aths
2012-08-04, 12:55:05
Bei manchen Wiesn- oder Sommerhits frage ich mich, ob man in Bierlaune nur solche Lieder gutfinden kann. Das "Fliegerlied" (Und ich flieg-flieg-flieg wie ein Flieger ...) verwundert zunächst textlich. Der Song hat eine Strophe, ab dann gibt es nur noch Refrain. Dieser Refrain hat, wie in einigen anderen Stimmungslieder auch, eine Zweiteilung, der zweite Teil ist "Heid is so a schena Dog".
Es gibt fast keine Reime, der erste Reim der im Refrain auftaucht ist Flieger-Tiger. Nun sagt man eher Flugzeug als Flieger, jedenfalls in dem Kontext des Liedes. Zwar ist es gängig zu sagen "Mein Flieger geht um Neun", aber man sagt eher "Schau mal, ein Flugzeug", als "Flieger". Nun reimt sich das im Lied auf "Tiger", und da ist das nächste Problem. "Stark wie ein Tiger" ist keine gängige Metapher, es müsste "wie ein Löwe" heißen. Der Löwe ist stark, nicht umsonst heißt es Richard Löwenherz und nicht Tigerherz. Der Tiger hat lediglich als Papiertiger, also als nicht ernstzunehmende Drohkulisse, Eingang in den metaphorischen Sprachgebrauch gefunden.
Im Logo des Originalinterpreten "Donikkl" ist zudem ein Löwe zu sehen. Kein Tiger.
Während sich auf "Flugzeug" wenig reimt, bliebe bei Löwe immerhin die Möwe, die fliegt auch. Die Möwe würde sich auch einreihen, da nach dem Tiger, der ein Löwe sein müsste, eine Giraffe kommt.
Nun geht es den Hörern nicht darum, über den Textinhalt zu sinnieren, sondern die Bewegungen auszuführen, wie Arme hochstrecken, Schwimmbewegungen zu machen und so. Der Refrain kulminiert dann damit, dass heute so ein schöner Tag sei. Dies soll das vorher rumspringende Publikum vermutlich in eine selige Stimmung versetzen, zumal sie sich nach "i nimm di bei der Hand weil i di mog" möglicherweise wirklich an die Armgelenke gegriffen haben. Der Text wird dann auch noch mal simpler und ergeht sich ich "la la la". Dies finde ich unbefriedigend. Nicht, dass die textliche Tiefe des bisherigen Liedes eine großartige Pointe erwarten ließe, aber der Ausklang in "la la la" lässt einen so richtig spüren, dass der Text schnell fertig sein musste.
Musikalisch ist das Lied an Einfachheit kaum zu unterbieten. Es gibt genau drei Akkorde, A (Grundtonart dieses Liedes, also die Tonika), E (dessen Dominante) und D (die Subdominante.) Die Wahl von A-Dur verwundert nicht, diese Tonart ist auf einer Gitarre leicht zu greifen.
Während die erste Zeile des Refrains den Grundton etabliert, geht die zweite Zeile auf die Dominante. Wir erwarten damit das Auftreten des Grundtons, doch zunächst wird in der kommenden Zeile (groß wie a Giraffe) die Subdominante gespielt. Über Tonika und Dominante ("so hoch – wohoho") geht es dann weiter, dieselbe Akkordfolge wird für den anschließenden Spring-schwimm-nimm-Teil genutzt.
Defakto gibt es keine eigenständige Melodie, man singt (oder gröhlt) die Akkordbegleitung mit. Donikkl hat die Youtube-Videos kommentiert falls in der Beschreibung kein Hinweis auf die Originalversion zu finden war. Ich kann verstehen dass diese Gruppe etwas verbittert ist, weil jetzt andere mit ihrem Lied auftreten. Allerdings ist die kreative Eigenleistung im "Fliegerlied" kaum auf dessen musikalische Idee zu münzen, es werden nur ausgelutschte Akkordfolgen geboten und Melodie gibt es im herkömmlichen Sinne wie gesagt nicht. Formal fällt der Text sicherlich unter das Urheberrecht, außerdem gibt es eine offizielle Tanzanleitung, so dass die notwendige Schöpfungshöhe vermutlich erreicht ist.
Wenn ein Musikunterhalter die Leute anheizen will, ist mir klar, dass er nach gängigen, griffigen Stücken sucht. Das Fliegerlied ist allerdings aus meiner Sicht nicht nur simpel, sondern schlampig gemacht.
Es gibt fast keine Reime, der erste Reim der im Refrain auftaucht ist Flieger-Tiger. Nun sagt man eher Flugzeug als Flieger, jedenfalls in dem Kontext des Liedes. Zwar ist es gängig zu sagen "Mein Flieger geht um Neun", aber man sagt eher "Schau mal, ein Flugzeug", als "Flieger". Nun reimt sich das im Lied auf "Tiger", und da ist das nächste Problem. "Stark wie ein Tiger" ist keine gängige Metapher, es müsste "wie ein Löwe" heißen. Der Löwe ist stark, nicht umsonst heißt es Richard Löwenherz und nicht Tigerherz. Der Tiger hat lediglich als Papiertiger, also als nicht ernstzunehmende Drohkulisse, Eingang in den metaphorischen Sprachgebrauch gefunden.
Im Logo des Originalinterpreten "Donikkl" ist zudem ein Löwe zu sehen. Kein Tiger.
Während sich auf "Flugzeug" wenig reimt, bliebe bei Löwe immerhin die Möwe, die fliegt auch. Die Möwe würde sich auch einreihen, da nach dem Tiger, der ein Löwe sein müsste, eine Giraffe kommt.
Nun geht es den Hörern nicht darum, über den Textinhalt zu sinnieren, sondern die Bewegungen auszuführen, wie Arme hochstrecken, Schwimmbewegungen zu machen und so. Der Refrain kulminiert dann damit, dass heute so ein schöner Tag sei. Dies soll das vorher rumspringende Publikum vermutlich in eine selige Stimmung versetzen, zumal sie sich nach "i nimm di bei der Hand weil i di mog" möglicherweise wirklich an die Armgelenke gegriffen haben. Der Text wird dann auch noch mal simpler und ergeht sich ich "la la la". Dies finde ich unbefriedigend. Nicht, dass die textliche Tiefe des bisherigen Liedes eine großartige Pointe erwarten ließe, aber der Ausklang in "la la la" lässt einen so richtig spüren, dass der Text schnell fertig sein musste.
Musikalisch ist das Lied an Einfachheit kaum zu unterbieten. Es gibt genau drei Akkorde, A (Grundtonart dieses Liedes, also die Tonika), E (dessen Dominante) und D (die Subdominante.) Die Wahl von A-Dur verwundert nicht, diese Tonart ist auf einer Gitarre leicht zu greifen.
Während die erste Zeile des Refrains den Grundton etabliert, geht die zweite Zeile auf die Dominante. Wir erwarten damit das Auftreten des Grundtons, doch zunächst wird in der kommenden Zeile (groß wie a Giraffe) die Subdominante gespielt. Über Tonika und Dominante ("so hoch – wohoho") geht es dann weiter, dieselbe Akkordfolge wird für den anschließenden Spring-schwimm-nimm-Teil genutzt.
Defakto gibt es keine eigenständige Melodie, man singt (oder gröhlt) die Akkordbegleitung mit. Donikkl hat die Youtube-Videos kommentiert falls in der Beschreibung kein Hinweis auf die Originalversion zu finden war. Ich kann verstehen dass diese Gruppe etwas verbittert ist, weil jetzt andere mit ihrem Lied auftreten. Allerdings ist die kreative Eigenleistung im "Fliegerlied" kaum auf dessen musikalische Idee zu münzen, es werden nur ausgelutschte Akkordfolgen geboten und Melodie gibt es im herkömmlichen Sinne wie gesagt nicht. Formal fällt der Text sicherlich unter das Urheberrecht, außerdem gibt es eine offizielle Tanzanleitung, so dass die notwendige Schöpfungshöhe vermutlich erreicht ist.
Wenn ein Musikunterhalter die Leute anheizen will, ist mir klar, dass er nach gängigen, griffigen Stücken sucht. Das Fliegerlied ist allerdings aus meiner Sicht nicht nur simpel, sondern schlampig gemacht.