beiden Stellen mit Hilfe von ALG1 nehmen ist nicht drin. Außer du forcierst eine Kündigung und einen Aufhebungsvertrag beim alten AG. Aber muss man auch der abgebrühte Typ für sein. Ich persönlich würde es nicht empfehlen und lieber aufrecht und im Guten durch die Tür des alten Arbeitsgebers gehen.
downforze
2025-10-08, 10:30:55
Bei Bosch war ich auch, aber in Thüringen.
Beim Bewerbungsgespräch bei Bosch in Stuttgart wurde mir schon gesagt, dass man das recht üppige Geld hier für die Mieten brauchen wird.
Ich hätte jetzt eher gesagt Frankfurt / Mainz / Wiesbaden / Gießen. Dann kann man auch gut verdienen und drumherum sind die Mieten deutlich angenehmer wie um Stuttgart herum.
Einen neuen Job würde ich aktuell nicht suchen, weil es die falsche Zeit dafür ist.
So schnell werden die guten Zeiten nicht wiederkehren, wenn überhaupt.
Aktuell haben die Arbeitgeber mit der Grundsicherungsreform auch einen Coup gelandet, welcher dafür sorgen wird, dass mehr Druck auf Arbeitnehmer ausgeübt werden kann. Hohe Lohnforderungen sind damit vorerst passé und die guten Zeiten für Arbeitnehmer vorüber.
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