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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Beweis: Six Feet Under sind doch nicht so schlecht


nggalai
2003-07-18, 11:19:34
Hola,

Ja, ich war erstaunt. Sehr sogar. Bisher hab' ich Six Feet Under--Chris Barnes' Projekt nach seinem Rausschmiss bei Cannibal Corpse--höchstens als Belustigung angehört. Musikalisch und von den Texten her steht SFU bei mir zuoberst auf der Bullshitliste des Death Metal, ich habe die Leute auch schon des öfteren bezichtigt, dem gesamten Death Metal mit ihrer Musik einen schlechten Namen zu geben. Untalentiert, uninspiriert, langweilig, hirnlos--das waren SFU für mich.

Naja, ich muss das zumindest in einer Hinsicht korrigieren. Talent haben die Leute definitiv. Ich habe mir nach viel hin und her mal die 2000er CD Graveyard Classics gekauft (resp. ist jetzt bestellt, reingehört habe ich anders ;) ). Und was muss ich sagen? SFU bringen die Coverversionen, u.a. von AC/DC (TNT), Black Sabbath (Sweet Leaf) und Iron Maiden (Wrathchild) mit unglaublichem Druck und erstaunlich hohem technischen Niveau rüber. OK, Smoke on the Water hätten's sich sparen können, aber die CD ROCKT.

Barnes zeigt endlich mal, dass er wirklich Death Metal "Gesang" hinkriegt und nicht einfach nur unmotiviert und möglichst tief ins Mikrophon rülpsen resp. unerträglich hoch reinquietschen kann (auch wenn er das doch noch ein paarmal macht). Auf dieser CD klingt er im Allgemeinen wirklich klasse. Die Produktion ist "tight", und besonders die Instrumentalisten haben mich wirklich überzeugt. Bassisten, die schon mal "Wrathchild" bei voller Geschwindigkeit gespielt haben werden verstehen, was ich meine. ;)

Diese CD ist schon fast ein Juwel, beweist sie doch, dass bei SFU nicht die Musikanten, sondern das beschissene Songwriting das Problem ist. Ausserdem ist's ähnlich wie schon die 2CD-Compilation "Nativity in Black" ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass "Metal" in den 70er und 80er Jahren noch wirklich gut komponierte Musik war. ;D

Reinhören!

93,
-Sascha.rb

Nitemare
2003-07-20, 03:28:42
Da hast du recht.
Nur gecoverte Songs sind gut.
Der Rest ist Müll.
Bis auf The day the death walked. Das geht gerade noch.

Live sind sie aber besser.
Leider dürfen sie da aber nichts gecovertes spielen.

"Germany, today is the day the death walked" SFU bei WFF

Napalm Death haben da übrigens auch gespielt. Der Sänger sieht eigentlich ganz normal aus und man sieht im überhaupt nicht an das er harte Musik macht, aber auf der Bühne dreht der vollkommen durch. So viel gelaufen und gesprungen ist wohl noch nie einer bei einem Konzert.

Trotzdem ist ND die schlechteste Metal Band die ich kenne. Eigentlich keine Musik sondern nur Lärm!!!

carcass
2003-07-20, 11:38:19
Ich find SFU auch nicht so gut bis eben auf die Graveyard Classics aber die CD hats mir richtig angetan. Ich find die Covers besser wie die Orginal Lieder ;)

Sie haben den Sänger (ka wie der heisst) in einem Interview gefragt ob er abends wenn er seinen Sohn ins Bett bringt was vorgrunzt. Das fand ich cewl.

Ein wirklich gutes Stück haben die Bengels noch: "Feasting on the Blood of the Insane" - Vorsicht: das Lied geht einem Wochen nicht mehr aus dem Kopf (mir nicht ;))

Matrix316
2003-07-20, 12:09:16
Original geschrieben von Nitemare

Trotzdem ist ND die schlechteste Metal Band die ich kenne. Eigentlich keine Musik sondern nur Lärm!!!

Nananana...technisch sind sie mittlerweile spitzenklasse. Und "Inside the torn apart" zum Beispiel ist sehr eingängig!

PS.: Live weiß ich nicht wie sie sind, aber auf den letzten Platten waren sie ziemlich gut! Ok, es ist vielleicht nicht jedermanns geschmack, aber Dream Theater muss auch nicht jedem gefallen...

kami
2003-07-20, 12:29:30
Hehe die Frage mit dem Vorgrunzen ist ja geil :D btw. der Mann heisst Chris Barnes afair. :)

Und Feasting on the blood of the insane ist echt geil, die ganze Maximum Violence gefällt mir aber ehrlich ziemlich gut *g*

Lethargica
2003-07-20, 13:34:52
NaNaNa...von SFU kann man ja halten was man will (me mags nicht besonders) aber Napalm Death gehören wohl zum Besten, was das Genre zu bieten hat.
Zudem nind die Bandmitgleider allesammt höchst sympatisch (muss wohl an den Punk Wurzeln leigen :D )

Morbid Angel
2003-07-20, 19:45:22
Maximum Violence und Graveyard Classics gefallen mir eigentlich ganz gut

Nitemare
2003-07-21, 03:37:31
Was findest ihr an Napalm Death gut?
Da ist doch nicht melodisch oder rythmisch. Einfach nur VOLLGAS.
OK, ein Lied zum abreagieren geht ja noch, aber mehr ist dann zu viel.
Für mich bleibt das Lärm da ich nichts was für mich Musik ausmacht erkennen kann.

So denk übrigens nicht nur ich sondern all meine Freunde die auch auf grobe Sachen stehen.

Tja aber irgendwem muss es ja wohl gefallen (warum auch immer) sonst würden sie ja nicht so bekannt sein.

Komisch trotzdem warum der Sänger so völlig normal aussieht. Das hat mich beim Konzert am meisten gewundert.

nggalai
2003-07-21, 09:26:02
Hola Nitemare,

mir gefällt Napalm Death ausgezeichnet. Geht ab, ist aber bedeutend komplizierter, von der Rhythmik und Harmonik her, als eben z.B. SFU und die meisten anderen Grindcore / Death Metal bands. Als Musik ist NP recht anspruchsvoll zum reinkommen, aber als Pogosound eingängig genug, dass man nicht über die Breaks stolpert. ;)

93,
-Sascha.rb

Matrix316
2003-07-21, 12:13:46
Original geschrieben von Nitemare
Was findest ihr an Napalm Death gut?
Da ist doch nicht melodisch oder rythmisch. Einfach nur VOLLGAS.
OK, ein Lied zum abreagieren geht ja noch, aber mehr ist dann zu viel.
Für mich bleibt das Lärm da ich nichts was für mich Musik ausmacht erkennen kann.

So denk übrigens nicht nur ich sondern all meine Freunde die auch auf grobe Sachen stehen.

Tja aber irgendwem muss es ja wohl gefallen (warum auch immer) sonst würden sie ja nicht so bekannt sein.

Komisch trotzdem warum der Sänger so völlig normal aussieht. Das hat mich beim Konzert am meisten gewundert.

Ok, jetzt hör dir mal eine Studio CD an und zwar am besten "Inside the torn apart" oder "Words from the Exit Wound" und dann sag nochmal, dass es nicht melodisch oder rythmisch ist - außerdem ist das SFU oder Cannibal Corpse auch nicht unbedingt immer. Wobei die neueren Sachen von ND wieder in Richtung Grindcore gehen, so dass ich dir sogar bedingt zustimmen kann. Aber Mitte der 90er waren sie etwas "ruhiger" im Stil.

Morbid Angel
2003-07-21, 15:26:05
LoL ich höre viel Black Metal da es melodischer ist
So richtig mag ich kein Grindcore
Aber mache Lieder sind gut (Necessary Evil, The Icing On The Hate.....)

The Dude
2003-07-21, 15:55:17
Original geschrieben von nggalai
Diese CD ist schon fast ein Juwel, beweist sie doch, dass bei SFU nicht die Musikanten, sondern das beschissene Songwriting das Problem ist. Ausserdem ist's ähnlich wie schon die 2CD-Compilation "Nativity in Black" ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass "Metal" in den 70er und 80er Jahren noch wirklich gut komponierte Musik war. ;D


Sorry, aber eine CD schon fast als Juwel zu bezeichnen, auf der die Musiker ihr Talent und ihre Technik unter Beweis stellen, indem sie alte und bekannte Songs einspielen können ist ein Witz.

Es gibt haufenweise CD´s die handwerklich gut gemacht sind, auf denen sich aber keine guten songs befinden.

Außerdem kann man bei Deathmetal doch sowieso nicht von Songwriting reden.
Das Zeugs hat doch alles keinen einzigen Hook, keinerlei Dynamik, keinerlei Seele und soll einem doch nur klarmachen wie schlecht und beschissen die Welt ist.
Ist natürlich Geschmackssache, schon klar. Aber dennoch, ss ist doch logisch, daß ein Song wie Wrathchild alle eigen komponierten Death-Metal-Songs dieser Band mit Leichtigkeit aussticht.

Übrigends gibt es auch noch heute gute Metalscheiben mit guten Songs drauf, da muß man sich nicht ne CD von ner Band kaufen die alte und bekannte Songs nachspielt, nur weil sie selber gemerkt haben, was fürn beknacktes Zeug sie sonst spielen.

Greez...

nggalai
2003-07-21, 17:00:06
Hi Dude,

ich fürchte, Du hast mein Posting und insbesondere das von dir Gequotete etwas missverstanden. Schaun wir uns die fraglichen Sätze doch nochmals an:
Diese CD ist schon fast ein Juwel, beweist sie doch, dass bei SFU nicht die Musikanten, sondern das beschissene Songwriting das Problem ist. Ausserdem ist's ähnlich wie schon die 2CD-Compilation "Nativity in Black" ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass "Metal" in den 70er und 80er Jahren noch wirklich gut komponierte Musik war. ;D
Da sind zwei Sätze drin, gekoppelt mit dem "ausserdem". Etwas besser verständlich hier, was ich meinte:

"Diese CD ist schon fast ein Juwel, weil sie beweisst, dass bei Six Feet Under eigentlich gute Musikanten schlechte Songs spielen müssen."

Also: die CD ist NICHT fast ein Juwel, weil sie "ihr Talent und ihre Technik unter Beweis stellen, indem sie alte und bekannte Songs einspielen." Diese CD ist schon fast ein Juwel, weil die CD die langjährige Annahme vieler SFU-Gegner wie mir belegt, dass die Instrumentalisten eigentlich solide bis gut sind, aber die eigene Musik Mist ist.

Der zweite Satz ist mit "ausserdem" gekoppelt und hängt nicht kausal am ersten Satz. Hier etwas anders formuliert, mit dem gleichen Sinn:

"Wie schon ähnlich die Combilation 'Nativity in Black' ist die CD auch ein beeindruckendes Beispiel für die Qualität des Songwritings des Heavy Metals der 70er und 80er Jahre."

Weshalb? Weil vorwiegend Songs aus der Zeit gecovert werden, und die Songs dennoch nicht angestaubt oder "langweilig" klingen. Nativity in Black ist in der Hinsicht noch "augen-öffnender" als Graveyard Classics. Bei manchen Songs meint man echt, dass die "neu" sind--dabei sind's Black Sabbath-Songs aus den frühen 70er Jahren im modernen Soundgewand.

Es gibt haufenweise CD´s die handwerklich gut gemacht sind, auf denen sich aber keine guten songs befinden.Oh, absolut. Aber davon spricht hier ja niemand.

Außerdem kann man bei Deathmetal doch sowieso nicht von Songwriting reden.
Das Zeugs hat doch alles keinen einzigen Hook, keinerlei Dynamik, keinerlei Seele und soll einem doch nur klarmachen wie schlecht und beschissen die Welt ist.Ich glaube, Du verwechselst Black Metal mit Death Metal. ;D Nein, hast indirekt schon recht: Anders als eben noch in den 70er und 80er Jahren wird heutzutage WIRKLICH jeder Scheiss auf CD veröffentlicht (damals gab's natürlich auch Kack-Musik, aber nicht jeder konnte mal kurz ein Heimstudio basteln und dann über ein Independant-Label oder übers Web vertreiben). Viele Leute meinen, dass z.B. Six Feet Under "Death Metal in Reinkultur" sei, was naheliegend (wenn auch falsch) ist--da die Musik so primitiv und einfach ist, spielen's auch mehr Bands, und entsprechend findet man im Metal-Regal viel zuviele solche Hirnlos-CDs. Solche Musik hat mit "richtigem" Death Metal in etwa gleichviel gemeinsam wie Brittney Spears mit Meat Loaf. Aber ja, sehr eingängig ist "richtiger" Death Metal wirklich nicht, aber das soll er ja auch nicht sein--bewusst.

"Richtiger" Death Metal gilt nicht ohne Grund als eine der kompliziertesten und schwierigsten Formen der Gegenwartsmusik. Es ist kein Zufall, dass sich an guten Death Metal Konzerten gerne Jazz-Musiker und Experimental-Komponisten rumtreiben, oder dass Leute wie John Zorn, die eigentlich im Free-Jazz und Klassik-Bereich zu hause sind, auch mal ein Death Metal Album aufnehmen . . .

93,
-Sascha.rb

AHF
2003-07-21, 17:06:49
freunden von jazz-ähnlichem death metal kann ich nur atheist, nile, cynic oder pestilence empfehlen.

nggalai
2003-07-21, 21:59:21
Hola,

ja, Pestilence ist ein sehr gutes Beispiel von interessantem Death Metal. Auch hört man da die Jazz-Einflüsse recht gut raus, ähnlich wie bei Gorguts. Andere "gute" Bands in Sachen Komplexität und Musikalität wären Suffocation und natürlich Death selbst, die späteren Alben. Die frühen sind noch recht "Thrashig".

93,
-Sascha.rb

The Dude
2003-07-22, 01:52:09
Original geschrieben von nggalai
"Richtiger" Death Metal gilt nicht ohne Grund als eine der kompliziertesten und schwierigsten Formen der Gegenwartsmusik. Es ist kein Zufall, dass sich an guten Death Metal Konzerten gerne Jazz-Musiker und Experimental-Komponisten rumtreiben, oder dass Leute wie John Zorn, die eigentlich im Free-Jazz und Klassik-Bereich zu hause sind, auch mal ein Death Metal Album aufnehmen . . .


Hi Sascha,
ok, verstehe, die Sache mit dem Juwel bezieht sich eben auf besagte Band und nicht "Global".

Ok, aber:
Dem letzten Absatz (siehe oben) kann ich nicht zustimmen. Wen hast Du hier zitiert? Einen Deathmetalmuker?

Death Metal als eine der kompliziertesten und schwierigsten Formen der heutigen Musik zu bezeichnen ist ja schon ein sehr waghalsiges Statement.
Ok, klar, das "kompliziert" und "schwierig" im Deathmetalbereich soll sich vielleicht darauf beziehen, dass es sicherlich nicht leicht ist "Songs" zu produzieren, die am Rande des "Lärms" stehen. Und letztendlich will ich den Death-Metaller ja auch nicht aberkennen, daß Sie sich nicht wirklich Gedanken über ihr Riffing und die Schemas ihrer Songs machen.

Aber wenn sich das "kompliziert" und "schwierig" auf das Machen und Entwickeln dieser Musik beziehen, kann ich nur noch lachen.
Gleiches gilt für die vielen Formen der Jazz-Musik wie Freejazz und Bebop (Klar gibt es hier auch Ausnahmen, Stichwort Bigband-Jazz). Technisch gesehen wirklich nicht einfach, doch im Grunde betrachtet ist das wirklich nur eins: Um die Ecke harmonisiertes Gedudel und nicht mehr. Als Musik kann ich das nicht bezeichnen.

Ok, ist letztendlich alles Geschmackssache. Und so will ich mal den Prozess "wir schreiben einen Song" ansich bewerten.

Wirklich schwierig ist es, einen einfachen Song zu komponieren, der sich durch eine gute und von einem Laien nachvollziehbare Melodie auszeichnet und trotzdem irgendwie "neu" und "noch nie in der Art dagewesen" klingt. Und noch "komplizierter" wird es, wenn die Band, welche diesen Ohrwurm komponiert hat, dabei dem ganzen noch einen eigenen Stil aufdrückt oder vielleicht sogar noch experimentell klingt.

Und eine Band die Songs geschrieben und produziert hat wie oben beschrieben hat sicherlich wesentlich mehr Zeit in das "Machen" Ihre Songs investiert als alle Death-Metal Bands zusammen.

Ein paar Riffs, Doubelbass-Geprügel und Gegrunze zu machen ist sicherlich nicht ganz ohne, aber das als "schwierig" und "kompliziert" zu bezeichnen ist meiner Meinung nach ein Witz.

Greez...

nggalai
2003-07-22, 08:57:47
Hi Dude,

Ja, ist eigentlich immer alles Geschmackssache. Ich gehe daher nur auf einen Punkt resp. Frage deines Postings ein:Original geschrieben von The Dude
Ok, aber:
Dem letzten Absatz (siehe oben) kann ich nicht zustimmen. Wen hast Du hier zitiert? Einen Deathmetalmuker? Nö. Ist kein direktes Zitat, sondern eine Zusammenfassung dessen, was ich von 2 Musikwissenschafts-Professoren, ein paar Komponisten sowie Interviews mit Musikern wie Evan Parker, John Zorn und Mike Patton rausgehört habe. Death Metal ist eben NICHT, Zitat, "Ein paar Riffs, Doubelbass-Geprügel und Gegrunze". Da gebe ich dir vollkommen recht--DAS ist echt nicht schwierig, sondern höchstens spassig. Ich hätte eventuell besser geschrieben "in der populären Gegenwartsmusik", auch wenn das Wort "populär" hier doch recht gestreckt würde. ;)

Ich kann dir nur nahelegen, mal ein paar der im Thread genannten Bands aufmerksam durchzuhören, eventuell mehr als einmal. Ich hab' früher auch immer gedacht, "buäh, Death Metal = Cannibal Corpse und Deicide = idiotische Texte und langweiliger Lärm" bis ich dann im Rahmen eines Experimentalmusik-Workshops mit ein paar Leuten darüber reden konnte. Die haben mir dann auch mal einen geschichtlichen Abriss und eine Hörliste mitgegeben. Und ich brauchte doch ein paar Durchläufe um zu verstehen, was da bei der Musik abgeht. Ziel ist es am Schluss natürlich immer, dass man "rockt". Aber WIE das Ziel erreicht wird ist z.T. äusserst krass, und interessant zum zuhören.

Wobei, der letzte Punkt ist eben, wie schon gesagt, Geschmackssache. Guter Death Metal ist keine einfache Musik, und für Laien echt nicht sehr gut zugänglich, ähnlich wie bei der Neuen Musik oder Free-Jazz--entweder man hat einen Zugang, oder man kann's nicht ab. Das soll auch nicht heissen, dass Leute, die die Musik nicht mögen, die "nicht kapiert" hätten weil sie zu "doof" sind, ganz und gar nicht. Ich kann z.B. Mozart nicht ab, finde die Musik mit Abstand was vom übelsten, was je auf Papier gebracht wurde. Würde ich Mozart als schlechten Komponisten bezeichnen? Nö. Normaler Jazz wird auch heute noch von vielen Leuten als "Krach" eingestuft, und Free-Jazz und Experimentalmusik wird von SEHR vielen Leuten nicht mal als "Musik" bezeichnet. Sind das alles Idioten? Nein. Die haben einfach keinen Zugang zur Musik. Solange man nicht generalisiert gehen solche Geschmacks-Statements ja auch in Ordnung.

Beim Death Metal kommt noch die bereits erwähnte Menge an wirklichem Schrott da draussen erschwerend dazu. Wer sich mal in Death Metal reinhören möchte und ausgerechnet SFU erwischt, weil die ja so populär sind, wird sich mit recht fragen ob SFU nicht besser "Shut the Fuck Up" heissen sollte . . .

93,
-Sascha.rb

Nitemare
2003-07-22, 15:33:23
Original geschrieben von nggalai
Hola Nitemare,

mir gefällt Napalm Death ausgezeichnet. Geht ab, ist aber bedeutend komplizierter, von der Rhythmik und Harmonik her, als eben z.B. SFU und die meisten anderen Grindcore / Death Metal bands. Als Musik ist NP recht anspruchsvoll zum reinkommen, aber als Pogosound eingängig genug, dass man nicht über die Breaks stolpert. ;)

93,
-Sascha.rb

Anspruchsvoll?
Also ich kenne sie nur Live und in der Arbeit (CD-Werk) hab ich auch das ein oder andere "Lied" gehört.
Mein Fazit:
Einfach viel zu schnell und viel zu hart.
Bei einem guten Lied muss mir der Refrain oder die Melodie im Ohr bleiben.
Bei ND gibt es aber meiner Meinung nach nichts von beidem.

OK, Live geht das noch aber zu Hause könnte ich mir das nicht anhören.

nggalai
2003-07-22, 15:42:54
Hi Nitemare,

Hör dir mal "Enemy of the Music Business" an, idealerweise den Song "Can't Play, won't play." Ja, ist hart (soll es ja auch sein ;) ), ist aber auch äusserst eingängig, hat Melodie und gute Hooklines. Die ganze CD ist ziemlich klasse--sehr gute Produktion (für eine so harte Platte--Napalm Death sind ja ned "Death Metal", wenn man sich wirklich an die Genres halten möchte), und als Konzeptalbum ein richtig schöner Tritt in den Hintern der Musikindustrie.

Aber eben, wie schon ein paarmal hier im Thread gesagt--ist halt auch Geschmacks- und Ermessenssache. Die Napalm Death-Scheibe ist noch eine der "schöneren" CDs in meiner Sammlung und hat mit Krach nur sehr, sehr wenig zu tun, IMO. ;)

93,
-Sascha.rb

AHF
2003-07-22, 16:33:42
interessantes zum thema zugänglichkeit: es macht doch spass nach jedem hördurchgang noch etwas neues in titeln zu entdecken. solche sachen sind jahrelang interessant. alles, was sofort zündet, weils eine eingängige melodie hat, hört sich recht schnell ab. deswegen hab ich mir auch nicht das letzte children of bodom album gekauft, weil alle songs so vorhersehbar sind. leider besteht die musikindustrie großteils aus solchen einweg-wegwerf songs, die nach spätestens zwei monaten in der versenkung verschwinden (wo sie auch hingehören).

auch außerhalb von death metal und jazz gibt es anspruchsvolle bands.

...und nur der ami death metal ist wirklich jazz-artig.

Matrix316
2003-07-22, 16:57:17
Original geschrieben von Nitemare
Anspruchsvoll?
Also ich kenne sie nur Live und in der Arbeit (CD-Werk) hab ich auch das ein oder andere "Lied" gehört.
Mein Fazit:
Einfach viel zu schnell und viel zu hart.
Bei einem guten Lied muss mir der Refrain oder die Melodie im Ohr bleiben.
Bei ND gibt es aber meiner Meinung nach nichts von beidem.

OK, Live geht das noch aber zu Hause könnte ich mir das nicht anhören.

Tja, sind sie zu hart, bist du zu weich. ;)

Metal KANN eigentlich nicht zu hart und vor allem zu schnell sein.

nggalai
2003-07-22, 17:06:42
Hi Awesome,
Original geschrieben von Awesome
interessantes zum thema zugänglichkeit: es macht doch spass nach jedem hördurchgang noch etwas neues in titeln zu entdecken. solche sachen sind jahrelang interessant. alles, was sofort zündet, weils eine eingängige melodie hat, hört sich recht schnell ab. deswegen hab ich mir auch nicht das letzte children of bodom album gekauft, weil alle songs so vorhersehbar sind. leider besteht die musikindustrie großteils aus solchen einweg-wegwerf songs, die nach spätestens zwei monaten in der versenkung verschwinden (wo sie auch hingehören).

auch außerhalb von death metal und jazz gibt es anspruchsvolle bands.

...und nur der ami death metal ist wirklich jazz-artig. Volle Zustimmung! Das ist der Hauptgrund, dass ich diese Musik zusammen mit einigen Hardcore-Bands wie Dillinger Escape Plan und einfach nur durchgeknallten Gruppen à la Mr.Bungle und Fantômas überhaupt höre: Man erkennt auch als geübter Zuhörer auch nach ein paar Dutzend mal runterspielen immernoch neue Sachen, die man zuvor überhört oder nicht in dem Kontext erkannt hat. Die Musik ist also "spannend", was mir persönlich sehr wichtig ist. Das war ja auch einer meiner Hauptkritikpunkte an der neuen Metallica-Scheibe--zu vorhersehbar.

Und aus Kanada kommen auch ein paar wenige "jazzige" Death Metaller. In der Schweiz soll's auch ein paar geben, aber ich kann mir die Namen nie merken. ;)

93,
-Sascha.rb

Mr. Bandit
2003-07-23, 00:38:19
Ich habe diesen thread mit Interesse gelesen, denn mein vorheriges Bild vom Death-Metal war sehr Canibal Corpse-like. Wenn ich dann noch die Videos gesehen hab, da standen mir die Tränen vor Lachen in den Augen (ich denke da an ein spezielles, wo dem Sänger Blut aus dem Mund läuft).

@ Awesome, nggalai

In Puncto "Zugänglichkeit" auch meine Zustimmung.
Ein weiteres Problem der (Rock) Musik ist noch, dass viele Bands zu sehr nach anderen (älteren) Bands klingen. Als Beispiel führe ich hier mal die aktuelle White Stripes Platte Elephant auf. Eigentlich finde ich die Platte nicht schlecht, aber ich habe bei jedem Song ein Déjà Vu Erlebnis, ich kann zwar nicht sagen was und von wem, aber es ist defenitiv vorhanden. Geht das nur mir so, ich glaube nicht. Noch schlimmer ist das die meißten Bands sich von Platte zu Platte nicht weiterentwickeln und immer gleich klingen.

Ich will damit nicht sagen, dass ich solche Musik nicht höre, sondern, dass die obenstehenden Punkte dazu führen, dass die Songs schnell langweilg werden, wenn man sie zu oft hört (man, dreimal in einem Satz "dass", schrecklich).

AHF
2003-07-23, 17:52:45
grüße bürger,

sagen wirs mal so: bei mir hat zugänglichkeit auch ihre grenzen. zumindest beim zweiten mal komplett anhören sollte etwas hängenbleiben. bei metallica ist das nicht der fall gewesen, da hat mir der sound von anfang an kopfschmerzen bereitet und ich habe gemerkt, dass es nur langweiliges geschrebbel ist. die letzte emperor muss ich auch erst noch so richtig verdauen. :D

natürlich muss musik nicht unbedingt anspruchsvoll sein, um zu gefallen. es gibt da mehrere kriterien:

atmosphäre.
lässt sich schwer beschreiben, aber beim anhören muss man sich (gefühls- und gedankenmäßig) von seiner umgebung lösen können und an einen anderen ort hinversetzt werden. beispiele: metallica – ride the lightning, limbonic art, unanimated, dissection...

aggression, härte, brutalität.
man darf beim anhören nicht ruhig sitzenbleiben können, das zeugs muss einen mitreißen. allerdings meine ich da jetzt nicht irgendwelches true black metal geschrote, sondern durchaus melodische sachen wie strapping young lad, naglfar, dimension zero oder at the gates.