Erfahrungen mit Probiotika/Präbiotika

[Mars81]

Hallo liebes Forum,

folgender Hintergrund: Meine Mutter, mittlerweile über 80 und pflegebedürftig, leidet chronisch unter Obstipation. Mein Vater behandelt das mit Abführmittel, was zur Folge hat, dass meine Mutter anschließend unter Diarrhoe leidet, nur um in Folge wieder unter Verstopfung zu leiden. Ein Problem ist sicherlich die Ernährung mit hochverarbeiteten Lebensmitteln und Bewegungsmangel. Das lässt sich leider auch nur schwer ändern (meine Mutter kann sich nur noch kurze Strecken bewegen und mein Vater kann nicht kochen). Ich dachte daher, ob es Sinn macht es anstatt mit Abführmitteln mit Probiotika/Präbiotika zu versuchen.

Hat hier jemand damit Erfahrung und kann eine Empfehlung abgeben? Der Markt dafür ist offensichtlich riesig und ich habe keinen Plan, was davon vertrauenswürdig ist.

[Shink]

Ein schwieriges Thema. Erwarte dir nicht zu viel. Der Darm kann ziemlich dicht besiedelt sein; selbst wenn das Zeug dort ankommt, ist es in der Unterzahl. Und schließlich weiß man eigentlich gar nicht, wie der besiedelt sein soll. Dass Person X mit mehr Stämmen Y super zurechtkommt, heißt nicht, dass es bei jemanden anderem auch so ist. Und ohne Bewegung wird es ohnehin schwierig.

Soviel zum Disclaimer.
Positive Erfahrungen hab ich (persönlich, bei einem Familienangehörigen) gemacht mit einer 180g-Packung "Arktibiotic Select" Pulver. Jeden Tag 2g in ein Joghurt einrühren.
Vorteile:
- Keine Kapsel, die eventuell zum falschen Zeitpunkt verdaut wird
- Das Zeug vermehrt sich im Joghurt sogar noch bevor man es zu sich nimmt. (Man könnte sogar Joghurt damit machen, hab ich aber noch nicht probiert.)
- 180g reicht für 3 Monate. 3 Monate lang jeden Tag Joghurt zu essen tut vermutlich auch schon mehr als gar nichts...

Ich überlege, bei der nächsten Baustelle mal Greens zu probieren (z.B. Biogena One o.ä.)
Das klingt nach einer noch schamloseren Abzocke aber zumindest denke ich, das könnte bei jemandem, der sich nicht gut ernährt, auch dann irgendwas positives bewirken, wenn die Probiotika alleine keine Chance haben.

(Und nein, kombinieren würd ich das natürlich nicht.)


So viel zu deiner Frage.
Ebenfalls klar sein sollte: Etwas wie eine Stuhltransplantation bringt natürlich mehr.

[Oid]

Meine Darmflora war nach einer Erkrankung auch mal im Eimer, das habe ich mit Probiotika wieder hinbekommen. Allerdings habe ich die Darmflora vorher untersuchen lassen und mir daraufhin ein spezielles Probiotikum empfehlen lassen. Pauschal kann man da wohl leider kaum gute Tipps geben. Man könnte es höchstens einfach mal mit (Natur-)Jogurt probieren, der auch schon probiotisch wirkt.

Was in unseren Breitengraden grundsätzlich bei fast allen Menschen und speziell bei Menschen, die kaum noch raus können, ein Thema ist, ist die Vitamin-D-Versorgung. Jemand Ü80, der sich kaum noch bewegen kann, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen harten Vitamin-D-Mangel haben.

Nun ist Vitamin D kein Wundermittel. Aber genau wie beim Öl für einen Motor, braucht es eben einen gewissen Spiegel an Vitamin D damit der Körper überhaupt eine Chance hat rund zu laufen.

Die Ursachen für Verstopfung sind leider oft schwer zu ermitteln, sodass es oft "nur" darum geht die Symptome zu lindern. Was oft schon helfen kann sind Atemübungen, damit das Zwerchfell die Verdauungsorgane massiert. Speziell im Alter, wenn man sich kaum noch bewegt, atmet man leider nur noch sehr flach.

Das Thema Ernährung würde ich auch nicht einfach so beiseiteschieben. Ein Problem bei hoch-verarbeiteten Lebensmitteln ist eben genau, dass sie praktisch keine Ballaststoffe haben. Eine halbwegs gesunde Ernährung ist kein Hexenwerk. Das sollte dein Vater auch schaffen, selbst wenn er nicht kochen kann.

[Marscel]

Als jemand mit chronischer Darmerkrankung und vielen Ärzten und Experimenten über Jahre: Würd ich eher nicht tun. Das ist einerseits, wie schon angerissen, viel Abzocke und Spekulation bei viel Experimentierei, und einiges davon kann den Betroffenen sogar eher leiden lassen. So würd ich bei mir von Joghurt und Sauerkraut eher die Finger lassen.

Wenn man sich physikalisch hilft, ist das alles weniger kompliziert: Chiasamen und Flohsamenschalenmehl in etwa gleichen Teilen mind. 10min in irgendwas harmlosen rühren und aufquellen lassen und geschmacklich nachhelfen, ich nehm da Hafermilch und etwas Zucker. Das muss eine schöne schleimige, aber trinkbare Masse werden.

Vorsichtig anfangen, um nicht ggf. irgendwelche bestehenden Obstruktionen zu verschlimmern. Ein TL von beidem auf ein gutes halbes Trinkglass, und nochmal ein Glass Wasser hinterher. Morgens als erstes. Wenn es besser wird, kann man das mit zwei Portionen am Tag und/oder zwei TL gucken, ob es wirklich gut wird. Wenn nicht, dann besser abbrechen.

[Liarnd]

Hab in der Gastroenterologie gearbeitet, bringt nichts.
Wie schon gesagt wurde flohsamenschalen zur Stuhlregulation. Man muss sie nicht einwirken lassen sondern einfach in Wasser einrühren und direkt trinken.

Wenn das nicht ausreicht dann movicol beutel verschreiben lassen und je nach Bedarf 0,5 beutel bis 3 am Tag nehmen damit der Stuhl weich bleibt

[Blackpitty]

genau, ich hab auch an movicol gedacht, das bekommt man ja wenn man operiert wurde mit Vollnarkose auch oft im Krankenhaus und vom Hausarzt danach weil dann oft auch der Darm im eimer sein kann bzw. die Verdauung.

Würde ich mal das nehmen, das ist auf jedenfall völlig in Ordnung bevor man in dem Alter radikal irgendwas umstellt und nacher einem schlechter ist als vorher.

Problem ist halt, wenn man jetzt nicht gerade fauliges isst wodurch man Bauchbeschwerden bekommt oder was isst wogegen man allergisch ist, dann sind die meisten Probleme entstanden über Jahre und genau so lange dauert es oft bis man von solchen Gewohnheiten wieder weg kommt wenn man überhaupt schafft raus zu finden was sein Problem ist.

Ist halt keine Wunde am Arm, leider

[Mars81]

Danke für die Antworten.

Das Probiotika kein Wundermittel sind ist mir schon klar. Schädlich ist es aber wohl auch nicht. Ich denke, wenn meine Mutter (und mein Vater) einverstanden ist, könnte man es mal versuchen.

Flohsamen hat mein Vater lt. eigener Aussage auch schon probiert. Ich weiß halt nicht, wie er es angewendet und meine Mutter es akzeptiert hat. Man kann daraus auch Brot backen und es ins Müsli einrühren. Vielleicht geht es so besser. Ich probiers erst mal mit dem Brot und hoffe, dass es meinen Eltern schmeckt :)

[Shink]

Stuhlregulation ist natürlich erstmal das Wichtigste aber darüber hinaus macht man halt auch nix konstruktives mit Flohsamen oder Movicol. Mit Probiotika normalerweise auch nicht aber da gäb's zumindest eine Theorie, wie das helfen könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau die paar Stämme in diesen winzigen Mengen das schaffen, ist halt sehr gering.

[Blase]

Hi,

aus Erfahrung aus unmittelbarer Nähe:

Seit Jugendjahren massive Probleme, die die Lebensqualität stellenweise stark beeinflusst haben. Aus Richtung der Ärzte hieß es lediglich immer: "mehr trinken" und die typischen Ernährungstipps. Half alles nix.

Dann, viele Jahre später, wurde Macrogol empfohlen:

https://www.docmorris.de/macrogol1-a-pharma/14264091

Seit dem überhaupt keine Probleme mehr. Zumindest hier auch überhaupt keine erkennbaren Nebenwirkungen. Einnahme inzwischen seit Jahren täglich...

MfG Blase

[Dr. Lars Sahmströhm]

Ich hab gehört man kann bei hoffnungslosen Fällen so etwas wie ein "Stuhltransplantat" versuchen, also eine Probe von einem gesunden Menschen in den Darm einführen lassen, damit sich dessen (gute/bessere) Bakterienstämme vermehren und die eigenen Bakterien verdrängen können. Es klingt widerlich und das ist es mit Sicherheit auch, aber es könnte in manchen Fällen funktionieren.

Ansonsten würde ich es mit Myzelsupplementen versuchen. Eine 80+ jährige Person braucht mindestens Chaga, Agarikon und Cordyzeps kann auch nicht schaden. Turkey Tail und Reishi soll auch besonders gut für die Verdauung sein. Wenn die Person Pillen schlucken kann, die teureren Kapseln, ansonsten das Pulver in ein Heißgetränk rühren. https://de.iherb.com/search?kw=host%20defense